Luther, Martin - Sermon auf den Ostertag von würdiger Empfahung des Sakraments.

Luther, Martin - Sermon auf den Ostertag von würdiger Empfahung des Sakraments.

Dieser Sermon ist von Luther im Jahre 1525 gehalten worden. In demselben setzt er die rechte Lehre vom Sacrament voraus und ist nur ganz darauf bedacht, den Blöden, Schwachgläubigen und Verzagten Muth und Lust zu machen, zum Sacrament zu kommen. Uns will dünken, dieser Sermon übertreffe alles, was nur je Tröstliches und Ermunterndes für Schwachgläubige ist geschrieben worden. Dieser Sermon steht Altenb. III. 290. Erlang. XI. 219 und in den Kirchenpostillen vor 1543.

Auf das Evangelium Lucä am letzten Capitel. An demselben Tage gingen zween aus den Jüngern in einen Markt, sechzig Feldwegs weit von Jerusalem mit Namen Emaus.

Was für Frucht daraus folget, so man gern von Christo redet.

Dieß Evangelium in einem Stück lehret und reizet uns dazu, daß wir gern reden und handeln sollen von dem Herrn Jesu Christo. Damit es anzeiget, welche Frucht daraus folget, ob's gleich nicht so lauter verstanden und gefasset wird, als es wohl sollte. Wie ihr hie sehet, baß die zween Jünger noch voll Unglaubens staken, dennoch weil sie von ihm reden, schier vergeblich dahin, kann er nicht von ihnen bleiben, sondern macht sich zu ihnen, eröffnet ihnen ihre Augen, und erklärt ihnen die Schrift. Das sollt ihr wohl hie fassen und behalten, denn es ist ein recht edles Stücklein.

Welche geschickt sind, das hochwürdige Sacrament zu nehmen.

Eure Liebe hat oft gehört, daß wir gepredigt haben, welche Leute geschickt sind, das Sacrament zu empfahen, nemlich die da im Herzen durch das Wort Gottes getroffen werden, daß sie glauben, und wer sich nicht also geschickt findet, daß er davon bleiben soll, und ist billig, jedermann davon zu schrecken, daß man nicht zuplatze, wie man bisher gethan hat, und durch eigne Bereitung hinlaufe. Das ist recht gepredigt und wollte Gott, daß ihrer viel davon erschrocken wären. Aber wiederum spüre ich an vielen, und auch an mir selbst, daß der böse Geist auch zu sehr auf die rechte Seite dringet, daß er lasse und träge Herzen macht, das Sacrament zu nehmen, daß sie nicht wollen hinzugehen, sie fühlen denn gewiß, daß sie im Glauben entbrannt sind.

Das ist auch gefährlich. Und damit sollte man wohl anrichten, daß man die Bereitung, so man bisher getrieben hat, abbrächte, richtete aber eine neue auf, die auch nicht rechtschaffen wäre. Wir haben denen gewehret, die mit ihren eignen Werken sich bereiten zum Sacrament, welches Gott nicht leiden kann. Wir sollten aber wohl auf der andern Seite anrichten, daß man träge würde und immer wartete, bis Gott käme und vollkommenen Glauben gäbe und also nimmer hinzuginge. Darum ist es ein solch Ding um den Glauben, daß man nicht genugsam davon kann predigen, und wenn man schon lang und viel predigt, kann es dennoch die Vernunft nicht verstehen. Darum daß wir diesem Unglück begegnen, wollen wir weiter davon handeln. Und müssens theilen in zwei Stücke oder zweierlei Personen, die sich dazu bereiten.

Bereitung zum Sacrament durch Werke.

Aufs erste haben wir also gelehret, daß es nichts taugt, was wir uns unterstehen, aus eignen Kräften zu bereiten zum Sacrament, als die gethan haben, die sich durch ihre Beichte und andere Werke haben würdig wollen machen, das Sacrament zu empfahen. Das ist ein greulicher Irrthum und Mißbrauch, und denselbigen, die solches fürnehmen, treulich zu rathen, daß sie davon abstehen oder nur weit vom Sacrament bleiben.

