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Luther, Martin - Hausrechnung.

Luther, Martin - Hausrechnung.

1542.

Die Leute sind grob, die Welt ist undankbar:

Darum sollen nach meinem Tod meine Käthe oder meine Kinder dem Rath und Stadt (wo ein Pharao aufkäme, der von Joseph Nichts wißen wollte) vorhalten:

Erstlich, daß sie von mir haben einen großen Raum auf der Gasse vor meiner Thür, der dem Kloster gewesen ist, so weit als des Riemers Häuslein an dem Thor herausreicht und herauf bis zu Ende Braunens Haus.

Zum Andern, daß sie den ganzen Raum dieses Hauses nach meinem Tode und Braunen Hauses zuvor unter das Bürgerrecht kriegt haben, welchs Alles vorhin ganz frei gewesen ist.

Zum Dritten, daß ich nun bei dreißig Jahren Prediger gewesen, nichts von ihnen genommen zu Lohn und wenig geschenkt als etlich tausend Ziegel oder Kalk, und also von dem Meinen ihnen gedient, oft in der Pestilenz bei ihnen blieben.

Darum sie sich hüten mögen vor Undankbarkeit oder sie werden wenig Glück haben.

Ob nach meinem Tode gefragt würde, wo das Klosters Hausgeräthe hin kommen sei? Soll man also antworten:

Erstlich, das zinnene Gefäße und Kuchengeräthe mit andem Hausrath haben mir die Visitatores geschenkt. Aber es ist im Anfang des Evangelii also verwüstet, daß ich für das übrige, mir geschenkt, nicht hätte 20 fl. geben wollen. Wollts auch dafür wohl beßer gezeugt [angeschafft] haben. Ist auch bis auf diesen Tag nicht aufgehöret wegzuschleifen Kannen, Schüsseln, Bratspieß, Groppen [Töpfe] und was Jedermann hat ergrappen können, das Meine mit zu.

Dafür mir jährlich abgebrochen und in den gemeinen Kasten geschlagen sind neun alte Schilling und was mehr einem Prediger gebührt. Hab also bis daher wohl bei fünfzehn Jahren um Gottes willen und umsonst gedienet der Kirche, Stadt und Universität mit Predigen, Lesen, Schreiben sc. sc., das Meine auch wohl zugesetzt, mir laßen genügen, das mir mein gtl. Herr auch umsonst aus Gnaden, ja um Gottes willen hat gegeben. Denn Seine Kurfürstlichen Gnaden nicht ist schuldig gewesen, der Kirche und Stadt solche Kosten auf ihren Prediger zu wenden.

Das muß ich also rühmen um böser undankbarer Leute willen. Denn wie man mir danken wird nach meinem Tode, sehe ich bei meinem Leben wohl, da Etlichen leid ist, daß sie nicht haben, das mir Gott gegeben, und sie nichts dazu gegeben haben. Damit man solchen bösen undankbarn Leuten das Maul stopfe und sie schamroth machen könne. Sonst haben mir das mehrere Theil Bürger und der Universität alle Tugend und Ehre erzeiget, das ich ihnen herzlich danke und Gott sie belohnen wird.

Zum andern. Der Kirchen Schmuck und Geräthe, wie wohl auch viel und das Beste davon kommen war, hab ich zuletzt die besten Caseln [Ornat], so vorhanden gewesen, verkauft, nicht viel über fünfzig Gulden dafür kriegt, damit ich die Nonnen und Mönche (Diebe und Schälke mitunter) gekleidet, gespeiset und versorget, mit solchem großen Nutz, daß ich das Meine und 100 fl., so mir mein gnädiger Herr Herzog Hans zur Haushaltung schenkt, gar weidlich habe zugesetzt. Darum soll man hierin Niemand nichts zu oder nach rechnen, sonderlich meiner Käthen nicht. Sie hat nichts davon, denn den größesten Schaden. Was sie aber jetzt hat, das hat sie selbst gezeuget neben mir. Wird darüber Jemand einen Zank gegen sie vornehmen, der wird’s nicht thun als ein frommer Mann, sondern als ein Heinz von Wolfenbüttel, und Gott wird wohl ihn zu finden wißen. Amen!

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