Zuletzt angesehen: Luther, Martin – Andachten

Luther, Martin – Andachten

Luther, Martin – Andachten

2. Mose

Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.
(2 Mose 20,12.)

Dem jungen Volk muss man einbilden, ihre Eltern an Gottes Statt vor Augen zu halten und also zu denken, ob sie gleich geringe, arm, gebrechlich sein, dass sie dennoch Vater und Mutter sind, von Gott gegeben. Des Wandels oder Fehls halben, sind sie der Ehren nicht beraubt. So lerne nun zum Ersten, was die Ehre gegen die Eltern heiße, nämlich, dass man sie vor allen Dingen wert und herrlich halte, als den höchsten Schatz auf Erden. Danach auch mit Worten sich züchtig gegen sie stelle, nicht übel anfahre, poche und poltere, sondern lasse recht haben und schweige, ob sie gleich zu viel tun. Zum dritten, auch mit Werfen, das ist, mit Leib und Gut, solche Ehre beweise, dass man ihnen diene, helfe und versorge, wenn sie alt, krank, gebrechlich, oder arm sind, und solches alles nicht allein gern, sondern mit Demut und Ehrerbietung, als vor Gott, tue! (Dr. M. Luther.)

Psalter

Der HErr ist mein Schutz, mein Hort, meine Hilfen, dass ich nicht fallen werde.
(Ps. 62,7.)

David will sagen: meine Hilfe, mein Heil kommt vom HErrn. Warum? Darum, ich habe keinen Menschen, wie groß, mächtig, reich er immer sei, mir zum Trost, Hort und Heil gesetzt, noch mein Herz und Hoffnung auf ihn gesetzt, sondern Gott habe ich dazu erwählt, von dem nun alles Glück und Heil kommen soll und wird. Wenn ich das glaube, so bin ich sicher, wenn es auch eitel türkische, tartarische Kaiser und eitel zornige Könige und Fürsten regnete und schneiete, neun Jahre lang nach einander, mit aller ihrer Macht, dazu alle Teufel mit ihnen! (Dr. M. Luther.)

Du tust Deine Hand auf und erfüllst alles, was da lebt, mit Wohlgefallen.
(Ps. 145,16.)

Wer bedenket dies Tisch-Gebetlein? Denn ist Gottes Hand mein Kapital, Keller und Söller, o Schande, dass ich sorgen will! Niemand kann's nehmen. Ich greife stets in Gottes Kasse, der mangelt nichts. Nein. „Die Christen haben ihre Schatzkammer, Kasten und Keller zu Gott gesetzt, an einem solchen Ort, da kein Dieb stehlen kann: sie wissen, dass sie genug in Gott haben, und ob sie eine Weile Mangel Veiden und sie Gott versieht, so bleibt doch Gott nicht außen, sie müssen Essen haben, und sollte der Himmel Brot regnen. Wir aber sehen nur auf die vollen Taschen und Beutel; wenn wir aber glaubten, so sähen wir nicht, ob wir's im Kasten oder in der Faust hätten, genug, dass wir's im Herzen glauben und in Gott, in Seiner Hand, Kasse und Kasten haben. Es gilt dem Frommen gleich, er habe es im Beutel oder nicht; hat er's im Vorrat, so dankt er Gott, und sorgt, dass er's recht anlege. Will ihm es aber Gott nicht in der Barschaft geben, so ist er gleichwohl fröhlich.“ Gottes Hand, die alles hat, Schafft allenthalben Rat. (Dr. M. Luther.)

Wer ungebet't zu Tische geht Und ungebet't vom Tisch aufsteht, Der ist dem Ochs und Esel gleich Und kommet nicht ins Himmelreich.

Amen.

Matthäusevangelium

Sie taten ihre Schätze auf und schenkten Ihm Gold, Weihrauch und Myrrhen.
(Matth. 2,11.)

Also sollen wir, wer es vermag, Gold und Gut dahin wenden, dass unsers HErrn Christi Reich erhalten und gemehrt werde und das Kindlein in Elend seine Nahrung haben könne. Das ist, wir sollen mit Geld und Gut dazu helfen, dass man fleißige Prediger des Evangelii, sowie Kirchendiener und Schulmeister habe, dass die Armen, so ihre Nahrung, Krankheit oder anderer Not Halber, nicht schaffen können, erhalten werden. Und sonderlich, dass man junge Knaben, so zum Lernen tüchtig, aufziehe, auf dass unsere Nachkommen auch rechtschaffene Prediger und Kirchendiener haben mögen. Denn wir sollen in solchem Falle tun, wie ein kluger, fürsichtiger Gärtner, der immerdar junge Bäume zeugt, auf dass, wo heuer, über ein Jahr, oder zwei, ein alter Baum abgeht, bald ein anderer an die Statt gesetzt werde, der Frucht bringe. Wer sein Geld dermaßen anlegt, der schenkts und opferts dem Kindlein Jesu so wohl als die Weisen.

