Müller, Heinrich - Von der unbetrüglichen Hoffnung.

Müller, Heinrich - Von der unbetrüglichen Hoffnung.

Hoffen und Harren macht zum Narren.

Sagen die Weltkinder aus eigener Erfahrung. Freilich ists so. Was die Welt hofft, ist ihr nicht. Die Hoffnung des Heuchlers wird verloren sein. Denn seine Zuversicht und seine Hoffnung ist wie ein Schilf. Hiob 8,13. K. 12.14. Ein Schilf wächset auf, und grünt schön, so lang es Feuchtigkeit hat; fällt große Hitze ein, verwelkt es. Der Gottlose ist eine Zeit lang fröhlich und glückselig; wenn ihn aber die Hitze des göttlichen Zorns nur ein wenig berührt, so fällt alle seine Hoffnung auf einmal hin. Das Gut ist weg, der Muth ist weg. O Noth! O Jammer! Das Weltkind hofft auf Menschen. Wie närrisch handelt es! Was ist veränderlicher als des Menschen Herz? Heute Freund, morgen Feind; heute gelobt, morgen gelästert. Wie der Wind die Mühle, so treibt oft ein bloß Gewäsch, oft ein blinder Argwohn des Menschen Herz um, Was ist nichtiger als ein Mensch? Ach, wie gar nichts sind doch alle Menschen! Kann wohl die Hilfe besser sein als der Helfer ist? Nichtiger Mensch, nichtige Hilfe. Der soll dir helfen, der ihm selbst nicht helfen kann? Was ist flüchtiger als der Mensch? Heute lebendig, morgen todt. Stirbt er, so stirbt deine Hilfe mit. Der Stab ist entzwei, du thust einen Fall, magst wohl sagen: Hoffen und Harren macht zum Narren. Du Narr, willst du dein Haus auf den Sand bauen, wie wills bestehen, wenn ein Sturm kommt? Treibsand ist kein guter Ackergrund. Ein Christ hat nicht Ursach zu sagen: Hoffen und Harren macht zum Narren; denn er gründet seine Hoffnung auf Gott, der Grund wanket nicht. Mein Gott, kann er mit David sagen, ich hoffe auf dich. Laß mich nicht zu Schanden werden, daß sich meine Feinde nicht freuen über mich. Denn keiner wird zu Schanden, der dein harret; aber zu Schanden müssen sie werden, die losen Verächter. Ps. 25, 2. 3. Was Paulus sagt, das bekräftiget bei den Frommen die Erfahrung: Hoffnung läßt nicht zu Schanden werden. Rom, 5. 5. Der Glaube ist eine gewisse Zuversicht dessen, das man nicht hat, als hätte mans schon. Wenn ich in meinen Nöthen Gottes Güte und Allmacht betrachte, die von der Welt her gewesen ist, so bin ich der Hilfe bei mir selber so gewiß, als hätte ich sie schon in Händen, ich poche und trotze darauf, und denke schon aufs Dankopfer, das ich Gott bringen will; denn bin ich versichert, daß mich Gott in meiner Hoffnung nicht läßt zu Schanden werden. Es ist unmöglich, daß Glaube und Hoffnung fehlen. Wie ich glaube, so muß mir geschehen, das weiß ich. Sollte Gott den Glauben fehlen lassen, so würde er ein Lügner und Betrüger, gleich dem, der seine Hand voll Geld nähme und spräche zum Armen: Reich deine Hand her, ich will dir ein Stück Geldes geben; zöge aber, indem der Arme zugreifen wollte, die Hand zurück, und steckte das Geld in den Beutel. Wofür hältst du einen solchen? Für einen Leutebetrüger. Daß Gott mit seiner Hilfe im Kreuz verzeucht, geschieht nicht, den Glauben zu betrügen, die Hoffnung zu beschämen, sondern zu prüfen und zu bewahren. Je länger, je lieber. Was lang ausbleibt, ist desto angenehmer. Ich harre, Herr, auf dich. Du, Herr, mein Gott, wirst erhören. Ps. 38, 16

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/m/mueller_h/von_der_unbetrueglichen_hoffnung.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain