Müller, Heinrich - Von der Christenfreude

Müller, Heinrich - Von der Christenfreude

Immer fröhlich!
(2 Kor. 6, 10.)

Ist mein Symbolum1). Was fragst du darnach? Traure du und zernage immerhin dein Herz. Ich thue es nicht. Will mich der Teufel verzagt machen, ich biete ihm die Stirn und spreche: Weg von mir, Satan! Immer fröhlich! ist mein Symbolu. Weißt du das nicht? Bin ich krank; unbetrübt. Lazarus, den Jesus lieb hatte, war auch krank (Johannes 11,3). Die Liebe duldet Streiche. Je härter sie gegeben werden, je heilsamer sind sie. Gott hauet uns mit der Ruthe, aber er errettet uns von der Hölle (Sprüche 23,14). So viel Jahre bin ich gesund gewesen, warum sollte ich nicht Gott zu Ehren auch ein paar Wochen krank sein? Abwechslung ist gut. Haben wir Gutes empfangen von Gott und solltan das Böse nicht auch annehmen? (Hiob 2,10). Die Seele ist, gottlob! gesund. Auf meinen kranken Leib hat Gott die allerzarteste Aufsicht. Für kranke Kinder sorgen die Eltern am meisten. „Gott erquicket mich auf meinem Siechbette und hilft mir von aller meiner Krankheit“ (Ps. 41,4). Was will ich mehr?Werde ich verunglimpft: darum nicht traurig! Mußte nicht mein Jesus auch hören, daß er wäre ein Weinsäufer, der Zöllner und Sünder Gesell? (Matth. 11,19). „Ich rufe zzu Gott, dem Allerhöchsten, der sendet vom Himmel und hilft mir und beschämt meinen Verschlinger (Ps. 57, 3.4.) Mein Gewissen beißt mich nicht, das geht über tausend Zeugen. Sollt mich das betrüben, daß man Böses von mir redet, da ich kein Böses gethan habe? Ach nein, vielmehr erfreuen. So mein Verleumder ein Buch wider mich schriebe, so wollt ichs auf meine Achseln nehmen, und mir wie eine Krone umbinden (Hiob 31, 35.36.) Ich weiß ja, was Jesus sagt: „Selig seid ihr, wenn euch die Menschen meinetwillen schmähen und reden allerlei UEbels wider euch, so sie daran lügen. Denn also haben sie verfolgt die Propheten, die vor euch gewesen sind“ (Matth. 5,11.12.) Ueberfällt euch allgemeine Noth und Trübsal: unverzagt! Das Glied kann's nicht besser haben, als der Leib. Wenn alle, die im Schiffe sind, zu Grunde gehen, warum sollt ich allein übrig bleiben? Laß trauern, die keinen Glauben haben. Ich bin versichert, daß „der Helfer Israel nicht schläft noch schlummert“ (Ps. 121, 4.) Ist doch ein Gott im Himmel, der an mich denkt und für mich sorgt. Hab ich solch Leiden verdienet mit meinen Sünden, so will ich Buße thun und Gnade suchen. Der Gott, der allen bußfertigen Sündern Gnade und Vergebung zusagt, wird auch mich armen Sünder nicht verstoßen. Verlier ich meine Freunde, Weib und Kind: den Muth will ich doch nicht verlieren. „Gott hat's gegeben, Gott hat's genommen. Der Name des Herrn sei gelobet“ (Hiob 1, 21.). Bleibt mir doch Gott noch. Sterben ist nur ein SCheiden, nicht ein Verlust. Das ich liebte, liebt Jesus auch. Es war mit ihm näher vereinigt, als mit mir. Ich muß es meinem Jesu gönnen, und meinem Freund den Himmel nicht mißgönnen. Kom ich um das Meine: noch beherzt! Mein Gut ist nicht mein Gott. Was sag' ich, mein Gut? Wär' es ein wahres Gut gewesen, hätt' es nicht können verloren werden. War's doch nicht mein, sondern meines Gottes. Warum sollt mich verdrießen wieder zu geben, was mir nur geliehen ist? Leide ich doch noch keine Noth. Ich danke Gott für das, was ich habe, und habe schon vergessen, was ich hatte. Mit NAhrung und Kleidung bin ich zufrieden (1 Tim. 6,8). Der ist reich genug, der sich genügen läßt. Mir ist eine große Bürde abgenommen, daß ich desto behender zum Himmel steigen kann. Wie wohl ist mir! Manch Kornfeld ist verdorben durch allzu dicke Saat. Mancher schöne Ast zerbrochen unter der Last allzu vieler Früchte. Ich denke noch wohl an die Worte meines Heilandes: „Wie schwer werden die Reichen in das Reich Gottes kommen“ (MArk. 10,24.).

Der Kameelrücken ist weg, nun kann ich desto bequemer durch das Nadelöhrlein durchkriechen. Das Gut ist weg, die Sorge ist weg, die Verantwortung ist weg; ich bin noch eins so fröhlich, als ich vorher war. Ich will dies sagen mit Wenigem, was ich meine. MEin Herz ist mit Gott so fest vereiniget, daß mich nichts betrübet, denn nur - was Gott erzürnen kann.

Quelle: Klaiber, Karl Friedrich - Evangelische Volksbibliothek, Band 3

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