Müller, Heinrich - Von der Beichte.

Müller, Heinrich - Von der Beichte.

Wer bist du?

Ein Sünder. So beichtet der Mund. Was denkt das Herz? Oft ist Herz und Mund weiter von einander als Himmel und Erde. Willst du Gott äffen? Wo Herz und Mund in der Beichte nicht eins sind, ist alles Beichten ein Gespött Gottes. Gedenke, was Petrus sagt zum Ananias: Anania, warum hat der Satan dein Herz erfüllt daß du dem heil. Geist lügst? Du hast nicht Menschen, sondern Gott gelogen. Apost. Gesch. 5, 4. Bist du ein Sünder? Wie, fühlst du auch Sünde in deinem Gewissen; liegt dir auch die Sünde als eine Last auf deinem Herzen, drückt und kränkt dich? Ich sehe nicht, daß du leidlich thust mit Worten und Geberden, wie David in seinen Bußpsalmen; daß du girrest und winselst mit Hiskias; daß du dich ängstigest und schämest mit Manasse und dem Zöllner; daß du bitterlich weinest mit Petrus und Maria. Ich furcht, ich fürcht, es werde eine Heuchelei sein. So ists. Mancher Mensch beschuldigt und verdammt sich selbst mit dem Munde, ich bin ein Sünder, spricht er, und des Todes würdig; fällt aber Gott das Urtheil im Gewissen, so will er sich durchaus nicht schuldig geben, noch unter Gottes Hand demüthigen. Ach, das allerbeste ist, wenn Gott im Gewissen eine scharfe Bußpredigt hält aus dem Gesetz, daß wir mit einem demüthigen Ja antworten und um Gnade stehen. Spricht er: du bist ein Sünder; ich will antworten: Ja Herr, ich bins, laß mir nur widerfahren, was du dem Sünder zugesagt hast, Gnade und Vergebung. Spricht er: Du bist verflucht; ja Herr, und eben darum such ich den Segen in Christo. Deine Sünden sind zu groß; ja Herr, aber deine Barmherzigkeit ist noch größer. Gott sei mir gnädig nach deiner Güte, und tilge meine Missethat nach deiner großen Barmherzigkeit. Ps. 51, 3. Deiner Sünden sind zu viel; ja Herr, mehr denn Sand am Meer, aber du bist auch reich an Barmherzigkeit über alle, die dich fürchten. Deine Sünden sind zu greulich; ja Herr, meine Wunden stinken und eitern für meine Thorheit. Ps. 38, 6. Aber dein Wort sagt: Wenn eure Sünde gleich blutroth ist, soll sie doch schneeweiß werden; und wenn sie gleich ist wie Rosinfarbe, soll sie doch wie Wolle werden. Jes. 1, 18. Du hast dein gottlos Wesen zu lang getrieben; ja Herr, aber deine Barmherzigkeit währet für und für, Ps. 103,17., und Christus hat eine ewige Erlösung erfunden. Hebr. 9, 12. Du hast eine Sünde gar zu oft begangen; ja Herr, der Gerechte fällt des Tages siebenmal; aber wie du willst, daß ich meinem Bruder siebenzigmal siebenmal, das ist, so oft er sich an mir versündigt und Buße thut, im Tag vergeben soll, so wirst du mir auch thun, du bist ja nicht unbarmherziger als ein Mensch. Ich will mich in Demuth dem Urtheil Gottes gern unterwerfen und mir gefallen lassen, was er aus mir machen will, einen Thürhüter, einen Taglöhner, ein Hündlein. Verstoßen kann er mich nicht, wenn ich Jesum in die Arme fasse, sein Kind muß er annehmen.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/m/mueller_h/von_der_beichte_2.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain