Luther, Martin - Von der Wiedertaufe

Luther, Martin - Von der Wiedertaufe

Die Wiedertäufer gründen sich

1) auf diesen Spruch: „Wer da glaubt und getauft wird, der soll selig werden“, Marc. 16,16. Aus dem wollen sie nehmen, daß man Niemand taufen soll, er glaub denn zuvor. - Hie sag ich, daß sie sich gar großer Vermessenheit unterwinden; denn wo sie solcher Meinung folgen wollen, so müssen sie nicht ehe taufen, sie wissen denn gewiß, daß der Täufling glaube. Wie und wann wollen sie doch das immermehr wissen? Sind sie nun zu Götern worden, daß sie den Leuten ins Herz sehen können, ob sie glauben oder nicht? Denn wer die Tauf auf den Glauben gründet, und tauft auf Abentheuer (auf's Gerathewohl) und nicht gewiß ist, ob Glaube da sei, der thut nichts Bessers, denn der ohne Glaube tauft.

„Ja, sprichst du, er bekennt, daß er glaube“ ec. - Lieber, laß bekennnen hin und her; der Text spricht nicht: Wer da bekennet, sondern, wer da glaubt. Sein Bekenntniß hast du wohl; dennoch weißt du seinen Glauben nicht, und kannst damit, deinem Verstand nach, diesem Spruch noch nicht gnugthun, du wissest denn durch seinen Glauben, weil alle Menschen Lügner sind (Ps. 11, 6. 11.) und allein Gott die Herzen kennet (1. Kön. 8, 39.). Darum wer die Tauf will gründen auf den Glauben der Täuflinge, der muß nimmermehr keinen Menschen taufen. Darum ists nichts. Es kann weder Täufer noch Täufling die Taufe auf den Glauben gewiß gründen; denn sie alle beid des Glaubens ungewiß sind, oder je zum wenigsten in der Fahr und Anfechtung stehen. Denn es kommt, ja es gehet also zu mit dem Glauben, daß oft der, so da meint er glaube, nichts überall glaubt: und wiederum, der da meint, er glaube nichts sondern verzweifle, am allermeisten glaubt. So zwingt dieser Spruch („Wer da glaubt“ ec.) uns nicht, zu wissen wer da glaube oder nicht, sondern stellts Jedermann heim in sein Gewissen. Denn er spricht nicht: wer da weiß, daß er glaubt, oder wenn du weißt, daß jener glaubt; sondern: wer da glaubt. Wers hat, der hats.