Bereitung zum Sacrament durch den Glauben.

Die andere Bereitung, die im Glauben geschieht, davon wir zuvor geredet haben, ist die rechte, die aus Gott kömmt und fleußet, die ist nicht also gethan, daß mans allwege fühle, daß man gewiß geschickt sey, denn wo bliebe sonst der Glaube? Sondern also geht es zu, ohne alle mein Bereiten und Zuthun kömmt mir Gottes Wort, das mag ich thun, daß ich hingehe und höre es, oder lese oder predige, daß es mir also ins Herz gehet. Das ist die rechte Bereitung, die stehet nicht in Menschen Kräften und Vermögen, sondern in Gottes Kraft. Darum ist keine bessere Bereitung zu allen Sacramenten, die man thun soll oder leiden, daß es Gott in uns thue. Das ist kürzlich geredet von der Bereitung. Nun wollen wir die Personen vor uns nehmen.

Die Schaler des Evangelii: die Verächter, die Schwärmer, die Feinde des Evangelii, diejenigen, welchen das Evangelium gehöret.

Das Evangelium und Wort Gottes, welches eine Lehre und Predigt ist von Christo, fällt beiweilen auf die, die es nicht annehmen und gar aus der Acht schlagen und wie Christus sagt, fällt es auf den Weg, das ist, in rohe Herzen.

Darnach sind auch andere, das grobe Schelmen sind, in großen Lastern stecken, wenn sie es gleich hören und sich nicht dawider setzen, ficht es sie dennoch nicht heftig an, wie ihr sehet, daß jetzund unsre Schwärmer thun, die davon viel können schwatzen und speien, sonderlich wenn sie voll sind und schlagen's gering hin, haben nichts davon gefasset, denn daß sie davon wissen zu reden. Dieß sind alles ruchlose Herzen. Dergleichen sind auch, die im tiefen Geiz stecken, so grob, daß sie es fühlen, und also fort in andern groben Stücken, daß sie dafür wenig achten des heiligen Evangelii, wenn sie schon viel davon können plappern. Diesen allen wollen wir gar nichts geprediget haben, denn es ist gar an ihnen verloren und macht sie das Evangelium weder demüthig, noch hungrig.

Zum dritten sind noch die ärgsten, die das Evangelium über das verfolgen. Von denen sagt Christus Matth. 7, 6.: Ihr sollt das Heiligthum nicht den Hunden geben, noch die Perlen vor die Säue werfen. Diese drei Sorten gehören gar nicht zu dem Evangelio, denen predigen wir auch nicht. Und ich wollte, daß man dazu thäte und sie strafte, die groben Säue, die also unnütz davon schwatzen, als wäre es eine Historie von Diedrich von Bern1) oder sonst ein Mährlein. Wer eine Sau sein will, der wisse, was einer Sau zugehöret. Ich wollte gern, daß ich dieselben könnte aus der Predigt schließen, daß sie es nimmer höreten und weit davon wären. Denn sie können nichts mehr, denn daß sie des Evangelii mißbrauchen zu Schaden und uns nur Schande auflegen, daß um ihretwillen Gottes Wort muß Unehre und Schmach leiden. Aus mit den wüsten Säuen!

