Müller, Heinrich - Von der Klugheit.

Müller, Heinrich - Von der Klugheit.

Alles mit Bedacht, laß nicht aus der Acht.

Eil mit Weil. Wieg es, wag es. Klüglich, glücklich. Ein kluges Herz handelt bedächtiglich. Sprüchw. 15, 14. Der Haufe spannt die Pferde hinter den Wagen, und heißt mit ihm: Erst gethan, nach bedacht, erst gewagt, darnach gewogen. Ist hierin nicht ungleich einem närrischen Kaufmann, der sich bereden läßt, eine Münze anzunehmen, die er nicht kennt, wird aber hernach, wenn er ihrer gebrauchen will, gewahr, daß sie ihr Gewicht nicht hat; wie schändlich ist der betrogen! Aber von wem? Von sich selbst, weil er nicht hat vor gewogen, und nach gewagt. Du sprichst: Es geht nicht wie es soll. Mein, wie der Ansang ist, so ist das Ende. Hast du das Werk klüglich angefangen? Wo nicht, so schreibe dirs selbst zu, daß das Ende nicht glücklich ist. Die Hebräer haben ein Wörtlein, in welchem sie die Klugheit und das Glück zusammenfassen, anzuzeigen, daß Klugheit des Glückes Mutter, und Glück der Klugheit Tochter sei. Wie in einer Linie Ansang und Ende unzertrennlich zusammenhängen, so lassen sich in unsern Werken Klugheit und Glück nicht trennen. Klüglich angefangen, glücklich geendigt. Versuchs, du wirsts erfahren. Thue nichts in Eile und Unbedachtsamkeit. Kühnheit und Tollheit sind zwei Schwestern. Selten gelingts, wenn man mit seinem eignen Kopf durch will. Verwegenheit ist eine Stifterin vieles Unglücks. Jener Heide (Salustius) sagt: Ehe du was ansängst, bedenke es zuvor wohl, alsdann magst du es nach gepflogenem Rath und reifer Erwägung ohne allen Verzug ins Werk setzen. Das nimm in Acht, es ist dir keine Schande, daß du vom Heiden etwas gutes lernest. Oder schämest du dich vom Heiden zu lernen, so laß den Heidenlehrer Paulus deinen Lehrmeister werden. Wie ermahnt er seine Römer: Bedenkt vorher, was ehrbar ist gegen jedermann. Röm. 12, 1 u. f. Und seine Philipper: Was wahrhaftig ist, was ehrbar, was gerecht, was keusch, was lieblich, was wohl lautet, ist etwa eine Tugend, ist etwa ein Lob, dem denket nach. Phil. 4, 8. Ein Christ soll nichts anfangen, er habe denn zuvor bedacht, ob das Werk, das er vorhat, im Herrn geschehe nach Gottes Wort und zu Gottes Ehre, ob es auch einen guten Schein vor jedermann habe. Was man im Herrn thut, das gedeihet. Ich wills nicht eher wagen, ehe ichs habe gewogen, und kein Werk anfangen, ehe ich versichert bin, daß es Gott gefalle. Was mit Gott wird angefangen, das gelingt.

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