Schlachter, Franz Eugen - Berechtigung und Aufgabe der Predigt

Schlachter, Franz Eugen - Berechtigung und Aufgabe der Predigt

Alles wird heutzutage in Frage gestellt, was früher ganz selbstverständlich schien. Die staatlichen Einrichtungen, wie sie seit Jahrhunderten bestehen, haben sich nach der Ansicht eines nicht unbeträchtlichen Teiles unserer Zeitgenossen überlebt, und an ihre Stelle wird früher oder später, wenn nicht alle Anzeichen trügen, eine Einrichtung treten, die man bei mehr oder weniger klarer Vorstellung von dem, was sie sein wird, den Zukunftsstaat nennt. Hand in Hand mit dieser Umwandlung der staatlichen Einrichtungen wird sich ein vollständiger Umschwung in den sozialen Verhältnissen vollziehen; denn auch die bestehenden gesellschaftlichen Ordnungen sind tatsächlich schon in der Auflösung und Neubildung begriffen. Der begonnene Prozeß der Verstaatlichung von Gesellschaftseigentum wird mit Sicherheit schließlich auch das Privateigentum in seinen Strudel ziehen. Es wird zwar möglicherweise der soziale Umwandlungsprozeß sich nicht in so gewaltsamer Weise vollziehen durch jene gefürchtete Katastrophe, die soziale Revolution genannt; es scheint neuerdings eher, daß wir wenigstens in der Schweiz, ganz allmählich und unmerklich in den sozialen Staat hinübergleiten werden.

Daß nun in diesem Prozeß der Zersetzung des Althergebrachten und bei der Bildung neuer Verhältnisse die kirchlichen Einrichtungen ganz unberührt und ewig treu die alten bleiben werden, bis das letzte Lied erschallt, das ist nur schwer denkbar. Es läßt sich zwar nicht verkennen, daß in betreff der kirchlichen Bräuche auch die radikalsten Fortschrittler oft merkwürdig konservativ sind. So sehr sie für Neuerungen im Staatswesen schwärmen, so verhaßt sind ihnen alle Neuerungen in der Kirche, namentlich diejenigen, welche Geld kosten. Der bernische Finanzdirektor Scheurer war einer der rabiatesten Befürworter der äußerst fortschrittlichen Bundesbank, die von den Sozialdemokraten offen „der erste Schritt zur Aufhebung des Privateigentums“ genannt wurde. Für diese Bank hätten ihn Hunderte von Millionen nicht gereut, wo wenig als ihn die tausend Millionen reuen, welche die Bundesbahnen uns kosten werden; so viel ist ja der eidgenössische Staatsgedanke wohl wert. Fragt man dagegen, wie viel irgend eine Neuerung in der Staatskirche dem Herrn Finanzdirektor wert sei, so bekommt man die Antwort, daß die einzige Neuerung, für die er eventuell zu haben ist, der Verkauf der Pfarrhäuser an die Gemeinden wäre, weil er findet, die Instandhaltung derselben koste den Staat zuviel Geld! Von dieser Seite her wäre also die Kirche gegen allzu tief eingreifende Neuerungen gesichert, und zwar nicht nur im Kanton Bern, sondern auch in Preußen, wo der vortreffliche Finanzminister von Miquel ähnliche Sparsamkeitsrücksichten kennt. Gleichwohl kann sich die Kirche dem zersetzenden Einfluß des Zeitgeistes auf die Dauern nicht entziehen; auch i h r e althergebrachten Einrichtungen werden nach und nach in Frage gestellt, und wir sehen je mehr und mehr auf kirchlichem Gebiete Neubildungen entstehen. Zum kirchlichen Gebiet rechnen wir dabei durchaus nicht nur die Landeskirche, sondern mit vollem Recht jede auch nur einigermaßen organisierte Darstellung des christlichen Gemeinschaftslebens, heiße man sie nun offiziell Kirche, Gemeinschaft, Gemeinde, Gesellschaft, Verein oder sogar Armee!

Wenn man auf diesem Gebiet das Althergebrachte in Frage gestellt und Neuerungen angestrebt werden, so können wir daß vom Standpunkt der „im Geiste und in der Wahrheit geübten Anbetung“ aus, den wir einnehmen möchten, nicht einmal für ein Unglück halten. Das wahre Christentum besteht eben durchaus nicht, wie manche Leute glauben, in der bloß gedankenlosen Übernahme von hergebrachten kirchlichen Lehren und Gebräuchen. Selbst vorausgesetzt, daß dieselben unanfechtbar sind, so gilt doch hier, wenn irgendwo, das Wort: „Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen!“ Es fragt sich aber erst noch, ob die von den Vätern ererbte Lehre und die von ihnen uns überlieferten kirchlichen Gebräuche wirklich die echte christlichen, die ursprünglichen sind.

Darüber kann uns nur die Urkunde des Christentums, das Neue Testament, entscheidenden Aufschluß geben; und wenn uns die Anfechtungen, denen das überlieferte Christentum ausgesetzt ist, zu dieser allein maßgebenden Urkunde zurückführen, dann schaden sie wahrlich nichts. Allein auch dann, wenn unsere kirchlichen Einrichtungen ganz biblisch wären, dem Buchstaben nach, so könnte es immer noch nicht viel schaden, wenn sie gelegentlich in Frage gestellt würden; denn das wahre Christentum ist doch nicht eine überlieferte, starre, unveränderliche Form, in der man die Christen wie Bleisoldaten gießen müßte, so daß sie alle akkurat gleich groß werden; sondern das Christentum ist ein Leben, und es eignet ihm daher wie jedem Leben, Wachstum- und Entwicklungsfähigkeit. Eine Entwicklung bis zur Mannigfaltigkeit wurde ihm schon in seinen Uranfängen prophezeit; denn der Apostel Paulus schreibt, es müsse kund werden durch die Gemeinde die mannigfaltige Weisheit Gottes (Eph 3,10). Das Evangelium ist ja nicht, wie das Gesetz, auf steinerne Tafeln geschrieben, sondern auf fleischerne Tafeln des Herzens, die unter seinem Einfluß umgebildet werden sollen.

Obwohl nun aber die christliche Kirche des Wachstums und der Umbildung fähig ist zu immer größerer Vollkommenheit, steht sie doch auf einem unveränderlichen Grund und hat sowohl Vorrechte als Pflichten, die sie nie aufgeben darf. Christus hat Seine Gemeinde auf einen Felsen gegründet, der von keinem zersetzenden Einfluß des Zeitgeistes aufgelöst werden kann, der aber auch nicht nach den veränderten Zeitbedürfnissen umgemodelt zu werden braucht. Denn der Fels des Heils ist der Fels der Ewigkeiten, der über allem Wechsel der Zeiten steht und doch für die dürstenden Pilger aller Zeiten, die je zu ihm kommen, Wasser genug in seinem Innern birgt. Und nicht nur der Fels bleibt unwandelbar derselbe und das Wasser, das aus ihm fließt, ewig rein und unverfälscht, sondern auch die Art und Weise, wie die Dürstenden herbeigerufen werden, ist durch die Jahrhunderte hindurch dieselbe geblieben; es ist die Predigt des Evangeliums, die in die Welt hineinruft; „Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt herz zum Wasser, und die ihr nicht Geld habt, kommet her und kaufet ohne Geld und umsonst, beides, Wein und Milch!“ Diese Predigt ist eines der unwandelbaren und unveräußerlichen Vorrechte und Aufgaben der christlichen Kirche, die auf den Felsen gegründet ist. Die Kirche muß mit dem Apostel Paulus sagen: „Daß ich das Evangelium predige, darf ich mich nicht rühmen, denn ich m u s s es tun, und wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht predigen würde!“ (1.Kor. 9,16).

So selbstverständlich dies nun einem einfältigen Christen erscheint, so ist es doch notwendig geworden in unserer Zeit die Berechtigung der Predigt zu diskutieren und zwar aus dem einfachen Grund, weil von verschiedenen Seiten je und je die Frage gestellt wird, ob sie noch berechtigt sei. Die erhobenen Fragen lassen sich folgendermaßen zusammenfassen. Es wird gefragt: Kann die Predigt nicht durch etwas Besseres, Zweckmäßigeres ersetzt werden? und: Wäre es bei der sichtlichen Abneigung unseres Geschlechtes gegen die Predigt nicht besser, man suchte ihm auf andere Weise mit dem Evangelium beizukommen?

Diese Fragen sind nicht bloß theoretisch gestellt, sondern ihre Beantwortung ist bereits praktisch in Angriff genommen worden; wir sehen uns in unserer Zeit vor eine ganze Reihe von Versuchen gestellt mit solchem, was besser sein soll als die Predigt.

Am meisten Aufsehen hat da wohl in den letzten Jahren erregt die namentlich in der Heilsarmee übliche Ersetzung der Predigt durch das Zeugnisablegen mehrerer und zwar möglichst vieler Personen in einer Versammlung. Nun ist es ja sehr wichtig, daß die einzelnen Christen Zeugnis ablegen von der Wahrheit des Evangeliums, die sie an sich selbst erfahren haben, und Jesus sagte denen, die Er zu Predigern Seines Evangeliums bestellte: „Ihr werdet meine Zeugen sein!“ Aber eben Christi Zeugen, nicht Zeugen der eigenen Erfahrung, sondern dessen, was Er getan und geredet hat. Die Predigt des Evangeliums ist das Zeugnis von den großen Taten Gottes, die Er in Christus getan hat zum Heil der ganzen Welt. Was die wenigen auserwählten Zeugen einst gesehen haben, das soll durch das Evangelium a l l e n verkündigt werden. Nicht das ist in erster Linie der Inhalt des abzulegenden Zeugnisses, was jetzt der Einzelne von der Gnade Gottes an sich erfährt, sondern das, was in der Sendung und Dahingabe des Sohnes Gottes für alle Menschen geschehen ist und durch alle noch so mangelhaften und traurigen Erfahrungen des Einzelnen nicht mehr ungeschehen gemacht werden kann. Paulus sagt dem Prediger Timotheus deutlich, welches der Inhalt des zu dieser Zeit abzulegenden Zeugnisses sei, nämlich:„ Es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Christus, Jesus, der sich selbst gegeben hat zum Lösegeld für alle“. Dieses Zeugnis abzulegen sei er gesetzt zum Prediger und Apostel der Heiden (1.Tim. 2,5-7). Paulus hat es freilich bei der Verkündigung dieser großen Gottestat der Erlösung an Erfahrungszeugnissen nicht fehlen lassen; aber nicht diese waren sein Evangelium, sondern das Wort vom Kreuz! So dankbar wir also für die Erfahrungszeugnisse sein müssen, wofern dieselben wirklich zuverlässig sind, so dürfen wir sie doch nimmermehr als einen Ersatz für die Predigt des Evangeliums gelten lassen, so wenig als vor Gericht die Aussagen einzelner Zeugen die Rede des Staatsanwalts und der Advokaten ersetzen können. Der Sachverwalter Christi ist ja freilich der Heilige Geist, aber derselbe bedient sich nun eben doch einmal menschlicher Werkzeuge, wie schon der Prophet Micha sagt: „Ich aber bin erfüllt mit Kraft, mit dem Geiste des Herrn, mit Recht und Stärke, um Jakob sein Übertreten und Israel seine Sünde anzuzeigen“ (Micha 3,8), während Petrus den Christen schreibt: „Die, so euch das Evangelium verkündigten, die haben es getan im Heiligen Geist, der vom Himmel gesandt worden ist“ (1Petr 1,12).