Zuletzt findet man etliche, die solche Leute sind, wie die hie im Evangelio. Da sehet ihr, wie es dennoch mangelt und fehlet am Glauben, sprechen also: wir hofften, er sollte Israel erlösen. Als wollten sie sagen: Wir wissen nun nicht, wo es bleibt, wir sehen wohl, daß nichts daraus wird, er ist nun todt und wenn er gleich wieder lebendig würde und aufstünde, wird er doch das Volk nicht erlösen können, noch ein König werden. Also meinten sie, die Erlösung wäre aus. Darum sind diese zween der Haufe, die das Evangelium wohl im Herzen schmecken und nicht wollen, daß mans verachtet und dawider handelt, sind doch so blöde, daß sie nicht gern hinan gehen, weil sie fühlen, daß sie nicht stark genug und entbrannt sind, ziehen sich also davon, und wollen nicht dran, bis sie fühlen und empfinden, daß sie stark sind im Glauben. Das sind die, denen das Evangelium gehöret, ob sie gleich zuweilen straucheln, doch eine Unlust wider sich selbst haben, ihre Krankheit fühlen und ihrer gern wollten los seyn, daß sie nicht verstockt sind im Herzen, die muß man herzu reizen und ziehen in Christo. Wir haben auch noch niemandem gepredigt, denn solchen Leuten.

Des Glaubens Art.

Denn das ist des Glaubens Art, daß der Mensch bei sich fühlet seine Gebrechen und wollte ihrer gern ledig werden. Darnach darf sich niemand richten, daß er warte, bis Gott ein sonderlich Wunderzeichen mit ihm thun werde, nicht wie mit andern, denen ers durchs Evangelium und die Sacramente gibt. Denn darum hat uns Gott den Schatz gegeben und aufgethan, daß mans da sollte holen. Darum wenn du deine Schwachheit fühlest, sollst du hingehen und sprechen: Mein Herr, ich bin gefallen, wollte wohl gern, daß ich stark wäre, so hast du nun uns das Sacrament darum eingesetzt, daß wir unsern Glauben dadurch anzünden und stärken und uns also geholfen werde, darum bin ich da und wills empfahen.

Deß soll man sich nun trösten, des Worts und Sacraments fröhlich brauchen, wenn wir fühlen, daß uns am Glauben mangelt, und gern uns wollten lassen helfen, daß wir da Hülfe und Stärke suchen, da wirs auch finden. Denn du mußt aus Christo nicht einen Tyrannen machen, sondern wie er wahrhaftig ist, einen gnädigen, barmherzigen Herrn und Heiland lassen seyn. Fühlst du im Herzen, daß du es nicht dafür hältst, noch glaubst und doch gern wolltest, daß du es glauben könntest, solltest du darum nicht verzagen, noch für dem Sacrament fliehen, sondern eben denn Hülfe suchen, daß sich dein Glaube anzünde und zunehme. Denn obgleich etliche greulich gestraft sind, darum daß sie das Sacrament unwürdig und ohne Glauben empfangen haben, so sind es doch allein die, welche wir oben erzählet haben, nehmlich die verstockten und ruchlosen Herzen.

Also sollst du aber thun und denken: Herr, siehe, da ist das Wort, hie ist mein Gebrechen und Krankheit. So hast du selbst gesagt: Kommet her, alle, die ihr mühselig und beladen seyd; ich will euch erquicken. Meinest du, daß er solches habe denen gesagt, die da schon brennen und stark sind im Glauben? Sein Reich ist nicht dahin gestellt, daß er die Gerechten fordere, sondern daß er den Sündern helfe, und dieselben auch fromm mache. Darum wer gebrechlich ist und fühlet es, der gehe hinzu und lasse ihm helfen.

Propheten und stolze Geister.

Aber hie ist noch ein Geschwürm, das auch nicht auf der rechten Bahn ist. Wir haben Propheten2) im Lande hin und her, die lehren die Leute allzu freudig trotzen, und reden mit der hohen Majestät, als mit einem Schusterknecht. Den frechen und stolzen Geistern soll man auch bei Leibe nicht folgen. Denn gut ists, daß du blöde bist und verzagt, daß du erschreckest und zappelst. Solche Furcht gefällt mir nicht übel, und da bleib bei und gehe also hinzu, daß dein Gewissen gestärkt werde. Aber solche stolze Geister und ungebrochne Köpfe, die so trotzig herfahren, und wollen mit Gott pochen, als sollte er, sich vor ihnen fürchten, will er nicht haben. Darum sollst du dich demüthigen und in Furcht stehen, daß du dein Zappeln und Schwachheit fühlest und gern wolltest, daß du den Glauben hättest. Wenn du das empfindest, so danke Gott, denn das ist ein gewiß Zeichen, daß dich das Wort getroffen und gerühret hat und dich übe, dringe und treibe. Was wäre das für ein Glaube, wenn ich hinginge und hätte kein Zappeln, noch Zagen im Herzen, dadurch sich der Glaube üben sollte? Denn dieß ist eigentlich des Glaubens Natur, daß er seine Kraft beweiset in Furcht, in Tod, in Sünden und allem, das einen Menschen blöde und verzagt macht. Darum wenn du dich also fühlest, ists eben die rechte Zeit, daß du hingehest, so wird der Glaube zu schaffen haben. Und da ist die heimliche Beichte gut zu, daß du zu einem frommen Mann gehest, und dein Gebrechen anzeigest, bittest um Rath und des Raths auch folgest, wenn er sähe, daß du also geschickt wärest, daß du hingingest zum Sacrament. Denn dazu dienen eigentlich die Beichte und Sacrament, sonst bedürfte man ihrer nicht, und darum sind sie eingesetzt, daß den schwachen Gewissen, die ihre Sünde drücket, gerathen werde.

Wie die Faulen und Kalten im Glauben, die doch fühlen, daß sie des Sacraments bedürfen, dasselbe empfahen sollen.

So sprichst du denn: Wie denn, wenn ich so gar faul und kalt bin, daß ich keine Lust dazu habe, und fühle doch wohl, daß ichs bedürfe, dennoch will mir das Evangelium und Sacrament nicht schmecken, also daß schier verloschen sind alle Funken im Herzen? Antwort: So sollst du dennoch nicht ablassen. Denn weil du solches noch fühlest, bist du noch nicht verdorben, bist auch nicht so ruchlos, als jene, da wir eben von gesagt haben, denn du wolltest ja gern brennen. Darum sollst du ihm also thun: Nimm für dich das Wort Gottes, gehe hin und höre zu, da man es predigt, oder lies oder schreibe es, oder singe es auch, daß du nur damit umgehest und handelst, so wirst du ja etwas fühlen, das wird nicht fehlen, und gehe also hin zum Sacrament und sprich: Herr, ich bin ein fauler Esel, darum komme ich, daß du mir helfest und mein Herz anzündest.

Du darfst nicht denken, wie du dich wohl wolltest bereiten, daß du das Sacrament würdig werdest zu empfahen, sondern bist schon jetzt bereitet, wenn du fühlest, daß du dir gern wolltest helfen lassen und dich die Noth dringet, daß du hinzu gehest. Es ist mir oft auch begegnet, daß ich mich dafür gescheuet habe, und damit nur mehr davon getreten, bis ich sahe, daß nicht half, so hab ich müssen hinzugehen. Also werdet ihr auch finden, daß ihr sehet, daß des Teufels Gespenst ist, der die Leute also davon zieht, daß, je mehr sie sich scheuen und warten wollen, bis sie den Glauben im Herzen fühlen, je weiter sie davon kommen, daß zuletzt, wenn sie in dem Sinn bleiben, alle Lust und Begierde erlischet zum Evangelio und Sacrament, daß sie nimmer hinzukommen.

Darum mußt du den Sinn und das Scheuen hintansetzen und hingehen und Gott bitten, daß er dir helfe. Wenn du das oft thust, wirst du fühlen, daß du immer mehr Lust dazu gewinnest, die du sonst nicht hättest gewonnen. Darum wollte ich gern, daß ihr also thätet, und ihrer viel würden, die in solcher Meinung zum Sacrament gingen, daß sie desto mehr Lust dazu möchten gewinnen und je stärker und stärker werden. Sonst wenn du nicht hinan gehest, bleibst du immer kalt und wirst je länger je ungeschickter. Deß sollt ihr euch nun trösten und werdet es auch also erfahren, wenn ihrs versuchet.

Gottes Wort geht nicht ohne Frucht ab.

Also hat Gott gesagt Jes. 55,10.11.: Mein Wort, das aus meinem Munde gehet, soll nicht leer wieder zu mir kommen, sondern thun, das mir gefällt. Gleichwie der Schnee und Regen vom Himmel fällt und macht die Erde feucht und fruchtbar; also wird auch mein Wort thun. Dieser Spruch sollte uns ja keck und freudig machen, wenn wir schon kalt sind. Wir haben von Gottes Gnaden das Wort Gottes, da sollten wir die Hände aufheben und Gott danken. Wie viele sind ihrer in der Welt, die es nicht haben, wie könnt ihr nun sonst dazu kommen? Da habt ihr den Vorrath und ganze Bereitung, die dazu dienet. So habt ihr auch Büberei genug auf dem Halse.

Darum weil Gott spricht, daß sein Wort ohne Frucht nicht werde abgehen, und du dasselbe handelst, also daß du nicht einen Spott daraus machst, sondern mit Ernst damit umgehst, so wirst du ja ohne Zweifeln etwas fühlen und empfinden, und je mehr du solches thust, je besser wirst du es fühlen. So böse Gedanken kannst du im Herzen nicht haben, wenn du etwas aus der Schrift vor dich nimmst und liesest oder kömmst zu andern und mit ihnen davon redest, so legt sich die böse Lust nieder und wird das Fleisch still. Das habe ich oft versucht, und wenn ihr es versucht, werdet ihr auch die Frucht finden und ergreifen, daß es ist, wie Gott sagt: Was willst du dich denn mehr bereiten?

Ists nicht genug, daß du so weit kommst, daß du Gottes Wort hast, das dich locket, und dazu dein Unglück fühlest, das dich auch hinzu treibet? So ist Christus da und wartet dein, daß er dir helfe. Was sollte er mehr thun? Und ist da niemand ausgeschlossen, denn die groben, frechen Köpfe und Unfläther, die es nicht mit Ernst meinen. Darum sollst du darauf hinzugehen, und dafür halten, daß Christus viel tiefer in dein Herz stehet, denn du selbst, wie du auch hie im Evangelio stehest.

Die armen zween Männer hätten das nicht dürfen wünschen, das ihnen da begegnet, noch widerfährt ihnen solche Gnade, daß Christus selbst zu ihnen kömmt, weil sie von ihm reden, und eröffnet sich, daß sie ihn kennen; davon war ihr Herz so froh, daß sie nicht an dem Ort können bleiben, sondern laufen hin zu den andern Jüngern und sagen ihnen, wie der Herr sich ihnen offenbaret habe. Da sind sie voll Freude, deren sie keine hätten dürfen wünschen, dennoch lag es so tief im Grund ihres Herzens, daß sie es selbst nicht sehen, daß sie solches begehrten. Wiewohl ihr Herz also stund, daß sie nichts lieber hätten gesehen, denn daß der Herr Christus wieder wäre auferstanden und König worden. Darum siehet Gott in des Herzens Grund, tiefer denn wir selbst und gibt uns auch mehr, denn wir wünschen. Also thut er auch hie, wenn du fühlest, daß du nicht brennst, wie du gern wolltest, so sieht er eben tiefer in dein Herz, wie du. Sintemal du wohl möchtest leiden, daß du ganz entzündet wärest und brennest. Darum sollst du nicht davon fliehen, sondern frisch hinzu gehen.

Gott gibt mehr, denn wir bitten.

Dazu dienen viele Sprüche in Paulo, als da er spricht Ephes. 3, 20: der Her r thut mehr und höher, denn wir bitten oder verstehen. Nun sehen wirs ja wohl, was er uns gibt, wenn wirs überkommen und fühlens, daß wirs mit Freuden annehmen. Darum sagt er also, daß wirs nicht sehen, weil wirs begehren und denken nicht dahin, aber der Herr, der die Herzen forschet, der siehts und gibt uns reichlich seine Gnade.

Monicas, St. Augustini Mutter, Gebet für ihren Sohn.

Also lieset man von Monica, St. Augustini Mutter, daß sie neun Jahre nach einander um ihren Sohn geweinet habe, da stund ihr Herz also, daß sie gerne gesehen hätte, daß er ein Christ würde, und schlug viel Nachschläge an, daß sie ihn zum Christen machte, wollte ihm ein Christenweib geben, daß sie ihn also dahin brächte, daß er ein schlechter ehelicher Christenmann würde, aber das durfte sie nicht hoffen, noch gewarten, daß er sollte ein solcher Mann werden, wie er hernach ward, wiewohl sie es gerne gesehen hätte.

Blödigkeit St. Petri.

Also siehe die Exempel an im Evangelio durch und durch, St. Petrus war auch zu blöde, da ihm der Herr wollte die Füße waschen, und sprach: Solltest du meine Füße waschen? Und verstund nicht, daß ihn seine Noth dazu dränge und sein Herz also stund, daß ers nothdürftig war, daß ihn Christus wüsche, wie er bald nachher sagte: Herr, wasche mir nicht die Füße allein, sondern auch die Hände und das Haupt. Also stehet es um unser Herz auch, daß wir den Herrn Christum da sehen, daß er uns helfen will, und dennoch so blöde seyn, daß wir uns vor ihm entsetzen und nicht soviel halten von seiner Güte, wie wir wohl sagen. Denn wenn wir ihn dafür hielten, das er ist, würden wir auch sprechen, wie Petrus: Wasche mir nicht allein die Füße, sondern auch die Hände und Haupt. Und so denken: Nun will ich fröhlich hinzugehen, und hätte ich mehr Sünde auf dem Hals. Item, desgleichen ist auch ein ander Exempel von Petro Luc. 5, 8. Da sie in dem Schiff saßen und soviel Fische fingen, daß ihre Netze zerrissen, da erschrak Petrus und fiel vor dem Herrn nieder und sprach: Herr, gehe von mir hinaus, denn ich bin ein sündiger Mensch. Da entsetzet er sich eben für ihn, und heißet ihn von ihm gehen, da er ihn eben sollte heißen zu ihm kommen. Also thut die blöde Natur allwege, daß sie sich vor Christo scheuet, der doch nichts denn eitel Gutes ist und er darum da ist, daß er jedermann wolle helfen.

Des Glaubens Art.

Darum habe ich gesagt, daß man Christum nicht zu einem Tyrannen soll machen, sondern lassen einen freundlichen Herrn und Heiland seyn, der nichts anders begehrt, denn daß er den Sündern helfe. Darum soll man jedermann mit Worten und Exempeln locken und reizen, zu ihm zu kommen. Das ist klar genug geredet von der Natur des Glaubens, denn es fehlet uns allein daran, daß wir des Glaubens Art nicht recht verstehen. Darum thut ihr also, hebts an und versucht es, so werdet ihr solches empfinden, und je mehr du es übest, je mehr Trost und Stärke wirst du fühlen, und je ungeschickter du dich findest, je mehr mußt du das Wort Gottes für dich nehmen und treiben, hören oder lesen und davon reden, so wirst du ja etwas finden und prüfen, das dir gefällt und dich bewegt.

Um Mehrung des Glaubens zu bitten.

Darneben sollst du auch Gott bitten und sprechen, wie der Apostel: Herr, stärke mir den Glauben. Also gehe hinzu, so wirst du gestärkt werden. Willst du aber deiner Blödigkeit zu viel folgen, so kömmst du nimmer hinzu. Denn du stehest darauf, daß du willst fühlen und nicht glauben, dein Unglück mußt du wohl fühlen und dein Zappeln, da ist denn Zeit, daß du zum Sacrament gehest. Wenn du gleich schwach im Glauben bist, sollst du darum nicht zurücktreten, denn er wird dich nicht von sich stoßen, sintemal er allein darum da ist, daß er die Schwachen stärke und die Erschrockenen tröste.

Unterricht der Schwachgläubigen.

Das alles will ich nicht gepredigt haben den groben, harten Köpfen und unsern Schwärmern, sondern allein den Gewissen, die da blöde und schwach sind und auch zuweilen fallen, daß sie nicht verzagen, sondern wissen, wie sie Hülfe und Trost sollen finden. Also hat ein Altvater in der Wüste einen guten Spruch gesagt, als er sahe, daß ein Bruder schwach und blöde war, da sprach er: Nicht, mein Bruder, du mußt nicht also davon gehen und zurücktreten, du möchtest so lange zurückgehen, daß du gar davon kämest. Denn je länger wir davon bleiben, je kälter und fauler wir werden. Die sollen davon bleiben, wie wir viel gesagt haben, die ein grobes und unwürdiges Wesen führen, und nicht daran denken, daß sie sich besserten. Die sich aber gern wollten bessern und ihr Gebrechen erkennen und desselben gern los wären und sehen, daß sie ihnen nicht helfen können, die sollen herkommen, daß ihnen geholfen werde.

Warum Gott sein Wort zu predigen befohlen.

Daraus sehet ihr, warum Gott eingesetzt und geordnet hat sein Wort zu predigen, darum soll mans nicht verachten. Wahr ists, daß das Wort ohne Geist nichts nütze ist, aber sintemal Gott der Allmächtige selbst sagt, wie wir gehört haben: Mein Wort, das ich predigen lasse, soll nicht leer zu mir kommen, so muß mans nicht fahren lassen. Denn er will durchs Wort den heiligen Geist ins Herz geben, und nicht leiden, daß du das Maul aufsperrest und wartest, daß er dir ein Wunderlichen vom Himmel thue und also das Wort und Sacrament stehen lassest. Er hält selbst viel vom Wort und preisets hoch, denn er beschlossen hat, daß er dadurch seine Gnade wolle geben, wie Christus sagt: Niemand kommt zu mir, es sey denn, daß ihn ziehe der Vater. Wie ziehet aber der Vater? Durch Christum. Wie durch Christum? Mit dem Wort. Also reizet er und locket dich. Treibt dich dann deine Noth, so gehe fröhlich hinan und bring dein Unglück tapfer für, aber bringe das Wort mit.

Wer Lust zu Gottes Wort hat, der ist geschickt zum Sacrament.

Aber das lasse Gott befohlen seyn, wie du beständig bleiben werdest, und gehe jetzt hin, weil du das Wort hast und fühlest, da wird dich denn das Wort selbst lehren, wie du dich recht bereiten sollst, daß du hinzugehest. Denn da mußt du dich also gegen Gott beklagen und sprechen: Herr, ich bin ein Sünder und kann mir mit meinem Vermögen nicht helfen, darum komme ich, daß du mir helfest. Wenn ich die Gnade habe, daß das Wort Gottes mir herzlich wohlgefällt und ich Freude und Lust daran habe, so kann ich wohl bleiben. Denn es muß ein Großes seyn, daß mir Gott sein Wort gibt und machet, daß mirs schmecket und wohlgefällt; wenn ich schon noch nicht so stark bin, als ich seyn sollte, so werde ich doch mit der Zeit stärker, daß ich zuletzt so weit komme, daß ichs ohne Furcht bekenne und das Leben darüber lasse. Darum sagt Christus: Bittet, so werdet ihr nehmen, suchet, so werdet ihr finden.

Niemand soll sich durch sein Werk und Verdienst zum Sacrament bereiten.

