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Schlatter, Adolf - 2. Mose

Schlatter, Adolf - 2. Mose

Da sang Mose und die Kinder Israel dies Lied dem Herrn und sprachen: „Ich will dem Herrn singen; denn er hat eine herrliche Tat getan. Ross und Mann hat er ins Meer gestürzt.“
2. Mose 15,1

Dass Pharao samt seinen Kriegern und Rossen im Meer ertrank, das wurde für Mose und für die lange Reihe der folgenden Geschlechter zum Wahrzeichen Gottes. Für Mose legte nicht die Natur einen Schleier auf Gottes Antlitz und von den Göttern der Völker war er gänzlich los. Für das Götterbild, auch wenn es golden war, hatte er keine Verehrung; ein solcher Gott hat über sein Bild hinaus keine Wirklichkeit. Aber der Mensch mit seiner Herrschermacht, mit seinen Tod wirkenden Waffen, mit seinem Anspruch, über Leben und Tod zu verfügen, stellte sich vor Mose und Israel an Gottes Stelle. Darum war es ein heiliger Tag, der lauten Jubel schuf, als er samt seinen Waffen im Meer verschwand. Auch dies ist am Sternenhimmel der Schrift ein hell leuchtendes Gestirn. Denn der Mensch wird für den Menschen das gefährlichste Hindernis, das ihm den Zugang zu Gott versperrt. Wenn sich der Mensch zum Pharao macht, der auf die anderen ohne Erbarmen den harten Frondienst legt, dann wird es schwer, diesen sichtbaren Herrn und seine harte Faust zu vergessen und sich dem himmlischen Herrn zu ergeben. Wenn ein eigensüchtiger Bösewicht die Vaterpflicht mit Füßen tritt, dann ist der Vatername so entweiht, dass er für manchen für immer einen hässlichen Klang behält, auch dann, wenn er den himmlischen Vater anrufen soll. Mein Beruf, den ich als Mensch empfangen habe, ist der, Gottes Zeuge zu sein. Wenn ich ihn in sein Gegenteil verkehre und aus mir all das mache, was an einem Geschöpf Gottes nicht sichtbar sein soll, dann ist es gerecht und vollständig begründet, dass diese angemaßte Größe in einem Sturz ende, und dieser Sturz schafft dann ein Loblied, das durch alle Zeiten klingt, nicht weil hier ein Mensch versank, sondern weil Gott ihn ins Meer warf und an dem, der ihn verdrängen wollte, seine Gottheit sichtbar macht.
Es ist kein Trotz so stark, dass Du ihn nicht zerbrichst, und kein Unglaube so fest, dass er Dich nicht fürchten lernt. Jedes Knie wird sich vor dir beugen. Deiner Christenheit hast Du es gegeben, dass sie Dich nicht erst in den Schrecken Deines Gerichts anbete, sondern in der Freiheit des Glaubens, der deine Gnade schaut. Amen.

Der Herr sprach zu Mose: „Schreibe zum Gedächtnis in ein Buch und befiehl es in die Ohren Josuas. Denn ich will den Amalek unter dem Himmel austilgen, dass man seiner nicht mehr gedenke.“
2. Mose 17,14

Die Stämme der Wüste leben vom Raub. Sie säen nicht und ernten nicht; denn ihre Heimat versagt ihnen die reifende Ernte. Wovon sollen sie leben? Der Amalekiter handhabt den Speer und das Schwert, wie der Löse die spitzigen Krallen seiner starken Pfoten und die Zähne seines mächtigen Gebisses gebraucht. Eine durch die Wüste wandernde Schar wie die, die Mose führte, galt den Amalekitern als unerwünschte Beute. Sie versuchten, sie zu berauben; aber ihr Plan scheiterte, und nachdem ihr Überfall abgewehrt war, ergeht der Spruch: Amalek soll ausgerottet werden. Nicht bleibender Hass in immerwährender Fehde, die sich von Geschlecht zu Geschlecht ohne Ende forterbt, soll das Ergebnis dieses Kampfes sein. Das menschliche Raubtier muss verschwinden. So wurde Amalek zu einem der sterbenden Völker und die Zahl derselben ist groß. Sie sterben daran, dass sie nichts anderes haben als das, was die Natur ihnen gab. Denn das, was die Natur aus uns macht, ist nicht ewiges Leben. Sie brachte üppig wachsende Wälder von Pflanzen hervor, die wieder versanken, und gewaltige Tiergeschlechter, die wieder starben; so schafft sie auch Menschengeschlechter mit mannigfaltiger Ausrüstung und auch sie empfangen damit, dass die Natur sie schafft, noch nicht den bleibenden Bestand und einen ewigen Beruf, sondern welken dahin, wie sie aufblühten, dem Gesetz der Vergänglichkeit untertan. Neben dem sterbenden Amalek stand die durch die Wüste ziehende Schar und diese hat einen ewigen Beruf. Woher stammt er? Nicht aus der Natur, nicht aus der Eigenart ihrer Rasse oder ihrer bevorzugten natürlichen Ausstattung. Es bleibt beim Wort des Paulus: was gab dem Juden den Vorzug und der Beschneidung den Nutzen? Gottes Worte wurden ihnen anvertraut. Unvergängliches Recht und ewiges Leben entsteht nur durch das, was Gottes Gnade uns als ihr Geschenk darreicht. Das Geschick unseres Volks steht unter demselben heiligen Gotteswillen. Wenn wir das, was uns die Natur gewährt, noch so eifrig ausnützen und auch ihre unsichtbaren Kräfte mit großer Geschicklichkeit packen und uns dienstbar machen, die Natur macht die Völker sterblich, auch wenn sie in die feinste Kultur verwandelt wird. Nur ein Bau steht unbeweglich, Gottes lebendiges Haus, aus den lebendigen Steinen erbaut auf den Eckstein, der den Tod durch Auferstehung bezwang. Gottes Wohnung im Geist zerfällt nicht.
Ich sehne mich, Herr, heraus aus der Eitelkeit unseres natürlichen Lebens und danke Dir für Deine himmlische und ewige Gabe, die uns Dein Wort beschert. Das Fleisch ist nichts nütze, der Geist ist es, der lebendig macht. Schreibe mir dies Dein Wort in die Seele, damit ich es glaube und es mich in allem leite, was ich denke und will. Amen.

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