Nun wird aber gerade aus diesem Grunde, weil der Heilige Geist es ist, der zur Verkündigung des Evangeliums befähigt, von anderer Seite wieder Einsprache gegen die Predigt erhoben. Es werde durch dieselbe, so sagt man, dem freien Wirken des Geistes Gottes innerhalb der Gemeinde zu wenig Raum gelassen; es sollte deshalb, wenigstens innerhalb der Gemeinde die Predigt ersetzt werden durch die gegenseitige Erbauung (édification mutuelle). Bei den einen, die diesen Grundsatz praktizieren, wird unbeschränkte Redefreiheit gewährt, bei den andern dagegen, so namentlich bei den Darbysten (oder „Brüdern“) wird dieselbe nach apostolischer Vorschrift nur den Brüdern reserviert, während das Weib (und auch die Jungfrau!) in der Gemeinde zu schweigen hat. Diese Einrichtung der gegenseitigen Erbauung hat so guten Schriftgrund und erweist sich auch so segensreich, daß ihre Einführung nur empfohlen werden kann, wo sie noch nicht besteht. Man übe sie in Vereinen und in besonderen Versammlungen, namentlich auch in Konferenzen; aber sie an die Stelle der Predigt zu setzen, mag doch nur in besonderen Fällen ratsam erscheinen, nämlich dann, wenn kein Mann da ist, der zur Abhaltung der Predigt die erforderlichen Gaben, Fähigkeiten und Kenntnisse besitzt. Umgekehrt möchte es aber auch da am Platze sein, die gegenseitige Erbauung an Stelle der Predigt einzuführen, wo eine solche Auswahl von tüchtigen und begabten Brüdern sich findet, daß es ein Unrecht wäre, wenn immer nur einer für alle das Wort ergriffe. Doch wäre unter so günstigen Verhältnissen noch eher das Beispiel der Gemeinde zu Antiochien zu empfehlen, die von den fünf Propheten und Lehrern, welche eine Zeitlang in ihrer Mitte wirkten, nach einiger Zeit zwei auf Antrieb des Heiligen Geistes unter die Heiden sandte. Wo dies nicht tunlich erscheint, können sie ja in die umliegenden Dörfer und Städte gehen und daselbst ihre Gabe verwenden. Auf alle Fälle wäre es bedenklich, die Predigt aus dem Grunde durch gegenseitige Erbauung zu ersetzen, um redelustigen Brüdern Gelegenheit zu geben, sich hören zu lassen; es fragt sich denn doch sehr, ob nicht eine gut vorbereitete Predigt eines Einzelnen mehr Erbauung bringt und namentlich auch durchschlagender wirkt, als die Stegreifreden mehrerer Brüder. Wo man zum voraus weiß, daß mehrere reden werden, verläßt sich nur zu leicht einer auf den andern; keiner übernimmt die volle Verantwortung dafür, daß etwas Gediegenes geboten wird, und die Leute werden daran gewöhnt , vielerlei zu hören, worauf sie dann nach ihrem Geschmack eine Auswahl treffen können; aber es wir ihnen nicht, wie dies bei einer echten Predigt der Fall ist, eine Wahrheit in ihrer objektiven Kraft ins Gewissen geschoben.

Ein große Gefahr bei der gegenseitigen Erbauungsmethode ist das Abschweifen der einzelnen Redner vom vorliegenden Text oder Thema auf allerlei Lieblingsideen und das Hereinziehen von Detailfragen, deren Besprechung dann unfruchtbare Diskussionen hervorruft. Sogar Paulus, der ja bekanntlich im 1. Korintherbrief (Kap.14) der gegenseitigen Erbauung recht günstig scheint, sie aber doch auch dort nicht eigentlich anordnet, sondern nur geordnet wissen will, sieht sich in seinen späteren Briefen an Timotheus und Titus genötigt, die energische Einschränkung der Redefreiheit zu empfehlen, und zwar gerade aus dem Grunde, weil von solchen Rednern Fragen aufgeworfen wurden, die mehr Streitigkeiten bewirkten als göttliche Erbauung im Glauben. Es ist auch gewiß auffallend, daß es in jenen Kreisen noch heute am meisten Spaltungen gibt, wo die unbeschränkte Redefreiheit herrscht!

Und ich meinerseits habe noch ein anderes Bedenken gegen die Ersetzung der Predigt durch die gegenseitige Erbauung, ein Bedenken, das aus der Natur des zu verkündigenden Evangeliums selber hergenommen ist. Es könnte durch jene Methode leicht der Eindruck erweckt werden, als wäre das Evangelium keine absolute Wahrheit, sondern müßte erst durch Diskussionen festgestellt werden, während es doch in Wahrheit über jede Diskussion erhaben ist! So lange die neutestamentliche Offenbarung noch nicht abgeschlossen war, mußte namentlich um der Propheten willen, die es hin und wieder in den Gemeinden gab, die Redefreiheit möglichst uneingeschränkt bleiben; nun aber, da die Offenbarung abgeschlossen vorliegt, muß man im Gegenteil sehr darüber wachen, daß ihr Inhalt nicht durch falsche Propheten wieder in Frage gestellt werde, und es darf auch nicht geduldet werden, daß Leute sich anmaßen, das Evangelium zu lehren, die keine genügende Kenntnis und kein gründliches Verständnis der allein maßgebenden Offenbarungsurkunde besitzen, die, um mit Paulus zu reden, nicht verstehen, was sie sagen, oder was sie setzen. Wir wollen damit durchaus nicht behaupten, daß Versammlungen unstatthaft seien, wo auch weniger in der Schrift beschlagene Leute zu Worte kommen; aber dann muß jemand dabei sein, der imstande ist, anhand der Schrift unrichtige oder ungenaue Aussprüche sofort richtig zu stellen. Und gerade, um den in der Wahrheit noch Unbefestigten die Erkenntnis derselben mitzuteilen, ist die fortlaufende Predigt des Evangeliums, die dasselbe allmählich in seinem ganzen Zusammenhang darlegt, notwendig.

Die Predigt, sage ich und halte dabei mit Vorbedacht an diesem altmodischen Ausdruck fest, indem ich ihn weder durch den weit hoffähigeren Ausdruck „Vortrag“, noch auch durch das bescheidener klingende „Bibelstunde“ ersetzt wissen wollte. Es ist wahr, mit Speck fängt man Mäuse, auch noch am Ende des 19. Jahrhunderts, und es mag töricht erscheinen, die Leute auch noch gar durch Zeitungsannoncen zu etwas einzuladen, wogegen sie von vornherein ein Vorurteil haben. Aber wie, wenn nun einmal die Welt in ihrer Weisheit Gott in seiner Weisheit nicht erkennt und es ihm wohlgefällt, „durch die Torheit der Predigt zu retten die Glaubenden“ (1.Kor.1,21); wer sind wir, diese göttliche Torheit durch ein bißchen von unserer menschlichen Weisheit zu ersetzen? Du sagst mir zwar, der Name tue zur Sache nichts; worauf ich antworte, daß, wenn du den Leuten einen „Vortrag“ versprichst und ihnen dann doch eine Predigt hältst, du dich einer kleinen Unwahrheit schuldig machst und den Eindruck erweckst, als hättest du dich ein wenig des Evangeliums Christi, der göttlichen Torheit, geschämt! Und daß es keinen Einfluß auf den Prediger habe, wenn er einen Vortrag statt einer Predigt verspricht, läßt sich denn doch nicht behaupten; er muß sich, wenn er sich vor Sachverständigen nicht blamieren will, doch schon viel gelehrter und wissenschaftlicher ausdrücken als in einer Predigt, und es muß als Regel gelten für einen wirklichen Vortrag, daß der Redner nicht den Zuhörer, sondern nur das Thema anfassen darf, während der Prediger es im Gegenteil auf die Herzen seiner Zuhörer abgesehen hat. Und warum denn sollten wir die Dinge nicht so nennen, wie Gott sie nennt? Was wollen wir doch immer mehr eine unbiblische Terminologie aufbringen? Etwa aus Opportunitätsrücksichten? Wenn Jesus die Versammlung der Seinigen Gemeinde nennt, müssen wir um gewisser Rücksichten willen eine „Gemeinschaft“ oder einen „Verein“ daraus machen, und wenn er sagt: „Prediget das Evangelium!“, so müssen wir Vorträge oder Bibelstunden halten, anstatt Predigten; den es könnte sich jemand an dem Ausdruck „Predigt“ stoßen! Der Schöpfer hat dasjenige, was er schuf, gleich auch immer entsprechend benannt, oder hat es zum Teil durch Adam benennen lassen. Die Namen aber sind unzertrennlich von den Dingen und Wesen; mit jedem Terminus (Ausdruck) verbindet sich ein bestimmter Begriff, und mit jedem Begriff ein bestimmtes Wesen, so daß es nicht einerlei ist, ob man einen Fisch einen Vogel nennt (selbst wenn er fliegen könnte), oder Ochsenfleisch Kalbfleisch, damit es eher gekauft werde.

Weit unbedeutender wäre es ja allerdings immer noch, wenn nur der Ausdruck „Predigt“ durch „Vortrag“ ersetzt würde, als wenn in Wirklichkeit der Vortrag an die Stelle der Predigt träte. Dies ist unseres Wissens bei uns zu Lande zur Zeit des Sonntagmorgen-Gottesdienstes noch kaum der Fall, außer etwa in Zürich, wo der sozialdemokratische Pfarrer Pflüger laut seinem eigenen Geständnis seine Gemeinde erbaut mit Vorträgen über den „Achtstundentag“ und andere aktuelle Themata; dagegen werden Abendgottesdienste auch in freien Gemeinden oder in Vereinshäusern vielfach in Vorträge über kirchengeschichtliche Themata oder über Zeitfragen umgewandelt. Belehrende Vorträge sind gewiß von großem Nutzen und haben ganz entschieden ihren Platz neben der Predigt. Wenn jedoch über denselben die Predigt vernachlässigt wird, oder wenn um ihretwillen der Predigtbesuch abnimmt, so muß entweder an der Predigt etwas fehlen, oder aber die Leute sind bereits verwöhnt durch die Gelegenheit, Vorträge zu hören, deren Besuch ja bekanntlich sehr viel mehr zum guten Ton gehört als der Predigtbesuch. Um dies zu vermeiden, wäre es ratsamer, belehrende Vorträge auf Wochenabende zu verlegen, den Sonntag aber ausschließlich der Predigt und den erbaulichen Versammlungen zu widmen. Ich bin der Ansicht, daß die Predigt auch nicht durch Gesang- oder liturgische Gottesdienste ersetzt werden soll. So weit wie Zwingli wird zwar wohl kaum mehr jemand gehen wollen und den Gesang überhaupt aus dem Gottesdienst verbannen, da er den Eindruck der Predigt nur stören könne; aber beachtenswert sind seine Bedenken doch in einer Zeit, wo man, durch die Kritik leider des „unerforschlichen Reichtums Christi“ verlustig gegangen, an die „liturgische Bereicherung des Gottesdienstes“ so große Hoffnungen knüpft, die sich aber schwerlich erfüllen werden. Der Gesang soll neben der Predigt dieselbe Stelle einnehmen wie das „Ehre sei Gott“ der himmlischen Heerscharen zu dem „Siehe ich verkündige euch große Freude“ des Engels; er soll die Predigt bekräftigen und Gott für die im Evangelium geoffenbarte Liebe loben. Das Evangelium kann übrigens ebenso gut in die Herzen hineingesungen wie gepredigt werden; geistliche Lieder sind je und je Missionare gewesen.

