Müller, Heinrich - Vom wahren Christen.

Müller, Heinrich - Vom wahren Christen.

Ein Mensch, und mehr als ein Mensch.

Ein Christenmensch, Den Menschen bringen wir mit zur Welt, den Christen legen wir an in der Taufe. Denn wie viel unser getauft sind, die haben Christum angezogen. Gal. 3, 27. In der Vereinigung mit Christo besteht das Christenthum. Der Glaube macht den wahren Christen, wenn er sich durch eine tröstliche Zuversicht und Zueignung in das Verdienst Christi einwickelt, wie der Leib ins Kleid, und sagt mit Paulo: Christus Jesus ist mir gemacht von Gott zur Weisheit und zur Gerechtigkeit, und zur Heiligkeit, und zur Erlösung. 1. Cor. 1, 3l. Die Liebe beweist den Christen, wenn sie einher geht in dem edlen Leben Christi, wie der Mensch in seinem Kleide, und Christum gleichsam in sich selbst, als im Spiegel darstellet, rühmend mit Paulo: Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebet in mir. Die Geduld bewährt den Christen, indem sie Tod, Teufel, Welt und alles Unglück auf sich zustürmen läßt, die Stürme tapfer aushält und spricht: laß mich jagen, plagen, schlagen. Wer meinen Leib will rühren, muß ja auch das Kleid rühren, damit der Leib bedeckt ist; wer mich treffen will, muß meinen Jesum auch treffen; fühl ichs, er fühlts auch. Thut mirs wehe, ihm noch weher, er wird schon Hilfe schaffen. Erwäge dies wohl, mein Herz. Du entschuldigest dich immer, wenn man dich vom Bösen ab- und zum Guten anmahnet, mit dem Menschen, den du herumträgst. Ei, sprichst du, ich bin ein Mensch, fehlen ist menschlich, wie kann ein Mensch vollkommen sein? Wenn ein Heide so redete, der nichts mehr als Fleisch vom Fleisch geboren ist, möchte mans ertragen. Wie kann mans aber dir, der du getauft bist, und dich für einen Christen ausgibst, zu gut halten? Hast du nicht Christum in der Taufe angezogen? Bist du nicht mit seinem Geist gesalbet? Ist denn nun Christi Geist so schwach geworden, daß er die Geschäfte des Fleisches nicht mehr bezwingen kann? Ist denn Christus nun so ohnmächtig geworden, daß er nichts mehr vermag? War nicht Paulus sowohl ein Mensch als du? Trug er nicht Fleisch und Blut am Halse, wie du? Hatte er nicht mit der verführerischen ärgerlichen Welt zu streiten, wie du? War ihm nicht der Teufel eben so gram als dir? Ist dir Jesus nicht so nah als ihm? Wie kommts denn, daß er rühmen kann: Ich vermag alles durch den, der mich mächtig gemacht, Christus, Phil. 4, 13? Und du klagest, daß du nichts vermögest, auch nicht ein andächtiges Seufzerlein zu Gott zu schicken, ein Splitterlein vom Kreuz zu heben? Ach, behilf dich nicht mit solcher nichtigen Ausflucht. Du schändest Jesum nur damit. Ist er mit dir vereiniget, wirst du das Böse hassen und lassen. Denn, was hat denn die Gerechtigkeit für Genieß mit der Ungerechtigkeit? Was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsterniß? Wie stimmt Christus mit Belial? 2. Cor. 6, 14. 15, Thust du Böses und rühmest dich Christi, so muß Christus die Schuld des Bösen tragen. Kannst du auch den Mund beschuldigen, daß er Böses geredet habe, und die Seele entschuldigen, daß sie deß nicht entgelten dürfte? Hast du nicht von der Seele das Vermögen, den Mund aufzuthun und zu reden? Reden denn die Todten auch? So muß Jesus entgelten, was du Böses thust, wenn du dich bei deinem sündlichen Wesen rühmest, daß du Jesu angehörest. Darum darf Paulus wohl sagen: Du rühmest dich des Gesetzes, und schändest Gott durch Uebertretung des Gesetzes, denn eurethalben wird Gottes Name gelästert unter den Heiden. Röm. 2, 24. Ist Christus mit dir vereinigt, wirst du das Gute lieben und üben. Denn Christus ist nicht todt noch müßig in der Seele. Wo er ist, da läßt er sich hören und sehen. Durch den Glauben wohnt er im Herzen; der Glaube aber mag nicht verborgen sein, sondern geht hervor und zeigt sich in den Werken.

Wolltest du wohl glauben, daß eine Seele im Leibe wäre, wenn er unbeweglich wie ein Klotz vor dir läge und kein Glied regte? Nein, sprichst du, wie kann ich denn glauben, daß Christus in dir wohne, wenn er sich in dir nicht geistlich bewegt, noch durch einiges Zeichen seine Gegenwart offenbart; todte Glieder leidet er nicht an seinem Leibe. Ein guter Baum bringt gute Früchte. Ein jeglicher Baum der nicht gute Früchte bringet, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. Matth. 7, 17. 19. Der Christenname richtets nicht aus. Die That muß dabei sein. So lobe ichs mir.

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