Müller, Heinrich - Von der Tödtung des Fleisches.

Müller, Heinrich - Von der Tödtung des Fleisches.

Ich mag nicht.

Bist du denn todt? Mag nicht ist todt,„ sagt man. Ach war er todt! Ich wollte noch eins so fröhlich sein. Will ich arbeiten? Mag nicht, sagt Fleisch und Blut; faullenzen und gute Tage haben, ist besser. Will ich beten? Mag nicht, sagt mein Fleisch, ich kann meine Gedanken nicht zusammenbringen, sie haben noch in der Welt viel zu thun. Will ich zur Kirche gehen? Mag nicht, sagt das Fleisch, ich muß zu Haus bleiben, vielleicht ist noch ein Thälerchen zu gewinnen. Will ich vergeben meinem Beleidiger? Mag nicht, sagt mein Fleisch, die Ehre leidet Noth, die Reputation muß beibehalten werden. Will ich den Dürftigen Gutes thun? Mag nicht, sagt das Fleisch, viel geben macht einen leeren Beutel. Ach, daß mag nicht, todt wär, ich gab mein Leben drum! Denn ich weiß, daß in mir, das ist, in meinem Fleisch wohnt nichts Gutes. Wollen hab ich wohl, aber vollbringen das Gute hab ich nicht. Denn das Gute, das ich will, das thue ich nicht. Ich elender Mensch, wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes? Röm. 7, 18. 19. 24. Wenn mag nicht todt wäre, könnte ich mit Paulo rühmen: Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus, Phil. 4, 13. Ich mag arbeiten, beten, zur Kirche gehen, vergeben, geben. Nun es muß gewagt sein; mag nicht, du tödtest mich oder ich dich, eins nur erwählet, das letzte das beste. Ich fühle ja deine Lüste, wie du mich vom Guten denkst abzuhalten, und zum Bösen anzufrischen, aber ich fühl auch drüber Todesangst in mir; ich hab einen Abscheu davor, als vor einem todten stinkenden Aas, und will lieber sterben, als deine Lüste vollbringen. Was soll ich mehr thun? Damit bist du getödtet. Soll ich sündigen? Ich mag nicht. Kann auch ein Todter sündigen? Soll ichs mit der Welt halten? Ich mag nicht. Wie kanns ein Todter dem Lebendigen nachmachen? Ich bin der Sünde und der Welt abgestorben, und lebe der Gerechtigkeit. 1. Petr. 2, 24. Ich lebe, doch nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Magst du nicht beten? Du mußt. Das eine, was du willst, das andere, das du sollst. Ich bin dein Herr. Geist muß gebieten, Fleisch muß gehorchen. Mag nicht ist todt, mag wohl lebt in mir. Kein Todter widerstrebt dem Lebendigen. Fleisch, du mußt nicht widerstreben dem Geist. Du bist getödtet.

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