Schmidt, Christoph - Briefe aus dem Gefängnis

Schmidt, Christoph - Briefe aus dem Gefängnis

„Ich bin bereit, das weiß Gott, mein Leben für Christum zu lassen! Wahr ist es, ich bin meiner selbst nicht gewiß, und will mich auch nicht rühmen. Das sei ferne von mir! Aber gleichwohl bin ich der Verheißungen Christi gewiß, und zweifle keinesweges an seiner heiligen Wahrheit, welche ich so lange bekannt habe. Auch bezeuge ich vor Gott, daß, wenn ich gleich abfiele - wovor der Herr mich behüten wird - so wird doch seine Wahrheit bleiben, und seine Kirche nicht untergehen! … Ich bitte aber, herzlieber Bruder, befehlet mich treulich dem Gebet und der Fürbitte der Brüder, damit ich fest und beständig bleiben und im Streite bestehen möge! Der Herr Jesus wolle hierzu mir und allen, die die Wahrheit erkannt haben, seine Gnade verleihen! Amen.“

Christoph Schmidt aus dem Kerker an einen Presbyter

„Ich nehme Himmel und Erde zu Zeugen, daß es kein anderes Evangelium gibt, als eben das, welches ich euch durch die Gnade Gottes gelehret habe, daß auch in keinem andern Heil ist, als in Christo, welchen ich euch nach seinem Worte gepredigt habe. Ein jeder, der außer ihm wandelt, der wandelt außer seinem Heile. Wer nicht in ihm bleibt, verliert das ewige Leben! … Laßt uns nun Mut fassen und nicht matt werden, ob es gleich große Mühe und Arbeit kostet! Lasset uns auf Jesum Christum sehen, den Anfänger und Vollender unseres Glaubens! Er ist unser Lohn, unsere Herrlichkeit und Ehre, unsere Hoffnung und Krone; in ihm leben, weben und sind wir. Ja, wir sind eins mit ihm, und wo er ist, da werden ohne Zweifel seine Diener auch sein. Vor wem sollen wir uns denn fürchten? Warum wollten wir kleinmütig werden? Was kann uns an dem Besitz des ewigen Lebens verhindern? Wollen wir mit Esau unsere Erstgeburt um ein Linsengericht verkaufen? Gedenket an mich in eurem Gebet! O, wie lieblich ist das Haus des Herrn, darin ich jetzt nicht wandeln kann.“

An seine Gemeinde

„Margarethe, meine Freundin! Du hast mich unchristlicher Weise zum Tode verraten. Jedoch habe ich nicht unterlassen wollen, dir zu schreiben und dich aus meinen elenden und traurigen Banden zu ermahnen, ob noch vielleicht Raum zur Buße bei dir sein möchte. So viel an mir ist, habe ich dir von der ersten Stunde an von Grund meines Herzens verziehen, wie ich's dir auch noch verzeihe, gleichwie ich begehre, daß mein Gott mir alle meine Sünden vergebe. Damit aber wird deine Sünde vor Gott nicht verringert; wenn du dich nicht zu guter Zeit zum Herrn bekehrest, so wird sein Zorn gewiß nicht verziehen. O du armes, elendes Weib! Wo bist du hingeraten? Ich frage dich, werden die Mönche und Jesuiten dich verteidigen, und am Richterstuhle Gottes für dich antworten können? O du armes Weib, wie hat der Teufel dein Herz besessen! Lerntest du das in der Jesuiten Schule? Sind das die Früchte davon, daß du alle Tage beichtest? Sind das die Früchte von den vielen Vaterunsern, die du täglich liesest und sprichst? Sind das die Früchte von so viel Messen, die du hörst? Meinest Du, wenn du mich und meine Gefährten zum Tode gebracht hast, dann habest du die heilige Wahrheit Gottes ausgetilget? Nein, nein, sondern vielmehr wird sie nur immer tiefer einwurzeln und gewaltiger wachsen durch unsern Tod! Ja, alle Tropfen unseres Bluts werden auch nach unserm Tode Gottes Lob verkündigen! - Wirst du dich bekehren zu seiner heiligen Gemeinde, so wirst du, wie Saul, Gnade finden; doch anders nicht. Deshalb ermahne ich dich, o Margarethe, meine Freundin, und bitte dich mit Weinen und bittern Tränen, durch den Tod unseres Herrn Jesu Christi, verstocke dein Herz nicht in Gottlosigkeit, sondern bessere dich, weil du noch Zeit hast.“

An Margarethe, die ihn und andere verriet


Quelle: Fliedner, Theodor - Buch der Märtyrer

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