Peringer, Diepold - Ain Sermon geprediget vom Pawren zu Werdt bey Nürmberg am Sontag vor Faßnacht von dem freyen willen des menschen auch von anruffung der hailigen

Peringer, Diepold - Ain Sermon geprediget vom Pawren zu Werdt bey Nürmberg am Sontag vor Faßnacht von dem freyen willen des menschen auch von anruffung der hailigen

Seidmal alle ding geschehen nach götlicher fürsehung / mag nit sein freyhait des menschen hie auf erden / weder im guten noch im bösen / als wir biß hieher gemain haben / und noch etlich thund / und liessen sich ee darauff erwirgen / dann sy anderst glaubten / das noch nit ist / das wil ich klärlich auß der schrifft beweisen. Wißt ir nit was geschriben steet Prover. am xx. Cap. Die gang des manns werden geschickt von dem herrn / wann welcher mensch mag vernemen seine weg. u. Paul. zu den Philip. am andern. Got ist der in eüch wircket / bayde / das wollen und das thun / darum das er ain wolgefallen an euch hat. Ephes. I. Got wirckt alle ding nach dem rat seins willens. Und am xvi. cap. im buch der Sprüch. Nempt war nit zugleich / als der mensch gedenckt / das er also seine wog volbringe / sonder wie es Got verordnet / also wirt es geschehen Hiere. am x. cap. Herr ich waiß das nit ist des menschen sein weg / noch ist im gwalt des mannes / das er layt seine gang und gee. Darum der Prophet David zu Got schreyet / und bitt Psal. xvi. Herr laß meine gang in deinen steig / auff das meine fußstapfen nit werden bewegt. Was mag doch klärlicher gesprochen werden wider unsern freyen willen: so die weg nichts seind / noch der gang in der gwalt des menschen / wie seind dann die weg des Herrn in der gwalt des menschen / wie kan sich der mensch zu gutem keren / so doch nit in seiner gwalt ist das böß zu thun / dann got der wirckt das böß auch im gotlosen menschen / als klärlich geschriben steet am xvi. cap. im buch der Sprüch. Der herr wircket alle ding nach seinem willen / auch den gotlosen zum tag des bösen. Auch zun Röm. am vii. Wir wissen das das gsetz gaistlich ist / ich bin aber flaischlich / under die sünd verkaufft / dann ich waiß nit was ich thu / dann ich thu nit was ich wil / sonder das ich haß das thu ich / und bald hernach. Ich waiß / das in mir ist / das ist / in meinem flaisch wonet nichts guts / den willen hab ich wol / aber volbringen das gut hab ich nit / dann das gut das ich will / thu ich nit / sonder das böß / das ich nit will / das thu ich. Und hernach bald spricht er abermal. Ich hab lust an Gotes gesetz nach dem innwendigen menschen / ich sihe aber ain ander gesetz in meinen glidern / das da wider streitet dem Gesetz in meinem gemüt / und mich gefangen nympt in der sündern gesetz / welches ist in meinen glidern. Ich ellender mensch / wer wirdt mich erlösen von dem leib dises tods. Ich dancke Got durch Jesum Christum unsern herren. i. Corinth. xii. Es seind manigerlay gaben / aber es ist ain gayst / und es seind menigerlay ämpter / aber es ist ain herr / und es seind manigerlay krefften / und es ist nur ain got / der da wircket allerlay in yederman. In ainem yegklichem erzaigen sich die gaben des gaists zu gemainem nutz. In der ii. Epist. Corin. am iii. cap. Wir seind nit dauglich von uns selbs etwas zugedencken / als von uns selbs / sonder das wir etwas thuen / ist von got. Auch zu den Gal. am v. cap. spricht der hailig Paulus. Das flaisch gelustet wider den gaist / und den gaist gelustet wider das flaisch / die selbigen seind widerainander / das ir nit thund was ir wollen. Auch sagt Got durch den Propheten Ezechieles am xxxvi. und am xi. Ich wird wachen das ir wandelt in meinen gebotten / und haltet meine urtail. Matthei x. Kaufft man nit zwen Spatzen umb ainen pfenning / noch felt der selbigen kainer auff die erden on ewern vater. Nun aber seind auch ewere har auff dem haupte alle gezelt / darum förchtet eüch nit / ir seind besser dann vil spaten. Joan. am xvi. Gleich wie die reb kan nit frucht bringen von ir selbs / sy bleib dann am weinstock / also auch ir nit / ir pleiben dann in mir. Ich bin der weinstock / ir seyt die reben / wer in mir pleibt / und ich in im / der pringt vil frücht / dann on mich kündt jr nichts thun. Luce. x. und Matthei. xi. Es ist mir alles übergeben von meinem vatter / und nyemandt waißt wer der sun sey / dann nur der vatter / noch wer der vater sey / dann nur der sun / und welchem es der sun will offenbaren. Und Joannis am iii. cap. Ain mensch kan nichts nemen / es werde im dann geben von Got vom hymel. Joannis vi. Es kan nyemant zu mir kommen / es sey dann das in ziehe der vatter / der mich gesandt hat. Da sichst du klärlich / das du in den götlichen dingen kains erkennen kanst / und gwalt darinn hast zuvolbringen / das alls wist / als dir Gott sein gnad verleicht / und uns allen. Amen.