2) Daß sie aber sagen: „die Kinder können nicht glauben“; womit wollen sie das gewiß machen? Wo ist da Schrift, damit sie Solches beweisen und darauf sie sich mögen gründen? Es „dünkt“ sie wohl, weil die Kinder nicht reden noch Vernunft haben; aber der Dünkel ist ungewiß, ja allerdinge falsch, ist ist auf unsern Dünkel nicht zu bauen. Wir aber haben Schrift, daß Kinder wohl mögen und können glauben, wenn sie gleich weder Sprach noch Vernunft haben. St. Johannis im Mutter Leibe war ein Kind, Luc. 1, 41. vgl. 15. Ich mein aber ja, daß er glauben konnt. „Ja, sprichst du, mit Johannes war es ein Besonders; aber damit ist nicht beweiset, daß alle getaufte Kinder glauben können“. Antwort: Harr doch, laß dir der Weil, ich bin noch nicht da, daß ich der Kinder Glauben beweise; sondern da, daß ich beweise, daß dein Wiedertaufens Grund falsch und ungewiß sei, als der nicht kann beweisen, daß kein Glaub in Kindern sein mög. Es ist ja nicht wider die Schrift, daß ein Kind glaube, wie St. Johannes Exempel zeigt. Wenn es nun nicht wider die Schrift ist, daß Kinder glauben, sondern der Schrift gemäß, so muß dein Grund wider die Schrift sein, daß Kinder nicht glauben mögen. Das wollt ich aufs Erst. Wer hat dich nun gewiß gemacht, daß die getauften Kinder nicht glauben, so ich hiemit beweise, daß sie mögen1) glauben? Bist du aber ungewiß, warum bist du denn so kühn und machst die erste Taufe zunicht, da du nicht weißt noch wissen kannst, daß sie nichts sei? - Wie aber? wenn alle Kinder bei der Tauf nicht allein glauben könnten, sondern auch so wohl glaubten, als Johannes im Mutter Leibe? Denn wir können ja nicht leugnen, daß eben derselbige Christus bei der Tauf und in der Tauf ist, ja er ist der Täufer selbst, der dort im Mutter (der Maria) Leib zu Johanne kam: so redet er auch eben so wohl bei der Taufe durch des Priesters Mund, als er dort durch seiner Mutter Mund redet. Weil er denn da ist gegenwärtig, redet und tauft selbst; warum sollt nicht auch der Glaub und Geist durch sein Reden und Taufen sowohl in das Kind kommen, als er dort in Johannem kam? Ists doch einerlei Redner und Thäter, dort und hie. Und zuvoraus, weil er spricht durch Esaiam (K. 55, 11.): „Sein Wort soll nicht leer wiederkommen“. Nun bring du auch einen einigen Spruch, der da beweise, daß die Kinder nicht glauben können in der Tauf, weil ich so viel aufbringe, daß sie glauben können, und billig zu halten sei, daß sie glauben; wiewohl uns unbewußt ist, wie sie glauben oder wie der Glaub gethan sei, da liegt auch nichts an. Zudem heißt er uns die Kindlein zu sich bringen (Matth. 19, 14., herzt und küßt sie, und spricht: „Laßt die Kindlein zu mir kommen; denn solcher ist das Reich Gottes“. Solcher Kindlein, spricht er, so zu mir kommen, ist das Reich Gottes. Denn durchs Bringen und Kommen zu Christo werden sie so selig, daß er sie herzt, segnet und das Reich gibt. Er lehret auch, wir sollen auch solche Kindlein werden. Wo aber solche Kindlein nicht heilig wären, hätte er uns wahrlich ein bös Vorbild gegeben, dem wir gleich sollten werden; und sollte vielmehr sagen: ihr müßt anders werden, denn die Kindlein sind. Darum laß ich schwärmen, wer da will. Ich halt noch, daß die allersicherste Tauf sei der Kinder Tauf. Denn ein alter Mensch mag trügen und als ein Judas zu Christo kommen und sich taufen lassen: aber ein Kind kann nicht trügen, und kommt zu Christo in der Tauf, wie Johannes zu ihm kam und wie die Kindlein zu ihm bracht wurden, daß sein Wort und Werk über sie gehe, rühre und mache sie also heilig: weil sein Wort und Werk nicht kann umsonst gehen. Glauben sie, daß Gott durch der Beschneidung Bund beide, Knäblein und Maidlein annimmt und ihr Gott ist, warum sollt er denn nicht auch unsere Kinder durch der Taufe Bund annehmen? so er sich auch uns verheißen hat, daß er will nicht allein der Juden, sondern auch der Heiden Gott sein, Röm. 3, 28., sonderlich der Christen und Glaubigen. Hilft dort die Beschneidung der Knäblein beiden, Knäblein und Maidlein, daß sie Gottes Volk werden um Abrahams Glauben willen, von dem sie kommen: wie viel mehr soll hie die Tauf eines Jeglichen besonders helfen, daß sie Gottes Volk werden, um Christi Verdiensts willen, zu dem sie bracht und von ihm gesegnet werden. Das sage ich alles, daß der Wiedertäufer Grund ungewiß ist, und sie gar freventlich drauf bauen.