JEsus, großer Wunderstern,
Der aus Jakob ist erschienen,
Meine Seele will so gern
Dir an Deinem Feste dienen.
Nimm, ach nimm doch gnädig an,
Was ich Armer schenken kann!

Nimm das Gold des Glaubens hin,
Wie ich's von Dir selber habe
Und damit beschenket bin,
So ist's Dir die liebste Gabe.
Lass es auch bewährt und rein
In der Trübsal Feuer sein!

Amen.

Die Pforte ist enge und der Weg ist schmal, der zum Leben führt.
(Matth. 7,14.)

Ein Christ führt so ein schwer Leben, als ginge er auf einem schmalen Steige, ja auf eitel Schermessern. So ist der Teufel unter uns in der Welt, der schnappet ohn' Unterlass nach uns mit seinem Rachen, dass er uns bringe in Ungeduld, Verzweiflung und Murren wider Gott. Darzu geht uns die Welt entgegen, und will uns nicht weichen, noch hinüberlassen zum Himmel. So lieget uns unser Fleisch auf dem Halse, dass wir allenthalben bedränget sind. Und der Weg selbst ist so schmal, dass ohne das Mühe genug, wenn sonst keine Gefahr noch Hindernis wäre. Noch müssen wir da hindurch, oder der Welt und dem Teufel zu teil werden. Darum lenke und richte dich danach; willst du ein Christ sein, so sei es, denn es wird doch nichts anders daraus, du wirst den Weg nicht breiter machen. (Dr. M. Luther.)

Lukasevangelium

Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, so seht auf und hebt eure Häupter auf, darum, das sich eure Erlösung naht!
(Luk. 21,28.)

Wer solches sich lässt zu Herzen gehen, der wird sich nicht fürchten, sondern lieb haben und bekennen und darüber alle Gefahr ausstehen vom Teufel und der bösen Welt. Also wird der Tag nicht schrecklich, sondern eitel Zucker werden, nicht der Welt, sondern uns armen, betrübten Sündern, die wir jetzt hier in der Mördergrube liegen müssen. Du darfst dich nicht fürchten, sondern sollst aus dem Grab oder Staub wieder lebendig gen Himmel gezuckt werden, oder in einem Augenblick verwandelt zu ewiger Klarheit. Sieh! das ist unser Trost, desgleichen kein Mensch auf Erden geben, noch erdenken kann, ohne der Heilige Geist durch Christi Wort. So soll man den Christen die Zeichen des jüngsten Tages deuten, dass sie uns dienen zu eitel Freuden da unser Leib erlöst soll werden - in unsterblichem Wesen und ewiger Klarheit. „Mir nach“ - ist JEsu Christi Reim, Wer den nicht kann, kommt niemals, heim! Amen. (Dr. M. Luther.)

Johannesevangelium

So jemand Mein Wort wird halten, der wird den Tod nicht sehen ewiglich. (Joh. 8,51.)

Der mag heißen ein guter Apotheker, der solche Arznei geben kann, dass der Tod nicht allein überwunden sein, sondern auch nicht und nimmermehr soll gesehen werden. Und ist ein Wunderliches, dass ein Mensch muss sterben und doch den Tod nicht sehen soll, wo er Gottes Wort im Herzen hat und daran glaubt. Solche starke Arznei ist Gottes Wort im Glauben behalten, dass es aus dem Tode ein ewiges Leben macht. O wer da könnte glauben, wie selig wäre er, auch hier in diesem Leben!

Der Tod führt uns zum Leben,
Seid fröhlich, die ihr Gott ergeben,
Der Tod ist tot und ferne hin.
Sein Stachel gehet in's Verwesen,
Der Leib steht auf und wird genesen,
Der Christen Tod ist ihr Gewinn.
Was ist es, das hier stirbt?
Die Sünde nur verdirbt.
Hochgelobet sei unser Gott in Todesnot,
Weil in dem Tod der Tod ist tot.

Nun wohlauf, du sollst hintreten
Vor Gottes Stuhl und den anbeten,
Der heilig, heilig, heilig heißt.
JEsus trägt dich mit Erbarmen,
Und nimmt dich fröhlich auf die Armen,
Dass Er erquicke deinen Geist.
Der Tod ist mir und dir,
Die rechte Lebenstür;
Gott öffnet sie, uns ist bereit
Die Seligkeit in Ewigkeit.

Amen.

Ich bin der gute Hirte, ein guter Hirte lässt sein Leben für die Schafe.
(Joh. 10, 12.)

So du diesen Hirten kennst, so kannst du wider Teufel und Tod dich schützen und sagen: Ich habe ja, leider! Gottes Gebote nicht gehalten; aber ich krieche dieser lieben Hennen, meinem lieben HErrn Christo, unter ihre Flügel und glaube, dass Er ist mein lieber Hirte, Bischof und Mittler vor Gott, der mich deckt und schützt mit Seiner Unschuld und schenkt mir Seine Gerechtigkeit: denn was ich nicht gehalten habe, das hat Er gehalten, ja, was ich gesündigt habe, das hat Er mit Seinem Blut bezahlt. Sintemal Er ist nicht für Sich, sondern für mich gestorben und auferstanden, wie Er denn hier spricht: Er lasse Sein Leben nicht für Sich selbst, sondern für die Schafe! Also bist du denn sicher und muss dich der Teufel mit seiner Hölle zufrieden lassen, denn er wird freilich Christo nichts anhaben können, der ihn schon überwunden und dich, so du, als ein Schäflein, an Ihn glaubest, schützt und erhält!

Wie treu, mein guter Hirte,
Gehst Du dem Sünder nach,
Der sich von Dir verirrte,
Der elend, krank und schwach In sein Verderben läuft,
Wo Deine Hand den Armen
Nicht selber aus Erbarmen,
Eh' er versinkt, ergreift!

Amen.

Römerbrief

Ich weiß, dass in mir, das ist in meinem Fleisch, wohnt nichts Gutes.
(Röm. 7,18.)

Wenn die weltlichen Begierden wären an des Hauses Wand gemalt, so möchtest du daraus laufen, oder wären sie in den roten Rock gestrickt, so möchtest du ihn austun und einen grauen antun, oder wüchsen dir in den Haaren, so möchtest du dich lassen bescheren und eine Platte machen, oder wären ins Brot gebacken, so möchtest du Wurzeln dafür essen! Nun sie aber in deinem Herzen stecken und dich durch und durch besitzen, wo willst du hinlaufen, dahin du dich nicht mitnimmst? Was willst du antun, da du nicht unter bleibst? Lieber Mensch, die große Reizung ist in dir und musst von dir selbst am ersten laufen und fliehen!

Ach, wie groß ist dein Verderben!
Ohne Jesum musst du sterben.
Blind und tot sind deine Kräfte,
Sünde tun ist dein Geschäfte;

Tod heißt des Gesetzes Hache;
Es ist aus mit deiner Sache!
Ja, im Himmel und auf Erden
Kann dir nicht geholfen werden.

Amen.

1. Korintherbrief

Wer hat dich vorgezogen? Was hast du, das du nicht empfangen hast? So du es aber empfangen hast, was rühmst du dich denn?
(1 Kor. 4,7.)

Äußerlich soll ein Unterschied sein, ein Fürst höher und besser, denn ein Bauer, ein Prediger gelehrter, denn ein geringer Handwerksmann. Da kann ein Herr nicht Knecht und eine Frau nicht Magd sein. Gleichwohl aber sollen die Herzen in solchem Unterschied gleichgesinnt sein, und sich derselben Ungleichheit nicht rühmen. Das geschieht, wenn ich dem Nächsten zu Gute halte, ob er wohl geringern Standes, ist, und weniger Gaben hat, denn ich, und lasse mir sein Werk, da er als Hausknecht seine Pferde wartet, ebensowohl gefallen, als meine Werke, da ich predige, oder Land und Leute regiere, obgleich das meine besser ist und mehr Nutzen schafft, als jenes. Denn ich muss nicht ansehen die äußerlichen Larven, sondern, dass er in demselben Glauben, und Christo lebt, und hat ebensoviel von der Gnade, Taufe und Sakrament, ob ich gleich höher Werk und Amt habe. Denn es ist einerlei Gott, der solches alles schafft und lässt sich das Geringste ebensowohl gefallen, als das Allergrößte! Amen. (Dr. M. Luther.)

Hebräerbrief

Ihr seid gekommen zu den Blut der Besprengung, welches besser redet, denn Abels.
(Hebr. 12, 24.)

So ruft das Blut JEsu Christi, unseres einigen Mittlers und Fürsprechers, ohne Aufhören für und für, also, dass Gott der Vater Seines geliebten Sohnes Rufen und Fürbitte für uns ansieht und uns armen, elenden Sündern gnädig ist. Denn Er kann an uns keine Sünde sehen, ob wir schon voller Sünde stecken, ja eitel Sünde sind, inwendig und auswendig, an Leib und Seele, vom Schädel an bis auf die Fersen; sondern sieht allein das teure, köstliche Blut Seines lieben Sohnes, unsere HErrn, damit wir besprengt sind. Denn dasselbige Blut ist der güldene Gnadenrock, damit wir angezogen sind und darinnen vor Gott treten, dass Er uns nicht anders ansehen kann, noch will, denn als wären wir der liebe Sohn selbst, voll Gerechtigkeit, Heiligkeit und Unschuld!

Meine kranke und bedürftige Seele
Eilet Deinen Wunden zu;
Da, da findet sie die sich're Höhle,
Wo ihr werden Fried' und Ruh'.
Auf Dein Kreuz lass, HErr, mich gläubig sehen,
Lass Dein Marterbild stets vor mir stehen;
So geht mir bis an mein Grab
Nichts von Deinem Frieden ab!

Amen.

Jakobusbrief

Der Glaube, wenn er nicht Werke hat, ist er tot an ihm selber.
(Jak. 2, 17.)

Wie viel sind jetzt derer, die das Evangelium rühmen, die um desselben willen wollten einen Heller willig verlieren, oder ihren Geiz und Mutwillen lassen? Ist doch kein Bauer oder Bürger, der um desselben willen sein Korn auf dem Markt eines Pfennigs wohlfeiler wollte geben, wenn es gleich geraten ist, sondern wer's einen Gulden teurer machen könnte, so täte er's viel lieber. Gott gebe, das Evangelium und Gewissen bleibe, wo es kann! „Glaub und Hoffnung hören auf Doch die Liebe dringt hinauf.“ Amen.

Fast wie ein ödes Feld
Ist meines Herzens Garten;
Du kommst, o HErr der Welt,
Ihn besser machen arten;
Denn, wenn Du sprichst, geschieht's,
Wenn Du gebeutst1), steht's da
Und preist Dich, wo man nichts
Vorher sonst hört' und sah.

Doch wirkt die Allgewalt
Nicht so auf Menschenherzen,
Wie Deine Todsgestalt.
Drum, lass, o Mann der Schmerzen,
Nur Dir mein ganzes Ich
Stets näher an Dich zieh'n,
So werd ich sicherlich
Gedeih'n nach Deinem Sinn!

Amen.

1. Johannesbrief

Gott ist die Liebe und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.
(1 Joh. 4,16.)

Wenn man lange sagt, die Liebe sei die köstlichste und vollkommenste Tugend, so ist es noch nichts gegen das, wenn Er sagt: Gott ist selbst die Liebe, dass wenn jemand wollte Gott malen und treffen, so möchte er ein solch Bild treffen, das eitel Liebe wäre, als sei die göttliche Natur nichts, denn ein Feuerofen und Brunst solcher Liebe, die Himmel und Erde füllt; und wiederum, wenn man könnte die Liebe malen und bilden, müsste man ein solch Bild machen, das nicht werklich, noch menschlich, ja nicht engellisch, noch himmlisch, sondern Gott selber wäre!

Ich bete an die Macht der Liebe,
Die sich in Jesu offenbart;
Ich geb mich hin dem freien Triebe,
Mit dem ich Wurm geliebt ward.
Ich will anstatt an mich zu denken,
In's Meer der Liebe mich versenken.

Ich fühls: Du bists! Ich muss Dich haben,
Ich fühls: ich muss für Dich nur sein.
Nicht im Geschöpf, nicht in den Gaben,
Mein Leben ist in Dir allein.
Hier ist die Ruh', hier ist Vergnügen,
Drum folg' ich deinen sel'gen Zügen.

Amen.

1)
gebietest
Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/l/luther/a/luther-andachten.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain