Müller, Heinrich - Von der Güte Gottes.

Müller, Heinrich - Von der Güte Gottes.

Der Herr Knecht, der Knecht Herr.

Sag mir, dienst du Gott, oder dient Gott dir? Ich will meinen Gottesdienst verrichten, sprichst du, wenn du zur Kirche oder zum Abendmahl gehen willst. Kehrs um und sprich: Gott soll seinen Dienst an mir verrichten. Dient der Krug dem Brunnen, oder dient der Brunnen dem Krug? Dient das Kind der Mutter, wenn es an den Brüsten liegt, oder dient die Mutter dem Kinde? Wer nimmt und Nutzen hat, dient nicht, sondern wer giebt und Nutzen bringt. Mein Herz, Gott dient dir, der Herr dem Knecht, und thut es gern, wenn du ihn nur mit seinem Dienst nicht verschmähst. Er ist ein Gott, der gern wohlthut. Wie es der Sonne eine Lust ist, daß sie leuchtet, weil sie voll Lichts und Leuchten ihre Natur ist; so ists Gott eine Lust Gutes zu thun, weil er die Güte selber ist. Er läuft uns nach mit vollem Horn, und freut sich, wenn er eine Seele findet, die seine Güte annimmt. Er thut Gutes, nicht Nutzen zu haben, sondern uns Nutzen zu bringen. Menschen thun oft auch Gutes, suchen aber im Wohl, thun nur ihren Vortheil, geben einen Schilling, daß sie einen Thaler wieder gewinnen. Gott, der allselig ist in seinem Wesen, bedarf unsers Wohlthuns nicht, sucht nur sein Brünnlein auszuleiten, und uns mit sich selbst zu vergnügen. Seine Wohlthaten nützen uns, indem wir sie empfangen; seine Vorsorge speiset und tränkt, sein Schutz bedeckt, sein Rath leitet, sein Trost erquickt, seine Macht stärkt, seine Gnade vergnügt uns. Auch nützen seine Wohlthaten, wenn wir ihrer schon genossen, und es scheint, als nützten sie nicht mehr. Deine Trübsal hat ein Ende, du denkst, der Trost sei nicht mehr nütze; die theure Zeit hört auf, du meinst, daß du der Fürsorge Gottes nicht mehr bedürfest. Denke so nicht, liebe Seele. Wenn neue Trübsale kommen, so erwecken die vorigen Wohlthaten in dir ein Vertrauen, befestigen die Hoffnung, bringen Muth und Freudigkeit; da spricht man: Siehe, der alte Gott lebt ja noch, der vormals half, wird auch jetzt helfen, er ist noch so gnädig, er ist noch so mächtig als vor. Herr, der du bist vormals gnädig gewesen deinem Volk, sei auch jetzt gnädig! Psalm 85, 2.

Ach Gott, du bist noch heut so reich, Als du bist gewesen ewiglich, Mein Vertrauen steht ganz zu dir. Ich will gern die Güte Gottes annehmen, weil er so große Lust hat mir armen Würmlein Gutes zu thun; ich will seine Wohlthaten tief ins Herz lassen, und durch ein heiliges Andenken darin befestigen. Ich weiß, so wirds mir am Trost nimmer mangeln.

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