Müller, Heinrich - Vom freudigen Muth der Christen

Müller, Heinrich - Vom freudigen Muth der Christen

Gewagt, gewonnen.

Damit hälts die Welt. Der Gottlose sündigt frisch hin, wagts auf Gottes Barmherzigkeit. Wie manches Spiel nimmt man vor unter dem Hüflein göttlicher Gnade! Ich wags nicht mit, der Gewinn ist schlecht. Wer auf Gnade sündigt, kriegt Ungnad und Zorn zum Lohn. Wer auf Gnade sündigt, der sündigt doppelt. Wars doch genug, daß er seine Seele wagt, was darf er Gottes Gnade mit aufs Spiel setzen? Gottes Gnad ist nicht eine Hegerin, sondern eine Heberin der Sünde. Sonst lob ichs mit: gewagt, gewonnen. Von einem verzagten Christen halt ich nichts; Christen müssen kämpfen, Kämpfer müssen muthig sein. Wer nicht wagt, gewinnt nicht. Welt, willst du drann? Frisch fort. Ich wag es. Ist kein Gwinn zu hoffen, so ist auch kein Verlust zu fürchten; du giebst mir Nichts, du nimmst mir Nichts. Du hast Nichts, was kannst du geben? Ich habe Nichts, was kannst du mir nehmen? was wir beide haben ist Gottes, der giebts, der nimmts, wenn er will, sein Name sei gelobt. Teufel, hast du das Herz? Komm an. Groß ist deine Macht. Du bist ein Löwe, aber angebunden, brüllen kannst du wohl, nicht verschlingen. Du bist ein Hund, aber an der Kette; bellen kannst du wohl, beißen nicht. Du gehst bei Schaaren, ziehst einen großen Bienenschwarm hinter dir her. Derer, die mit mir sind, sind doch mehr als die wider mich sind. 2 Kön. 6, 16. Ich fürchte mich nicht vor viel hunderttausend Teufeln, die sich umher wider mich lagern. Ps. 3, 7. Sie umgeben mich wie Bienen, aber im Namen des HErrn will ich sie zerhauen. Ps. 118, 11. Du bist böse; was acht ich böse sein, wenn man nicht schaden kann? Dein Kopf ist hin, deine Macht ist hin. Sei bös immerhin, was frag ich darnach. Du bist listig, verläßt dich auf deine Tausendkünste. Weisheit geht über List. Kennst du den Mann wohl, in welchem die Schätze der Weisheit verborgen sind? Col. 2, 3. Der ist mir von Gott zur Weisheit gemacht. 1 Cor. 1, 30. Tod willst du auch dran? Ich wags, ach! mit dir am allerliebsten. Dich kenn ich wohl, dich setz ich bei mir an die Tafel, dich herberg ich in meinem Bette, mit dir rede ich, wenn ich allein bin, mit dir verlustige ich mich in meinem Garten. Ich bin des Sterbens wohl gewohnt, weil ich alle Tage sterbe. Du thust mir nichts. Heißt du bitter? Ich nenne dich süß. Heißt du schrecklich? Ich nenne dich lieblich. Heißt du keine Lust? Ich nenne dich meine Lust. Heißt du schaff ab? Ich nenne dich willkommen. Heißt du Tod? Ich nenne dich mein Leben. Heißt du schone nicht? Warum sollt ich denn bitten, daß du mein schonest? Bin ich doch nicht besser als andere Menschen. Was nimmst du mir? das Leben? Nimm immerhin. Wenns köstlich gewesen, so ists Müh und Arbeit gewesen. Ps. 90, 10. Den Leib? Ich danke dir, daß du mich erlöset von dem Leibe dieses Todes. Was nimmst du den Meinigen? Ist denn Gott nicht mehr als ich bin? Mit dir gewagt, heißt viel gewonnen. Du setzest aus der Mühe in die Ruhe; aus dem Leib in die Freud. Sterben ist mein Gewinn. Phil. 1, 21. Sollts denn mit Gott auch gelten? Ei nur dran, da gewinnt man das Meiste. Du schreckst mich nicht, mein Gott, ich finde doch endlich, was ich finden soll, ein holdselig Angesicht unter der Larve, ein Vaterherz unter der Löwenhaut, du stellst dich anders als du bist. Du polterst und lärmst, daß du deinen Kindlein einen Schrecken einjagst. Fällt dann ein Thränlein vor dir nieder, so trittst du zu, hebst es auf, umfassest dein Kind und küssest es. Endlich gehts auf einen Segen aus. Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn. 1 Mose 32,26.

Quelle: Müller, Heinrich - Geistliche Erquickstunden

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