Müller, Heinrich - Von der Abgötterei der Maulchristen.

Müller, Heinrich - Von der Abgötterei der Maulchristen.

Gottesdienst, Götzendienst.

Ach, wem sollte nicht das Herz vor Unmuth brechen? Gott muß den Götzen schmücken. Wie manchen Götzendienst verrichtet der Maulchrist unter dem Schein und Namen des Gottesdienstes! Mit Thränen habe ich in meiner apostolischen Schlußkette am 758. Blatt geschrieben, und schreibe es abermals mit Weinen: Es hat die heutige Christenheit (von den Heuchelchristen ist die Rede, wie der Nebentext sattsam ausweiset) vier stumme Kirchengötzen,, denen sie nachgehet, den Taufstein, Predigtstuhl, Beichtstuhl, Altar. Sie tröstet sich ihres äußerlichen Christenthums, daß sie getauft ist, Gottes Wort höret, zur Beichte gehet, das Abendmahl empfängt; aber die innere Kraft des Christenthums verleugnet sie, sie verleugnet die Kraft der Taufe, weil sie nicht im neuen, sondern im alten Menschen wandelt, da doch die Taufe ein Bad der Wiedergeburt und Erneuerung ist; sie verleugnet die Kraft des göttlichen Worts, weil sie nicht wandelt als das Wort lautet, sondern widerlegt das Wort Gottes mit ihrem gottlosen Leben und machts zur Lüge; sie verleugnet die Kraft der Absolution, weil sie unverändert bleibt in ihrem Wesen nach wie vor, und heute als gestern, da doch das Herz, wenns mit dem Trost göttlicher Absolution erquickt ist, nicht wird das Böse mehr lieben, und das Gute hassen; sie verleugnet die Kraft des heiligen Abendmahls, weil sie nicht lebt in Christo, mit welchem sie vereinigt ist, sondern wandelt nach den Lüsten ihres Fleisches, und ergießt sich in allerlei Sünde. Wie stimmt Christus mit Belial zusammen? Dies alles ist Abgötterei. Denn Gott ist ein Geist, und will, daß wir ihm im Geist und in der Wahrheit dienen. Wie? Ist das nicht wildertäuferisch, daß man Taufe, Wort, Beichte, Abendmahl stumme Götzen nennt? Mein, ist denn bei dir kein Unterschied unter Taufe und Taufstein, Predigt und Predigtstuhl, Beichte und Beichtstuhl, Abendmahl und Altar? Der Wiedertäufer hebt den rechten Brauch des Taufsteins, Predigtstuhls, Beichtstuhls, Altars; ich bemühe mich, zu heben das nichtige Vertrauen der Maulchristen, das sich auf diese Dinge niederläßt und gründet; ist denn kein Unterschied zwischen Brauch und Mißbrauch? Ich spreche so: Ein Abgott ist, wenn das Herz an etwas hänget und auf etwas trauet, das nicht Gott selbst ist. Woran das Herz des Maulchristen mit seinem Vertrauen außer Gott hänget, das ist sein Götze. An Altar, Predigtstuhl; denn er vertrauet auch, da er nicht an Christum glaubet, und den Glauben durch die Liebe nicht ausübet, dennoch dadurch selig zu werden, daß er in seiner Kindheit auf den Taufstein getragen, ob er gleich die Kraft der Taufe im Leben nicht beweiset; daß er den Prediger auf der Kanzel stehet und höret, ob er gleich das Wort im Glauben nicht annimmt, noch ins Leben bringt; daß er alle Vierteljahr zum Beichtstuhl kommt, obgleich das Herz nicht meint noch empfindet, was der Mund beichtet; daß er mit andern Communicanten um den Altar herum geht, ob gleich weder Andacht noch Glaube im Brauch des Abendmahls bei ihm ist. Heißt das nicht Abgötterei treiben, wenn ich meine Seligkeit nicht durch den wahren Glauben auf Christum, sondern durch einen Wahnglauben auf Holz, Kalk, oder Steine gründe? Ich spreche noch eins. Wer Gott nicht dient, wie er ihm will in seinem Wort gedient haben, im Geist und in der Wahrheit, sondern nur mit bloßem äußerlichen Schein und Werk, derbst abgöttisch. Einbildung ohne Wort Gottes ist sowohl ein Götze, als ein hölzern und silbern Bild. Sag mir, warum nennen unsere Theologen den päpstlichen Gottesdienst eine Abgötterei? Weil er nicht zur Maß und Richtschnur hat das Wort Gottes. Eben darum nenne ich den Gottesdienst der Maulchristen Abgötterei, weil Gott in seinem Wort ausdrücklich verwirft die Opfer ohne Fett, die Werke ohne Glauben. Ach, davon sollte man nicht viel Disputirens machen, sondern im Herrn einen Muth fassen, wider die Baaliten mit Elias eifern, sich bemühen, den Tempel des Herrn zu reinigen, und die selbst gemachten Götzen in den Herzen der Menschen nieder zu reißen. Es hilft nicht, daß man sagt: Der Wiedertäufer kann solche Worte mißbrauchen, und seine Lügen damit bescheinigen. Mußte nicht Gott leiden, daß ihm der Teufel das Wort aus dem Munde riß, und wider Christum fälschlich anrühret in der Wüste? Wenn Paulus gar tröstlich gelehrt hat, daß, wo die Sünde, da sei auch die Gnade Gottes mächtig, Röm. 5, 20. fährt der freche Haufe zu, und folgert: Ei, so müssen wir nur getrost Sünde mit Sünde häufen, daß die Gnade Gottes ihre Macht an uns beweisen könne. Wer hat sie so heißen schließen? Nicht Paulus und seine wohlgemeinten Worte, sondern der Teufel und ihr verkehrter Sinn. Gift aus der Rose. Wer kann dawider? Nun, in der Vorrede meiner Schluß-Kette habe ich dem christlichen Leser geschrieben: Sollte sich ein Lästerer unterstehen, an diesem Buch seine giftigen Zähne zu wetzen, werd ich mich darob nicht zu Tode grämen. Ist doch eben solch Leiden über meinen liebsten Heiland, seine Apostel, und treuen Diener in der Welt ergangen. Ein besser Glück hab ich mir nie begehrt, als mein Herr und meine Brüder im Herrn vor mir gehabt. Recht muß dennoch Recht bleiben, und dem werden alle frommen Herzen anhangen. Der Welt Unart ist, daß sie das Gute lästert, weil sie selbst böse ist. Was der fleischliche Mensch nicht versteht, muß er ja lästern. Dabei bleibt es. Dich gehts an, du Pharisäer.

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