Müller, Heinrich - Von der Gewissensprüfung.

Müller, Heinrich - Von der Gewissensprüfung.

O Furcht! O Graus?

Du zitterst, ich auch. Vor dem Teufel? Ich nicht. Was kann mir der Teufel thun? Er sperrt den Schlund auf, muß mich doch nicht verschlingen; er geht um mich her, hat doch das Herz nicht, daß er zu mir eingehen darf wider meinen Willen; er wirft Feuer, ich lösch es aus mit dem Schild des Glaubens. Er beißt mich nicht, ich hab einen mächtigen Schutz. Aber wißt du, wovor ich erzittere? Ich will dirs sagen. Tauler spricht an einem Ort: ich für meine Person sag ohne Scheu, wer nicht zum wenigsten alle Tage einmal nach allen Kräften sich kehrt zu dem Grund seiner Seele und seines Gewissens, derselbe lebt noch nicht, wie ein frommer Christ leben soll. Ach wie manchen Abend bin ich ins Bett gestiegen und bin nicht zuvor hinabgestiegen in die Tiefe meines Herzens, daß ich mein Wesen durchforscht und mich gründlich geprüft hätte. So oft ist das Bett meine Hölle gewesen und habe doch sanft darin geruht. (Sag doch, daß kein sanft Ruhen in der Hölle sei.) Hätte mich Gott in der Nacht vor Gericht gezogen, wie wäre ich gefahren? Wie er mich findet, so richtet er mich. Vielleicht hat dazumal ein Mörder bei mir geschlafen, vielleicht ein Dieb, ja vielleicht ein Teufel. Ich erschrecke, wenn ich daran gedenke. Gottes Langmuth und lautere Barmherzigkeit ists, daß ich so oft der Hölle bin entronnen: hinfort muß ich klüger sein. Alle Stunden sind nicht gleich. Herz, den Bund mach ich heut mit dir: Ich will nie zu Bette gehen, ich habe denn beschaut, wie du aussiehst. Bist du ein Mörder? bei mir sollst du nicht schlafen; trenn dich vom Mörder, so sollst du mit mir zu Bette gehen. Hast du was UEbels im Sinn gehabt, verhehl es nicht, Gott kennt dich doch. Rund gebeichtet, rund absolvirt. Sprich mit David: Ich habe gesündigt wider den HErrn, 2 Sam. 21, 13., so wird dir der HErr antworten: Ich habe deine Sünde weggenommen, du wirst nicht sterben. Was willst du dich mit der Sünde beißen? Wirf sie hin auf Jesum, laß sie da ihr Recht suchen. Hat sie was zu sagen, sprich du: Ich wills nicht mehr thun. Das ist die beste Buße.

Quelle: Müller, Heinrich - Geistliche Erquickstunden

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