Müller, Heinrich - Von der Gelassenheit.

Müller, Heinrich - Von der Gelassenheit.

Des Herrn Wille geschehe.

Ists Gottes Wille nicht, so ists auch mein Heil nicht. So spricht ein Christ. Wie aber ein Weltkind? Mein Wille geschehe. Wie weh thuts den Leuten, wenn nicht geschieht, was sie wollen; wie zürnen und rumoren sie, wenns nicht nach ihrem Willen geht! Liebers ist nichts, als Eigenwille, den man auch schwerlich lassen kann und ist doch das allergrößte Uebel. Ja die Wurzel alles Uebels in uns. Denn wer seinen Willen hat, ist gewiß wider Gottes Willen. Gottes Wille und Eigenwille sind wider einander, wie Feuer und Wasser; soll Gottes Wille geschehen, muß Eigenwille untergehen. Was kann der Gutes stiften, der wider Gott streitet? Mein Christ, gewöhne dich nicht zu thun, was dich gelüstet, sondern was wider deinen Willen ist; denn dein Wille ist nimmer gut, er scheine so gut wie er wolle. Wär ein guter Wille in dir, dürftest du nicht täglich beten aus des Herrn Munde: Herr, dein (nicht mein) Wille geschehe. Matth. 6, 10. Ein Christ, sagt Dr. Luther, soll sich selbst üben, daß er einen Ueberwillen habe wider seinen Willen und nimmer unsichrer sein, denn wenn er findet, daß nur ein Wille und nicht zwei Willen wider einander in ihm sind, und also sich gewöhnen, dem Ueberwillen zu folgen gegen seinen Willen. Beleidigt dich jemand und bringt dich um das Deine, leide, als geschehe dir recht. Denn obgleich dein Beleidiger unrecht daran thut, so ists doch recht vor Gott, daß du es leidest. Es ist alles Gottes, was du hast, der mag dirs durch einen Bösen oder Guten nehmen, da soll dein Wille nicht widerstreben und sagen: Ich wills nicht leiden; sondern sich lassen und sprechen: Des Herrn Wille geschehe! Hast du etwas Gutes vor und wirst dran gehindert, sollst du nicht in Ungeduld ausfahren und sagen, ich wills haben, es muß so sein, sollts auch den Teufel und alle Welt verdrießen, sondern fein gelassentlich sprechen: Mein Gott, ich meinte, es sollte gut sein, so es aber nicht sein soll, geschehe dein Wille, ich bins zufrieden. Ist dein Wille gut, so ist doch Gottes noch besser und wenn Gott deinen guten Willen hindert, thut ers allein darum, daß er besser werde; dann wird er besser, wenn er dem göttlichen gleichförmig wird, bis du gar gelassen, frei, willenlos nicht mehr weißt, denn daß du Gottes Willen gewartest. Ja, spricht das Weltkind, das heißt gezwungener und nicht ein freier Wille, warum hat mir denn Gott einen freien Willen gegeben? Lieber du bestrickst dich selbst; hat dir Gott einen freien Willen gegeben, warum willst du ihn denn machen zu einem eignen Willen und läßt ihn nicht frei bleiben? Wenn du damit thust, was du willst, ist er nicht frei, sondern dein eigen; solcher Eigenwille kommt nicht von Gott, sondern vom Teufel und Adam, die haben ihren freien Willen, von Gott empfangen, ihnen selbst zu eigen gemacht. Ein freier Wille ist, der nichts eigenes will, sondern allein auf Gottes Willen schaut, dadurch er denn auch frei bleibt, nirgend anklebend als an Gott. Ich will durch Gottes Gnade ein freier lediger Mensch sein, an keinem Dinge haften, als blos lauter an dem Willen Gottes, weder Gutes begehren, noch Böses fürchten, gleich achten Ehre und Schmach, haben und mangeln, leben und sterben, allein daran gesättigt sein, daß Gottes Wille also sei. Was der mit mir armen Würmlein machen will, soll mir all wohl gefallen. Er hats ja noch nimmer bös gemacht. Sein Name sei gelobt! Amen.

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