Haubtbewerung und fürnemlich puncten der Götlichen gschrifft / auff die zwen Artickel / gründtlich zuerlernen / von dem willen des menschen, Auch von anruffung der hailigen.

Lange zeit seyen wir den hailigen angehanngen / und Got unnder die füß gestossen / das zu erbarmen ist / das wir also blind seind gewesen / und haben nitt trost gesucht da wir gesolt haben / das machet aber das uns unsere Pfaffen und Münch also verfürt haben / und mit bößlistiger gestalt / die materlichen gemachten bild auffgemutzet / und mit falscher betrogenlicher gestalt verfelschet. Ainem haben sy öl hinden in kopff gegossen / das es zu den augen hinauß geflossen ist / dem andern blut / das es blut geschwitzet hat / und also der gleichen / denn haben sy gesagt. Schaw / ist das nit ain groß wunderzaichen? Denn so seind die armen schlechten pawren hintzu geloffen / und haben den hailigen angerufft / und Got lassen ligen / das uns doch Got hertigklich verbotten hat im buch des Außzugs der kinder von Israel / da er spricht. Ich bin der herr dein Got / der ich dich außgefürt hab auß dem land Egypten / vom hauß der dienstbarkait / du wirst nit haben fremde götter vor mir / du wirst kain gestochen bild machen / noch kain gleichnuß / deren / die übersich im hymel seind / und deren / die noch auff erdtrich / noch deren / die noch in wassern under dem erdtrich seind / du wirst sy nit anbeeten / auch nit eern. Ich der herr dein Got / starck / und ain eyfrer. Sihe / da spricht er / er woll wider uns eyfern / wenn wir ander Götter für in haben wollen. MAth. IIII. Du wirdst anbeeten Got den herren / und im allain dienen. Und Esaie am letsten. Es wirdt kommen alles flaisch / und anbeten vor meim angesicht spricht der herr. Psal. lxv. O got / alle erd wirt dich anbeeten / und loben / und sagen das lob deinem namen. Psal. lxxxv. Alle völcker die du hast geschaffen / die werden kommen / und anbeeten vor dir / und eeren deinen namen / wann du bist groß / und thust wunderbarliche ding / du bist got alain. Ist er allain got / sagt David / so müssen wir in alle anbeeten und anruffen / und kainen andern. Und wir finden auch klärlich / das sich die hailigen nit haben wollen lassen eeren hie auff erden / vil weniger lassen sy sich dort eern. Darum sich auch die lieben hailigen nye haben wollen lassen anbeeten / sonder allweg Got die eer geben / und haben gestrafft den irrsal / und die menschen auf got geweyset / als wir klärlich wollen sehen / Apoca. xix. und ulti. wie wir lesen von dem Engel / von welchem Joannes empfangen hat die haimlichen offenbarung / und er im für die füß fiel / in anzubeten. Sprach der Engel. Sihe zu / thus nit / dann ich bin dein mitknecht / und deiner brüder der Propheten / beet got an. Und in der geschicht der Apostel am iii. Do Petrus und Joannes den lamen sitzend beym tempel a/ gesund hetten gemacht / und das volck auff sy sahe mit grosser verwunderung / sprach Petrus. Ir männer von Israel / was wundert ir eüch darüber / oder was secht ir auff uns / als hetten wir disen wanderen gemacht / durch unser aigne krafft oder verdienst / der got Abraham / got Isaac / got Jacob / der got unser väter hat sein kind verklärt. Daruaß mügen wir wol versteen / das die hailigen nit haben auß aigner krafft wunderzaichen gewirckt / sonder Got durch sy / als durch ain werckzeüg. Und am x. do Petrus kam in das haus Cornelii / gieng im Cornelius entgegen / und fiel zu seinen füssen / und beetet in an. Petrus aber richtet in auf und sprach. Stand auff / ich bin auch ain mensch. Und am viiii. Paulus und Barnabas / do sy warn in Lystris zu predigen das Evangelium / do was ain man under den Lystranern / der saß unvermügens an seinen füssen / und was lam von muter leib / der noch nye gewandert hett / der höret Paulum reden. Und als er jn ansahe / und mercket das er ainen glauben hett gesund zu werden / sprach er mit lauter stymm. Stand auff und richt dich auff deine füß / und er sprang auf und wandert. Und zum andern / das die auch werden schwärer straff wirdig sein / die in selbs gotes eer wollen zulegen und zuaignen / als klärlich mit disem Exempel erzaigt wirt Esaie xiiii. Do Luciper aufstig in hymel / und erhocht seinen stul über das gestirn des hymels / das er sich vergleichet hat Got / und gestossen ward in die hell. In den geschichten der Apostel am xii. cap. Auff ainen bestympten tag / het Herodes an das Künigklich klayd / satzt sich auff den Richterstul / und thet ain red zu in. Das volck lieff zu und sprach. Das ist ain stymm Gotes / und nit ains menschen. Als bald schlug in der Engell des herren / darum das er den preiß nit Got gab / und ward fressen von den würmer / und gab seinen gaist auf.