Bekräftigt, nicht ersetzt soll die Predigt werden durch den geistlichen Gesang. Dasselbe gilt auch von der christlichen Literatur, die in unserer Zeit zu einer wahren Hochflut angewachsen ist. Christliche Zeitschriften, Wochen-, Monatsblätter und Traktate, gedruckte Predigten, Postillen und auch sogenannte christliche Unterhaltungsliteratur wird in solcher Menge verbreitet, daß, wenn man das alles lesen will, man kaum mehr Zeit hat, die Predigt zu besuchen. Es werden auch diese Schriften vielen Leuten mit der ausdrücklichen Bemerkung angeboten, daß ihnen dieselben die Predigt ersetzen sollen, zu deren Besuch sie doch wohl kaum Zeit finden könnten. So gut dies gemeint ist, so wird doch auf diese Weise die irrtümliche Ansicht sanktioniert, als könne das gedruckte Wort das mündliche ersetzen, und als sei das Lesen des gleichen Blattes mit vielen Tausenden ein Ersatz für die Gemeinschaft der Gläubigen. Nun, ein gewisser Ersatz ist es ja auch. Die Apostel schrieben an die Gemeinde, zu denen sie nicht persönlich reden konnten; warum sollten wir nicht ihr Beispiel befolgen? Aber ihre Meinung war es doch nicht, die Christen durch ihre Schriften vom Besuch des gemeinsamen Gottesdienstes abzuhalten; ihre Schriften sollten ja gerade in der Gemeinde vorgelesen werden, an die sie auch gerichtet waren und nicht in erster Linie an die Einzelnen. Darum ist es auch nicht ganz richtig, wenn jemand sagt: „Das Bibellesen genügt mir; ich brauche weder Predigt noch Versammlung“. Ja, wenn in Predigt und Versammlung die Bibel nicht zu ihrem Rechte kommt, dann magst du gezwungen sein, dich mit dem bloßen Bibellesen zu begnügen; aber dann hättest du erst noch die Pflicht, dich nach einer besseren Gelegenheit der Gemeinschaft umzusehen, oder falls du solche nicht finden kannst, selbst mit der Predigt des Evangeliums zu beginnen! Dadurch würdest du auch andern einen Dienst erweisen, die vielleicht eine gute evangelische Predigt am Sonntagmorgen mehr vermissen als du, der du dich selber erbauen kannst!

Dieser Rat führt uns nun auf einen zweiten Punkt, nämlich auf die Frage, wer zum Predigen berechtigt sei. Die Antwort, die wir der Schrift entnehmen, lautet:: Wer dazu gesendet ist. Sogar Jesus führte ja Sein Predigtamt auf Sendung zurück. In Nazareth erklärte er zum Beginn seines Lehramtes: „Der Herr hat mich gesandt, den Elenden gute Botschaft zu verkündigen“, und zu Petrus sagte er einmal: „Ich muß auch andern Städten das Evangelium verkündigen, denn dazu bin ich gesandt!“ Diese seine Sendung setzte sich in den Aposteln fort, denen Jesus sagte: „Gleichwie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch“. Apostel bedeutet auch gar nichts anderes als ein Gesandter; aber ein Gesandter nicht von Menschen, auch nicht durch Menschen, sondern Jesum Christum und Gott, den Vater, wie Paulus deutlich erklärt (Gal.1,1). Derselbe Apostel nennt sich und die Prediger der Versöhnung „Gesandte, Botschafter an Christi Statt“. Es ist zu bemerken, daß auch nicht ein einzigesmal in der ganzen Heiligen Schrift die Berechtigung zum Predigen auf menschliche Sendung zurückgeführt wird, nicht einmal in jener Stelle (Apg.13), wo von der Gemeinde zu Antiochien die ersten Heidenmissionare ausgehen. Die Gemeinde erhält wohl den Befehl durch den Heiligen Geist: „Sondert mir Barnabas und Saulus aus zu dem Werk, zu welchem ich sie berufen habe“; aber dann, wie die Missionare gehen, heißt es sehr fein (V.4): „Diese nun, ausgesandt vom Heiligen Geist, kamen hinab gen Seleucia“. Das ist keine bloße Redensart, sondern der Herr wacht sehr eifersüchtig über Sein alleiniges Privilegium zur Sendung Seiner Boten. Zu Jeremia sagt er: „ Du sollst gehen, wohin ich dich sende, und predigen, was ich dich heiße!“ Und später beklagt er sich durch denselben Propheten über eine gewisse Klasse von Predigern: „Ich sandte diese Propheten nicht; dennoch liefen sie; ich redete nicht zu ihnen, dennoch weissagten sie! Wenn sie in meinem Rate gestanden wären, so hätten sie meine Worte meinem Volke verkündigt und hätten dasselbe bekehrt von seinem bösen Wege und von der Schlechtigkeit seiner Taten“ (Jer.23,21.22). Sogar der wirklich von Gott gesandte Prophet hat sich streng an seine Sendung zu halten. Jener Mann Gottes aus Juda, der zu einer Strafpredigt wider Jerobeam gesandt worden war, wurde bekanntlich von einem Löwen getötet, nur weil er, entgegen seinem Auftrag, der Einladung des alten Propheten folgte und zu Bethel sich länger aufhielt als er sollte (1.Könige 13). Zu Hesekiel spricht der Herr: „Wo ein Prophet sich betören läßt, ein Wort zu reden, so werde ich, der Herr, denselben Propheten betören und werde meine Hand über ihn ausstrecken und ihn ausrotten mitten aus meinem Volke Israel!“ (14,9). Das ist aber nicht nur im Alten Testament so, sondern auch Jesus hielt sich streng an seine Sendung, indem er z.B. dem kanaanäischen Weibe erklärte: „Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel“. Paulus aber predigte dort nicht, wo ihm vom Heilige Geist gewehrt wurde, das Wort zu reden. Er wusste wohl, daß Predigen ohne göttlichen Auftrag keinen Wert habe; „wie werden sie predigen, wo sie nicht gesandt sind?“ fragt er ja (Röm.10).

Wenn demnach die göttliche Sendung und sie allein zum Predigen berechtigt, so müssen wir nun aber auch wissen, woraus man die Gewißheit derselben entnehmen soll. Jesaja sagt: „Ich hörte die Stimme des Herrn“. Nicht nur ein Prophet, sondern auch ein Prediger muß durch die Stimme des Herrn berufen sein. Wenn er sie nicht kennt, nicht weiß, was damit gemeint ist, so muß man von vornherein an seiner Berufung zweifeln. Denn wenn Jesus sogar von allen seinen Schafen sagt: „Sie hören meine Stimme“, wie kann einer ein Hirte der Schafe sein, wenn er die Stimme des Herrn nicht zu unterscheiden weiß? Wie wird er predigen und was wird er predigen, wenn der Herr ihm nichts gesagt hat? Da heißt es dann eben: „Ich redete nicht zu ihnen, dennoch weissagten sie!“ Wenn uns der Herr einen Auftrag gibt, dann wissen wir, daß Er uns gesendet hat; sind wir dagegen nur von einer menschlichen, und wenn auch kirchlichen Behörde beauftragt, so sind wir unserer göttlichen Sendung zum Predigtamt durchaus nicht sicher, wie aus zahlreichen Beispielen zur Genüge erhellt. Man beachte jedoch, wann Jesaja die berufende Stimme des Herrn vernahm. Es war, nachdem er um seiner eigenen Sünde willen vor der Heiligkeit Gottes gezittert hatte und durch einen göttlichen Gnadenakt von derselben gereinigt worden war. Danach hörte er die Stimme des Herrn, und es ist gar nicht selten, daß die Berufung zum Dienst sich unmittelbar an die Bekehrung und Begnadigung eines Sünders anschließt. So bekanntlich bei Paulus, der in mehrfacher Beziehung ein Exempel ist. Bei Jesaja ist im Unterschied von Paulus und Jeremia die Berufung zuerst nicht speziell an seine Adresse gerichtet, sondern er hört einen allgemeinen göttlichen Ruf, aus dem er entnehmen kann, daß Gott um Boten in Verlegenheit ist. „Wen soll ich senden, und wer wird für uns gehen?“ fragt der Herr. Hierauf bietet sich Jesaja an: „Hier bin ich, sende mich!“, während Mose und Jeremia bekanntlich Einwendungen erheben und Saulus ermahnt wird, keine solche zu machen, denn es werde ihm schwer fallen, wider den Stachel auszuschlagen, der durch die göttliche Berufung ihm ins Gewissen getrieben worden war. Es bleibt aber auch bei Jesaja nicht bei dem bloß allgemeinen Ruf, sondern er erhält einen speziellen Befehl vom Herrn, daß er gehen und was er sagen soll, woraus wir entnehmen mögen, daß der allgemeine Befehl des Herrn an seine Apostel: „Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium aller Kreatur!“ einen speziellen Auftrag nicht überflüssig macht. In unseren Kreisen, wo man oft aus lauter Verlegenheit irgend jemand schickt, eine Versammlung zu halten, sollte dieser Wink vielleicht etwas besser beachtet werden.

Nun wird man aber fragen: „Wenn allein eine spezielle Berufung zum Predigen berechtigt, woher soll man sich die Gewißheit derselben verschaffen?“ Die Antwort ist einfach: Wer berufen ist zum Predigen, der kann nicht anders, er muß es tun; und wehe ihm, wenn er das Evangelium nicht predigte! Er könnte in einem anderen Beruf, der ihn an der Ausübung des Predigerberufs hinderte, nicht ebenso glücklich sein; ja sogar, wenn er äußerlich gar nicht glücklich wäre, indem er das Predigtamt versieht, würde er doch viel lieber in diesem Berufe ausharren, als ihn an einen anderen, der ihm mehr äußerliches Glück und Wohlergehen sicherte, zu vertauschen. An schweren Anfechtungen, durch welche ihre Gewißheit erschüttert werden soll, fehlt es den zum Predigtamt Berufenen keineswegs; dieselben müssen aber alle an jener unüberwindlichen inneren Nötigung scheitern, vermöge welcher Paulus sagte: „Ich muß es tun“, und Luther: „Ich kann nicht anders“, und von welcher Jeremia (20,9) zu erzählen weiß: „Ich hatte mir vorgenommen, ich wolle Seiner nicht mehr erwähnen und in Seinem Namen nicht mehr reden; aber es war in meinem Herzen wie ein brennendes Feuer, verschlossen in meinen Gebeinen; ich suchte es auszuhalten, aber ich vermochte nicht“.

Allerdings gibt es auch Leute, die sich irrtümlicherweise für genötigt halten zum Predigerberuf, etwa deshalb, weil es ihnen in keinem andern Berufe hat gelingen wollen, oder, weil sie sich für zu fromm halten, einen weltlichen Beruf zu treiben, manche auch, weil sie von ihren Angehörigen oder durch die Aussicht auf ein theologisches Stipendium dazu genötigt worden sind. Wenn dann einer einmal die theologischen Studien gemacht oder die betreffende Anstalt durchlaufen hat, so bleibt doch nichts anderes übrig, er muß Prediger werden, selbst wenn er zum Predigen gar keine Freudigkeit verspürt und auch nicht dazu taugt. Gegenüber derartiger Nötigung muß ganz entschieden darauf hingewiesen werden, daß zum Predigen nur derjenige berechtigt ist, der die dazu notwendige Qualifikation, die nötige Tauglichkeit besitzt. Der Gott, der alle seine Geschöpfe, ein jedes nach seiner Art, so zweckmäßig eingerichtet hat, beruft gewiß nicht untaugliche Menschen in das Predigtamt, d.h. nicht, Er berufe keine solchen, die sich für untauglich halten (Jer.1,7). Wird aber jemand berufen, bevor er die nötigen Qualifikationen besitzt, so legt ihm eben seine Berufung die Verpflichtung auf, sich die nötige Ausrüstung anzueignen, und zwar so vollständig wie nur möglich.

Welches ist nun die Ausrüstung, wodurch sich jemand, die göttliche Berufung vorbehalten, als zum Predigen berechtigt qualifiziert?

Als allererste Bedingung müssen wir es betrachten, daß er sich das Evangelium, das er verkündigen soll, mit gläubigem Herzen und klarem Verstand angeeignet hat. Der Glaube kommt aus der Predigt; wie kann derjenige Glauben predigen, der selbst keinen hat? Aber doch kann andererseits nicht jeder, der den seligmachenden Glauben hat, ihn auch predigen. Es gehört dazu ein klares Verständnis des Heilsweges, das nicht einmal jeder besitzt, der selbst den Heilsweg gegangen ist. Das Evangelium muß von demjenigen in seinem ganzen innern Zusammenhang erfaßt sein, der es predigen soll; er muß es sich klar gemacht haben, sonst kann er es andern niemals deutlich erklären. Deshalb haben wir auch unter denen, die schon jahrelang Predigt und Versammlung besuchen, so viel Unklarheit zu beklagen, weil es ihnen bei der so vielerorts herrschenden unklaren Predigtweise nicht möglich ist, zu einer klaren Erkenntnis des Heilsweges zu gelangen. Da nun das lautere Evangelium nirgends anders als in der Schrift zu finden ist, so muß sich, wer predigen will, die Klarheit darüber aus dieser Quelle verschaffen, und das kann er nicht durch bloßes Bibellesen, sondern muß es tun durch genaues und gewissenhaftes Bibelforschen. In diesem Forschen darf er sich nicht bloß an eine ungenaue Bibelübersetzung halten, er sollte eigentlich imstande sein, die Urkunde der göttlichen Offenbarung in der Ursprache zu lesen. Wenn er wirklich eine so hohe Achtung vor dem Worte Gottes hat, wie er versichert, so kann ihn die Mühe, welche ihm die Erlernung dieser Sprachen verursacht, nicht abschrecken. Ist er aber unfähig, die betreffenden Sprachen zu erlernen, so kann das unter Umständen ein Beweis sein, daß ihm zur Übernahme des Predigtamtes überhaupt die nötige Fähigkeit fehlt. Wo aber ein Prediger um seines vorgeschrittenen Alters willen nicht mehr imstande ist, sich die zur selbständigen Erforschung des Grundtextes notwendigen Sprachkenntnisse anzueignen, da sollte er es wenigstens nicht versäumen, sich in den Schriften solcher Männer Rat zu holen, die auf exegetischem Gebiet als Autoritäten gelten können, und namentlich sollte er sich nicht so sklavisch an die lutherische Bibelübersetzung anklammern, sondern durch Vergleichung von genaueren Übersetzungen den ursprünglichen Sinn des Bibelwortes zu ermitteln suchen. Um ihrer peinlichen Genauigkeit willen in der Wiedergabe des Urtextes ist hier die Elberfelder Übersetzung allen andern vorzuziehen zum Studium, um ihrer populären Sprache willen dagegen für die Vorlesung im Gottesdienst oder in der Hausandacht die Zürcher Übersetzung , die sich entschieden durch größere Genauigkeit auch vor der revidierten Lutherbibel auszeichnet.

Wir sind nun aber weit davon entfernt, die erkenntnismäßige Aneignung der biblischen Wahrheiten als das einzige Erfordernis für den Prediger hinzustellen, vielmehr ist es unsere, wenigstens des Referenten entschiedene Überzeugung, die er hier gerne einmal offen ausspricht, daß nur derjenige zum Predigen berechtigt ist, dem Gott seine Worte in den Mund gelegt hat. So erzählt uns Jeremia (1,9), daß der Herr bei seiner Berufung seine Hand ausstreckte, seinen Mund berührte und zu ihm sprach: „Siehe, ich lege meine Worte in deinen Mund!“ Und wie das einmal grundsätzlich geschehen war, so wurde den Propheten des Herrn für jeden speziellen Fall, wo sie zu reden hatten, das Wort und zwar das entsprechende Wort in den Mund gelegt. Nun kann man ja allerdings sagen, die Prediger seien keine Propheten, bedürften also dessen nicht und könnten auch nicht darauf Anspruch machen. Allein, vielleicht ist gerade dies das beklagenswerte Unglück, daß so viele predigen, obgleich sie keine Propheten sind, während doch für die Zeit des Neuen Bundes die Gabe der Weissagung einem weit größeren Teil der Gemeinde verheißen war, als im Alten Bund, wo sie nur sporadisch auftrat. In Wahrheit ist eben der Geist Gottes gerade dadurch vielfach betrübt worden, daß die Prediger redeten, ohne zu warten, bis Er ihnen die Worte in den Mund gab. Haben sie ja doch die Bibel und noch dazu allerlei bequeme Textverzeichnisse und kirchliche Perikopen zur Hand; sie können also einen Text „nehmen“, wie es ihnen beliebt, oder wie der kirchliche Kalender ihnen vorschreibt, und der Heilige Geist ist somit der Mühe überhoben, ihnen erst einen Text zu geben, und sie sind der peinlichen Anstrengung überhoben, erst noch um einen Text beten zu müssen; sie können diese Zeit sparen und gleich an die Ausarbeitung der Predigt gehen! Es liegt ja in der Tat etwas sehr Demütigendes darin für unser Fleisch und namentlich für den routinierten Prediger, der schon eine ganze Reihe von Texten und Predigten auf Lager hat, wenn er sich die Berechtigung für jede einzelne erst wieder holen soll, dadurch, daß er sich den Text schenken läßt; aber wie glücklich ist doch schließlich immer wieder derjenige, der es sich zum heiligen Gesetz macht, was der große Prediger am Jordan aussprach, wohl auch als Erfahrungstatsache: „Ein Mensch kann nichts nehmen, es sei ihm denn vom Himmel herab gegeben“. Und sogar Paulus, gewiß mit Vorrat ausgerüstet wie kein zweiter, ermahnt die Epheser, für ihn zu beten, auf daß ihm „gegeben werde ein Wort im Auftun des Mundes (d.h. so oft er seinen Mund auftun müsse zum Predigen), mit Freimütigkeit kund zu tun das Geheimnis des Evangeliums“. Das ist nun freilich auch wieder nicht so zu verstehen, daß Gott uns das betreffende Wort erst dann in den Mund legen will, wenn wir auftreten, um zu reden; warum sollte Er das nicht ebenso gut schon am Tag, oder Tage vorher in der Stille tun können, so daß wir Zeit haben, zu unserer eigenen und unserer Zuhörer größerer Erbauung noch darüber zu meditieren? Es ist sogar unsere Pflicht, es rechtzeitig von dem Herrn zu suchen, denn der Herr sagt: „Wo die Propheten in meinem Rate gestanden wären, so hätten sie meine Worte meinem Volke gepredigt.“ Ausnahmsweise kann es geschehen, daß der Herr uns warten läßt, bis kurze Zeit vor der Predigt; man lasse sich dadurch nicht zu eigenmächtiger Textwahl verleiten; denn Gott ist treu und läßt die nicht zu Schanden werden, die auf Ihn harren!

Man wird mich nun wegen der ausgesprochenen Ansichten fragen, ob ich denn glaube, ein Prediger müsse inspiriert sein, um die göttliche Berechtigung zum Predigen zu haben, worauf ich antworte: Allerdings muß er das! Nur muß seine Inspiration durchaus in Übereinstimmung stehen mit dem vom Geiste Gottes eingegebenen geschriebenen Wort. Die Inspiration bezieht sich in erster Linie auf den Text; derselbe muß ihm inspiriert werden; denn er enthält die Botschaft, die der Prediger zu bringen hat. Sie beschränkt sich aber doch nicht nur auf den Text, sondern erstreckt sich auch auf das Thema, den Gedankengang, ja unter Umständen bis auf die Worte, die Satzbildung und die gebrauchten Ausdrücke hinaus. Wie wäre denn sonst die Ermahnung des Petrus zu verstehen: „So jemand (in der Gemeinde) redet, daß er es rede als Gottes Wort!“ Er soll doch gewiß nicht nur prätendieren , darum, weil er von einer Kanzel herunter und aus einem Kirchenrock heraus rede, darum sei seine Predigt Gottes Wort, oder weil sie ein Wort Gottes zum Motto habe. Nein, er muß sich dessen vergewissern, daß er im Auftrag Gottes eine von Gott ihm gegebene Botschaft ausrichte, die in Inhalt und Ausdrucksweise gerade das für seine Zuhörer passende sei und deshalb auch nicht ohne weiteres vor einer anderen Zuhörerschaft wiederholt werden kann. Finney, der bekannte amerikanische Erweckungsprediger, der doch so viel reiste, daß er wohl die gleiche Predigt hundertmal hätte halten können, sagt, er habe sich nicht imstande gefunden, alte Predigt-Entwürfe wieder zu verwenden, und er schreibt: „Wenn ich nicht durch Inspiration gepredigt habe, so weiß ich überhaupt nicht, wie ich gepredigt habe. Es war“, so fährt der Genannte fort, „meine ganz gewöhnliche Erfahrung und ist auch während meines ganzen Predigtamtes so geblieben, daß der Gegenstand zu meiner Predigt sich mir in einer mich selbst überraschenden Weise offenbarte. Es schien mir dann, als könnte ich mit deutlicher Klarheit vor mir sehen, was ich zu sagen habe. Fast alle meine Themata erhielt ich auf meinen Knien im Gebet, und es war dann gewöhnlich der Fall, daß, wenn ich vom Heiligen Geist einen solchen Gegenstand empfing, dieser einen so starken Eindruck auf mein Gemüt machte, daß ich anfing zu zittern und nur mit Mühe schreiben konnte. Wenn mir ein Gegenstand auf diese Weise gegeben worden ist, daß es mir durch Leib und Seele geht, dann kann ich in wenigen Minuten einen Entwurf machen, der mich befähigt, die mir vom Geiste präsentierte Wahrheit festzuhalten, und ich erfahre immer, daß solche Predigten einen gewaltigen Eindruck auf die Zuhörer machen.“ Finney fügt dieser Mitteilung aus seiner eigenen Erfahrung noch folgende Bemerkung bei: „Niemand soll sagen, daß ich da eine höhere Inspiration verlange, als sie den Predigern verheißen ist und als diese sie mit Recht erwarten dürfen. Ich glaube vielmehr, daß alle Prediger, die Christus berufen hat, das Evangelium zu verkündigen, können und sollen in einem solchen Sinn inspiriert sein, daß sie imstande sind, das Evangelium zu predigen durch den Heiligen Geist, vom Himmel gesandt. Was anders meinte denn Christus, als er zu seinen Jüngern sagte: „Der Heilige Geist wird es von dem Meinigen nehmen und euch verkündigen; er wird euch erinnern an alles, was ich euch gesagt habe“ usw.? Alle Prediger können und sollen so erfüllt sein mit dem Heiligen Geist, daß alle, die sie hören, den Eindruck und die Überzeugung erhalten, „daß Gott wahrhaftig in ihnen sei“.

Diese besondere Erleuchtung des Heiligen Geistes, die der Prediger haben muß, kann nun aber, so müssen wir hinzufügen, nicht das Vorhandensein besonderer Gaben überflüssig machen, die zum Predigen berechtigen. Als unerläßliches Erfordernis nennen wir da die Gabe, klar zu denken und sich auch klar und unmißverständlich auszudrücken. Wo diese Gabe nicht von Natur vorhanden ist, kann sie auf dem Weg strenger Schulung und zwar namentlich durch fleißiges Schreiben eines korrekten Stiles erworben werden; wo sie aber schon von Natur sich findet, dürfte man sie mit um so größerem Fleiß zur Vollkommenheit ausbilden. Einige vernachlässigen gerade um ihrer natürlichen Beredsamkeit willen die Ausbildung dieser Gabe, weil ihnen jene die Mittel an die Hand gibt, die Unklarheit ihrer Gedanken zu verbergen. Die Beredsamkeit rechne ich allerdings auch zu den unerläßlichen Gaben eines Predigers; denn die Erbauung wird schwerlich dadurch gefördert, daß die Zuhörer sich langweilen und den Eindruck haben, sie sollten dem „Redner“, der aber keiner ist, nachhelfen. Ich würde deshalb auch entschieden verlangen, daß einer, der predigen will, die Gabe habe, kurzweilig und nicht langweilig zu sein; denn es ist eine Sünde gegen das Wort Gottes, wenn man es langweilig macht, wie von vielen geschieht, die die Predigt als etwa Langweiliges in Verruf gebracht haben. Von den theologischen Lehrern sollten die zukünftigen Prediger viel mehr vor dieser Untugend und diesem Unrecht gewarnt werden, als in der Regel geschieht. Leider aber macht man gerade solche Leute mit Vorliebe zu theologischen Lehrern, die um ihrer Langweiligkeit willen im Predigtamt nicht recht reüssieren konnten! Diese pflanzen dann oft die Langweiligkeit geradezu als eine höhere Tugend ihren Zöglingen ein.

Da übrigens der Prediger nicht sein ganzes Leben auf der Kanzel zubringt, sondern sich auch unter dem Volk bewegen soll, so sollte er die Gabe haben, mit allerlei Leuten umzugehen, nicht bloß mit den Vornehmen und Gebildeten, aber doch auch nicht nur mit den Armen und Unwissenden, nicht bloß mit den Städtern, sondern auch mit den Landleuten, aber mit den Stadtleuten doch auch nicht weniger gut. Diese Gabe des Umgangs wird man sich freilich meist erst während der Amtsführung aneignen können; es sollte aber doch auch durch die Prediger-Bildungsanstalten mehr für deren Ausbildung getan werden, als in der Regel geschieht. Ein Mensch, der nicht mit allerlei Leuten umzugehen weiß, wird schwerlich die so notwendige Gabe einer gesunden Popularität besitzen. Von Jesus, dem höchsten Vorbild des christlichen Predigers, heißt es: „Das Volk hörte ihn gerne“; er war also populär, obschon er nicht dem Zeitgeist huldigte und die Sünden des Volkes ebenso ernst strafte wie diejenigen der Großen. Wenn wir auch Popularität nicht als ein absolutes Erfordernis für einen Prediger hinstellen wollen, so gibt dieselbe doch jedenfalls in den Augen des Volkes einem Manne das Recht, das Predigtamt auszuüben, und das ist doch auch etwas wert, vorausgesetzt, daß es in dem Sinne geschieht, wie Paulus schreibt: „Wir beweisen uns wohl an jedermanns Gewissen vor Gott“.

Alle Gaben, ja selbst die einst empfangene Berufung und Erleuchtung des Heiligen Geistes könnten aber einem Manne die Berechtigung zum Predigen nicht geben, wenn er andern predigte und dabei selbst verwerflich würde. Heiligkeit ist die Zierde des Hauses Gottes und in erster Linie diejenige seines Vorstehers. Kein Ornat kann dieselbe ersetzen, keine Beredsamkeit des Mundes kann die Sprache eines bösen Gewissens zum Schweigen bringen. Der Mann, der mit geschlagenem Gewissen predigt, ist ein elender Wicht. Wenn wir in irgend einer Übung als Prediger den Apostel Paulus zum Muster nehmen wollen, so sollte es zu allererst in dieser sein: „Ich übe mich zu haben ein unverletztes Gewissen allenthalben, beides, gegen Gott und Menschen“. Etwas ganz anderes ist es dagegen, wenn man mit zerschlagenem Herzen predigt; das ist nicht das gleiche, wie ein geschlagenes Gewissen. Dieses nimmt uns die Freudigkeit und hemmt die Wirkung des Wortes, weshalb auch Paulus verlangt, die Diener der Gemeinde sollten das Geheimnis des Glaubens in reinem Gewissen bewahren. Ein zerschlagenes Herz aber, und wäre es auch über eigener Schuld zerschlagen, das ist ein Gefäß, in welches Gott die Kraft Seines Geistes legen will; denn er spricht: „Ich wohne bei denen, die eines zerschlagenen und gedemütigten Geistes sind, auf daß ich erquicke den Geist der Gedemütigten und belebe das Herz der Niedergeschlagenen“ (Jes.57,15). Unfehlbar und sündlos braucht ein Prediger nicht zu sein; aber ein unbußfertiger, unbekehrter und unheiliger Mensch hat kein göttliches Recht zum Predigen; denn zu dem Gottlosen spricht Gott: „Was verkündest du meine Rechte und nimmst meinen Bund in den Mund, so du doch Zucht hassest und wirfst meine Worte hinter dich?“ Wenn auch Bileams Beispiel zeigt, daß es möglich ist, trotz persönlichem Ungehorsam gegen den Herrn, zu weissagen, so wird doch kein Prediger wünschen: „Mein Ende werde wie dieses Mannes Ende!“ Möge auch von keinem Prediger gesagt werden, was von dem guten Onkel Eduard, der dreißig Jahre hindurch Kassierer einer Badeanstalt war und selbst nicht ein einziges Bad genommen hat.

Wir haben nun viel davon gesprochen, daß die Predigt berechtigt und wer zum Predigen berechtigt sei, aber noch gar nichts darüber, was wir unter Predigt eigentlich verstehen, und welche Predigt berechtigt ist.

Es versteht sich von selbst, daß wir hier nur von der christlichen Predigt reden. Die mohammedanische, oder die buddhistische Predigt mögen auf ihrem Boden beide berechtigt sein; wir haben uns nur mit der Frage zu befassen, welche Predigt innerhalb der christlichen Kirche berechtigt ist. Hierfür, wie für die Mission der Kirche Christi in der Heimat und in der Heidenwelt, ist der Befehl des Herrn durchaus maßgebend: „Prediget das Evangelium aller Kreatur!“ Jesus sagt damit seinen Jüngern deutlich, was sie predigen sollen: „Das Evangelium“. Darunter kann Er nichts anderes verstehen, als was Er selbst gepredigt und getan hat und was durch Ihn vollbracht worden und an Ihm geschehen ist; in drei Worte gefaßt: Sein Wort, Sein Leben und Sein Werk. Ist aber Jesus wirklich der Meinung, daß Seine Boten nichts anderes predigen sollen? Paulus sagt: „Ich hielt mich nicht dafür, etwas zu wissen, ohne allein Jesum Christum, und zwar den Gekreuzigten“. Das war in Korinth, wo Paulus sich aus besonderen Gründen ausschließlich auf das Wort vom Kreuz beschränkte. Kurz vorher hatte er aber in Athen auf dem Aeropag gepredigt und dort wohl zum Schluß seiner Rede etwas von der Auferstehung Jesu verlauten lassen, dagegen nichts von Seinem Kreuzestode gesagt. Seine Predigt hatte dort zum Thema den unbekannten Gott, den er als Schöpfer, als allgegenwärtiges Wesen und als Richter in meisterhafter Schilderung darstellte. Dieses eine Muster einer Heidenpredigt läßt uns schließen, daß Paulus auch sonst ähnlich gepredigt haben wird, wobei er es nicht verschmähte, seine Lehre gelegentlich mit Zitaten aus griechischen Klassikern zu belegen, um seine Predigt seinen Zuhörern verständlicher zu machen. Redete er zu den Juden, so pflegte er dagegen die Lehre Jesu aus dem Gesetz und den Propheten zu beweisen, indem er so allen alles zu werden suchte, um allenthalben ja etliche selig zu machen. So können auch wir das Evangelium predigen, ohne uns deshalb ängstlich nur an neutestamentliche Texte anzuklammern; wir werden sogar finden, daß sich gewisse evangelische Wahrheiten vorzüglich durch Beispiele aus dem Alten Testament illustrieren lassen, und was die Propheten betrifft, so enthalten sie ja das Evangelium als Verheißung, so daß wir zu ihrem Wort nur hinzufügen dürfen, was Jesus in Nazareth zu seinem Text aus Jes.61 sagt: „Heute ist diese Schrift erfüllet vor euren Ohren!“

Viele Prediger glauben nun zwar, sie müßten zuerst das Gesetz und dann erst das Evangelium verkündigen. Wenn dies der Fall wäre, so müßte Jesus seinen Auftrag so formuliert haben: „Prediget das Gesetz und das Evangelium aller Kreatur“. Das hat er aber nicht gesagt, es ist auch nicht notwendig; denn wer das Evangelium völlig predigt, wer Christum verkündigt, der predigt auch das Gesetz, wie er soll, nämlich, daß Christus ist des Gesetzes Ende, Ziel und Erfüllung, zur Gerechtigkeit einem jeden, der da glaubt, so nämlich, daß Er das Gesetz nicht nur für uns erfüllt hat, sondern daß nun die Gerechtigkeit, vom Gesetz erfordert, in denen, die an Ihn glauben, erfüllt wird; denn wir heben das Gesetz nicht auf durch den Glauben, sondern wir richten es auf, d.h. wir machen, daß es zustande kommt, daß es erfüllt wird. Die Predigt des Gesetzes ist nicht einmal dazu notwendig, wozu man sie gewöhnlich empfiehlt, nämlich um Sündenerkenntnis zu wecken und dadurch zur Busse zu führen. „Das Gesetz ist zwar gut“, sagt Paulus, „wenn jemand es gesetzmäßig braucht und weiß solches, daß dem Gerechten kein Gesetz gegeben ist, sondern dem Ungerechten und Ungehorsamen, den Gottlosen und Sündern etc., und so etwas mehr der heilsamen Lehre zuwider ist, nach dem Evangelium der Herrlichkeit des seligen Gottes, das mir anvertraut ist“. Deutet aber der Apostel mit diesen Worten nicht an, daß das Evangelium denselben sittlichen Standpunkt einnehme wie das Gesetz, daß es die Sünden mindestens ebenso scharf verurteile wie jenes, so daß man also durch Verkündigung der heilsamen Lehre mindestens ebensoviel ausrichte wie durch die Predigt des Gesetzes, ja unvergleichlich mehr? Denn während das Gesetz nur die Sünde angreift, bietet das Evangelium zugleich das Heilmittel für das Sündenverderben an. Wer zuerst das Gesetz predigt und dann erst das Evangelium, der erweckt leicht die verkehrte Meinung, die man so vielfach findet, als wolle das Evangelium nur der Lückenbüßer sein für das, was der Mensch mit seinem eigenen Wirken nicht zustande bringe. Eine Gesetzespredigt, die dem Sünder sagt: „Tue zuerst dies und das, unterschreibe die Temperenz, gewöhne dir das Fluchen ab, usw.“, anstatt zu sagen: „Glaube an den Herrn Jesum Christum, so wirst du gerettet, sowohl vom Trinken, als vom Fluchen usw.“, ist nicht berechtigt angesichts des klaren Befehls Christi: „Prediget das Evangelium aller Kreatur“, also auch dem Flucher und Trinker! Allerdings, als der unglückliche Felix den Paulus holen ließ und ihn hörte über den Glauben an Christum, da predigte der unerschrockene Zeuge von der Gerechtigkeit, von der Enthaltsamkeit und von dem zukünftigen Gericht; aber wohlverstanden, in Verbindung mit der Glaubenspredigt, indem er zeigt, wie diese Tugenden unzertrennlich mit dem Glauben an Christum verbunden sind und daraus resultieren. Ich kann mir aber absolut nicht denken, wie Paulus jemandem eine Enthaltsamkeitsverpflichtung hätte abnehmen können; er würde dem Trinker gesagt haben: „Glaube an den Herrn Jesum Christum“; und dem Gläubigen, der ihm seine Versuchungen geklagt hätte: „Du bist mit Christo gekreuzigt, samt deinen Leidenschaften und Begierden!“ Es hat zwar wenig Aussicht, dies zu betonen; denn der Mensch richtet lieber das Gesetz auf, als die eherne Schlange, und es ist auch nachgerade weniger Schmach dabei, das Blaue Kreuz zu predigen, als den Gekreuzigten und sein Blut!

Nachdem wir so gesehen haben, was der berechtigte Inhalt der Predigt sei, müssen wir auch noch fragen, welche Predigtweise berechtigt ist. Jesus sagt: „Prediget das Evangelium!“ und braucht zur Bezeichnung dessen, was der Prediger tun soll, einen Ausdruck, der im Griechischen eine ganz einzigartige Bedeutung hat. Das für „Prediger“ gebrauchte Wort bezeichnet nämlich den Herold, und Predigen heißt demgemäß Heroldsdienste tun, das Evangelium als ein Herold verkündigen. Die Herolde standen bei den Griechen in hohem Ansehen; sie waren öffentliche Diener der obersten Gewalt, im Frieden wie im Kriege; sie hatten als Gesandte der Könige und der Regierungen Botschaften zu überbringen und galten als solche für heilig und unverletzlich. Ihr Ahnherr war der Götterbote Hermes, und Homer nennt sie wohl deshalb beständig „die Boten des Zeus und der Männer“. Nun, das und nichts anderes sind, wie wir schon gesehen haben, die Prediger; sie sind Botschafter an Christi Statt, der sie als Herolde aussendet, Seine Botschaft auszurichten, welche ist das Evangelium. Die berechtigte Predigtweise ist demnach die Verkündigung der vom Herrn uns übergebenen Botschaft, nicht die Erfindung, auch nicht die willkürliche Veränderung, sondern einfach die Ausrichtung derselben. Aber eine öffentliche und laute Ausrichtung dieser Botschaft, wie ein Ausrufer unter einer Volksmenge laut und vernehmlich reden soll, damit ihn jedermann versteht. In der alten Zeit, von welcher uns Homer erzählt, hatten eigentlich die Herolde weniger selbst zu reden, als ihren Königen, in deren Dienst sie standen, Gehör zu verschaffen, indem sie dem Volk andächtiges Schweigen befahlen und dem Redner den Stab überreichten zum Zeichen seiner Berechtigung zum Reden. So sind auch nicht wir es eigentlich, die das Recht zum Reden haben, sondern unser Herr; unsere Aufgabe ist es nur, der Stimme des Herrn Gehör zu verschaffen. Das war ja auch nach Jesaja 40 die Aufgabe des ersten Herolds des Neuen Bundes, die Ankunft des Herrn zu verkündigen. Eine Stimme ruft in der Wüste: „Bereitet den Weg des Herrn, machet auf dem Gefilde eine ebene Bahn unserem Gott. Denn die Herrlichkeit des Herrn wird sich offenbaren, und alles Fleisch wird es sehen zumal, daß der Mund des Herrn redet“. Als dann dieser Mund des Herrn selbst zu reden anfing, da stellte sich der Herold bescheiden zur Seite und sagte: „Er muß wachsen, ich aber muß abnehmen!“ Hierzu müssen auch wir bereit sein als Herolde; wir dürfen die Seelen absolut nicht von uns abhängig machen, daß sie bei uns stehen bleiben; wir haben kein Recht an sie, der Herr hat alles Recht an sie; wir müssen ihnen nur dazu verhelfen, daß sie Seine Stimme hören. Wir sind Botschafter an Christi Statt, denn Gott vermahnet durch uns; so bitten wir nun an Christi Statt: Lasset euch versöhnen mit Gott!

Hiermit haben wir nun bereits den zweiten Teil unseres Referates gestreift:

Die Aufgabe der Predigt

worüber wir uns nun bedeutend kürzer fassen können. Drei Fragen gilt es unter dieser Rubrik zu beantworten: 1. Aus was soll die Predigt bestehen, 2. Was ist ihr Zweck und 3. Was soll der Prediger zur Erreichung dieses Zweckes tun?

1. Die Aufgabe der evangelischen Predigt ist die Bekanntmachung des Heils in Christo, „des Geheimnisses, das von ewigen Zeiten her verschwiegen war, jetzt aber geoffenbart und durch prophetische Schriften auf Befehl des ewigen Gottes an alle Heiden kundgetan“. Es gilt da bekannt zu machen die Heilstatsache, daß Gott war in Christo, die Welt mit Ihm selber versöhnend, ihnen ihre Sünden nicht zurechnend, daß es also eine vollbrachte Versöhnung und Erlösung gibt, in die jedermann eintreten kann, der eingeladen wird durch das: „Kommet, denn schon ist alles bereit!“ Es muß jedoch auch der Heilsweg kund gemacht werden, „die Bekehrung zu Gott und der Glaube an unseren Herrn Jesum Christum“. Der Prediger soll nicht nur sagen: „Bekehret euch!“ Er soll auch erklären, wovon sich der Sünder zu bekehren hat und wohin: „Der Gottlose verlasse seinen Weg und der Übeltäter seine Anschläge und bekehre sich zum Herrn, so wird Er sich seiner erbarmen, und zu unserem Gott, denn Er vergibt viel!“ Auf diesem Weg gelangt man zum Heil, und dieser Weg muß darum dem Sünder in der Predigt gezeigt werden. Man rufe auch nicht immer nur: „Glaube!“ Man sage vielmehr dem Menschen, was er glauben, an wen er glauben und wie er glauben soll, also man expliziere ihm, was glauben heißt. Man versäume aber doch ja nicht, auch so laut wie eine Kirchenuhr die Stunde anzugeben, die Stunde des Heils, die Gnadenzeit. Der Prediger verkündige feierlich und mit voller Überzeugung, daß „jetzt ist die angenehme Zeit, jetzt der Tag des Heils“. Er lasse seine Zuhörer nicht auf dem Glauben, es sei einerlei, ob sie ihre Bekehrung und Rettung auf morgen verschieben; er zeige ihnen vielmehr das grobe Unrecht, das sie begehen, indem sie Gott noch länger warten lassen, und zugleich die Gefahr, in der sie schweben; denn Jesus hat uns geboten, dem Volk zu predigen und zu bezeugen nicht nur, daß Er der von Gott gesandte Heiland, sondern auch, daß Er der von Gott verordnete Richter der Lebendigen und der Toten ist (Apg.10,42). Wie Paulus, so haben auch wir nicht nur zu reden von dem Tag des Heils, sondern wir haben mit ebenso großem Ernste zu zeugen von „dem Tag, da Gott das Verborgene der Menschen richten wird, laut meinem Evangelium, durch Jesum Christum“ (Röm.2,16). Wir sollen endlich die Konsequenzen nicht verschweigen, die aus der Annahme oder Nichtannahme des in Christo dargebotenen Heils resultieren. Jesus erklärt selbst deutlich genug in unmittelbarem Anschluß an den Befehl zur Predigt des Evangeliums, welches dieselben seien: „Wer da glaubt und getauft wird, der wird gerettet werden, wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden“. Wir werden hoffentlich nicht zu jenen Betrügern gehören, die das Wort Gottes verfälschen, indem sie den zweiten Teil dieser feierlichen Erklärung des zukünftigen Richters unterdrücken. Wie soll das Wort Gottes seiner Bestimmung gemäß „durchhauen, bis daß es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein“, wenn wir ihm aus falsch angebrachter Vorsicht die Zweischneidigkeit benehmen? - Wenn das Salz seine Schärfe verliert unter dem Einfluß einer unberechtigten Kritik oder einer „höheren Offenbarung“, als die Bibel sie kennt, womit soll man ferner noch salzen? Solche Predigten, denen die Schärfe der Konsequenz fehlt, sind weder auf das Land noch auf den Mist nütze, sondern verdienen es, daß sie von den Leuten zertreten werden. In unserer Zeit sind sie freilich Mode, aber die Moden wechseln, während Jesu Worte in Ewigkeit bleiben! Dies ist nun freilich nicht so gemeint, daß die Drohung den größeren Teil der Predigt einnehmen soll, die Verheißung aber nur einen verschwindenden. Im Gesetz zwar (5.Mose 28) nimmt der verheißene Segen bloß 14 Verse ein, der gedrohte Fluch volle 54! Das entspricht dem Wesen des Gesetzes, weil es gegeben ist, nicht um den gefallenen Menschen gerecht, sondern ihn zum Sünder zu machen; es richtet Zorn an, d.h. es bringt das göttliche Zorngericht, den Fluch der bösen Tat über den Menschen. Das Evangelium aber bringt die Erlösung von der Sünde und ihre Folgen. Und das soll der Prediger laut und als eine Freudenbotschaft verkündigen, daß das Lamm Gottes die Sünden der Welt hinwegnimmt, so daß durch Seinen Namen ein jeder, der da glaubt, Vergebung der Sünden empfängt und von allem, wovon er im Gesetze Mosis nicht konnte gerechtfertigt werden, in diesem ein jeder, der da glaubt, gerechtfertigt wird, erlöst, nicht nur von der Schuld und Strafe, sondern auch von der Macht und Herrschaft der Sünde. Die Konsequenz aus diesem Evangelium ist einfach; sie lautet: „Du bist gerecht, so lebe nun auch als ein Gerechter; denn der Gerechte lebt aus dem Glauben. Du bist geheiligt durch das Opfer des Leibes Jesu Christi, so führe denn auch einen heiligen Wandel; denn wer heilig ist, der heilige sich fernerhin!“ Diese Konsequenz, so einfach sie ist, muß doch durch die Predigt des Evangeliums in allen Variationen beständig wiederholt werden; denn es ist leider bei den meisten Gläubigen nur zu wahr, was das nette Liedchen so naiv ausdrückt: „Sag´ mir die alte Kunde; sag´ mir sie immer wieder, weil ich vergeßlich bin; gleichwie der Tau vom Morgen am Abend ist dahin!“

Wir sind behufs Präzisierung der Aufgabe der Predigt von der Frage ausgegangen, woraus dieselbe bestehen soll, und haben diese Frage durch möglichst vollständige Angabe der Materien zu beantworten gesucht, welche zu einer wahrhaft evangelischen Predigt gehören. Die Predigt enthält nun aber nicht nur Materien, sie hat auch eine Form, und diese ist nicht so gleichgültig, wie manche Brüder glauben. Die große Hauptsache an einem Mittagessen ist allerdings das Materielle, die Substanz; denn wenn man uns noch so viele und noch so schöne Platten, Schüsseln und Teller aufstellt, es ist aber nichts drin, so werden wir eben nicht satt. Und doch ist es uns nicht ganz gleichgültig, was das, was drin ist, für eine Form hat! Wir nehmen die Suppe gern zuerst, dann das Fleisch, die Kartoffeln und das Gemüse; gibt es noch Braten und Salat, desto besser, und endlich verschmähen wir sogar einen Dessert nicht, sei er räss oder süß. Zuweilen gibt es noch einen schwarzen Kaffee oben drauf. Wenn uns nun die Köchin behandeln würde nach der Art, wie gewisse Prediger ihr Publikum, nämlich nach der Devise: „Die Form ist gleichgültig“, und sie gösse den Kaffee in die Suppe, mischte den Dessert unter den Salat, oder sie würde gleich Voressen und Braten, Gemüse und Kartoffeln, Kaffee und Salat, alles zu einem Brei vermischen, weil es so das einfachste sei, so würde zwar ein hungriger Bauch auch dieses unnennbare Durcheinander am Ende nicht verschmähen; aber selbst er könnte sich doch des bescheidenen Gedankens nicht erwehren, daß alles noch besser geschmeckt hätte, wenn es ihm in der richtigen Form und Reihenfolge serviert worden wäre. Ungefähr denselben Eindruck erweckt bei urteilsfähigen Zuhörern ein Prediger, der die köstlichen Wahrheiten, die er zu verkündigen hat, nicht in gehöriger Form und Reihenfolge bringt; und sind seine Zuhörer nicht urteilsfähig, so sollte er sie zu einem guten Geschmack erziehen, nicht aber ihrem schlechten Geschmack sich anpassen; denn sie werden ebenso sicher, wie sich jedermann rasch an einen guten Tisch gewöhnt, gar bald den Vorzug einer wohl vorbereiteten vor einer schlecht und nachlässig präparierten Predigt herausfinden. Ein Prediger, der sich auf seiner Station von freundlichen Gastgebern oder auch zu Hause ein gutes Mittagessen servieren läßt, sollte sich schämen, wenn er nicht in seiner Tasche oder in seinem Herzen eine Predigt trägt, auf deren Vorbereitung er mindestens ebensoviel Zeit und Sorgfalt verwendet hat wie die betreffende Köchin auf sein Mittagessen! Sollte es ihm aber wirklich an Zeit oder Fähigkeit zum Studieren fehlen, so möchten wir ihn dringend auf folgendes Inserat aufmerksam machen, das unlängst in dem ultramontanen „Basler Volksblatt“ erschienen ist:

