Musculus, Wolfgang - Von der zaal vnd ausztheylung der Zehen gebott/ auß den alten Lereren gezogen.

Musculus, Wolfgang - Von der zaal vnd ausztheylung der Zehen gebott/ auß den alten Lereren gezogen.

D. W. Müßlin

Getruckt zu Bern By Mathia Apiacio.

M. D. LI.

ES habendt die alten Lerer/ Origenes/ Athanasius/ Chrysostomus/ Nazanzenus/ Hieronymus vnd Ambrosius die Zehen gebott also geteylet/ wie das jhre schrifften bezeügendt/ das sie in die erste Tafel die vier ersten/ vnd in die andere/ die vbrige sechs gebott geteylet haben.

Origenes schreibt vonn den zehen gebotten/ inn der achten Homilii/ vber das ander Buch Mosy also. Das erst gebott ist/ Du solt kein andere Götter näben mir haben. Demnach volget/ Du solt dir kein bildtnuß noch yergent ein gleichnuß machen / weder noch dem so oben im himmel rc. Dises alles wollen etlich für ain gebott halten/ mitt wölcher rechnung die zal der zehen gebott nit wirt erfüllet. Vnd wa wirt dann bleiben die warheyt der zehen gebott? Wann man sie aber teylet/ wie wir sie da oben vnderscheyden haben/ so bleibt die zal der zehen gebott gantz. Als nemlich/ daß das erst gebott seye. Du solt kein andere Götter vor mir haben. Das ander/ Du solt dir kein bildtnuß noch yergent ein gleichnuß machen/ rc. So vil Origenes. So muß ye das dritt gebott sein. Du solt den Nammen deß Herren deines Gotts nit vergeblich nemmen. Vnnd das vierte. Du solt heiligen den Sabath tag rc. Die nun die zwey erste in eins/ vnnd das letste gebott vom begären in zwey teylen/ die geben nitt vnns sonder dem eltesten Lerer Origeni rechnung/ wie die zal der zehen gebott bestande.

Athanasius/ der gantzen Christenheyt onsträflich bekanndt/ schreibt in eim büchlin/ wölches er nennet/ Synopsim sacrarum scripturarum. Das ist/ Ein kurtzen Summarischen begriff der heiligen schrifft/ mit disen worten also.

Das erst gebott ist. Ich bin der Herr dein Gott/ Du solt kein andere Götter vor mir haben. Das ander. Du solt dir kein bildtnuß machen/ noch yrgendt ein gleichnuß. Das drit. Du solt den Namen deß Herren deines Gotts nitt vergeblich brauchen. Das vierdt. Gedenck des Sabbath tags. das fünfft. Ehr dein vatter vnnd dein mutter. Das sechst. Du solt nitt tödten. Das sibendt. Du solt nitt Eebrächen. Das achte. Du solt nit stälen. Das Neündte. Du solt kein falsche zeügknuß geben wider deinen nächsten. Das zehende. Du solt nitt begären deines nächsten weibs/ noch alles das so deins nächsten ist. Also vil Athanasius/ den die Kirch nie kein Kätzer gescholten hat.

Chrysostomus in der anderen außlegung vber den Euangelisten Matheum in der neün vnnd viertzigsten Homili sagt also.

Das Erst gebott ist/ Gott erkennen. Das ander/ Sich von den Bilderen vnnd götzen nethalten. Das Drit/ Nitt falschlich schweren. Das vierte/ Den geistlichen Sabbath heiligen. Das fünffte/ Vatter vnd mutter ehren. Das sechste/ Nit tödten. Das sibende/ Nit Eebrächen. Das achte/ Nit stälen. Das neündte/ Nit falsche zeügnuß geben. Das zehende/ Deß nächsten gut nit begären. So vil Chrysostomus.

Gregorius Nazanzenus in seinen versen schreibt also: dise zehen gebott hat Gott vor zeyten inn die steinene Taflen geschriben/ du aber solt sie in dem hertz schreiben/ Als nemlich.

Du solt keinen andren Gott erkennen/ dann der Gottes dienst ist allein deß einigen.

Do solt kein leere gleichnuß/ noch bildtnuß dz keinen athem hat/ auffrichten.

Du solt nimmer mer deß grossen Gots vergebenlich dencken.

Du solt alle hohe vnd figurliche Sabbath halten.

Sälig bistu/ wann du deinen älteren zimlich danckbar bist.

Flüch das laster der mörderischen hand.

Vnd den Eebruch. Vnd bösen diebstal. Vnd falsche zeügknuß/ Vnd frömbdes guts begirde. So vil Nazanzensus.

Hieronymus vber die Epistel zun Ephes. am 6. cap. also schreibt. Das erst gebott ist/ Du solt kein Götter haben näben mir. Das ander/ Du solt idr kein bildtnuß machen/ noch yergendt ein gleichnuß rc./ Das funffte/ Ehr vatter vnd mutter. Dises Hieronymus.

Ambrosius schreibt vber das sechst cap. der genanten Epistel zun Ephesern/ also. Es ist gewiß/ daß das erst gebott also hat. Du solt kein andere Götter näben mir haben. Das andere. Du solt dir kein gleichnuß machen rc. Das dritt/ Du solt den Namen deß Herren deines Gotts nit vergebens brauchen. Das vierdt/ Du solt den Sabbath halten. Das fünfft/ Du solt ehren dein vatter vnd dein mutter rc. Die weil die vier ersten gebott Gott belangend/ seindt sie in die erste Tafel gesetzt. Die andere sechs in die andere Tafel vnder wölchen das erst ist. Ehr vatter vnnd mutter. So vil Ambrosius.

Vnnd Augustinus/ wie wol er nit mit jm selb stimmet/ hatt er odch im buch der fragen deß alten vnd neüwen Testaments/ im sibenden Capittel/ eben dise außtheylung der zehen gebott gesetzt/ wölche die alten Vätter vor jm bede in Griechischer vnd Lateinischer kirchen/ laut jrer hie auffgezeichnete zeügknuß/ gehalten haben.

Gangen yetz hin beyde alte vnd neüwe Bäpstler/ vnd schuldigen die diener der kirchen zu Augspurg/ das sie die zehen gebott mit einer neüwen außteylung der gmein Gottes fürgehalten haben. Sie tragen der Kirchen für das neüw ist vnd zum dienst der götzen/ von der vntreüwen Römischen kirchen wider die leer der alten Vätter/ den allgemeynen brauch der ersten Kirchen/ vnnd das Christenlich fürnemen der Christenlichen Keyser eingefürt/ damitt sie wider das helle Gottes wort der schwären Abgötterey widerumb in Sattel helffen.

Es wendet Thomas für das ansehen Augustini/ grad als obs billich sey/ das ein eintziges Wort Augustini/ der wider die arianer von wegen der heiligen dreyfaltigkeyt/ in die erste Tafel drey gebott gesetzt hat/ gelten solle wider die ander alten Vätter alle/ wölcher Augustinus zwar nit allein wider die selbigen/ sonder auch/ wie obgemeldet wider sich selb in disem stuck streitet. Ist das ansehen Augustini so groß bey jnen/ warumb haben sie nitt als mär den selbigen in dem angenommen/ in wölchem er mit Origene/ Athanasio/ Chrisostomo/ Nazanzeno/ Hieronymo vnd Ambrosio vberein kompt/ als in dem/ da er wider die selbigen vnnd sich selb schreibe? Vnns zwar lig nit so hoch an dem/ wz die Vätter halten/ in sachen da wir das wort Gottes klar vnnd hell für vnns haben. Dieweil sie aber für vnd für die Vätter fürwerfen/ vnnd mitt denselbigen jren falsch vnd jrrthumb vnderstanden zu verblümen/ geben wirs einem yeden vnnpartheyschem vnd guthertzigem zu bedencken/ wie billich das von jnen gehandlet werde/ das sie ein so ernstlich gebot Gottes auß der ersten Taflen außmusteren/ vnnd der gemeynde Gottes verschlagen/ grad als ob sie Herren vnd meyster vber die wort vnnd gebott Gottes gesetzt seyen/ vnd demnach solche jhr vntreüw zu beschönen ein eintzigs orw Augustini fürwerffen/ vnd die andere Vätter alle in wind schlagen/ ja sich stellen/ als ob wir die ersten seyen/ die wir die zehen gebott auff dise weyß brauchen/ vnnd hierin ein neüwerung in die kirchen eingefüret haben.

Dises ist die redlichheyt der frommen Catholischen/ wölche wir zu gut der warheyt/ vnnd zu verträtten die diener deß Euangelions Christi an tag geben, die in disem stuck wie auch in andren mit der gmeynde Gottes/ trüwlich gehandlet/ vnnd mit gutem grund/ zu schanden so grösser Abgötterey/ die mitt bilderen braucht worden ist vnd noch braucht wirt/ die zehen gebott Gottes/ weder gestimlet noch gekurtzet/ sonderwie sie von Gott selb gegeben seindt/ gantz vnnd völlig/ mitt der abtheylung fürtragen vnnd gebraucht haben/ wölche auch die ersten Kirchen laut obgesetzter Vätter zeügnuß im brauch gehabt/ vnd so lang geweret hat/ biß man angefangen hatt alle winckel zu füllen mitt götzen vnd bilderen/ darfür nider zufallen/ liechter im hällen tag/ vor jnen zu brennen/ vnd auf gantz Heydnische weyß mit jnen zuhandlen/ der Herr wölle auß seiner Kirchen hinnemmen alles vbel vnd ergernuß.

Amen.

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