Müller, Heinrich - Von dem Frieden mit Gott.

Müller, Heinrich - Von dem Frieden mit Gott.

Fried im Unfrieden.

Ist das möglich? Allerdings. Ich bin immer und doch nimmer zufrieden, und lach und weine zugleich. Du sprichst: Es ist Friede. Beweis es. Die Feinde sind zum Land hinaus. Ich sag ein Mehreres. Alle Teufel und Menschen haben sich wider mich verbunden, liegen rings um mich her, ängsten mich auf allen Seiten, und ist doch Friede. Unfried außer, Fried in mir. Der Feinde sind viel, ich frag nach allen nichts. Die Gefahr ist groß, ich bin doch sicher. Die Feinde pochen, je mehr sie pochen, je muthiger ich bin. Fragst du, wie geht das zu? Ich will dirs sagen. Der Teufel kanns nicht leiden, daß ich Frieden habe, darum richtet er ein Unheil nach dem andern an. Ich begehr auch seinen Frieden nicht, denn so stünds übel um mich, wenn ich mit ihm Frieden hätte; er hält keinen Frieden als nur mit seinen Freunden. Ich muß doch Frieden haben, ob sichs der Teufel noch so sauer werden läßt, mich zu verunruhigen. Christus gibt mir seinen Frieden, Joh. 14, 27, stillt das Herz, nimmt weg Furcht und Schrecken, macht, daß ich mich vorm Teufel nicht mehr fürchte, als vor einer Fliege. Ists nicht so? Wenn die Mutter ihrem weinenden Kinde freundlich zuspricht, da wirds stille; und wenn Jesus meiner geängsteten Seele nur ein tröstlich Wort gibt, da gibt sie sich nicht allein zufrieden, sondern wird auch so keck und muthig, daß sie den Teufel so viel achtet als den Tod, und den Tod so viel als Nichts. Das ist der Friede Gottes, welcher höher ist denn alle Vernunft, und Herz und Sinn in Christo Jesu bewahrt. Phil. 4, 7. Mitten in der Gefahr bringt er Sicherheit, mitten in der Armuth Fülle und Vergnügung, mitten in der tiefsten Schwachheit die höchste Kraft und Stärke; er zieht das Herz in Christum hinein, daß es seine Süßigkeit schmeckt; je kräftiger der Schmack ist, je fester rückts hinein, bis es in ihm, als in einer unüberwindlichen Festung ganz still und sicher ist. Denn welcher Teufel mag diese Festung stürmen? Er macht das Herz nicht allein sicher, sondern auch fröhlich, nicht allein fröhlich, sondern auch großmüthig; nicht allein großmüthig, sondern auch unüberwindlich; und nicht allein unüberwindlich, sondern auch schrecklich den Feinden. Ich will mir in allen Dingen Gottes allerliebsten Willen wohl gefallen lassen, so hab ich Frieden mitten im Unfrieden.

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