Darum sehen wir nu / wenn wir ainen wollen loben / das er ainen glauben zu Got hat / oder sunst was eerlich ist. So sy nun in nit darin loben / sonder Got der im solche eer geben hat / das er uns auch solche gnad geben wolt / und welcher Got nit dardurch lobet / der ist ain verachter der götlichen eer.

Nu möcht ainer sprechen also. Lesen wir doch im alten Testament an vil enden / das ain menschen den andern hat anbeeten lassen / als Achior / Judith. Judith. xii. Und Heliam Sunamitis IIII. Reg. IIII. Abraham den Engel.. Gen. xix. Loth Jonatam REg. xx. Saul Samuelem am i. Buch der künig am xxviii. cap. hat anbeetet / und also durch das alt Testament hinweg / findt man fast an vil orten zwayerlay anbeten. Ains ist eüsserlich / nemlich / mit dem haubt naygen / sich bucken mit dem leib / auff die knye fallen / auf die erden fallen / und solchs thun zu aim zaichen der oberkait und gwalt / gleich wie man den weltlichen herren auch stillschweigend sich naygen muß. Solch eüsserlich eererbietung haißt aigentlich in der schrifft anbeeten / und ist auß lauter unverstand das wörtlin Adorare verteütschet auff anbeeten / welches vom beeten des munds zustarck lautet / und wär vil besser / das man sprech / Eer erbieten / oder wie das Hebraisch gibt / naygen / und das anbeeten oder eer erbieten eüsserlich / ist on underschaid erzaigt worden / Got / und künigen / wie auch noch das naygen und knyen eüsserlich / bayd / Got und den menschen erzaigt wirt. Das ander anbeeten ist auch ain anbeetung / oder Eererbietung / oder naygung des hertzen / damit du dich von grund deines herzen erzaigst und bekennest / als ain underthänige creatur. Und solchs anbeeten ist nichts anders / dann der glaub / oder des glaubens höchst werck gegen got / dann solchs herzlichs naygen / bucken / Eererbietung / bekantnuß / oder wie man es nennen will / vermag nyemant im herzen zu thung gegen got / er halt dann on alles Got für seinen herren und vater / von dem er alles guts hat / und haben wirdt / durch welchen on allen verdienst von allen sünden und übel erlößt und behalten wirt. Zum andern / das allain in got vertrawen / in anzuruffen / und ain zuflucht in in zuhaben / zaigt klärlich an der maister der warhait und ainig Doctor der götlichen geschriffe der hailig gaist / als wir nu sehen auß dem Psal. am xlix. Du solt mich anruffen an dem tag der trübsal / und ich erlöß dich / und du wirdst mich eeren. Und am xlv. Unser got ist ain zuflucht / und ain krafft. ER ist ain helffer in der trübsal / die uns haben funden krefftigklich. Darum werden wir uns nit förchten / so die erd bewegt wirt / und die berg geworfen werden in das herz des mörs. Und Psal. xvii. und Esaie xliii. Ich bin / und on mich ist kain hayland. Und in Geschichten der Apostel am iiii. Christus ist der stain / der von euch bawleüten verworffen / und zum eckstain