Sander, Immanuel Friedrich Emil - Die Lehre der Schrift von der Gnadenwahl.

Sander, Immanuel Friedrich Emil - Die Lehre der Schrift von der Gnadenwahl.

Das Evangelium des heutigen Sonntags1) und namentlich die letzten Worte desselben: Viele sind berufen, aber wenige auserwählt, - erinnert uns daran, daß wir eine wichtige Lehre der Heiligen Schrift, die von der Gnadenwahl, nicht mit Stillschweigen übergehen dürfen. Diese Lehre ist allerdings ein großes Geheimniß, und wenn wir ihr näher treten und uns bemühen, das Schriftwort uns auszulegen, es zu deuten, wohl auch das Ergebniß unserer Untersuchungen in irgend einer Formel bestimmter auszusprechen, so fehlt es nicht an demüthigenden Erfahrungen, die uns das apostolische Wort bestätigen: Unser Wissen ist Stückwerk. Wir werden uns, wie bei Betrachtung anderer Geheimnisse der heiligen Schrift, auch bei diesem von der Gnadenwahl zuletzt in das Wort hinein flüchten müssen, mit welchem Paulus, die Untersuchung über diese Lehre abbricht: O was für eine Tiefe der Weisheit und der Erkenntniß Gottes! Wie unerforschlich sind seine Wege, und unbegreiflich seine Gerichte! Aber das entbindet uns nicht von der Pflicht, unsere Lenden zu umgürten, zu suchen und zu forschen in den prophetischen und apostolischen Worte, bis dasselbe uns also aufgeschlossen ist, daß es uns nicht ein Stein des Anstoßes wird, an dem wir uns ärgern, sondern ein Wort des Trostes, ein Wort, das uns auf den Fels des Heils nur um so fester gründet. Damit, daß wir der Betrachtung der Schriftlehre von der Gnadenwahl ausweichen und mit einer knechtischen, ja fast kindischen Furcht vor solchen Schriftstellen wie Röm. 9 bis 11 vorübereilen und schier erschrecken, wenn wir so einen Ausspruch hören: so erbarmet er sich, weß er will und verstocket, wen er will, - sind wir wenig oder vielmehr nichts gebessert.

Dem Mißbrauche, der mit der Lehre von der ewigen Erwählung getrieben werden kann, oder wirklich getrieben wird, können wir nur wehren, wenn wir den rechten Gebrauch dieser Lehre kennen, und mit dem, was die Schrift über dieselbe sagt, uns gründlich bekannt machen. Wir werden dann erfahren, daß wie alles in der Schrift auch das Wort von der Gnadenwahl uns zur Lehre geschrieben ist, auf daß wir durch Geduld und Trost der Schrift Hoffnung haben.

Die Worte, die wir zum Grunde unserer Betrachtung legen, stehen aufgezeichnet:

Röm. IX. Vers 11-33.

Sie lauten daselbst also:
Ehe die Kinder geboren waren und weder Gutes noch Böses gethan hatten, auf daß der Vorsatz Gottes Bestünde nach der Wahl, wars zu ihr gesaget, nicht aus Verdienst der Werke, sondern aus Gnaden des Berufers, also: der Größere soll dienstbar werden dem Kleinern. Wie denn geschrieben stehet: Jacob habe ich geliebet, aber Esau habe ich gehasset. Was wollen wir denn hier sagen? Ist denn Gott ungerecht? Das sei ferne! Denn er spricht zu Mose: Welchem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig, und welches ich mich erbarme, deß erbarme ich mich. So liegt es nun nicht an Jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen. Denn die Schrift sagt zu Pharao: Eben Darum habe ich Dich erwecket, daß ich an Dir meine Macht erzeige, auf daß mein Name verkündigt werde in allen Landen. So erbarmet er sich nun, welches er will, und verstocket, welchen er will. So sagest Du zu mir: Was schuldigt er denn uns? Wer kann seinem Willen widerstehen? Ja, lieber Mensch, wer bist Du denn, daß Du mit Gott rechten willst? Spricht auch ein Werk zu seinem Meister: Warum machst du mich also? Hat nicht ein Töpfer Macht, aus einem Klumpen zu machen ein Faß zu Ehren und das andere zu Unehren? Derhalben, da Gott wollte Zorn erzeigen, und kund thun seine Macht, hat er mit großer Geduld getragen die Gefäße des Zorns, die da zugerichtet sind zur Verdammniß; auf daß er kund thäte den Reichthum seiner Herrlichkeit an den Gefäßen der Barmherzigkeit, die er bereitet hat zur Herrlichkeit. Welche er berufen hat, nämlich uns, nicht allein aus den Juden, sondern auch aus den Heiden. Wie er denn auch durch Hoseam spricht: Ich will das mein Volk heißen, das nicht mein Volk war und meine Liebe, die nicht die Liebe war. Und soll geschehen, an dem Ort, da zu ihnen gesagt ward: Ihr seid nicht mein Volk, sollen sie Kinder des lebendigen Gottes genannt werden. Jesaias aber schreibet für Israel: Wenn die Zahl der Kinder Israels würde sein, wie der Sand am Meer, so wird doch das Uebrige selig werden. Denn es wird ein Verderben und Steuren geschehen zur Gerechtigkeit, und der Herr wird dasselbe Steuren thun auf Erden. Und wie Jesaias zuvor sagt: Wenn uns nicht der Herr Zebaoth hätte lassen Samen überbleiben, so wären wir wie Sodoma geworden, und gleich wie Gomorra. Was wollen wir nun hier sagen? Das wollen wir sagen: die Heiden, die nicht haben nach der Gerechtigkeit gestanden, haben die Gerechtigkeit erlangt; ich sage aber von der Gerechtigkeit, die aus dem Glauben kommt. Israel aber hat dem Gesetz der Gerechtigkeit nach gestanden, und hat das Gesetz der Gerechtigkeit nicht überkommen. Warum das? Darum, daß sie es nicht aus dem Glauben, sondern als aus den Werken des Gesetzes suchen. Denn sie haben sich gestoßen an den Stein des Anlaufens. Wie geschrieben steht: Siehe da, ich lege in Zion einen Stein des Anlaufens, und einen Fels der Aergerniß; und wer an ihn glaubt, der soll nicht zu Schanden werden.