3) „Ja, sprichst du, er hat die Kinder nicht heißen taufen; so findet man deß kein Exempel in der Apostel Schriften“. Antwort: Er hat auch keine Alten, weder Mann noch Weib noch Niemand insonderheit heißen taufen; so wollen wir Niemand taufen. Er hat aber heißen alle Heiden (Völker) taufen, Keinen ausgeschlossen, da er sagt (Matth. 28,19): „Gehet hin, lehret alle Völker und taufet sie in meinem Namen“. Nun sind die Kinder auch ein groß Stück der Heiden. So lesen wir in der Apostelgeschicht (K. 2, 39. 16, 5.) und St. Paulus Episteln (1 Cor. 1, 16.), wie sie ganze Häuser getauft haben; aber die Kinder sind wahrlich auch der Häuser ein gut Stück, daß es scheint, gleichwie ihnen Christus ohn allen Unterschied befiehlt, alle Heiden zu lehren und taufen: also haben sie auch gethan und in den Häusern alles getauft, was drinnen gewest ist. Haben sich nicht versehen, daß die Rottengeister würden Unterschied suchen zwischen Jung und Alt, weil sie sonst in allen Episten so viel schreiben, daß kein Ansehen noch Unterschied der Person unter den Christen sind (Röm. 10, 12.), sie hätten sonst solches alles überkommen und ausgedrückt. Denn St. Johannes auch den Kindlein schreibt, daß sie den Vater kennen 1 Joh. 2, 14. Und freilich die KKindertaufe von den Aposteln kommen ist, wie St. Augustinus (gest. 430) auch schreibet2). Derhalb die Täufler allerding fährlich handeln, daß sie nicht allein ihres Dings ungewiß sind, sondern auch wider solche eingeführte Sprüch handeln, und Unterschied der Person erdichten aus eignem Kopf, da sie Gott nicht gemacht hat. Wenn sie aber ungewiß sind, so ists schon beschlossen, daß sie unrecht thun; denn in göttlichen Sachen soll man nicht des Ungewissen, sondern des Gewissen spielen.

4) Wohlan, ich setze gleich, daß sie allelrdinge konnten gewiß machen, daß die Kinder ohne Glauben sind in der Taufe - wollt ich doch gern wissen, aus was Grund sie wollten beweisen, daß sie um deß willen wieder zu taufen sein sollten, wenn sie hernach glaubig oder bekennend des Glaubens werden. Denn es ist nicht genug, daß sie sagen: sie sind ohn Glauben getauft, drum sind sie wieder zu taufen: sie müssen Ursachen geben. „Es ist eine unrechte Taufe“, sprichst du. Was liegt daran? Dennoch ists eine Taufe; ja es ist eine rechte Tauf an ihr selbst, ohne daß sie unrecht empfangen: denn es sind die Worte gesprochen und alles geschehen was zur Taufe gehört, so völlig, als geschieht wenn der Glaube da wäre. Wenn nun ein Ding an ihm selbst recht ist, so muß es darum nicht anders verneuert werden, obs gleich unrecht empfangen ist: man thu das Unrecht ab, so wirds alles recht ohne alle Verneurung. Mißbrauch ändert keinem Ding sein Wesen; ja ohne Wesen kann kein Mißbrauch sein. Wenn nun der Glaub über zehn Jahr nach der Taufe käme, warum sollte man doch wiederum taufen, so nun der Tauf allerding ist genug geschehen und alles recht worden? Denn er glaubt nun, wie die Taufe fordert. Ist doch der Glaube nicht um der Taufe willen, sondern die Tauf ums Glaubens willen. Wenn nun der Glaube kommt, so hat die Tauf das Ihre, und ist die Wiedertauf vergeblich. Gleich als wenn eine Magd einen Mann nähme mit Unwillen und ganz ohne ehlichs Herz gegen den Mann, die ist freilich vor Gott nicht sein ehlichs Weib. Nun über zwei Jahr gewinne sie ihn ehlich lieb: sollt man hie auch wiederum neu Verlöbniß, neue Vertrauung und neue Hochzeit anrichten?? Sollte menschlicher Mißbrauch und Bosheit stärker sein, denn Gottes gute und unzerstörliche Ordnung? Gott macht einen Bund mit dem Volk Israel auf dem Berge Sinai. Da haben Etliche denselbigen Bund nicht recht und ohne Glauben angenommen. Wenn nun hernach dieselbigen zum Glauben kommen sind, Lieber, sollte der Bund darum auch unrecht sein gewest, und Gott müßte einen Jeglicihen von Neuem auf den Berg Sinai kommen und den Bund wieder verneuen? Wenn sie da hinaus wollen, so werden wir zu taufen gnug kriegen alle Stund. Denn ich will den Spruch („Wer da glaubt“ ec.) für mich nehmen, und wo ich einen Christen finde, der gefallen oder ohne Glauben ist, da will ich sagen: Dieser ist ohn Glauben, darum muß seine Tauf nichts sein, und will ihn wieder taufen. Fällt er darnach abermal, so will ichs abermal sagen. Das sag ich darum: Wenn die Täufer gleich ihr Ding könnten beweisen (als sie nicht können), daß Kinder ohne Glauben sind; so hätten sie doch damit nichts mehr erstritten, denn daß die rechte Tauf, so von Gott eingesetzt ist, nicht recht, sondern im Mißbrauch empfangen ist. Wer aber nicht mehr, denn Mißbrauch beweiset, der beweiset auch nicht mehr, denn daß der Mißbrauch zu ändern sei und nicht des Dings Wesen. Denn Mißbrauch ändert keines Dinges Wesen. Gott wird darum nicht Stroh, ob es ein Dieb stiehlt und mißbraucht; Silber wird darum nicht Papier, obs ein Wucherer fälschlich gewinnt.