Den hochw. kathol. Pfarrern und Predigern wird angeraten, gegen Einsendung von Fr. 2.- an den hochw. Pater Landolfi - via Roma 25 - Turin - ein jährliches Abonnement auf den „Pensiero della Domenica“ (Sonntags-Eingeber) zu nehmen. Das in italienischer Sprache erscheinende Blättchen enthält außer den Evangelien auch noch praktische, inhaltsreiche, populäre Ansprachen und Reden für alle Sonn- und Feiertage des Jahres mit einer leichten Anleitung zum Auswendiglernen der Predigten. Das Blättchen wird unfehlbar stets einen Monat zum voraus zugeschickt. Außerordentlicher Vorteil. Die abonnierten Herren Geistlichen allein sind ermächtigt, gegen einfache Rückzahlung der Auslagen vom Pater Direktor jede besondere Rede, deren sie bedürfen sollten, zu verlangen.

(„Basler Volksblatt“, 21. Sept. 1897)

Ich zweifle nicht daran, daß seine Zuhörer ihrem hochgeschätzten Seelsorger die erforderlichen 2 Franken für das Abonnement auf dieses unfehlbare und unschätzbare Blättchen gerne schenken werden, wenn sie dafür hoffen dürfen, ein ganzes Jahr lang eine wohlvorbereitete Predigt zu hören! - Wer ja selbst keine Zeit zum Kochen hat, der holt auch Kantine; warum sollte ein Prediger, der keine Zeit zum Studieren hat, nicht zu einem ähnlichen Institut seine Zuflucht nehmen? - Allerdings gefällt mir jener reformierte Pfarrer besser, auf dessen Kanzel ich meine erste Predigt halten durfte und in dessen Studierzimmer ich hinter dem Ofen einen Band Kasualreden fand, auf den er zu Händen der Buchhandlung, die ihm damit eine Freude hatte bereiten wollen, die vielsagende Notiz geschrieben hatte: „Das pflegen wir selber zu machen!“

Für diejenigen nun, die ihre Predigten selbst zu studieren wünschen, mag folgendes als Norm dienen in betreff des Inhaltes derselben: Jede evangelische Predigt sollte eine Annonce enthalten, nämlich die Annoncierung, das Anerbieten einer göttlichen Gabe. Hierzu ist der von Gott berufene Prediger berechtigt, ja verpflichtet; er hat den Auftrag, im Namen Jesu den Sündern Heil, den Kindern Gottes Heilung anzubieten. Die Predigt ist ein Anerbieten des Heils; der Prediger darf sagen, was Paulus zu Antiochien in Pisidien den Juden zurief: „So sei euch nun kund, ihr Männer und Brüder, daß euch durch diesen (Jesus) Vergebung der Sünden verkündigt (d.h. angeboten) wird“ (Apg.13,38). Eine Predigt, die nicht göttliche Gaben des Heils anbietet, ist keine wahrhaft evangelische. - Es sollen aber nicht nur göttliche Gaben, sondern es darf auch göttliches Tun angekündigt werden, Taten Gottes, die Er entweder schon getan hat, oder noch tun will. Alle Ankündigung von Taten Gottes, selbst von Gerichtstaten, ist Evangelium, weil ja auch diese für die Gläubigen Erlösungstaten sind (Jes.61,2; Luk.21,28). Darum gehört auch die Ankündigung des zukünftigen Tages des Herrn wesentlich zum Evangelium. Alles Tun Gottes ist für Seine Kinder eine Freude; für den Sünder aber, der sich bekehrt, soll es eine solche werden; darum soll auch ihm das Gericht als Evangelium verkündigt werden. Selbst die Verkündigung göttlicher Gebote gehört zum Evangelium, ist also auch Aufgabe der evangelischen Predigt; denn das ist Sein Gebot, daß wir glauben an den Namen Seines Sohnes Jesu Christi und uns untereinander lieben, wie Er uns ein Gebot gegeben hat. Aber diese Gebote sind nicht mehr Gesetz, sondern Evangelium, weil ihre Erfüllung möglich geworden ist durch das, was das Evangelium uns gibt und aus uns macht. Jetzt heißt es nicht mehr: „Du sollst“, sondern: „Du darfst!“ In diesem freundlichen, beglückenden Sinn darf der evangelische Prediger den Willen Gottes verkündigen, der unsere Heilung ist. Es enthalte also jede Predigt eine solche göttliche Annonce, sonst ist sie keine evangelische Predigt! Aber woher soll der Prediger dieselbe nehmen? Nirgends anders her als aus dem Worte Gottes (Röm.10,7), das ihm zur Verkündigung gegeben wird. Ist er wahrhaft evangelisch gesinnt, so wird er in jedem Worte der Heiligen Schrift, das ihm als Text gegeben wird, eine solche göttliche Botschaft finden können, stamme es nun aus dem Alten oder aus dem Neuen Testament, aus dem geschichtlichen oder aus dem lehrhaften Teil der Bibel.

Zur göttlichen Annonce muß freilich hinzutreten die menschliche Explikation . Diese ist eine Hauptaufgabe der Predigt. Der Prediger hüte sich aber wohl, daß er nicht durch seine Auslegung den wahren Sinn der göttlichen Botschaft auslösche! Seine Erklärung sei nicht eine Verdunkelung der göttlichen Klarheit; es möchte ihm sonst gehen wie den Freunden Hiobs, die sich in Erklärungen des göttlichen Ratschlusses ergingen und denen Jehova schließlich aus dem Wetter zurief: „Wer verdunkelt da den Ratschluß mit seinen unverständigen Reden!“ (38,2). Oder wie jener Neger sagte, nachdem er ein Kapitel „erklärt“ hatte: „Ich habe es“, sagte er, „konfundiert “; er wollte aber sagen „kommentiert“, verwechselte jedoch unglücklicherweise die Ausdrücke. Mancher könnte so sagen, nachdem er seine „Bibelerklärung“ geschlossen hat. Nicht wir müssen die Bibel erklären, sie muß uns aufklären. Nur in Gottes Lichte sehen wir helle: darum werden wir auch die beste Explikation zu unserm Text in der Bibel selber finden. Schrift erklärt sich durch Schrift. Deshalb braucht aber unsere Predigt kein Spruchregister zu sein, abgeschrieben aus einer Konkordanz. Wer predigen und Schrift erklären will, der muß eben den Schriftinhalt, den Geist der ganzen Bibel in sich aufgenommen haben; dann wird es ihm auch nicht so schwer werden, das Einzelne aus dem Ganzen zu erklären.

Die Predigt sei aber nicht bloße Erklärung, sondern zur Explikation trete auch die entsprechende Applikation, die praktische Anwendung auf den Zustand und die Bedürfnisse der Zuhörer. An der üblichen Predigtweise, wenigstens der älteren orthodoxen Schule, ist es ganz entschieden zu tadeln, daß sich oft fast drei Vierteile der Predigt nur mit dem Text und den darin erwähnten Personen befassen, und kaum ein Teil mit den Zuhörern. Es ist durchaus nicht die Aufgabe des Predigers, über Moses, David, Salomo, Jesaja, Paulus oder irgend einen andern biblischen Schriftsteller zu predigen, wenn er einen Text aus deren Schriften nimmt, sondern er hat die göttliche Botschaft zu verkündigen, die für seine Zuhörer in seinem Texte liegt.

Diese Bemerkung führt uns nun auf eine zweite Frage in betreff der Aufgabe der Predigt, nämlich auf die Frage: Was ist ihr Zweck? Wenn es die Aufgabe der Predigt ist, Bibelkunde zu treiben und zu befördern, dann fällt die soeben gemachte Bemerkung gegen das Predigen über biblische Schriftsteller (statt der Verkündigung der Botschaft derselben) dahin. Man wird aber zugeben müssen, daß die Bibelkunde in keinem Fall der Hauptzweck der Predigt sein kann; denn wozu hätte man sonst gepredigt, als es noch keine Bibel gab? Nun, um die nicht vorhandene Schrift durch das lebendige Wort zu ersetzen! Gut, hier ist auch der nächstliegende Zweck der Predigt zu suchen: sie soll unter allen Geschlechtern aller Zeiten das Wort Gottes als eine aktuelle Lebensmacht erhalten. Sie soll die Bibel nicht ersetzen; aber sie kann und soll auch nicht ersetzt werden durch das Bibellesen. Paulus schreibt: „Gott hat unter uns aufgerichtet das Wort der Versöhnung“. Das kann er nur meinen von dem lebendigen Wort; denn genau übersetzt lautet dieser Satz: „Er hat das Wort der Versöhnung in uns gelegt“, was nicht dasselbe ist, wie das Niederlegen eines Wortes in ein Buch. Es wurde ins Bibelbuch niedergelegt, nur um von dort aus immer wieder in die Herzen gelegt zu werden und gleichsam immer neu in den Boten Gottes eine Auferstehung zu feiern, wie Luthers Beispiel deutlich zeigt. Durch die Bibel allein, ohne einen Luther, in dem das Wort der Versöhnung wieder lebendig wurde, wäre es zu einer Reformation nicht gekommen; der lebendigen Predigt des Wortes, nicht der Bibel an und für sich als Buch verdanken wir die Reformation, wie jede weitere Erweckung. „Gott hat uns den Dienst der Versöhnung gegeben“, schreibt Paulus an derselben Stelle; also nicht der Bibel, sondern uns, den Predigern, in denen Er sein Wort lebendig macht.

Man wird uns dieser Unterscheidung wegen nicht eine Geringschätzung der Bibel vorwerfen können, als wollten wir den Prediger über die Bibel erheben. Nein, der Prediger steht nicht über der Bibel, aber die Bibel soll in ihm auferstehen, er muß eine lebendige Bibel werden! Nur so kann er seinen Zweck erreichen. Und dieser ist? Nun, kein anderer, als die Verherrlichung Gottes! Denn es steht geschrieben: „Wenn jemand redet, daß er es rede als Gottes Wort; wenn jemand ein Amt hat, daß er es tue als aus dem Vermögen, das Gott darreicht, auf daß in allen Dingen Gott gepriesen werde durch Jesum Christum, welchem die Ehre und die Gewalt gehört in die Ewigkeit der Ewigkeiten!“ (1.Petri 4,11). Ist dies der Fall, ist der Zweck unserer Predigt Gottes Verherrlichung, so werden wir nicht so bald unsere bezüglichen Leistungen gut genug finden, wir werden nach Form und Inhalt das Beste bieten wollen, wenn auch wir Geringen unsere Opfer bringen. So viel man auch vom reformierten und namentlich reformerischen Standpunkt aus gegen den Ausdruck „Gottesdienst“ sagen mag, die wahre Predigt des Evangeliums ist ein wirklicher Gottesdienst, ein Lobopfer, eine Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen. Paulus braucht (Römer 15,16) einen Ausdruck vom Predigen, den Luther mit Recht so übersetzt: „Ich soll sein ein Diener Christi, zu opfern das Evangelium Gottes“. Wenn dies der nächste Zweck und zugleich der höchste unserer Predigt ist, so kann es uns auch nicht zu sehr darauf ankommen, ob wir viele oder wenige Zuhörer haben, noch ob unsere Predigt den Menschen gefällt. Wenn sie zur Verherrlichung Gottes dienen soll, muß sie vor allem Ihm gefallen, und wir mögen wohl gewissen Vorwürfen gegenüber mit Paulus antworten: „Predige ich denn jetzt Menschen oder Gott zu Dienst (wörtlich: „Suche ich Menschen zu gewinnen oder Gott“); oder suche ich Menschen zu gefallen? Wenn ich den Menschen noch gefiele, so wäre ich nicht Christi Knecht!“ (Gal.1,10). Unbekümmert um Menschenlob und -tadel hat also der Prediger einfach die göttliche Botschaft auszurichten und zur Ehre Gottes zu sagen, zu Jakob und zu Israel: „Was hat Gott getan!“ (4.Mose 23,23). Bei alledem wird sich aber doch kein Prediger der Einsicht verschließen können, daß Gott in hohem Masse dadurch verherrlicht wird, wenn seine Predigt auch an den Menschen ihren Zweck erreicht. Wir bitten und vermahnen an Christi Statt: „Lasset euch versöhnen mit Gott!“ Wie sehr würde es Gott zur Freude und Ehre dienen, wenn alle, die diesen Ruf hören, ihm auch folgen würden!

Dies ist in der Tat der Zweck unserer Predigt, daß Sünder mit Gott versöhnt werden. Deshalb versichern wir sie ja auch der versöhnlichen Absicht Gottes, die sich in der Sendung Seines Sohnes zu uns zeigte. Deshalb sagen wir ihnen auch, daß Gott alle Hindernisse, die unserer Versöhnung mit ihm im Wege standen, durch die Aufopferung Seines Sohnes bereits hinweggeräumt hat; denn Er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in Ihm würden gerecht vor Gott, mithin der Wiedervereinigung mit dem Heiligen und Gerechten fähig! Es sei von Seiten des Menschen nur noch das Ergreifen der dargebotenen Hand Gottes zur Versöhnung erforderlich und sein Eintreten in den Stand der Gerechtigkeit, den ihm Christus erworben und bereitet habe. Wie glücklich sind wir, wenn unsere Verkündigung diesen Zweck erreicht, wenn es uns gelingt, das Vertrauen des Menschen für Gott wiederzugewinnen und so in Wahrheit den Fehler, der beim Sündenfall begangen wurde, wieder gut zu machen; denn dort hat der Mensch durch das Schlangenwort das Vertrauen zu Gott verloren; durch das Wort des Evangeliums, das wir predigen dürfen, soll er es wiedergewinnen! Vor welch großartige Aufgabe sehen wir uns da gestellt! Uns mag wohl bange werden beim Gedanken, ob es uns wohl gelingen werde, so daß wir mit dem Apostel Paulus ausrufen: „Wer ist hierzu tüchtig?“ Denn wir haben bei aller eigenen Schwachheit auch noch einen mächtigen Feind, der unsern Zweck, den wir mit dem Predigen verfolgen, auf alle nur erdenkliche Weise zu vereiteln suchen wird, der uns auch den Erfolg so mancher Predigt schon in Frage gestellt, ja, wenn er schon erreicht schien, wieder verdorben hat. Deshalb dürfen wir die Revision unserer Aufgabe heute nicht schließen, ohne auch noch eine Antwort gesucht zu haben auf die ernste Frage:

Was soll der Prediger zur Erreichung dieses Zweckes tun? Unsere Antwort, so wie wir sie der Schrift und der Erfahrung entnehmen können, lautet zunächst ganz einfach:

Er soll das tun, was ihm befohlen ist, nicht weniger und nicht mehr. Ihm ist befohlen, das Evangelium wie ein Herold zu verkündigen, also, wie wir gesehen haben, den Tag des Heils zu annoncieren , das vollbrachte Heil anzubieten, den Heilsweg zu erklären, die Taten Gottes, das, was Gott getan hat und tun will, anzukündigen, die göttliche Aufforderung zur Bekehrung und zum Glauben bekannt zu machen und die beiderseitigen Konsequenzen nachdrücklich zu schildern, die sowohl aus der Annahme, als auch aus der Verwerfung des göttlichen Gnadenrufs resultieren. Er soll dies so deutlich, so vollständig und so kräftig wie nur möglich tun, also daß er wie Paulus mit gutem Gewissen zu seinen Zuhörern sagen kann, wenn er sie einmal verläßt: „Ich habe nichts zurückgehalten, daß ich euch nicht den ganzen Ratschluß Gottes verkündigt hätte“. Ja, er mag so weit gehen, wie dieser Apostel, daß er nicht nur die Versöhnung verkündigt, sondern seine Zuhörer bittet und vermahnt, sogar mit Tränen: „Lasset euch versöhnen mit Gott!“

Aber ob er weiter gehen soll? Das ist eine Frage, die gegenwärtig in der Praxis vielfach erörtert wird. Wir wissen, daß manche in der Tat weiter gehen und zwar in einer Weise, wodurch der freien Willensentscheidung des Menschen vorgegriffen, demselben gleichsam das Heil aufgenötigt wird. Für diese Manipulation hat schon Augustin in dem Worte Jesu die Sanktion zu finden geglaubt: „Nötiget sie, herein zu kommen!“ Allein, man vergißt meistens ganz, daß dieses Wort aus einem Gleichnis stammt, und daß es sich dort auf diejenigen bezieht, die zwar gerne zu dem königlichen Gastmahl kämen, aber um ihres unwürdigen Aussehens willen meinen, sie dürften nicht; es bezieht sich keineswegs auf die Männer, die geladen waren, aber nicht kommen wollten. Der König verordnet nicht, daß diese nun durch besondere Künste herbeigelockt werden sollen, indem man auf ihre Nerven wirkt durch hinreißende Gesänge und anderes mehr. Aber ebenso wenig entspricht es dem Geiste des Evangeliums und der Aufgabe des Predigers, daß er bei denen, die sein Wort gehört haben, nun eine Art Entscheidung arrangiert, indem er ihnen ein Gelübde vorliest und sie darauf mit Ja antworten läßt, um sie dann mit Sang und Klang, in Bausch und Bogen in den Schoß der christlichen Kirche aufzunehmen. Gegen diese Praxis haben in letzter Zeit ernste Kirchenmänner Bedenken erhoben. Und es sollte allerdings alles vermieden werden, wodurch der freien Entscheidung des Menschen für oder wider Christum vorgegriffen wird.

Wir haben schon im Eingang unseres Referates die Predigt mit der Rede eines Staatsanwaltes oder eines Advokaten vor den Geschworenen verglichen. Diese Männer dürfen alles aufbieten, was ihnen an Tatsachen, Logik und Beredsamkeit zur Verfügung steht, um das Urteil der Geschworenen zu beeinflussen; ihr Zweck ist der, in den Geschworenen eine Überzeugung von der Schuld oder Unschuld des Angeklagten zustande zu bringen, nach welcher dann diese ihre Zuhörer entscheiden können über das Schicksal des Angeklagten. In ganz ähnlicher Stellung befindet sich der Prediger seinen Zuhörern gegenüber. Er soll sie durch seine Predigt in den Stand setzen, daß sie sich für oder wider Christum entscheiden können; aber wohlverstanden, selbständig, aus eigener Überzeugung sollen sie sich entscheiden können. Der Advokat, der anstatt sich nur des erlaubten Mittels der Überredung, besser gesagt Überzeugung zu bedienen, zur Bestechung der Richter seine Zuflucht nähme, der würde sich eines Verbrechens schuldig machen. So sicher nun auch der Prediger des Evangeliums weiß, daß er einer gerechten Sache dient, daß es also nur gut sein kann, wenn seine Zuhörer sich für Christum entscheiden, darf er doch dieselben in keiner Weise bestechen oder durch irgendwelche Künste ihrer selbständigen Entscheidung für oder wider Christum vorgreifen. Er beschränke sich auf die Verkündigung und weissage, wie ihm befohlen ist; die Totengebeine werden sich unter dem Einfluß des göttlichen Hauches von oben besser aneinander fügen von selbst, als es ihm mit allen Regeln der Kunst möglich wäre.

Ich will noch ein anderes Bild brauchen, um den fraglichen Gedanken zu illustrieren. Die Annoncenexpedition Hasenstein und Vogler erklärt folgendes in ihrem Tarif:

Es bildet die Annonce den ausschließlichen Gegenstand unserer geschäftlichen Vermittlung, und wir werden auch künftig die Beschaffung von Stellen, Mietungen, Pachtungen, An- und Verkäufen und dergl. nicht übernehmen, wenn die Erledigung solcher Geschäfte anders als mittelst der Annonce von uns begehrt wird. Diese wohlerwogene Beschränkung hat es uns ermöglicht, wertvolle Erfahrungen in unserm Spezialfache zu sammeln zu Gunsten aller derjenigen, welche auf dem fast immer wirksamen Wege der Ankündigung das Erstrebte suchen.

Wir Prediger suchen auf dem Wege der Ankündigung die Seelen für Christum zu gewinnen und sie zur Annahme des Heils zu bewegen; hoffen wir, daß die Beschränkung auf diesen uns übertragenen Zweig der Tätigkeit im Werke des Herrn uns auch noch recht wertvolle Erfahrungen bringe!

Aber meinst du denn wirklich, der Prediger solle nichts anderes tun, als das Evangelium verkündigen? Nein, gewiß nicht! Er soll auch Gott vertrauen, von dem die Botschaft kommt, die er ausrichtet, dem Gott, der gesagt hat: „Also soll das Wort, das aus meinem Munde geht, auch sein wie der Regen und Schnee, der vom Himmel fällt; es soll nicht leer wieder zu mir kehren, sondern es soll tun, was mir gefällt, und ausrichten, wozu ich es sende“. Wer das glaubt, der geht dann auch der Wirkung des Wortes nach und betet für die Nachhaltigkeit derselben.

Wenn aber der Prediger der Wirkung des verkündigten Wortes nachgeht, so soll er dasselbe ja nicht etwa hinterher selbst abschwächen; er soll es vielmehr bekräftigen dadurch, daß er es selbst praktiziert, und er soll es, wenn es anders Gottes Wort war, aufrecht erhalten auch gegenüber von Widerspruch und Anfeindung und soll es auch dann nicht zurücknehmen, wenn er sieht, daß es jemand empfindlich getroffen hat und in innere Not gebracht. Da hat schon mancher die Wirkung seiner Predigt selbst dadurch paralysiert, daß, wenn die Leute ernst machen wollten mit der von ihm gepredigten Bekehrung, er dann ihren Eifer ihnen selbst oder andern gegenüber als etwas Ungesundes hinstellte. Gott bekehrt eben die Leute nicht genau nach dem Programm, das wir entworfen haben, nicht einmal immer „ganz biblisch“, d.h. nicht so, wie wir es uns nach der Bibel gedacht haben; wir können oft nur hinstehen und sehen das Heil unseres Gottes, der alles in allen nach dem Rat Seines unerforschlichen Willens wirkt.

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