Darum will ich euch treulich vermahnen, daß ihr ja weislich hierinnen handelt. Wir haben die verdammt, die sich mit ihren Werken unterstehen zu bereiten, daß sie dürfen hinzugehen. Welche aber ihre Roth fühlen und sehen, daß sie aus eignen Kräften nicht vermögen, noch ihnen rathen und helfen können, haben wir hinzu gelocket. Denn dieselben brauchen des Sacraments seliglich. Darum wenn du dich fühlest, so gehe zuerst hin zu einem frommen Mann, und klage ihm deine Gebrechen, und sprich: Siehe, ich bin gefallen, wollte gern, daß mir wieder möchte geholfen werden und bitte um Rath, was ich thun soll. Da sollst du ihn trösten und lassen hinzugehen zum Sacrament, daß er sich da übe und gestärket werde. Denn es ist je nur darum eingesetzt, daß wir dadurch getröstet und gestärket werden. Darum sollst du dich in keinen Weg lassen davon treiben. Fühlst du deine Blödigkeit, wohl dir, denn du mußt dein Gebrechen fühlen, fühlst du aber es nicht, so steht es nicht wohl um dich und ist besser, du bleibest davon.

Gottes Wort lesen und handeln, was für Nutzen.

Nimm für dich das Evangelium und die heilige Schrift je mehr, je besser, wenn du es gleich vorhin wohl kennst und oft gelesen hast. Denn das ist gewiß des Teufels Eingeben, der damit umgehet, daß er die Lust zu dem Wort wegreiße, er läßt dich nicht gern dazu kommen, denn er weiß wohl, was es für Frucht bringet. Wenn du also mit dem Wort umgehest und trachtest ihm nach, wie du kannst, so wirst du sehen, daß Christus bei dir ist und dein Herz anzündet.

Das beste aber ist, daß ihrer zween oder drei mit einander davon reden mit Ernst, daß die lebendige Stimme gehet, da gehet es auch viel stärker und muß der Teufel weichen. Also gehet hinweg alle böse Lust und Gedanken, und folget eine solche Beichte und Bekenntniß, daß du dergleichen zuvor nie hast empfunden. Es fehlet nur daran, daß wir Narren den edeln Schatz haben vor der Thür liegen und wissen sein nicht zu brauchen und der Teufel betrügt uns, daß er uns davon ziehet und faul macht, weil ers nicht kann dämpfen. Darum müssen wir uns rüsten und des Teufels Eingeben widerstehen.

Also wird Christus kommen und sich offenbaren, wenn du es gleich zum ersten nicht gewahr wirst, je mehr du davon redest und damit umgehest, je klarer wirst du ihn erkennen und wirst fühlen, daß er dein Herz inwendig entzündet, wie ihr hie gehöret habt in dem Evangelio von den zween Jüngern, die in den Markt hinaus gingen.

Das habe ich jetzund müssen predigen von dem Evangelio, und ermahne euch, meine Freunde, daß ihrs wollet fassen und wohl brauchen. Wo die Schwärmer wären, die dem Evangelio nur Schande anlegen, die sollte man durch weltliche Obrigkeit strafen3), wir müssen sie auch lassen zuhören um der Frommen willen. Denn man muß Gottes Wort öffentlich vor jedermann predigen, sintemal wir nicht wissen, wen es treffen soll.

Quelle: Luthers Volksbibliothek, Band 1

1)
Eine damals verbreitete Geschichte von den abentheuerlichen Thaten Theoderichs d. Gr., Königs der Ostgothen im 5. Jahrh.
2)
Unter den Propheten versteht Luther die sogenannten „himmlischen Propheten.“ So nannte man die Wiedertäufer und andere Schwärmer jener Zeit, die sich rühmten, Entzückungen, Gesichte und Träume zu haben.
3)
Luthers Meinung ist nicht, daß man Schwärmer oder Ketzer sollte mit dem Schwerte strafen, es sey dem, daß sie öffentliche Aufrührer sind, wohl aber, daß die weltliche Obrigkeit sie des Landes verweisen sollte.
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