5) Es ist aber ein Werkteufel bei ihnen, der gibt Glauben vor und meint doch das Werk, und führt mit dem Namen und Schein des Glaubens die armen Leute auf Trauen der Werk; daß die Leute drauf trauen: wenn sie also getauft werden, so sei es recht und wohlgethan; nach dem Glauben fragen sie in der Wahrheit nichts, ohne daß sie ihn rühmen allein zum Schein. Denn ob sie gleich hundertmal die Worte wieder sprechen, so sind es doch dieselbigen Worte, so in der ersten Tauf gesprochen sind, und ihre Kraft nicht daher haben, daß sie vielmal oder aufs Neue gesprochen werden, sondern daß sie befohlen sind zu sprechen einmal. Denn das ist des Teufels rechter Meisterstück eines, daß er die Christen von der Gerechtigkeit des Glaubens auf die Gerechtigkeit der Werke nöthigt; wie er die Galater und Korinther, welche so gar fein glaubten und recht liefen in Christo (Gal. 5, 7.), auch also auf die Werk trieb. Also jetzt, da er sahe, daß die Deutschen durchs Evangeliium fein erkannten und recht glaubten, dadurch sie denn auch gerecht vor Gott waren, fähret er zu und reißt sie von solcher Gerechtigkeit, als sei sie nichts, und führet sie in das Wiedertaufen als in eine bessere Gerechtigkeit; macht damit, daß sie die vorige Gerechtigkeit verleugnen als die untüchtige, und auf eine falsche Gerechtigkeit fallen. Was soll ich sagen? Wir Deutsche sind rechte Galater, und bleiben Galater. Denn wer sich wiedertaufen läßt, der widerruft mit der That seinen vorigen Glauben und Gerechtigkeit undm acht sie zu Sünden und verdammlich; welches ist greulich, allerding wie St. Paulus sagt, daß die Galater von Christo abgefallen sind, ja Christum zum Sündendiener machen, wo sie sich beschnitten Gal. 5, 2. - Wahr ists, daß man glauben soll zur Taufe; aber auf den Glauben soll man sich nicht taufen lassen. Es ist gar viel ein ander Ding, den Glauben haben, und sich auf den Glauben verlassen und also sich drauf taufen lassen. Wer sich auf den Glauben taufen läßt, der ist nicht allein ungewiß, sondern auch ein abgöttischer verleugneter Christ; denn er traut und baut auf das Seine, nämlich auf eine Gabe, die ihm Gott gegeben hat, und nicht auf Gottes Wort allein; gleichwie ein Anderer baut und traut auf seine Stärke, Reichthum, Gewalt, Weisheit, Heiligkeit, welches doch auch Gaben sind von Gott ihm gegeben. Welcher aber getauft wird auf Gottes Wort und Gebot, wenn da gleich kein Glaube wäre, dennoch wäre die Taufe recht und gewiß; denn sie geschieht, wie sie Gott geboten hat. Nütze ist sie wohl nicht dem unglaubigen täuflinge, um seines Unglaubens willen; aber drum ist sie nicht unrecht, ungewiß oder nichts. Das Evangelium ist auch aller Welt zu predigen geboten, der Unglaub hörts und ist ihm nichts nütz; sollts aber darum nicht ein Evangelium oder unrecht Evangelium sein? Gott selbst ist dem Gottlosen kein nütz; sollt er darum nicht Gott sein? Wenn ich auf sein Gebot getauft bin, so weiß ich, daß ich getauft bin. Wenn ich auf meinen Glauben getauft würde, sollt ich morgen wohl ungetauft funden werden, wenn mir der Glaub entfiele oder ich angefochten würde, als hätte ich gestern nicht recht geglaubt.

