Müller, Heinrich - Von der Christen Standhaftigkeit.

Müller, Heinrich - Von der Christen Standhaftigkeit.

Der letzte Stich gilt.

Im Krieg wird gepriesen der bis auf den letzten Mann steht. Unser Leben ist ein Krieg. Muß nicht der Mensch immer im Streite leben? Da gewöhne dein Herz, mein Christ, daß du im Nachgehen nicht der Erste, sondern der Letzte seist. Dein Fleisch streitet in dir wider dich, seine Stärke ist in den fleischlichen Lüsten und Begierden, welche wider die Seele streiten. 1. Petr. 2, 11. Deine Kraft liegt im Enthalten. Das Fleisch begehrt deiner Glieder zum Dienst der Ungerechtigkeit, von einer Unreinigkeit zur andern, Röm. 6, l3.; deines Mundes zum Fluchen, deiner Hand zum Schlagen rc. Du aber willige nicht drein. Hält das Fleisch an mit Locken und Reizen, thue das: fahr du fort mit Abschlagen, nein, ich thue es nicht. Du der Letzte auf dem Plan. Der Letzte der Beste. Das Kreuz fällt auf dich zu, fängt an zu drücken, du verzagst alsbald und sprichst: Laß ab, liebes Kreuz, ich bin schon müde. Nicht so, mein Christ, du mußt das Feld nicht zum ersten räumen, und ermüden das Kreuz zu tragen, das Kreuz muß ermüden dich zu plagen. Es gilt nicht weichen sondern beharren. Erblickst du das Kreuz, frisch ihm unter die Augen und sprich: Komm nur an, liebes Kreuz, da hast du mich. Was willst du mit mir anfangen? Mich plündern, schänden, würgen, sieden, braten, brennen, säufen? Das Alles schreckt mich nicht; du sollst doch eher müde werden, mich zu martern, als ich ermüden will, deine Marter zu dulden. Es ist fürwahr, mein Christ, ein verzagtes Ding ums Kreuz, wenns ein generös tapfer Gemüthe findet, das ihm fein muthig unter Augen geht und den Kopf beut, da frißt sichs bald an zu Tode, wird kraftlos und fällt von sich selbst hin; aber, wo Furcht Füße macht, daß man die Flucht ergreift und ihm den Rücken gibt, da faßt es einen Muth und jagt oft bis in die Hölle hinein. So muß man mit dem Kreuz kämpfen, daß man der Letzte auf dem Platz bleibe, den Feind verlache und sage: Da liegst du, ich steh noch; du weinest, ich lache noch; du bist todt, ich lebe noch. Willst du noch einmal dran? Nur gewagt, ich habe deine Zähne schon gefühlt, du beißt mich nicht zu Tode. Der Teufel setzt zu dir an mit seinen höllischen Versuchungen. Was thust du? Weichst du, so bist du sein, von Rückzug halten seine Klauen fest und lassen nicht so leicht, was sie einmal ergreifen. Das Beste ist, daß du stehest. Stehe fest, sagt Petrus, 1. Petr. 5, 9. Dein Grund ist Gottes Wort, der wanket nicht. Aus dem Worte Gottes behalte dir den letzten Stich, wie Christus in der Wüste: So steht geschrieben. Matth. 4, 4. 7.10. Dann muß der Teufel mit Schanden abziehen. Der Tod wills auch wagen? Beißen kann er nicht, sein Zahn ist ihm im Oelgarten von Christo ausgebissen, da er mit dem Tode rang und sein mächtig ward. Stechen kann er nicht, sein Stachel ist hin. Tod, wo ist dein Stachel? 1. Cor. 15, 55. Gib du ihm den letzten Stich und sprich: Tod, du bist todt, ich lebe noch. Christus ist mein Leben, Sterben ist mein Gewinn. Phil. 1, 21. Wie dann mit Gott? Tritt er mit dir zusammen, sei du der Letzte. Verbirgt er sich? Höre du nicht auf zu suchen, bis du ihn findest. Vor deinen Thränen kann er sich nicht ewig verbergen. Das Wort steht da und muß fest stehen: So ihr mich von Herzen suchet, will ich mich finden lassen. Jer. 29,13. l4. Setzt er seine Löwenklauen an, Jes. 38, 13. und drückt zu mit der schweren Hand, Ps. 38, 3. unverzagt! Liebesschläge tödten nicht. Unter der Löwenhaut ist ein Vaterherz. Drückt dich die Rechte, so herzet die Linke: Scherz ist kein Ernst. Er spielt nur mit dir. Will er das Reißaus nehmen? So hast du gewonnen; da sprich mit Jacob: Herr, dem Sieger die Krone. Ich laß dich nicht, du segnest mich denn. So kriege, daß du siegest, liebstes Herz. Gott helfe dir!

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