Müller, Heinrich - Von der Wahrheit Gottes.

Müller, Heinrich - Von der Wahrheit Gottes.

Ein Mann ein Mann, ein Wort ein Wort.

So sprichst du; das trügt. Menschen sind Lügner, reich an Worten, arm an Werken; Wolken, die einen großen Bauch machen, und wie eine ungeheure Last in der Luft hängen, als wollten sie jetzt zerbrechen, und das Erdreich mit einer Wasserflut!) überschwemmen, ehe man sich aber umsieht, hat sie der Wind von einander gejagt, und fällt kaum ein Regentropfen herab. So sind die Menschen! Wer das Meiste zusagt, hält das Wenigste. Ich spreche so: Ein Gott ein Gott, ein Wort ein Wort. Höre, was David sagt: Herr Gott Zebaoth, wer ist wie du? Ein mächtiger Gott, und deine Wahrheit ist um dich her. Ps. 80. Der Jäger umgibt das Wild mit Netzen, so kanns nicht entrinnen; Gottes Wahrheit ist um ihn her, so manche Verheißung, so manches Netz. Eine jede Verheißung dringt auf ihn zu, und spricht: Herr, das hast du zugesagt, das mußt du halten. Gott kann mir nicht entrinnen, er muß erfüllen, was er versprochen; seine Wahrheit hält ihn allenthalben. Das Wild kann durchs Netz ein Loch machen, und so entfliehen; aber wie will Gott durch seine Verheißung ein Loch machen? Was will er sagen? Ich habe dirs nicht zugesagt? Herr, ich halt dir vor dein Wort. Ich will dirs nicht halten? Herr, du wirst nicht an mir zum Lügner werden. Du bists nicht werth? Herr, so ist doch deine Wahrheit noch wohl werth, daß sie nicht zu Schanden werde. Mein Herz, du traust einem wahrwürdigen Menschen auf sein bloß Wort; von Gott hast du Hand und Siegel, und willst doch nicht trauen. Durch Mißtrauen machst du Gott zum Lügner. Wenn Jemand zu dir sagte: Sorge nicht, ich will dich versorgen, und du sorgest doch, so hältst du ihn für einen Lügner. Denn was denkt dein Herz? Man kann nicht trauen, es wird viel gesagt, wenig gehalten; so denkt auch dein Herz im Mißtrauen gegen Gott. Ich will meinem Gott trauen, er hält Wort. Verleugnet er sein Wort, so verleugnet er seine Wahrheit, verleugnet er seine Wahrheit, so verleugnet er sich selbst, so kann er kein Gott mehr sein. Drum laß ichs ankommen. Wenn Gott wird aufhören Gott zu sein, so wird er auch aufhören sein Wort zu halten. Wo bleibt denn die Verheißung? sprichst du. Warte, bis Gottes Stündlein kommt. Wenn seine Ehre und deine Seligkeit kann befördert werden, so ist die rechte Zeit; wenn die Noth am größten, so ist die Hülf am nächsten. Gott zieht aus dem Kreuzmeer nicht heraus, ehe das Wasser bis an die Seele geht. Wenns aufs Höchste kommt, daß die Noth nicht kann größer werden, und man schon an aller Menschen Hilfe verzweifelt, so stellt sich Gott mit seiner Hülfe ein, und beweist, daß er der Herr sei, der Wunder thun kann; wenn eine Mutter hört, daß ihr Kind in Gefahr sei, denkt sie anfänglich, es habe so große Noth nicht, schickt einen hin, der die Noth in Augenschein nehme und helfe; ists aber, daß die Gefahr aus Leben geht, säumt sie nicht, eilt hin und hilft dem Kinde. Darum mein Herz, je größere Noth, je freudigerer Muth: denn so ist die Hülfe am nächsten. In großen Nöthen schreit man jämmerlich, da stößt man ein Seufzerlein nach dem andern heraus, die fahren hinauf, stürmen Gott den Himmel, brechen ihm das Herz, daß er zutreten muß und Rettung schaffen. Kannst du es doch über dein Herz nicht bringen, wenn du einen kläglich heulen hörst, daß du nicht solltest hingehn, seinen Jammer zu beschauen, und ihm helfen. Gott ist barmherziger als du. Er hält auch Wort. Warte sein.

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