Müller, Heinrich - Von der Beharrlichkeit im Guten und Bösen.

Müller, Heinrich - Von der Beharrlichkeit im Guten und Bösen.

Werden ist gut, bleiben noch besser.
Werden ist bös, bleiben noch böser.

Damit hält's der Haufe, ich auch. Der Haufe spricht: Ein Kaufmann werden ist gut, bleiben noch besser. Wie Mancher verläuft das Spiel. Reich werden ist gut, bleiben noch besser. Wie Manchem zerstreut das Unglück in einem Tage, was das Glück in vielen Jahren kaum zusammen getragen. Ein großer Mann werden ist gut, bleiben noch besser. Haman war's auch, aber wie lange? Schuldig werden ist böse, bleiben noch böser. Der Gottlose borgt und bezahlt nicht. Ps. 37, 21. In Unglimpf gerathen ist böse, bleiben noch böser. Ein guter Name ist so köstlich als das Leben; wer ihn verliert, ist bürgerlich todt. Ich spreche: Ein Christ werden ist gut, bleiben noch besser. Ach, wie Mancher ist abgefallen. Laß deine erste Sorge sein, daß du was Gutes werdest, deine andere, daß du bleiben mögest, was du Gutes worden bist. Sorge, Sorge muß da sein. Du gehst auf einem schlüpferigen Wege und trägst deinen Schatz in irdischen Gefäßen. 2 Cor. 4, 7. Wie leicht magst du gleiten und das Krüglein zerbrechen, den Balsam verschütten. Ach, wie viel sind deiner Feinde und wie mächtig sind sie! Satan speit Feuer und versucht an dir seine Tausendkünste. Die Welt ärgert dich mit tausend bösen Exempeln. Fleisch und Blut hat auch sein Lockpfeiflein, das man gern spielen hört. Ich rathe dir, wache und bete. Dies Eine verloren, Alles verloren. Was hilfts mir, daß ich ein Christ geworden bin, wenn ichs nicht bleibe? Besser nie geworden, als nicht geblieben. Ueber einen Heiden wird ein erträglicher Gericht ergehen, als über einen abgefallenen Christen, darum, mein Gott, hilf mir doch sorgen, daß ich behalte, was ich habe. Noch eins sage ich: Gottlos werden ist böse, bleiben noch böser. Von dem höchsten Gut abfallen, ist ja bös genug. Mit dem höchsten Gut nimmer wieder vereinigt werden, ist noch viel ärger. Du hast gesündigt: ich trage Mitleiden mit dir. Fehlen ist menschlich. Bin ich doch dem Fall so nahe als du. Daß ich stehe, macht Gottes Hand. Ich biete dir die Hand und will dich wiederum aus der Grube ziehen, darein du gefallen bist. Du willst nicht, ich kann kein Mitleiden länger mit dir tragen. In Sünden verharren wollen, ist teuflisch. Das Werden verdammt dich nicht, sondern das Bleiben. Ach, mein Gott, laß mich nicht fallen, und so ich falle, reich mir deine Gnadenhand aus der Höhe, und richte mich wieder auf.

Quelle: Müller, Heinrich - Geistliche Erquickstunden

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