Schlatter, Adolf - 1. Johannesbrief

Schlatter, Adolf - 1. Johannesbrief

Kap. 1

So wir im Licht wandeln, wie Er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft untereinander und das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde.
1. Johannes 1,7

Wenn wir die Aussperrung des Lichts als unseren Schutz für unentbehrlich halten, ist uns die Gemeinschaft unerreichbar. Sie gelingt uns nur dadurch, dass wir uns im Licht bewegen. Lüge und Schein bauen zwischen uns eine Zwischenwand auf und lassen uns nicht zu, dass wir wirklich zusammenkommen. Flüchte ich mich ins Dunkle, so trennt mich diese Flucht von den anderen. Diese Flucht ist aber aufgegeben und zu Ende, sowie wir vor Gott gestellt sind, weil Gott Licht ist und die, die vor ihm leben, ins Licht versetzt. Nun tritt, so wie wir die Heimlichkeiten der Lüge und des Scheins hinter uns haben, die Gemeinschaft mit Sicherheit ein. Wir sind nun füreinander da, sehen, was der andere bedarf, zeigen ihm auch, was wir selbst bedürfen, hören auf das, was der andere sagt, und reden, was für ihn heilsam ist, und reichen einander die Hand zum gemeinsamen Werk, indem sich Kraft mit Kraft und Besitz mit Besitz vereint. Das ist aber nicht möglich, solange unsere Sünden unvergeben auf uns liegen. Die unvergebene Sünde drängt uns in die Dunkelheit. Wir können uns nicht im Licht bewegen mit der Schmach unserer Sünden, sondern nur wenn wir von ihnen gereinigt sind. Diese Reinigung ist uns aber durch das Blut Jesu gegeben, mit dem uns Jesus Gottes Vergeben erworben hat. Die uns reinigende Wirkung seines Todes erfahren wir gerade dann, wenn wir in der Gemeinschaft leben. Menschen können nicht beisammen sein, ohne dass beständig ihre sündliche Art sichtbar wird, und das, was die Gemeinschaft von uns verlangt, macht sie uns oft in empfindlicher Weise spürbar. Darum gibt es keine Gemeinschaft zwischen uns, wenn wir nicht stetig im Verkehr mit allen an Gottes Vergeben glauben und es einander geben. Das können wir aber deshalb, weil das Blut Jesu unsere Schulden tilgt. Es reinigt den Bruder, der in Wort oder Tat fehl greift; es reinigt ebenso mich, dem dasselbe widerfährt. Darum ist das Kreuz Jesu der Ort, an dem wir den Wandel im Licht beginnen und zu der in Gott geeinten Menschheit verwachsen.
Mit freudiger Danksagung lege ich vor Dir, gnädigster Gott, alle Verhüllungen und unechte Färbung ab und empfange, was mir das Blut Deines geliebten Sohnes erworben hat, die Ehre dessen, dem Du vergeben hast, die Furchtlosigkeit dessen, der in Deinem Licht steht, die Offenheit für die anderen, für die Du mir gegeben hast, was ich von Dir empfing. Das sind die edlen Schätze, die Du Deiner Christenheit anvertraut hast. Mache uns zu ihren treuen Verwaltern. Amen.

Kap. 2

Meine Kindlein, solches schreibe ich euch, auf dass ihr nicht sündigt. Und ob jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher beim Vater, Jesus Christus, der gerecht ist, und derselbe ist die Versöhnung für unsere Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern für die der ganzen Welt. 1. Johannes 2,1+2

Wo geschieht das größere Wunder, wenn dem Christen, der seinem Christenstand untreu wird, oder wenn der Welt, die Christus nicht kennt oder ablehnt, die Sünden vergeben sind? Die Frage ist töricht; denn beim Wunder gibt es keinen Unterschied zwischen Größe und Kleinheit mehr. Die Versöhnung, die Jesus für uns hergestellt hat, ist immer ein unbegreifliches Wunder, das darum möglich ist, weil Christus bei Gott steht in der Herrlichkeit seiner Gottessohnschaft und in der wirksamen Macht seines in Seinem Tod vollbrachten Gehorsams und in der Majestät seiner Erhöhung zu Gott, die ihn für uns zu unserem Fürsprecher macht. Der Apostel lässt es weder der Menschheit noch der Christenheit zu, dass sie mit eigener Hand nach Gottes Vergebung greife, als könnten wir sie bei Gott beanspruchen um dessen willen, was wir sind. Jeder Anspruch endet an unserer Schuld und der Mund muss sich vor Gott schließen in jenem Schweigen, das Gottes Gericht ehrt. Weil aber Gott der Welt seinen Sohn gab, gab er ihr mit Ihm auch die Vergebung, und weil er die Christenheit zu Jesus rief, gibt es auch für den sündigenden Christen nicht nur Anklage, sondern auch Freispruch, nicht nur Jammer und Reue mit bitterem Tod, sondern auch Umkehr und Aufstehen und Wandel im Licht. Warum wird es mir leichter, dies zu glauben als das, dass die Menschen, mit denen ich zusammenlebe, versöhnt sind? Ich denke doch immer, dass die Befreiung von der Schuld durch unsere Reue und unsere Besserung und unseren Glauben erworben werden müsse. Dass ich Gott seine Gnade lasse, die Sein eigener Wille ist und weder von der Welt noch von der Christenheit erworben wird, das fällt mir schwer. Aber die Strafe für meinen Unglauben, mit dem ich die anderen von Gottes Gnade ausschließe, ist immer die, dass ich selbst nicht an Gottes Vergebung glauben kann und sie für mich selbst verliere. Wer könnte sie erwerben, wenn es seine Sache wäre, sie zu bewirken? Nur Gottes selbsteigene Tat reicht sie mir dar. Das ist bei mir genau so wie bei jedem anderen und deshalb ist mir das Wort des Apostels unentbehrlich, dass Christus sowohl für die Sünden der Christen als auch für die der ganzen Welt der Versöhner sei.
Lehre mich, Herr, mit Deinem barmherzigen Blick die Welt zu betrachten, damit ich nicht nur ihre Sünden sehe, sondern auch Dein Versöhnen vor Augen habe, das uns alle vor dem schützt, was wir uns durch unser verwerfliches Handeln bereiten. Amen.

Habt nicht lieb die Welt noch was in der Welt ist. So jemand die Welt lieb hat, in dem ist nicht die Liebe des Vaters. Denn alles, was in der Welt ist, nämlich des Fleisches Lust und der Augen Lust und hoffärtiges Leben, ist nicht vom Vater, sondern von der Welt. 1. Johannes 2,15+16

Die Welt imponiert; sie bringt den Eindruck hervor, sie sei stark. Dieser Eindruck entsteht aus der fest geschlossenen Eintracht, die das Leben aller gleichförmig macht. Ob wir in Deutschland, England oder Amerika oder auch in Tokio oder Konstantinopel leben, überall hat das Leben dasselbe Gepräge. Dieselben Triebe wirken sich überall aus; dieselben Güter füllen die Märkte und dieselben unterschiedlichen Gesetze regieren alle. Wer in der Welt lebt, ist überall daheim. Diese Eintracht unterstützt sie in ihrer arbeitsamen Regsamkeit. Eine Fülle von Kräften ist in Bewegung. Jeder tummelt sich, erwirbt, genießt, kämpft und gewinnt. Die Ergebnisse dieser Anstrengungen ragen sichtbar in die Höhe. Wir heißen diesen Turmbau unsere „Kultur“. Die Warnung des Apostels hat also guten Grund; habe sie nicht lieb, schätze sie nicht, gönne ihr keine Verehrung und Bewunderung. Kann ich aber dem Apostel gehorchen, ohne zu vergessen, dass Gott mir den Menschen deshalb zum Nächsten macht, damit ich ihn lieb habe? Hier entsteht keinerlei Schwierigkeit oder Not. Nie werde ich den Nächsten lieb haben, wenn ich die Welt lieb habe. Freilich besteht die Welt aus nichts anderem als aus den Menschen. Was sie aber zur Welt macht, ist nicht das, was jeder Mensch in sich selber ist, sondern unser gemeinsames Leben, das uns aneinander bindet und einander gleichförmig macht, macht aus uns die Welt. In diesem gesellschaftlichen, gemeinsamen Leben kommt aber gerade das nicht zur Geltung, was Gott mich am Nächsten lieben heißt. Wo sitzt die Wurzel für die ganze imponierende Arbeitsamkeit der Welt mit ihren glänzenden Erträgen? Das Fleisch ist begehrlich; damit es erhalte, wonach es verlangt, muss sich jedermann fleißig regen. Die Augen werden nicht satt und begehren immer nach neuem Schauspiel und die Leere des inneren Lebens zwingt zur prunkenden Schaustellung, durch die die Hohlheit des Daseins überkleidet wird. Das ist, sagt Johannes, nicht vom Vater, und wie kann ich werthalten und begehren, was nicht vom Vater ist? Habe ich nicht als Gottes Geschöpf den Leib und die Augen und die Mitgliedschaft im menschlichen Verband, die mir die Ehre unentbehrlich macht? Aber die verzehrende Glut der Begehrung und die nimmersatte Unruhe der Augen und die Verkehrung der Ehre in prahlende Eitelkeit, das stammt nicht vom Vater und trägt nicht Gottes Bild. Darum hüte deine Liebe. Gib sie dem, was vom Vater stammt, und wie vieles habe ich um mich, was ich lieben darf und soll, weil es vom Vater stammt!

Vom Hassen, lieber Herr, hast Du mich frei gemacht. Zum Richten hast Du mich nicht berufen und machst mich nicht zum Zerstörer der Welt. Aber meine Liebe hast Du an Dich gebunden. Dir gehört sie ganz und allem, was Dein ist, allem, was die Herrlichkeit Deines Schaffens zeigt, allem, was aus der Fülle Deiner Gnade stammt. Wie reich machst Du unsere Liebe, wieviel Arbeit gibst Du ihr. Dafür danke ich Dir. Amen.

Kap. 3

Wer in ihm bleibt, der sündigt nicht. 1. Johannes 3,6

Gottes Burg, die er uns dadurch erbaut hat, dass uns Christus mit seiner Gnade umfasst, ist fest, und die Mauer, die unser Verhalten vom Sündigen trennt, wird durch keinen Ansturm feindlicher Gewalten zerbrochen. Das ist das Evangelium und dieses wird mir dazu gesagt, damit ich mich an ihm freue, nicht, damit ich angstvoll mich selbst ansehe und mein Vermögen messe, ob es wohl zu dem gewaltigen Satz ausreiche: er kann nicht sündigen; das Lügen ist ihm unmöglich geworden und zum Hassen ist er unfähig gemacht und kann keine Ungerechtigkeit mehr fertig bringen und kann Gott nicht mehr vergessen und nicht mehr gottlos denken. Denn das, was ihm Christus gebracht hat, ist die Zerstörung der Werke des Teufels und ist die wirksame Hilfe, die ihn vom Bösen trennt. Mit diesen Worten preist Johannes die Herrlichkeit der göttlichen Gnade und verkündet mit ihnen den Ruhm Jesu und so soll ich sie hören. So dienen sie mir als Waffe und Schutz und werden mir zur Quelle der Kraft; denn sie machen meinen Glauben wach. Oder gerate ich doch auf diesem Weg in Einbildungen hinein? Aber Einbildung und Glaube sind niemals beisammen. Weil der Glaube dadurch entsteht, dass die Wahrheit von mir aufgenommen wird, treibt er alle Einbildung aus. Ist meine Natur verwandelt? Sind die natürlichen Triebe in mir erloschen? Nein; ich lebe im Fleisch. Sind meine Beziehungen zur Welt zerschnitten und die Menschen verschwunden, die mich in ihren Willen hinüberziehen? Nein; ich lebe in der Welt. Aber ich, der ich im Fleisch und in der Welt lebe, bin nicht nur mit diesen Mächten, sondern auch mit meinem Herrn verbunden und sein gnädiger Wille hat die Macht und die Herrschaft über mich. Darin besteht mein Unvermögen zur Bosheit, nur darin, nicht in der Kräftigung meines Glaubens, auch nicht in der Wachsamkeit meiner Busse oder in der Tatkraft meines Glaubens, auch nicht in der Wachsamkeit meiner Busse oder in der Tatkraft meiner Liebe, sondern darin, dass es der Wille Jesu ist, dass ich nicht sündige, und dass die Gabe der Gnade darin besteht, dass sie mich vom Bösen erlöst. Was soll ich tun, wenn ich nicht nur erkenne, dass ich die sündliche Art an mir trage, sondern dass ich wieder so gehandelt habe, dass Ungerechtigkeit daraus entstand? Dann habe ich nicht Christus zu beschuldigen, nicht seine Heilandsmacht anzuzweifeln und seine Verheißung wegzulegen – so wird aus meinem Sündigen ein mich zerstörender Fall –, sondern ich habe daran zu denken, dass seine Verheißung: ich bin dein Schutz gegen dein Sündigen, darauf beruht, dass er auch für mich, der ich ihn kenne und den Glauben an ihn empfangen habe, der Versöhner meiner Sünden ist, wie Er es ist für die der ganzen Welt.
Dein Gesetz, Herr Gott, sagt mir; du darfst nicht sündigen. Damit ist das Heil mir noch nicht erschienen. Deine Gnade sagt mir: du kannst nicht sündigen; denn ich bin bei dir. Das ist mein Heil. Ich kann es nur aus Deiner Hand empfangen und suche es mit herzlichem Verlangen bei Dir. Amen.

Wir wissen, dass wir aus dem Tod in das Leben gekommen sind; denn wir lieben die Brüder. Wer den Bruder nicht liebt, der bleibet im Tod.
1. Johannes 3,14

Einst, sagt Johannes zur Christenheit, gehörtet ihr zur Schar der Toten; aber ihr habt euch von ihr getrennt und seid zur Schar der Lebenden hinübergegangen. Dieser Schritt, der uns aus dem Tod ins Leben führt, überspringt eine gewaltige Kluft. Woran sieht es Johannes, dass er selbst mit seinen Gemeinden zwar zu denen gehört, die im Tode waren, nun aber nicht mehr ihm verfallen, sondern zu den Lebenden gelangt ist? „Wir lieben die Brüder.“ Nicht das meint er, dass wir mit unserer Liebe den Tod in uns bezwungen haben. Von solchem Aberglauben war Johannes ganz erlöst. Das Leben, sagt er, war beim Vater und es ist uns erschienen, weil Jesus bei uns war. Er gibt uns aber nicht nur eine Verheißung, die uns das Leben in der Ferne zeigt, so dass wir noch als die Hoffenden darauf warten müssten, sondern macht es uns sichtbar, dass der Tod für uns vergangen und der Schritt in das Leben hinein vollzogen ist, und die gewisse, deutliche, unverkennbare Tatsache, die uns dies zeigt, ist, dass wir die Brüder lieben. Wer ist die Liebe? Gott! Wie entsteht sie in uns? Durch Gottes Wirken. Weil es Gottes Gabe ist, dass wir lieben, ist dies der Beweis dafür, dass wir leben. „Die Brüder“, sagt Johannes, und dies hat tiefe Bedeutsamkeit, die, die sich mit uns zu Jesus bekennen, sein Wort bewahren und nach seinem Willen handeln. Wird das Werk Jesu in den anderen sichtbar, so erzeugt das in uns keinen Widerwillen; ihr Glauben trennt uns nicht von ihnen und der Ernst, mit dem sie die Sünde hassen, treibt uns nicht von ihnen weg; Gottes Werk in ihnen ist uns teuer und verbindet uns mit ihnen. Darin, dass wir imstande sind, die Brüder zu lieben, besteht das sichere Kennzeichen, dass wir nicht mehr zu den Toten gehören, sondern das Leben empfangen haben.
Den Vielen, die nicht wissen, was Leben ist, zu zeigen, dass Du uns in das Leben hineingeführt hast, das, Herr, großer Gott, ist Dein köstlicher Auftrag und der herrliche Dienst der Christenheit. Deine Gnade hat mich von denen getrennt, die aus ihrem Leben ein leeres Geschwätz und eine mühevolle Eitelkeit machen. Darum bitte ich Dich um Dein größtes Geschenk, um die Liebe, die mich mit den Brüdern eint, damit meine Seele Dein Lob singe und Dir danksage, dass Du mich zur Schar der Lebenden herzugerufen hast. Amen.

Kap. 5

Das ist die Liebe Gottes, dass wir seine Gebote halten, und seine Gebote sind nicht schwer.
1. Johannes 5,3

Sowie ich beim Gebot bedenke, dass es Gottes Gebot ist, dann wird es mir nicht schwer, weil ich keinen Blick auf Gott richten kann, ohne dass er den Glauben und die Liebe in mir erweckt. Wo aber Glaube ist, da ist Danksagung auch für das bestimmte Gebot, das mich in dieser bestimmten Lage zu dieser bestimmten Leistung verpflichtet. Denn wir wissen im Glauben, dass alles gut ist, was von Gott zu uns kommt. Und wo Liebe ist, da ist Willigkeit, nicht Zwang, sondern von innen her uns gegebene Einigung mit Gottes Willen. Wo aber Glaube und Liebe sind, da ist auch Freude und das freudig getane Gebot wird leicht. Es gibt freilich Zustände, in denen sich das natürliche Empfinden heftig gegen das göttliche Gebot sträubt und der Gehorsam nur mit herber Anstrengung durch die Überwindung unseres natürlichen Begehrens zustandekommt. In einer solchen Lage kann ich das Gebot schwer heißen, weil ich dabei auf mich und mein Empfinden achte, das das Gebot durchkreuzt. Aber auch dann wird es mir leicht, sowie ich es fassen kann, dass Gott mich in diesen Kampf stellt und diese Entsagung von mir fordert. Peinlich schwer sind dagegen die Stunden, in denen uns die Ungewissheit quält und wir nicht deutlich erkennen können, was Gottes Gebot für uns sei. Johannes, der der Christenheit zuruft: Gottes Gebote sind nicht schwer, gehörte zu jenen Jüngern, die den Kampf Jesu in Gethsemane in der Nähe sahen. Das Gebot des Vaters, das den Sohn nicht schonte, sondern ihn an das Kreuz sandte, verlangte unfassbar Schweres und Jesus war von der Entsagung, die das Gebot von ihm forderte, bis zum Tod erschüttert und rang deshalb betend um die Gewissheit, dass ihm der Vater den Kelch reiche und ihn nicht vorbeigehen lasse. Als er aber durch sein Gebet in diese Gewissheit hinaufgehoben war, trat er nicht gebückt, nicht verwundet, nicht seufzend vor die, die ihn gefangen nahmen, und sagte seinen Jüngern: Sollte ich den Kelch nicht trinken, den mir der Vater reicht? Johannes hatte begriffen, was Jesus damals den Jüngern zeigte, und darum sagt er der Kirche: Gottes Gebote sind nicht schwer.
Herr, um eines bitte ich Dich: Zeige mir in allen Dingen Deinen Willen. Meine Gedanken blenden mich und die Stimme meines Herzens ist kein treuer Führer. Bin ich aber Deines Gebotes gewiss, Herr, dann will ich Dir glauben, dass Dein Gebot Gerechtigkeit und Leben gibt. So haben es deine Kinder immer erfahren. Und wenn es bis zum Sterben ging, so war für sie Dein Gebot nicht schwer. Amen.

Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.
1. Johannes 5,4

Ein Sieg ist immer die Beendigung eines Kampfes. Wenn der Glaube der Sieg ist, der die Welt überwunden hat, so heißt das: die Welt widersetzt sich dem Glauben. Tut sie das? O ja, beständig. Jedermann rät mir: lass doch das Sichtbare nicht fahren; du baust in die Luft, wenn du dich auf Gott verlässest. Und vollends Jesus – das sind alte Geschichten; wie kannst du sie glauben? Wie schmiedest du dein Glück? Wenn du selbst es dir schmiedest. Wer hat die Macht in den Händen? Wer die natürlichen Machtmittel hat. Kapital gibt Macht, und wer eine Partei für sich hat, regiert. Weißt du nicht, wie man zur Freude kommt? Willst du in trübseliger Busse dein Leben verderben, vollends, wenn du noch jung bist? Siehst du nicht, wo die Rosen wachsen? Pflücke sie! Die Menschen werden beredet, wenn sie gegen den Glauben streiten. Aber all dies ist an dem gescheitert, der mit Johannes sagen kann „unser Glaube“. Da ist die Lockung und der Zwang der Welt erfolglos geblieben und der Glaube dennoch entstanden, und indem er trotz der Welt entstanden ist, sind wir die Sieger über sie. Darum sagte Johannes nicht, dass der Glaube einst den Sieg über die Welt erringen werde, sondern dass er die Welt besiegt habe. Denn der Sieg besteht nicht erst in dem, was auf den Glauben folgt und als seine Erhörung in unsere Erfahrung tritt, sondern darin, dass wir glauben, darin, dass uns Jesus Gottes Gnade brachte, darin, dass sein Wort uns Gottes Willen zeigte, darin, dass wir Gottes gewiss geworden sind und für ihn leben. Es kann freilich auf einen Sieg oder eine Niederlage folgen und dies geschieht dann, wenn ich dem Druck und der Lockung der Welt nachgebe und mein Gewissen beflecke, so dass ich nicht mehr glauben kann. Mit dem Ende des Glaubens wäre auch mein Sieg vernichtet. Das widerlegt aber nicht, sondern bestätigt, dass der Glaube der Sieg ist, der die Welt überwunden hat.
Ich muss, Herr, auf die Welt hören; denn ich muss mit ihr reden; und ich muss mit ihr verkehren; denn ich soll ihr dienen. Du kennst die Gefährlichkeit unseres Weges. Darum zeigst Du uns, wie wir den Sieg erlangen, und machst uns durch Dein süßes Wort Deiner gewiss. Amen.

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