Ihr sehet bald, ich habe zum Texte die Worte genommen, welche, wenn man sie zuerst hört, einen Sinn zu haben scheinen, der und diese Lehre sehr bedenklich, wenigstens sehr untröstlich machen könnte. Ich habe die Verse genommen, auf welche am liebsten die sich berufen, welche eine sogenannte unbedingte oder absolute Gnadenwahl lehren, wie sie unter den Kirchen-Schriftstellern zuerst Augustin gelehrt hat. - Aber das wäre ja nicht gut, wenn wir uns irgend ein Wort der Schrift verhüllen oder unser Auge von ihm wegwenden müßten. Eine Kirche, die das thun müßte, also auch unsere evangelisch-lutherische, wenn sie es thun müßte, würde sich selbst nicht nur ein Zeugniß der Armuth, der Ohnmacht, sondern noch ein übleres ausstellen, daß sie kein gut Gewissen habe und keinen Muth, sich in allen Stücken und überall unter das Urtheil und Gericht des Wortes Gottes zu stellen. - Das aber sei ferne von uns - und so lasset uns denn unter Zugrundelegung der voranstehenden Textworte die Lehre der Schrift von der Gnadenwahl erwägen. Dabei werden wir in die zwei folgenden Capitel mit hinein blicken.

Also der Gegenstand unserer Betrachtung ist die Lehre der Schrift von der Gnadenwahl.

Wir wollen erstlich in wenigen Sätzen es zusammenstellen, was die Schrift sagt von der Erwählung; zweitens wollen wir sehen, wie wir vor Abwegen in Deutung und Gebrauch der Lehre uns zu hüten haben; drittens, wie der rechte Gebrauch dieser Lehre reichen Trost, und mächtigen Antrieb zum heiligen Leben gibt.

I.

In wenigen Sätzen wollten wir zuerst die Lehre von der Erwählung zusammenfassen. Der erste Satz lautet, und zwar mit Worten unseres Textes: Es besteht der Vorsatz nach der Wahl. - Ehe die Kinder des Patriarchen Isaak von der Einen Mutter, der Rebecca, geboren waren und weder Gutes noch Böses gethan hatten, auf daß der Vorsatz Gottes bestehe nach der Wahl, wurde zu ihr gesagt, nicht aus Verdienst der Werke, sondern aus Gnaden des Berufers also: der Größere soll dienstbar werden dem kleinern. Wie denn geschrieben stehet, fügt der Apostel hinzu: Jacob habe ich geliebet, aber Esau habe ich gehasset. Es ist allerdings hier nicht so sehr von der einzelnen Person des Jacob oder des Esau die Rede, sondern von den Völkern, die von ihnen abstammen. Das findet man näher in der angeführten Stelle Maleachi's. Die Liebe, welche den Jacob vorgezogen hat vor Esau, ist also nicht so zu verstehen, als finde sie nun auf jeden Einzelnen in Jacob ihre Anwendung. Wir lesen ja vorher in unserem Textworte, daß nicht alle Israeliten sind, die von Israel sind. Viele sind verloren gegangen. Es ist also bei diesem Vorsatz der Wahl, der Jacob erwählte und Esau vorbeiging, ja verwarf, vorzüglich mit von der theokratischen Bevorzugung Israels die Rede, d. h. davon, daß ihnen Gott anvertraut hat, was er geredet, daß ihnen gehörte die Kindschaft, die Herrlichkeit, der Bund und das Gesetz und der Gottesdienst und die Verheißung. - Aber man darf doch auch nicht verkennen, daß eben in dieser Bevorzugung Israel's, da ihnen das Wort Gottes anvertraut wurde, das dargeboten und gegeben war, was das Heil bewirken, die ewige Seligkeit geben kann. - Das hatte Edom nicht. - Der Vorsatz Gottes, heißt es, besteht nach der Wahl: ehe die Kinder geboren, ehe sie Böses oder Gutes gethan hatten, war schon geordnet, daß der Größere dem Kleinern dienen sollte. Was wollen wir hierzu sagen, fragt Paulus? Ist denn Gott ungerecht? Das sei ferne! Denn er spricht zu Mose: Welchem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig, und welches ich mich erbarme, deß erbarme ich mich. So liegt es nun nicht an Jemandes Wollen oder laufen, sondern an Gottes Erbarmen.

Der Herr ruft jenes Wort, Er gebe seine Gnade, wem und wie Er wolle, dem Moses zu, da selbiger für Israel gleichsam zum Fegopfer sich dargeben wollte, und als er sprach: tilge ihre Sünden, wo nicht, so tilge mich auch aus Deinem Buche. Das ist es, was der Herr seinen Jüngern sagt: nicht ihr habt mich erwählet, sondern ich habe euch erwählet.

Gott wirket Alles nach dem Rath seines Willens und hat in Liebe, in der Liebe, die alles umsonst gibt und nicht erst durch unser Verdienst sich etwas abverdienen läßt, uns erwählet in Christo.

Nach der Wahl der Gnade, sagt Paulus, lasse Gott zu seiner nämlich des Apostels Zeit überbleiben von Israel die, so gerettet würden, wie er zu Elias Zeiten nach dieser Wahl der Gnade sieben Tausend übrig bleiben ließ, die ihre Kniee nicht vor Baal beugten.

Ist es aus Gnaden, fährt er fort, so ist es nicht Verdienst der Werke, sonst würde Gnade nicht Gnade sein.

Und wollen wir es noch in anderer Weise ausgesprochen haben, so hören wir's in dem Worte des Herrn an Israel: Nicht daß Du mich gerufen, nicht daß Du um mich gearbeitet hättest: Du hast mir Mühe gemacht mit Deinen Sünden. In Christo hat uns Gott erwählet: nicht irgend eine Würdigkeit von uns, nicht irgend ein Verdienst hat er angesehen: nur in Christo hat er uns angesehen.

Dieß der erste Satz.

Der zweite ist der: wie Gott sich erbarmet, welches er will, so verstocket er auch, wen er will. Die Schrift sagt zu Pharao: Eben darum habe ich Dich erwecket, daß ich an Dir meine Macht erweise. Vergeblich regt sich der Mensch dem entgegen und vergeblich fragt er: Was schuldigt er denn uns? Wer kann seiner Macht widerstehen? Ja, lieber Mensch, wer bist Du, daß du mit Gott rechten willst? - Hat nicht ein Töpfer Macht, aus einem Klumpen zu machen ein Faß zu Ehren und das andere zu Unehren?

Wenn nun Gott, so lautet es weiter, und so müssen die Worte Vers 22 wieder gegeben werden, wenn nun Gott, da er wollte Zorn erweisen und kund thun seine Macht, mit großer Geduld getragen hat die Gefäße des Zorns, die da zugerichtet sind zur Verdammniß? - Das heißt, was willst du darüber Gott anklagen? Siehe aber hier das Wort an, daß Gott mit großer Geduld die Gefäße des Zorns getragen hat: das führt uns zum dritten Satz: es ist des Menschen Schuld, daß er ein Gefäß des Zorns wird. Wenn Gott selbst das Böse in dem Bösen schaffte, also dasjenige, was eben zur Verdammniß reif macht, so könnte es nicht heißen, er habe sie getragen mit großer Geduld. Das wäre ja etwas sich selbst Widersprechendes, wenn Gott Geduld haben müßte mit seinem eigenen Werke! Daß der Unglaube des Menschen, der das dargebotene Heil verwirft, Schuld seines Verderbens sei, sagt uns nun deutlich Vers 31 und 32: Israel hat das Gesetz der Gerechtigkeit nicht erlangt. Warum das? Darum, daß sie es nicht aus dem Glauben, sondern als aus den Werken des Gesetzes suchten. Darum haben sie sich gestoßen an den Stein des Anstoßes. Sie wollten nicht erkennen die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, trachteten, ihre eigene Gerechtigkeit aufzurichten, und sind also der Gerechtigkeit Gottes nicht unterthan. Sie sind zerbrochen um ihres Unglaubens willen.

Weitere Erklärung hiezu gibt uns die Klage des Herrn: Ich habe euch sammeln wollen, aber ihr habt nicht gewollt. Und dann die Gleichnisse Matthäi 21,22. Luc. 14. - Der Herr lud ein zu seinem Abendmahl,- sandte zu den vorigen neue Boten, die da riefen: Kommt, es ist alles bereit: aber sie verachteten es, gingen hin zu ihrer Handthierung, ja höhnten und tödteten die Boten.

Der vierte Satz lautet: die, so die Gerechtigkeit erlangen wie die Heiden, die zu Pauli Zeiten in den edlen Oelbaum eingepfropft wurden, in den Lebensbaum, die haben durch den Glauben die Gerechtigkeit erlangt.

Die da stehen, stehen durch den Glauben. Es kann Niemand der Gnade, die ihn berufen habe, sich rühmen, - er habe denn Glauben.. Niemand weiß etwas von der Gnade des Berufers als durch Glauben. Gott hat uns in Christo erwählet; aber nur durch den Glauben sind wir in Christo, durch den Glauben wohnen wir Christum in uns, nehmen ihn auf. - Es heißt, die ihn aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, die an seinen Namen glauben.

II.

Der Abwege in Deutung und im Gebrauch der Lehre von der Erwählung, die wir zu vermeiden haben, sind vornehmlich Drei.

Erstlich, wenn wir die einzelnen hievon handelnden Stellen nicht im Zusammenhange der andern Schrift-Wahrheiten deuten, sondern hie und da einen Spruch aus dem Zusammenhange herausreißen. Wir dürfen nicht Anfang und Ende übersehen. Zu dem Anfange gehört das Wort Ephes. 1.: Er hat uns in Liebe erwählt. Also in der Darstellung der Lehre von der Gnadenwahl muß uns entgegenleuchten das Wort, daß Gott die Liebe ist. In diesen Anfang hinein gehört das Wort: Gott will nicht den Tod des Sünders, hat nicht Lust an Jemandes Sterben; er will, daß Allen geholfen werde und sie zur Erkenntniß der Wahrheit kommen; oder in verneinender Form und darum noch bestimmter ausgedrückt: Gott will nicht, daß Jemand verloren gehe.. Wenn man es auch versuchen wollte, dem Worte: Gott will, daß allen Menschen geholfen werde, Gewalt anzuthun, da alle so viel heißen soll als „allerlei“, so gehet dieß doch gar nicht bei der letzten Stelle: Jemand heißt Jemand. Die Fassung: Gott will nicht, daß Jemand verloren gehe - verbietet jede Ausnahme. Alle Deutungen der Lehre sind also als Abwege zu vermeiden, welche darauf hinführen, Gott als einen solchen darzustellen, der Lust habe an Jemands Tode. Ferner gehört dazu, wenn man in ihrem rechten Zusammenhange die Lehre von der Erwählung verstehen will, daß man darauf achte, wie der Apostel selbst, was er davon gesagt hat, also zusammenfaßt, daß man deutlich siehet, die Schuld davon, daß die Einen verloren gehen, sei nur darin zu suchen und zu finden, die Menschen wollten die Wege Gottes nicht verstehen, widersprachen dem Herrn, der den ganzen Tag seine rettende Hand ihnen entgegen streckte; sie wollten der Gerechtigkeit Gottes nicht unterthan sein. Schon oben haben wir auf diese Stellen unseres Textes unser Auge gerichtet. - Dazu gehört denn noch, wenn wir wie den rechten Anfang so das Ende, das Ziel beachten, das Wort, mit dem Paulus diese ganze Abhandlung von der Erwählung hier abschließt: Gott hat alles beschlossen unter den Unglauben, auf daß er sich Aller erbarme. Wie in der ersten Hälfte des Satzes die „Alle“, welche unter dem Unglauben beschlossen sind, wirklich Alle sind, und dabei kein Einziger ausgenommen ist als nur der Einige Mensch in Gnaden, Jesus Christus: so müssen im Worte Alle in der zweiten Hälfte des Satzes auch Alle enthalten sein ohne Ausnahme eines Einzigen, so daß demnach diese Alle Gegenstand des Erbarmens Gottes sind, wie es heißt an einer anderen Stelle: Gott erbarmt sich aller seiner Werke. Hiernach ist denn auch näher zu erklären das oben erwähnte Wort: So erbarmet er sich, welches er will und verstocket, wen er will. Es ist dieß gesprochen nicht sowohl und so sehr zur Erläuterung der Frage über den Umfang der Gnade in Bezug auf die Anzahl der Personen, sondern als im Gegensatz gegen alles menschliche Verdienst und Ringen, als ob man dadurch Gnade für sich oder Andere erlangen könnte. Der Herr sprach, wie wir sahen, dieses Wort aus, da er Mosis Anerbieten, für Israel zur Sühnung sich hinzugeben, zurückwies.

Ein zweiter Abweg, der zu vermeiden ist, ist der, wenn man, um der menschlichen Willkühr entgegen zu treten, in Gott selbst eine Willkühr, d. h. ein Handeln nach Gunst und Laune hineinlegt, und so in Gott selbst Widersprüche hineinbringt, daß er nicht mehr ein Licht wäre, in dem keine Finsterniß ist.

Der menschlichen Willkühr, die trotzig mit der Frage, was schuldigt er denn uns, der Majestät des Herrn entgegentreten will, der alles macht nach dem Rath seines Willens, tritt das Wort Gottes wiederum entgegen und fragt den Menschen: wer bist du denn, o Mensch, daß du mit Gott rechten willst? Spricht auch ein Werk zu seinem Meister: warum machst du mich also? Hat nicht ein Töpfer Macht aus einem Thone zu machen Gefäße zu Ehren und Andere zu Unehren? - Es bleibt dabei, wie wir oben sahen und hörten: Es liegt nicht an Jemandes Wollen oder Laufen: Gott erbarmt sich, welches er will und verstocket, wen er will. Aber er will dieß eben nicht nach einer Willkühr, die in Gott selbst Laune, Gunst, Partheilichkeit hinein legen und ihn zu einem Gott machen würde, bei welchem Ansehen der Person gilt. Dagegen spricht die ganze Schrift. - Diese Willkühr widerspräche der Heiligkeit Gottes und wäre Finsterniß. Wir legen dieselbe in Gott hinein und also Widerspruch, wenn Gott in irgend einer Weise als Urheber, Schöpfer oder auch Hehler des Bösen, der Sünde erscheint, wenn dieselbe z. B. der Unglaube, der ja auch Sünde ist, und zwar als die Haupt-Sünde vom Herrn bezeichnet wird, Folge der göttlichen Erwählung und Anordnung wäre, daß einer also darum nicht glauben könnte, weil Gott die Gnade, die Kraft zum Glauben nicht geben wollte, da es doch deutlich heißt: Gott halte Jedermann den Glauben vor. - Und was für ein Widerspruch in Gott wäre es, wie wir schon oben sahen, wenn er erstlich sein eigen Werk in Geduld tragen, also mit sich selbst Geduld haben müßte, - und dann noch mehr, wenn er das, was Folge seiner Anordnung wäre, das Nichtglauben strafen wollte? In welchen Widerspruch würde Gott mit sich selbst gerathen, wenn er an jenen Gästen, die er zwar geladen hatte, aber doch nicht ernstlich als Gäste bei seinem Abendmahl hätte haben wollen, strafen wollte, daß sie der Aufforderung, zu kommen, nicht gefolgt wären! Die nicht an die Liebe Gottes glaubten, seiner Einladung zur Seligkeit nicht folgten, thäten dann ganz recht daran. Sie würden ja an eine Unwahrheit geglaubt haben, wenn sie geglaubt hätten, Gott habe sie zum Genuß der Seligkeit berufen.

Ein dritter Abweg ist - eine solche Deutung der Lehre, welche die Einen muthlos und verzagt, die Andern vermessen macht. Gott hat uns erwählet in Christo, daß wir heilig wären und unsträflich: die rechte Deutung der Gnadenwahl wird also immer die sein, welche zur Heiligkeit erweckt, die, welche uns tüchtig macht, der Heiligung nachzujagen. Und da zu den Grundfehlern des sündigen Menschen Trotz und Verzagtheit gehört, so kann nur zur Heiligung erwecken, was der Verzagtheit und dem Trotze wehrt, aber nicht das, was beiden Vorschub leistet. Also jede Deutung der Erwählungslehre, die folgerichtig dahin führt, dem einen, dem Verzagten den Muth zu nehmen, und dem Andern, dem fleischlich Sichern, dem Vermessenen Muth zu geben, wäre ein Abweg.

Fassen wir das Gesagte nochmals zusammen und nehmen wir noch dazu, was zu solcher falschen Deutung hinführt, so finden wir, es ist erstlich irrige Deutung der Schrift, da man ihre Stellen aus dem Zusammenhange herausreißt. Es ist dann ein zu weit gehender menschlicher Versuch, das Geheimniß in eine menschliche Formel hinein zu bannen. - Es zeigt sich demnach in der irrigen Deutung der Erwählungslehre: trotz alles scheinbaren Berufens auf das Wort Gottes die Keckheit menschlicher Vernunft, die Anmaßung der Schulweisheit, welche das Geheimniß sich beliebig zurecht legen will. Da will man das Geheimniß über das Verhältniß der göttlichen Gnade zur menschlichen Freiheit ausforschen, will erklären, wie das göttliche Vorherwissen zur menschlichen Freiheit sich verhalte. Hie und da hat die Philosophie sich so weit verstiegen, und zwar in sonst erleuchteten und wahrhaft frommen Männern, daß sie den Satz auszusprechen wagten: Zur Offenbarung seiner Gerechtigkeit müsse Gott Gefäße des Zornes haben.

Oder die Scholastik, die menschliche Schulweisheit hat gefragt: wenn Christus für Alle gestorben ist, wenn er das Lösegeld für Alle bezahlt hat: warum werden sie denn nicht Alle selig? Fordert denn Gott zweimal die Strafe von Jemand? - Man hat bei solcher Frage übersehen, wie rein äußerlich man so das Innere, das Geistliche verstehet. Zu den Ursachen einer irrigen Auslegung der Gnadenwahlslehre, gehört ferner noch eine über die Grenzen ihrer Berechtigung hinausgehende Deutung der innern Erlebnisse und Erfahrungen. Ich weiß es aus eigener Erfahrung, ruft uns da einer zu, - daß ich immer und auf's Hartnäckigste der Gnade widerstrebt habe, und nur durch eine allmächtige, eine unwiderstehliche Gnade überwunden und überwältigt bin. Ja, du weißt, daß der Herr Dich, den Verlornen gesucht hat und nur sein Ruf: Stehe auf von den Todten, - Dir Kraft dazu gegeben hat, aufzustehen. Weißt Du denn aber auch, daß Du widerstrebt hast, wie jene Juden, denen Stephanus voll heiligen Geistes zuruft: Ihr widerstrebt alle Zeit dem heiligen Geiste? - Oder hast Du widerstrebt wie die, welche die Sünde zum Tode begehen? - Du kennst nur Deine Erfahrung, nicht die der Andern; den rechten Maßstab da anzulegen und die Geister zu wägen, ist nicht Deine Sache.

Weisen wir nun diese Irrthümer zurück, so wird uns hell entgegen leuchten in dieser Lehre die Herrlichkeit Gottes. Siehe denn in dem Worte, was wir betrachtet haben, die Macht und die Liebe Gottes. So heißt es auch gegen das Ende in der Abhandlung von der Gnadenwahl bei Paulus: Darum schaue an die Güte und den Ernst Gottes: die Güte an Dir, so du stehest im Glauben und an denen, so da stehen und errettet werden; den Ernst an denen, so verloren gehen. Siehe da die Majestät Gottes; während die Menschen sich dünken lassen, sie ordneten den Lauf der Welt und ihren eigenen Gang, so müssen sie in allem dienen dem Rathschlusse Gottes, der von Ewigkeit gefaßt ist. Hier sehen wir den lebendigen Gott, den Persönlichen, der alles macht nach dem Rath seines Willens und alles schafft, was wir vor oder nachher thun. Gott sind alle seine Werke bewußt von der Welt her, sind geschrieben in sein Buch: Alles dient nur dem Einen Rathschlusse, dem Einen Plane, dem Willen deß, der Baumeister und Schöpfer des Jerusalems da droben ist, den Bauriß in seiner Hand hat und Alles, auch das Widerstreben der Feinde, das Toben der Hölle, die Lüge und den Mord Satans sich also zu unterwerfen weiß, daß alles ihn verherrlichen muß, wie denn der heilige Seher Johannes sogar alle Creatur unter der Erde Gottes Lob verherrlichen hörte.

Wir sahen, wenn diese, die mit großer Geduld getragen werben, Gefäße des Zorns geworden sind, so war es ihre Schuld: der Rath der Liebe gehet so weit, daß diese Liebe nicht ausschloß: Gott hat sich aller erbarmt: der Unglaube aber verwarf den Rath Gottes; das beharrliche Widerstreben läßt vergeblich den ganzen Tag die Hand Gottes ausgestreckt sein, die den Widerstrebenden erretten wollte. Aber siehe, nun muß dieses Widerstreben, der Unglaube, der Trotz auch dazu dienen, Gottes Macht zu verherrlichen, indem alles zuletzt doch dem Einen Rathschluß deß dienen muß, der alles ordnet nach dem Rath seiner Liebe. Diese Macht Gottes im Dienste der heiligen Liebe zu stellen ist eben das Werk seiner Weisheit, und diese sammt der Macht und Liebe Gottes sehen wir demnach verherrlicht in der biblischen Lehre von der Erwählung.

III.

Das dritte Hauptstück unserer Betrachtung ist dieß: das rechte Verständniß der Lehre von der Erwählung gibt reichen Trost im Glaubenskampf, mächtigen Anreiz zum heiligen Leben. Denn diese Lehre erniedrigt, was hoch ist in uns, beugt uns in den Staub. Wo ist unser Ruhm heißt es auch hier - und die Antwort lautet: er ist aus. Was wollen wir mit unserm Stolz, mit unserer Selbsterhebung gegenüber diesem Worte, welches alle Ehre allein der Gnade gibt, die uns zuvor gesucht hat, und in uns, da sie uns erwählte, nichts fand oder ansah von Verdienst oder Würdigkeit.. Vor Adem aber gehört zu dem, was uns zu heilen vermag das, was uns demüthigen kann. Ja, hier gegenüber diesem göttlichen Rathschluß, durch den uns Gott erwählet hat in Liebe ehe die Welt war, - und der sich alles unterthänig macht, verschwindet das arme menschliche Ich, was zu seiner Erwählung nicht das Geringste thun konnte, so daß man mit David rufen muß: Wo soll ich hingehen vor deinem Geiste, wo soll ich hinfliehen vor deinem Angesicht? - Es ergriff ihn dieß Gefühl, als er sprach: du schaffst es, was ich vor und nachher thue, solches Erkenntniß ist mir zu hoch und wunderlich; ich kann es nicht erkennen.

Solches Gefühl aber, da man beim Blick auf die Majestät Gottes, sich selbst verliert, und sich wohl ganz verlöre, ohne sich wieder zu finden, wenn der Herr, in den wir uns verlieren, uns nicht uns selbst wiederschenkte, - macht uns recht geschickt, Gott im Geiste und in der Wahrheit anzubeten. Es fehlt so oft an der rechten Stimmung, die uns dazu geschickt macht, weil wir uns selbst noch zu viel im Wege sind, zu viel auf uns sehen, und weil nicht allein Er, und zwar Er, der Lebendige, der Heilige, vor uns stehet in seiner Majestät. Das aber wird geschehen, wenn wir das Gewicht des Wortes erwägen: Er hat uns je und je geliebt und uns erwählt, ehe der Welt Grund war. Wie bricht dann überall des Himmels Glanz hinein in dieß dunkle Leben! - Reichlich wird uns alsdann dargereicht der Eingang in das ewige Reich; es thun sich auf über uns, wo wir gehen und stehen, des Himmels Pforten, und allerwärts, fort und fort bricht unser Innres aus in den Ausruf: Wie heilig ist diese Stätte! hehr und heilig ist der Name des Herrn! Da verliert das Irdische seinen Glanz, das Eitle wird in seinem wahren Werth - als Eitles, als Nichtiges erkannt: Man lernt haben, als hätte man nicht, besitzen als besäße man nicht, sich freuen, als freuete man sich nicht und auch trauern, als trauerte man nicht. Alle andere Fragen treten zurück gegen die Eine: Ist mein Name geschrieben im Buche des Lebens? Gehöre ich zu denen, die von dem Apostel als die Herzlichgeliebten, als die Auserwählten angeredet werden? - Daß es möglich ist, deß gewiß zu werden, ob wir erwählt sind, ersehen wir aus dem Gebote: Machet fest euren Beruf und Erwählung. Statt mit dem Herrn zu hadern, mit ihm zu rechten und zu sagen: ja, wer kann seinem Willen widerstehen; statt darüber scheel zu sehen, daß der Herr so gütig ist, und seine Macht also erweisen will an uns, daß wir des ewigen Heils gewiß werden können, thäten wir besser, zuzugreifen und zu ergreifen unsers Heilandes Gnade. Du sagst aber vielleicht: der Gedanke ist mir schon schrecklich, daß ich erst noch fragen und forschen muß, ob ich denn auch wohl auserwählt bin. Ist es dir Ernst mit dieser Sorge, und überhaupt mit der Sorge für Deine Sünde und mit der für Dein ewiges Heil, so komm mit derselben mit dieser Angst, mit allen deinen Zweifeln zu dem, der keinen hinausstößt, der zu ihm kommt, - der alle Mühseligen und Beladenen zu erquicken verheißen hat, also auch die mit solchen Sorgen, mit Zweifeln und Aengsten Beladenen: und Du wirst Erquickung finden und erfahren, daß es also ist, wie Paulus den Athenern sagt, daß Gott Jedermann den Glauben vorhält, das heißt, es Jedem möglich macht, zu glauben. - Ist es Dir aber nicht Ernst mit der Sorge, ist das Herz nicht wahrhaftig erschrocken, wenn es an die ewige Entscheidung denkt, die doch einmal kommen muß, es gebe eine Wahl aus Gnaden oder nicht: nun, was stellst Du dich so, als wäre es Dir angst? Dann bedarfst Du ja eigentlich keines Trosts, bekommst ihn freilich auch nicht. - Mache es nicht wie jener Schalksknecht, der statt sich selbst anzuklagen, den Herrn anklagte; dem könne es - so lautete die Anklage Niemand recht machen; der schneide, wo er nicht gelegt habe, und ernte, wo er nicht gesäet habe: Darum habe er, der Knecht, sich gar nicht darauf einlassen wollen, mit dem Pfunde zu wuchern, sondern habe es im Schweißtuche verwahrt. - Diese, die da rechten mit dem Herrn und seine Wege meistern wollen, sind, die nie gründlich gedemüthigt sind, nie die Burg der Eigengerechtigkeit verlassen haben, - die immer für sich etwas zurück behielten, und in ihrem Herzen, Hause, Leben, Amte eine Stellung behaupten wollen, da sie gleichsam als die Eine Parthei, Gott dem Herrn als der andern Parthei gegenüber stehen, und dann fragen und rechten: Warum macht er's also? Warum schuldigt er mich? Nein nicht so; so kommen wir nicht zum Heil. Erst in den Staub - erst herunter von allen Höhen, zu nichte alle eigene Gerechtigkeit, zu nichte aller Dünkel, jeglicher Versuch, sich der Creatur zu rühmen, von eigener Würdigkeit etwas wissen zu wollen. - Die Gedemüthigten erquickt der Herr; die Elenden schmückt er mit Heil. Die wahrhaft Erschrockenen, die Zerknirschten, die nach Trost Verlangenden, die aus der Tiefe wo die Wogen der göttlichen Gerichte sie erschrecken, hinaufrufen: betrübt ist meine Seele; wann, werde ich dahin kommen, daß ich Gottes Angesicht schaue, - die sollen ihm noch danken, daß er ihres Angesichts Hülfe und ihr Gott ist, und sollen, wenn sie fort fahren zu ringen, um des Herrn Angesicht zu sehen, damit sie genesen und ein Israel Gottes werden, noch das Wort hören: Du hast mit Gott und Menschen gerungen und bist obgelegen. Ihnen wird aufgehen der Aufgang aus der Höhe, die Sonne der Gerechtigkeit mit Heil unter den Flügeln, und sie werden rufen können: Ich habe des Herrn Angesicht gesehen, ihn gesehen voll Gnade und Wahrheit, und ich bin genesen. Da hören wir denn das theuer werthe Wort: Ich habe dich je und je geliebt. Dann wissen wir aber auch, daß uns nichts scheiden wird von der Liebe Gottes. Sind wir also hindurchgedrungen vom Tode zum Leben, gibt der heilige Geist Zeugniß unserem Geiste, daß wir Gottes Kinder worden sind, und daß in uns die neue Kreatur geschaffen ist, so wissen wir auch, daß die also durch den Geist, das Pfand des Erbes Versiegelten nimmer umkommen werden, und Niemand sie aus der Hand des Herrn reißen wird. Hier ist es nun, wo wir wieder zusammen kommen mit denen, die, obwohl mit uns in der Furcht Gottes das Geheimniß der Erwählung erwägend, doch zu einer andern Deutung desselben gekommen sind, daß sie nämlich den Umfang des Wortes beschränken: Gott hat sich Aller erbarmet. Außer dem, daß ihre Schriftforschung sie zu anderen Ergebnissen geführt hat, dazu die Ueberlieferungen der Schulweisheit nach den Satzungen dieser Welt, - außer diesem philosophischen und speculativen Interesse haben sie das praktische: sie wollen erstlich allem Dünkel menschlicher Eigengerechtigkeit wehren, - und sie wollen dann, daß es einen festen und unumstößlichen Trost für das Herz gebe, den, es werde uns kein Fall stürzen, wie groß er ist, daß wir doch endlich zu Ehren angenommen werden. Nun mit beiden stimmen wir, die wir der evangelisch-lutherischen Kirche angehören, überein. Wir an unserm Theile wollen auch nicht im Geringsten der Kreatur die Ehre geben und wollen nichts Andres wissen, als daß Gnade Gnade sei; - und dann nehmen wir an mit Jenen, daß es allerdings einen Stand der Versiegelung gebe, wo man seiner Seligkeit gewiß ist und weiß, daß nichts mehr uns vom Herrn scheiden wird. Die Frage und die theologische Untersuchung, ob die, so nicht zu der Versiegelung gelangen, nie den wahren Glauben gehabt haben, sondern nur einen Zeitglauben, wie's die Einen nennen; - ob die Art der Wirksamkeit des heiligen Geistes an ihren Herzen eine wesentlich andere, ober doch eine viel andere sei, als an denen und in denen, die als die von Gott Gebornen versiegelt werden, können wir vor der Hand auf sich beruhen lassen. Genug, das geben uns, die nicht allzusehr in menschliche Satzungen sich versteift haben, zu, daß auch in diesen, welche nur eine Zeit lang glauben und dann abfallen, die Kräfte des Heiligen Geistes wirksam waren, - und das geben wir ihnen zu, daß nur die durch den Heiligen Geist Versiegelten nicht abfallen, und daß diese ihres Heils, daß sie ihrer ewigen Erwählung gewiß werden können. Und darin stimmen wir denn auch beide überein, daß die, welche also ihren Beruf und ihre Erwählung fest gemacht haben, und dieß wissen, darin einen ewigen und unumstößlichen Trost haben, der ihnen zuletzt Sieg gibt in jedem Kampf und sie schweben läßt als Ueberwinder über den Höhen der Erde. Es ist nicht zu übersehen, wie die Heiligen in den schwersten Kämpfen, z. B. in dem Kampfe wider das aus dem Meere und aus dem Abgrund steigende Thier, wider die furchtbare geistlich-weltliche Macht, die voller Gotteslästerungen ist, auf den Trost der Erwählung, welche geschehen ist vor dem Grunde der Welt, hingewiesen werden. Mit solchem Trost im Herzen stieg Huß auf den Scheiterhaufen und Luther in den Kampf wider den Papst, Kaiser und Könige. O wenn wir nur deß gewiß sind, daß wir da sein werden, wo unser Herr ist, und wo wir ewig seine Herrlichkeit sehen werden, daß wir zuletzt als Sieger von hinnen scheiden, um mit der Krone der Ehre dort gekrönt zu werden, so wissen wir ja auch, daß uns alle Dinge zum Besten mitwirken müssen, und können dann alles, was uns begegnet, willkommen heißen, als vom Herrn gesandt um uns zu gründen, um uns vollzubereiten zur ewigen Herrlichkeit; wir können danken für Alles, beten allezeit, und seliglich ruhen allewege in dem Willen deß, der uns durch alles hindurchführen und uns einführen will in sein ewiges Reich. Wohl Allen, die also auf den Herrn trauen: der Herr helfe uns dazu um seines Namens willen. Amen.

1)
Septuages. 12. Febr. 1854.
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