Müller, Heinrich - Von der Gelassenheit.

Müller, Heinrich - Von der Gelassenheit.

Lehre Gott nicht. Lehre dich nicht. Laß dich Gott.

Behalt die drei Stücklein, sie bringen großen Nutzen. Lehre Gott nicht, er ist zu alt dazu, daß er noch in die Schule gehen soll; er ist zu weise dazu, daß du sein Lehrmeister werdest. Sprich nicht, so und so, Gott läßt sich nicht vorschreiben. Ein erfahrner Steuermann läßt sich nicht meistern, ein alter kluger Soldat leidet nicht viel Einrede. Ich frag, verstehst du es besser als Gott? Sagst du ja, wer hats dich gelehrt? Dein Nachbar. Wer hats ihn gelehrt? Alle Weisheit kommt von Gott, so muß es ja Gott besser verstehen als du. Sprichst du, nein; was unterfängst du dich denn, den allweisen Gott zu meistern? Dein Rath, dein Verderben. Lehre dich nicht. Was kannst du von dir selbst lernen, als Böses, der du nur böse bist in all deinem Tichten und Trachten? Ach, solltest du dich selbst führen, wie würdest du auf schädliche Irrwege gerathen! Fleisch und Blut ersinnt sich eigne Wege, und wandelt, wie ihn gelüstet. An keinem hast du so einen gewissen Verführer, als an dir selbst. Wie oft fällst du? Wer stößt dich um? Du selbst und dein alter Adam. Das erkenn und trau dem nicht, der dir der Nächste ist und in deinem Schooß schläft, das ist, dir selber. Laß dich Gott. Der ist der beste Lehrmeister. Er öffnet dir seine Schule im 32. Ps. Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den du wandeln sollst. Ein Christ muß sich dem Willen Gottes mit Verleugnung seines Willens lassen, nicht auf dem breiten Weltweg nach eignem Willen wandeln, sondern aus dem Wege, den er mich führt; gewiß gehts in den Himmel hinein, ob vielleicht durch manche Hölle. Was nützt es dem Diebe, daß man ihn durch einen grünen luftigen Weg führt, so es doch endlich zum Galgen geht? Und was schadets mir, daß Gott mit mir durch manches Kreuz hindurch setzet, so ich nur endlich den Himmel erblicke? Ich will mich Gott lassen, er machs mit mir, wie es ihm gefällt, hat ers doch nimmer bös mit mir gemacht. Herr, lehre mich thun nach deinem Wohlgefallen, denn du bist mein Gott; dein guter Geist führe mich auf ebner Bahn! Ps. 143, 10.

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