Müller, Heinrich - Von den Farben Christi und seiner Glieder.

Müller, Heinrich - Von den Farben Christi und seiner Glieder.

Weiß und roth.

So sind ich meinen Jesum. In weiß kleidet ihn Herodes, als einen königlichen Ehrenwerber, Pilatus in roth, als über welchen ein bluttriefendes Urtheil ergehen sollte. Seine Farbe meine Farbe. Bräutigam und Braut kleiden sich in ein Stück. Weiß im Leben. Schwarz komm ich von der Mutter; wie ein häßlicher Fleck ist die Erbsünde, wie verschwärzt und verstellt sie mich vor meinem Gott! Die Taufe macht mich schneeweiß, da wasch ich meine Kleider hell im Blut des Lammes, doch bleibt noch in mir übrig, was mich verschwärzen kann. Täglich befleck ich mich in Gedanken, Worten, Werken, das Böse thue, das Gute unterlaß ich. Der Flecken werde ich gewahr am Abend, wenn ich mich bei meiner Prüfung selbst stelle vor den Spiegel des Gesetzes. Dann nehm ich zur Hand den Waschtopf meiner Bußthränen, färbe dieselben mit dem Blut Jesu, bespreng mich damit im Glauben, so werd ich wiederum rein und weiß. Ach, wie muß ich meinem Jesum gefallen, weil ich seiner Farbe bin! Roth im Lieben. Ich habe gegen meinen Nächsten nicht eine bleiche, kalte, todte, sondern herzliche und brünstige Liebe, wie Petrus ermahnt: Habt unter einander eine brünstige Liebe, 1. Petr. 4, 8. Roth im Zürnen. Wenn michs verdrießt über den Gottlosen, daß er das Gesetz des Herrn verwirft, nimmt die Eiferröthe mein Gesicht ein, und mag ich mit Paulus wohl sagen: Wer wird geärgert und ich brenne nicht? Sonderlich wenn ich sehe, daß die den Weinberg des Herrn selbst veröden, die ihn mit Lehre und Leben bauen sollten. Wie eiferte Moses, da er das goldene Kalb und die zwei steinernen Tafeln zerbrach! Nie feurig war Elias, da er sich den Baalspfaffen widersetzte! Ich muß seufzen mit Nehemia! Gedenke an sie, mein Gott, die dein Priesterthum entheiligt haben! Neh. 13, 2V. Und mit Paulus wünschen: Wollte Gott, daß sie auch ausgerottet würden, die euch verstören! Roth im Büßen. Die Sünde, wenn ich sie erkenne und fühle in meinem Gewissen, jagt mir eine Schamröthe ab, daß ich mit dem Zöllner meine Augen niederschlage zur Erde, und mit dem bußfertigen Daniel spreche: Herr, du bleibst gerecht, ich muß mich schämen. Ist es nicht Schande, daß ich, der ich in der Taufe Gottes Kind worden bin, meinen frommen himmlischen Vater, der mich mit Wohlthaten nicht betröpfelt, sondern beschüttet, so oft und gröblich beleidigt habe? Ist es nicht Schande, daß ich, der ich ein nichtiger Staub und Wurm bin, mit meinen Sünden zum Zorn habe wider mich reizen dürfen die Majestät, die im Himmel wohnt und mich mit Blitz und Donner könnte zur Hölle Abgrund werfen? Schande ist es ja, daß ich elender Mensch, der ich keinen Augenblick ohne die Gnade Gottes leben kann, dennoch alle Augenblicke Gott erzürne und seine Gnade verscherze. Im Leiden befällt mich die Liebesröthe. Ich weiß, daß wo mein Jesus züchtigt, da ist er in Liebe. Er streicht nicht, wo er nicht lieb hat, Kreuzstriche, Liebesstriche. Zündet nun ein Lichtlein das andere an, so muß ja seine Liebe eine Gegenliebe bei mir erwecken. Ich empfinde, wie mächtig er mich stärkt in meiner Schwachheit, wie herzlich er mich tröstet in meiner Traurigkeit. Das zündet die Liebe an. Kommt dann die Blutröthe dazu, ei, das ist mir eine Ehre, daß ich mein Blut für Jesu Ehre lasse, der sein Blut in so heißer Angst für mich vergossen hat. Haben doch die heiligen Märtyrer all ihr Blut bei Christo ausgeschwitzt! Ich halte mein Leben nicht selber theuer, auf daß ich vollende meinen Lauf mit Freuden, daß ich empfangen habe von dem Herrn Jesu zu bezeugen das Evangelium von der Gnade Gottes. Ap.-Gesch. 20, 24. Willst du noch eins wissen? Der Pharisäer ist weiß und schwarz, weiß an der Haut, schwarz am Herzen; weiß als ein Engel, schwarz als der Teufel. Sieh dich vor!

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