Müller, Heinrich - Von der Aufrichtigkeit gegen Gott.

Müller, Heinrich - Von der Aufrichtigkeit gegen Gott.

Gib Gott dein Herz.

Ein Stücklein Fleisches ist dein Herz und doch dreieckig, der dreieinige Gott will seinen Sitz drinnen haben. Im Herzen wohnen die Lebensgeisterlein; ist nicht Gott die rechte Lebensquelle, der herzstärkende Lebensgeist? Im Mitteltheil des Leibes sitzt das Herz; Gott ist das Mittelpünktlein aller Dinge, dir zur Linken, näher, als zur Rechten, im Unglück tröstlicher als im Glück. Wer geben will, der gebe was Gutes. Das Herz ist das Neste. Wer geben will, der gebe was Liebes. Das Herz ist das Liebste. Mein Sohn, gib mir dein Herz. Dem Teufel bist du allzu aufrichtig, und dienst ihm von ganzem Herzen. Gott versagst du sogar das Herz, da er doch nur das Herz fordert. Die Werke sind wohl da, aber kein Herz dabei; die Spreu, aber kein Korn darin; die Schalen, aber ohne Kern; die Lampen, aber ohne Oel; die Wolken, aber ohne Regen. Willst du ihn abspeisen mit dem, was der Teufel nicht mag? Weß ist dein Herz? Gottes oder des Teufels? Warum gibst du nicht Gott, was Gottes ist, du Gottesdieb? Wer ist dein Herr, Gott oder der Teufel? Warum dienst du dem Teufel treuer als deinem Gott? Wem gehörte die Erstgeburt im alten Testament? War sie nicht Gottes? Warum entwendest du Gott, was er ihm will geheiligt haben? Dein Herz wird unter allen Gliedern im Mutterleib am ersten gebildet; Gott, und nicht dir gebührts. Wer bewirbt sich um dein Herz am meisten? Der Teufel gibt dir kein gut Wort drum. Gott stehet dich, ach gibs mir! Von wem hat dein Herz den größten Nutzen? Wohnt der Teufel drin, so ists eine Hölle; wohnt Gott drin, so wird es ein Himmel. Gibs Gott, der sichs so sauer drum werden läßt. Leihen will ers nicht, gibs ihm. Du dienst heute Gott, morgen dem Teufel. Was fragt Gott nach seinem Dienst? Niemand wohnt gern im Hause, das man ihm aufsagt, so oft man will. Will der Teufel ein, so muß Gott heraus, ists nicht Schande? Gott begehrt dein Herz nicht, wo er nicht eine bleibende Wohnung, Joh. 17, 23. drin haben kann. Kaufen will Gott dein Herz auch nicht, gibs ihm. Du liebst ihn, weil er dich empfindlich tröstet, liebst ihn nicht, sondern das Seine, und nicht das Seine um seinet-, sondern um deinetwillen. Gott hat dirs einmal theuer genug bezahlt mit seinem Blute. Soll ers haben, so gibs ihm. Ach mein Gott, wem wollt ichs lieber gönnen, als dir? Du hast mir dein Herz mitgetheilt, da dein Kind in vollem Blut für mich gestorben. Du bist noch in heißer Liebe also gegen mich gesinnt, daß du dein Herz wohl mit mir theilen wolltest. Dein Herz bricht dir, wenn du mich im Jammer siehst. Drum will ich Lieb mit Lieb vergelten, und dir mein Herz wieder geben. Wohn du drin und schaff damit, wies dir gefällt, zu deinen Ehren und meiner Seligkeit.

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