Bisher haben wir meines Dünkens stark genug beweiset, daß die Wiedertäufer unrecht thun, daß sie die erste Tauf vernichtigen, wenn sie gleich gewiß wären, daß die Kinder ohne Glauben getauft würden; deß sie doch auch nicht gewiß sein können. Daß die Kinder glauben, das können wir auch mit keinem Spruch beweisen, der klar heraussage: Ihr sollt die Kinder taufen, denn sie glauben auch; fromme vernünftige Christen begehren Solches nicht. Wiederum werden sie auch keinen Spruch bringen, der da sagt: Ihr sollt alte Leute taufen und kein Kind. Doch, daß Kinder taufen recht sei und sie auch glauben, bereden wir aus vielen starken Ursachen.

1) Weil solch Kindertaufen von den Aposteln herkommt und seit der Apostel Zeit gewährt hat, können wirs nicht wehren, müssens so lassen bleiben, weil Niemand bisher hat mögen beweisen, daß die Kinder in der Tauf nicht glauben oder solch Taufen unrecht sei. Denn ob ich gleich ungewiß wäre, daß sie glaubten, so müßte ich doch meines Gewissens halben sie taufen lassen. Denn wo die Taufe recht und nütz wäre und seligte die Kinder (Wie wir glauben), und ich thäte sie ab, so wäre ich schuldig an allen Kindern so ohne Tauf verloren würden; das wäre grausam und erschrecklich. Wäre sie aber unrecht d. i. unnütz, so wäre damit nichts anders gesündigt, denn daß Gottes Wort wäre vergeblich gesprochen und sein Zeichen vergeblich gegeben; ich wäre aber damit keiner verlornen Seele schuldig, sondern des vergeblichen Brauchs an Gottes Wort und Zeichen. Aber Solches würde mir Gott leichtlich vergeben, weil ichs unwissend thät und dazu aus Furcht thun mußte, als der ichs nicht erdichtet sondern also von Anfang auf mich kommen wäre, und mit keiner Schrift beweisen könnt, daß es unrecht sei; und wäre zwar schier gleich, als wenn ich Gottes Wort, das ich aus seinem Befehl muß predigen, unter die Unglaubigen vergeblich predigte.

2) Zweitens ist das ein groß Anzeigen: Es ist noch nie eine Ketzerei endlich bestanden, sondern allezeit auch in Kürz an Tag kommen und zu Schanden worden, 2 Tim. 3, 8. 9. Wäre nun der Kinder Taufe nicht recht, fürwahr Gott hätte es so lang nicht lassen hingehen, auch nicht so gemein in aller Christenheit durch und durch lassen halten, sie hätte auch endlich müssen einmal zu Schanden werden vor Jedermann; wie alle Ketzereien sind untergangen, die viel jünger und neuer sind gewest denn der Kinder Taufe. Solch Wunderwerk Gottes zeigt an, daß die Kindertauf muß recht sein. Denn Solches hat er am Pabstthum nicht geübt, welches dazu auch ein neu Ding ist; aber noch nie bei allen Christen in aller Welt also angenommen wie der Kinder Tauf, Bibel, Vater Unser ec. Sprichst du: „das ist kein Spruch aus der Schrift“. Das ist wahr; aber es schließt gleichwohl so viel, daß jetzt bei unserer Zeit Niemand mit gutem Gewissen darf der Kinder Taufe, so lang hergebracht, verwerfen, weil sie Gott mit der That nicht allein duldet, sondern auch handhabt von Anfang, daß sie noch nie ist untergegangen. Denn wo man Gottes Werk sieht, muß man eben so wohl weichen und glauben, als wo man sein Wort hört; es sei denn, daß öffentliche Schrift solch Werk uns anzeige zu meiden.

3) Drittens ist desgleichen Gottes Werk, daß Gott allezeit Vielen so als Kinder getauft sind, gegeben hat große heilige Gaben, sie erleuchtet und gestärkt mit dem heiligen Geist und Verstand der Schrift und große Ding durch sie gethan in der Christenheit; und treibet doch der keinen zuvor zu der Wiedertaufe. Welches er ohne Zweifel thun würde, wo ers dafür hielte, daß sein Gebot von der Taufe nicht recht gehalten wäre. Denn er thut nichts wider sich selbst; so bestätigt er auch nicht mit seinen Gaben den Ungehorsam seines Gebots.

4) Wo die erste oder Kindertauf nicht recht wäre, so würde folgen, daß länger denn in tausend Jahren keine Tauf und keine Christenheit gewesen wäre; welches unmöglich ist. Denn damit würde der Artikel des Glaubens falsch sein: Ich glaube eine heilige christliche Kirche.

5) Hiezu stimmt nun auch diese Schrift, da St. Paulus vom Endechrist sagt 2 Thess. 2, 4.: daß er sitzen soll in Gottes Tempel. Ists „Gottes Tempel“, so ists nicht eine Ketzergrube, sondern die rechte Christenheit, welche muß fürwahr die rechte Tauf haben, daran muß kein Zweifel sein.

6) Weil Gott seinen Bund mit allen Heiden macht durchs Evangelium und die Tauf zum Zeichen einsetzt, wer kann da die Kindlein ausschließen? Nun gebeut er, alle Welt soll es annehmen. Auf solch Gebot (weil Niemand ausgeschlossen) taufen wir sicher und frei Jedermann, auch Niemand ausgeschlossen, ohne die sich dawider setzen und solchen Bund nicht wollen annehmen. Wenn wir seinem Gebot nach Jedermann taufen, so lassen wir ihn sorgen, wie die Täuflinge glauben. Wir pflanzen und begießen und lassen Gott Gedeihen geben (1 Cor. 3, 6.).

Summa, die Wiedertäufer sind zu frevel und frech. Denn sie sehen die Taufe nicht an für eine göttliche Ordnung oder Gebot, sondern als wäre es ein Menschentand. Wenn sie hätten sollen zuerst mit gutem Grund ihre Meinung beweisen, so hätten sie nicht viel Leute verführt. Aber damit bringen sie viel LEut an sich, daß sie große, prächtige Lästerworte führen wider die Tauf (Hundsbad, Baderknecht, Handvoll Wasser ec.); denn der Teufel weiß wohl, daß, wenn der tolle Pöbel prächtige Lästerworte hört, so fällt er zu und glaubts flugs, fragt nicht weiter nach Grund oder Ursache. Weil aber wir wissen, daß die Tauf ein göttlich Ding ist, von Gott selbst eingesetzt und geboten, so sehen wir nicht auf den Mißbrauch der gottlosen Menschen, sondern einfältiglich auf Gottes Ordnung; und finden also denn, daß die Taufe an ihr selbst ein heilig, selig, herrlich, himmlisch Ding ist, in allen Ehren, mit Furcht und Zittern zu halten, gleichwie alle andere Gottes Ordnung und Gebet, als denn auch billig und recht ist. Daß aber viele Leute derselbigen mißbrauchen, ist der Taufe Schuld nicht; man wollte denn auch das Evangelium ein faul Geschwätz läsern darum, daß Viel sind, die sein mißbrauchen. Christus aber, so bisher uns treulich beigestanden hat, wolle fürder den Satan unter unsere Füße treten und alle behüten und gnädiglich zu seiner Freiheit helfen, Amen.

Quelle: Die vier Reformatoren Luther, Melanchthon, Zwingli und Calvin

1)
können
2)
Schon Origines, welcher 200 Jahre vor Augustinus lebte, sagt gleichfalls: die Kirche hat die Weise, die Kinder zu taufen, von den Aposteln empfangen. Von einer erst späteren Einführung der Kindertaufe wider den Brauch der Apostel berichtet die Kirchengeschichte kein Wort. Nie ist es irgend einem Lehrer der alten Kirche eingefallen zu sagen, die Kindertaufe sei ungültig.
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