Müller, Heinrich - Von der Vortrefflichkeit göttlicher Gnade.

Müller, Heinrich - Von der Vortrefflichkeit göttlicher Gnade.

Eins ist noth. Luc. 10, 42.

Wir Menschen sind auf viel Dings bedacht, das doch unnütz ist und machen uns viel vergeblicher Sorgen. Aber um das Einige, das am nöthigsten ist, bekümmern sich Wenige. Mancher sorgt, wie er reich werde und wäre doch reich genug, so er sich begnügen ließe. Es ist ein großer Gewinn, wer gottselig ist und lässet ihm genügen. 1 Tim 6, 6. Ein Anderer Bemüht sich groß zu werden in der Welt, wäre groß genug, wenn er sich selbst wüßte zu beherrschen. Ein Geduldiger ist besser denn ein Starker, und der seines Muths Herr ist, denn der Städte gewinnt. Spr. Sal. 16, 32. Manchem ists um Glückseligkeit zu thun, die ihm doch nicht entgehen könnte, wenn er so lebte, daß er selig stürbe. Selig sind die Todten, die im HErrn sterben. Offenb. 14, 13. Aber wer bedenkt, was zu seinem Frieden dient? Mit Gott wohl dran sein und einen gnädigen Gott haben, ist das Beste. Um das Einige will ich mich bewerben. Ein gnädiger Gott ist mir Reichthums genug. An seiner Gnade laß ich mir genügen. Ich wünsche mir auch keine höhere ehre, als die ich schon habe, daß ich Gottes Kind und Erbe heiße. Nach großem Glück frag ich nicht. Auf warme Luft folgt ein Donnerwetter, auf groß Glück, gemeiniglich ein groß Unglück. Und wer ist glückseliger, als der einen gnädigen Gott hat? Glückselig ist der Reiche, denn er hat viel. Noch glückseliger ein Christ, denn er hat Alles. Glückselig ein Wollüstiger, denn er hat den Himmel auf Erden: noch glückseliger ein Christ, denn er hat den Himmel im Herzen. Glückselig ein Edler, der einen vornehmen Vater hat: glückseliger ein Christ, der Gott zum Vater hat; Blitz und Donner ist meines Vaters Stimme, davor müssen auch die Edlen erschrecken. Ach, daß wir so wenig nach einem gnädigen Gott fragen! Was machts? Wir kaufen nicht gerne, was wir nicht kennen. Wenige haben Gott in seiner Güte erkannt, wenige haben seine Freundlichkeit geschmecket. Bitte Gott, daß er dir von seiner Güte etwas ins Herz tröpfle; was gilts, ob dich nicht nach ihm dürsten wird, wie einen Hirsch nach frischem Wasser? Aber wie kann Gott eingießen, wenn du nicht zuvor ausgießest? Dein Herz ist voll Weltlüste, daß die himmlische Wollust keinen Raum darin findet. Gottes Tröstungen sind so ekel, daß sie keinen Welttrost neben sich leiden. Nimmer wird dir Gott süß werden, ehe dir die Welt ist bitter worden. Was Gott leer findet, das füllet er, was er voll findet, das läßt er leer. Die Hungrigen füllet er mit Gütern und läßt die reichen leer. Luc. 1, 53. Ach, daß ich des Meinen nichts in mir hätte, so würde mir Gott des Seinen desto mehr geben. Geuß aus, mein Gott, und geuß ein, ich befehl dir beides.

Quelle: Müller, Heinrich - Geistliche Erquickstunden

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