worden ist / und ist in kaim andern hail / ist auch kain ander nam dem menschen geben / darinnen wir sollen selig werden. Wer ist der eckstain / dann allain Christus. Darauf müssen wir uns alain setzen und vertrawen haben / und auff kainen andern. Und Hester am lii. spricht, Lieber herr / der du unser künig alain bist / hilff mir ainigen / welcher on dich kain ander helffer ist. Und Exodi am xv. und Esa. xii. Mein stercke und mein lob ist der herr / und ist mir worden zu ainem hail / der ist mein Got / und ich wird in eeren / ainen Got meines vaters / und ich wird in hoch preysen und erheben. Und am andern Buch der künig am xxii. cap. Der herr ist mein felß / mein stercke / mein hayland / und Got mein starcker herr / und ich wird in in hoffen / mein schilt der gewalt meines hails / mein erhöher / mein zuflucht / mein seligmacher / du wirdst mich erlösen von meiner ungerechtigkait. Ich wird anruffen den lobwirdigen herren / und ich wird behalten vor meinen feinden. Psal. cxliii. Gelobt sey der herr mein Got / mein barmhertzigkait / mein zuflucht / mein auffnemer / mein erlöser / und mein beschirmer / und ich hab in in gehoffet. Und am buch der künig am xvii. Förchtet Got ewern herren / und er wirt eüch erretten von der hand aller ewer feind. ii. Paralip. xx. Glaubet in herren ewern Got, so werdet ir sicher. Gebet glauen seinen Propheten / so wirdt alles glückselig zuhandengeen. Und Psal. lxxxv. O herr nayg mir dein or und erhör mich / wann ich bin geprestig und arm / behüt mein seel / wann ich bin hailig / mein Got / mach behalten deinen knecht / der da hoffet in dich / erbarme dich mein / wann ich hab gerufft den gantzen tag zu dir / o Herr erfröwe die seel deines knechts / wann ich hab auffgehebt mein seel zu dir / wann du herr bist sanfft und milt / und vil erbermend seind den die dich anruffen. Und Psal. cvi. Sy schryen zu dem herren do sy betrübt waren / und er erlöset sy von iren nottürffigkaiten. Psal. cxvii. Ich hab angerufft den Herren von der trübsal / und er erhört mich in der weite. Der herr ist mein helffer / ich förcht nit was mir der mensch thut / der ist mir ain helffer. Da sehen wir nu / wie in die seinen haben angerufft / und in in vertrawet / und iren glauben auff in gesetzt / und warumb wollen wirs dann nit thun. Spricht er doch Math. xi. Kompt all zu mir / die ir beladen seind mit sünden / ich will euch erquicken. Sihe da / er spricht. Kompt zu mir / ich will euch erledigen und loß machen von ewern sünden. ER spricht nit. Gee zu sant Peter oder Paul. Darum so laßt uns alle zu im zuflucht suchen / dann er der best helffer ist. Das helff uns allen Got der herr. Amen.

Got sey lob,

Aus dem Original abgeschrieben.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/p/peringer/peringer_-_predigt_vom_freien_willen.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain