Müller, Heinrich - Von der Gesellschaft eines Christen.

Müller, Heinrich - Von der Gesellschaft eines Christen.

Allein, und doch nicht allein.

Ich bin gern allein. Denn mit der falschen Welt umzugehn hab ich schlechte Lust. Sie liebt und lobt nur, was mit ihr im Argen liegt, das Gute hasset, lästert und verfolgt sie. Doch bin ich nimmer allein. Hab also nicht zu befürchten, was der weise Mann sagt: Wehe dem der allein ist, fällt er, so hat er Niemand, der ihm aufhilft. Mein Gott ist allzeit und allenthalben bei mir. Strauchle ich, so hält er mich; fall ich, richtet er mich wieder auf. Mein Freund besucht mich wohl, aber bleibet nicht; wie er kommt, so geht er wieder weg. Ich darf nicht Gott bitten, daß er zu mir komme, er wohnt schon in mir, und ist mir näher als ich mir selber bin. Ich darf auch nicht sorgen, daß er werde wieder hingehen. Er verläßt sein Kind nicht, das weiß ich. Verbergen kann er sich wohl vor mir, verlassen aber kann er mich nicht. Wenn ich Menschen bei mir habe, was hilfts mir? Ist auch der falschen Welt wohl zu trauen? Und wenn sie gleich meine besten Freunde sind, ist doch zu besorgen, daß ich sie, oder sie mich ärgern werden. Beides dient nicht. Fallen sie, wer weiß, ob ich das Vermögen hab ihnen aufzuhelfen? Fall ich, wer weiß, ob sie so stark sind, daß sie mich aufrichten können? Vielleicht fall ich mit ihnen, oder sie mit mir dahin; ich will mich um Gesellschaft nicht bekümmern. Sie reißt in einer Stunde oft mehr nieder, als ich wieder aufbauen kann in einem Jahr. Wenn ich nur Gott bei mir hab in dem Grund meiner Seele, der ist mir mehr als tausend Freunde. Laß dann alle Teufel und Menschen zustürmen, was wollen sie Gott abgewinnen? Mit Schanden werden sie abziehen müssen. Wohl dem, der immer, und doch nimmer allein ist.

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