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Müller, Heinrich - Vom Geiz.

Müller, Heinrich - Vom Geiz.

Viel Schätze, viel Netze.

Wen wollte noch gelüsten reich zu sein? Die da reich werden wollen, die fallen in Versuchung und Stricke, und viel thörichte und schädliche Lüste, welche versenken die Menschen ins Verderben und Verdammniß. 1. Tim. 6, 9. Reichthum verdammt Niemand. Gott selbst ist der allerreichste, und sein Segen macht reich. Auch ist die Creatur Gottes an ihr selbst gut und unverwerflich. Verdammlich aber ist die unordentliche ungezähmte Lust reich zu werden, da man Tag und Nacht darauf sinnt und dichtet, wie man viel Gold zusammen trage. Ein solcher ist hinterm Gold her, wie der Jäger hinterm Wild, und der Teufel ist wieder hinter ihm wie ein Jäger her. Er jagt ihn ins Sündennetz, und stürzt ihn aus der einen Sünde in die andere. Da hängt man Gottesfurcht und Gewissen an den Zaun, so wird man wohl reich. Aus dem Sündennetz jagt er ins Lustnetz, denn damit der Sünden immer mehr und mehr begangen werden, macht er die Geldlust immer größer; je mehr man hat, je mehr man haben will. Oft wird der Geizige so verstrickt und verwirrt in seinen Anschlägen und Begierden, daß er sich nicht wieder weiß heraus zu wickeln. Wie viel Thorheit läuft da mit unter! Viel haben, und doch nichts haben, ists nicht Thorheit? Der Geizige darf nicht brauchen, was er hat, sein Mammon möchte zürnen, so man ihn anrührt. Vollauf haben, und doch immer mehr begehren, ists nicht Thorheit? Wie viel Schadens entsteht aus solcher Geldlust! Wem schadet der Geizhals nicht? Den Nächsten bringt er um das Seine, ist wie ein Dornstrauch, hält an und raubt was ihm zu nahe kommt, sucht allenthalben seinen Vortheil mit anderer Nachtheil, sich selbst bringt er um Gottes Gnade und Segen, leidet Schiffbruch am Gewissen und guten Namen, verliert der Menschen Gunst und Liebe. Seinen Erben hängt er einen Schandflecken an, und da er sichs sauer werden läßt sie reich zu machen, macht er sie doch in Wahrheit nur arm. Gestohlen Gut gedeihet nicht. Wie gewonnen, so zerronnen. Endlich jagt ihn der Teufel gar ins Höllennetz hinein, und versenkt ihn in die Grube, da kein Wasser ist. Auf solche Arbeit gehört ein solcher Lohn. Er beschwert sein Herz mit Geld- und Weltsorgen; was schwer ist, muß zu Grunde sinken. Er war wie ein Wassersüchtiger, konnte nicht genug kriegen; jetzt liegt er in der Grube, da ihm kein Wassertröpflein werden mag. Er war gleich der Hölle, die nicht zu sättigen ist, und brannte vor Begierde immer mehr und mehr zu haben, jetzt muß er im höllischen Feuer brennen. Sein Geizbrand ließ sich nicht löschen, sein Höllenbrand verlöscht auch nicht. Bedenk es Herz, und höre auf zu geizen. Aller Welt Reichthum mag dir so viel Trostes nicht bringen, als dir deine unersättliche Begierde Pein bringt. Betrachte deines Lebens Kürze. Vergeblich sammelst du so viel Schlamm, weil vielleicht das Stündlein nahe ist, darin du alles verlassen mußt. Erwäge die Armuth Jesu, und die Schätze, die Gott seinen Kindern im Himmel beigelegt hat. Gedenke, es ist ein großer Gewinn, wer gottselig ist, und läßt ihm begnügen. Denn wir haben nichts in die Welt gebracht, drum offenbar ists, wir werden auch nichts hinaus bringen. Wenn wir aber Nahrung und Kleider haben, so laßt uns begnügen. 1. Tim. 6, 6. 7. 8. Gibt dir Gott Reichthum, so werde nicht stolz, hoffe auch nicht auf den ungewissen Reichthum, sondern auf den lebendigen Gott, der dir dargibt allerlei reichlich zu genießen; thue Gutes, werde reich an guten Werken, gib gern, sei behilflich, sammle Schätze, dir selbst einen guten Grund aufs Zukünftige, daß du ergreifst das ewige Leben. V. 17. 18. 19. Ich will meinen Begierden Maß setzen in der Nothdurft. Gibt Gott ein mehreres, soll mein Ueberfluß des Nächsten Nothdurft dienen.

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