Zuletzt angesehen: Schlatter, Adolf - Sprüche

Schlatter, Adolf - Sprüche

Schlatter, Adolf - Sprüche

Kaufe Wahrheit und verkaufe sie nicht.
Sprüche 23,23

Kaufe Wissen! Das wäre nicht dieselbe Mahnung wie die, die dieser Spruch uns gibt. Freilich muss uns Wissen zufließen, damit Wahrheit unser Eigentum werde, und die Mahnung: erwirb Wissen und mühe dich darum, hat guten Sinn. Nun muss uns aber noch etwas Größeres gelingen, nämlich dies, dass uns unser Willen in die Wahrheit führt. Viel Wissen kann uns auch mit viel Unwahrheit belasten, und dies geschieht dann, wenn in uns die Risse entstehen, die das zerspalten, was nur geeint uns ins rechte und fruchtbare Leben helfen kann. Die Wahrheit kommt nicht aus uns heraus, sondern wird uns durch das zugetragen, was uns gezeigt wird. Das haben wir aber nicht nur zu sehen, sondern auch mit unserem eigenen Urteil zu erfassen. Hier kann ein Riss entstehen, der uns tief verwunden kann. Das Sehen und Begreifen ist aber nicht das einzige, was uns mit dem Wissen zuteil wird. Denn es wird uns dazu gegeben, damit wir wollen und handeln, und an dieser Stelle kann wieder ein Riss entstehen, der uns inwendig entzweit. Dann erst ist die Wahrheit bei uns eingekehrt, wenn sich ohne Bruch und Spaltung Glied an Glied in unserem inneren Leben aneinanderreiht. Mit jeder Verkrümmung geraten wir in die Unwahrhaftigkeit hinein. Deshalb wird es für uns ein hohes Ziel, Wahrheit zu empfangen und durch sie wahr zu werden. Ich will mich willig mahnen lassen: Kaufe sie um jeden Preis und verkaufe sie nicht um keinen Preis. Freilich ist sie wie alles Gute Geschenk der freien Güte und sie kommt zu mir wie das Licht und die Luft als mir dargereichte Gabe. Weil sie aber wirklich mir dargeboten wird, muss ich nach ihr greifen und ihr meine Liebe geben, damit sie mein eigen wird. Sie hat aber viele Feinde nicht nur um mich her, sondern auch in mir selbst, und es mag leicht geschehen, dass es mich hart ankommt, den Preis zu zahlen, mit dem ich sie erwerben kann. Ich müsste mit ängstlicher Sorge zweifeln, ob es mir wohl gelinge, diesen teuren Besitz zu gewinnen, gäbe es nicht eine Wahrheit, die über allen Wahrheiten steht und zu ihnen allen führt, die in der Mitte meiner Seele leuchtet und alles, was sie denkt und will, bestrahlt. Das ist der Aufblick zu Gott, die Erinnerung an den, aus dem und zu dem alle Dinge sind. Wenn die Gewissheit Gottes in mir befestigt ist, dann macht sie meinen Verkehr mit allem, sei es Sichtbares oder Unsichtbares, Natur oder Geist, der Wahrheit untertan. Ist mein Blick auf Gott gerichtet, so wird mir das Auge geöffnet, so dass ich die Dinge sehen kann, und mein Urteil geregelt, so dass es nicht fabeln und schwärmen kann. Dann ist es mir weiter verwehrt, mich zum Herrn der Dinge und Menschen zu machen, damit ich an ihnen meine eigensüchtige Macht bewähre, sondern ich empfange nun durch meine Lage meine Pflicht und meinen Dienst. Nun bin ich in die Wahrheit hineingesetzt.
Wo soll ich, Herr Christus, die Wahrheit kaufe, wenn nicht von Dir? Bei Dir ist mir der Ort bereitet, an dem ich Gottes gewiss zu werden vermag. Weil ich der Wahrheit bedarf und nach ihr verlange, komme ich als Dürstender zu Dir. Tue an mir nach Deiner Verheißung, die alle, die dürfen, zu Dir ruft. Amen.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/s/schlatter_a/sprueche.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain