Lobstein, Friedrich - Die christlichen Festtage in zwanzig Betrachtungen - Erstes Fest. Advent. - II. Der Advent des christlichen Lebens.

Lobstein, Friedrich - Die christlichen Festtage in zwanzig Betrachtungen - Erstes Fest. Advent. - II. Der Advent des christlichen Lebens.

Joh. 1,35-51

Des andern Tages stand abermals Johannes und zwei seiner Jünger. Und als er sah Jesum wandeln, sprach er: Siehe, das ist Gottes Lamm. Und zwei seiner Jünger hörten ihn reden und folgten Jesu nach. Jesus aber wandte sich um und sah sie nachfolgen und sprach zu ihnen: Was sucht ihr? Sie aber sprachen zu ihm: Rabbi (das ist verdolmetscht Meister), wo bist du zur Herberge? Er sprach zu ihnen: Kommt, und seht es. Sie kamen und sahen es und blieben denselben Tag bei ihm. Einer aus den Zweien, die von Johannes hörten und Jesu nachfolgten, war Andreas, der Bruder Simonis Petri. Derselbe findet am ersten seinen Bruder Simon, und spricht zu ihm: Wir haben den Messiam gefunden (welches ist verdolmetscht der Gesalbte). Und führte ihn zu Jesu. Da ihn Jesu sah, sprach er: Du bist Simon, Jonas Sohn; du sollst Kephas heißen (das wird verdolmetscht ein Fels). Des andern Tages wollte Jesus wieder in Galiläa ziehen, und findet Philippum, und spricht zu ihm: Folge mir nach. Philippus aber war von Bethsaida, aus der Stadt Andreas und Petrus. Philippus findet Nathanael und spricht zu ihm: Wir haben den gefunden, von welchem Moses im Gesetz und die Propheten geschrieben haben; Jesum, Josephs Sohn, von Nazareth. Und Nathanael sprach zu ihm: Was kann von Nazareth Gutes kommen? Philippus spricht zu ihm: Komm, und siehe es. Jesus sah Nathanael zu sich kommen und spricht von ihm: Siehe, ein rechter Israeliter, in welchem kein Falsch ist. Nathanael spricht zu ihm: Woher kennest du mich? Jesus antwortete und sprach zu ihm: Ehe denn dich Philippus rief, da du unter dem Feigenbaum warst, sah ich dich. Nathanael antwortete und spricht zu ihm: Rabbi, du bist Gottes Sohn, du bist der König von Israel. Jesus antwortete und sprach zu ihm: Du glaubst, weil ich dir gesagt habe, dass ich dich gesehen habe unter dem Feigenbaum; du wirst noch Größeres denn das sehen. Und spricht zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, von nun werdet ihr den Himmel offen sehen, und die Engel Gottes hinauf und herab fahren auf des Menschen Sohn.

Wenn man in einer Versammlung wahrer Christen einen Jeden fragen würde: Wie hast du den Herrn gefunden? würden die Antworten sehr verschieden lauten. Jesus Christus naht sich den Seelen auf so verschiedene Weise! Er richtet sich nach keiner allgemeinen Regel. Der Eine wird ergriffen wie Saul auf dem Wege nach Damaskus, der Andere wird wie ein Brand aus dem Feuer gezogen;

bei diesem wiederholt sich die Geschichte des gekreuzigten Missetäters oder des verlorenen Sohnes; jener wird sanft gezogen wie der Kämmerer der Königin Äthiopiens; noch ein Anderer kommt durch Leiden zum Glauben, wie Lazarus vor der Türe des Reichen. Alle werden später ungefähr dieselben Erfahrungen gemacht haben, aber der Herr befolgt nicht bei Allen dieselbe Ordnung. Man kann diese Vorbereitungsarbeit die Adventszeit des christlichen Lebens nennen. Mehrere Seelen sind vorbereitet, den Herrn zu empfangen, jede auf eine andere Art. Es gibt vier besondere Verfahrungsweisen jedoch, welche wir, wenn wir recht suchen in unserm Text finden. Wir wollen diese viererlei Erweckungsarten betrachten und sehen, worin sie von einander abweichen.

Zuerst zeigt uns. unser Text zwei Jünger Johannis des Täufers. Der eine ist Andreas und der andere wahrscheinlich der Evangelist Johannes, welcher sich aus Bescheidenheit nicht nennt. Wie kommen diese zwei Seelen zu der Erkenntnis Jesu Christi? Johannes der Täufer weist sie zu ihm, wie wir sehen, indem er mit dem Finger auf ihn deutet und sagt: Siehe, das ist Gottes Lamm! Johannes der Täufer ist der Prediger in der Wüste; diese zwei Junger sind also zwei Seelen, welche durch die Predigt zu Jesu Christo geführt wurden. Heute noch ist der Zweck der Predigt, von der eitlen Lebensweise ab und zu Christo hinzuziehen, auf dass wir an ihn glauben und ihm nachfolgen. Das ist die Aufgabe des

Predigers; glücklich der, dem sie gelingt! Darnach kann man beurteilen, welche Predigt gut und welche schlecht ist. Wenn du beim Verlassen der Kirche innerlich beunruhigt bist, und du unwiderstehlich auf die Notwendigkeit einer Sinnesänderung hingewiesen wirst, hast du eine gute Predigt gehört. Wenn aber die Predigt über deinen Kopf hinzieht, ohne dein Gewissen zu treffen und ohne dein ganzes Wesen zu erschüttern, ist es eine verfehlte, wahrscheinlich eine schlechte Predigt. Jede lebendige Predigt klopft am Herzen an und erweckt ein Seufzen nach Jesus Christus. Und der Jesus Christus des Johannes des Täufers ist das Lamm Gottes. Der wahre Jesus ist derjenige, welcher das Sündengefühl erweckt und es wegnimmt, wenn es endlich erdrückend wird. Alles aber, was der Prediger tun kann, ist, diesen Erlöser zu zeigen und die Seelen zu berufen, sich zu ihm zu bekehren. Das Übrige ist deine Sache. Die zwei Jünger, welche durch die Predigt zu Jesu gezogen wurden, setzten sich in unmittelbaren Verkehr mit ihm. Folge du diesem Beispiel, der du aus deinem Todesschlaf erwacht bist. Jesus Christus wendet sich zu dir, wie er sich zu Johannes und Andreas gewendet hat. Er fragt die zwei Jünger: Was sucht ihr? Und auf ihre Antwort: Meister, wo bist du zur Herberge? sagt er ihnen: Kommt und seht. Das sind zwei Ratschläge für alle diejenigen, die das ewige Leben suchen. Kommt, kommt, sagt Jesus Christus; wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen; der Herr ist nahe Allen, die ihn anrufen, Allen die ihn mit Ernst anrufen. Das ist der Rat zum Gebet. Anstatt über die Person Jesu Christi zu streiten, oder dich durch Streitschriften auszutrocknen, wende dich an ihn selbst; das Gebet ist die beste Lehre, es gibt dir Jesum Christum selbst; Menschen und Bücher geben dir nur Meinungen. Seht, seht, ob meine Lehre vor Gott sei, oder ob ich sie von mir selbst rede. Tue den Willen Gottes, fange mit der Praxis an, und du wirst durch das Ergebnis wissen, ob diese Lehre glücklich macht oder nicht.

Sucht in der Schrift, denn sie ist's, die von mir zeugt, und welche dir zeigt, was du suchst. Das ist ein Rat zur aufrichtigen Selbstprüfung nach dem Gewissen und nach dem Wort Gottes. Die zwei Jünger kommen und sehen, und was unfehlbar eintrifft: sie finden. Diesen Weg hat der Herr selbst vorgezeichnet; wandle darauf, und dir wird's wohl gehen. Simon, der Bruder des Andreas, kommt zur Erkenntnis des Erlösers auf andere Weise. Nicht durch die Predigt, sondern durch die einfachen Worte eines Bruders. Andreas legt ein Zeugnis ab vor Simon und spricht: Wir haben den Messias gefunden, und führt mit diesen Worten Simon zu Jesus. Dieser Fall ereignet sich noch heute. Es gibt Orte, wo weder Kirche noch Predigt ist, und wo dennoch Erweckungen vorkommen. Der Herr kann an einen solchen Ort einen einfachen Bruder senden, und dieser Bruder kann ein Wort fallen lassen, welches ein entzündender Funken für einen Andern werden kann. Die Pfarrer haben nicht das Monopol des Glaubens. Gott erwählt, wie wir wissen, was schwach ist vor der Welt, dass er zu Schanden mache, was stark ist.

Andreas legt für die Wahrheit ein Zeugnis ab, und dieses Zeugnis führt Simon zur Erkenntnis Jesu Christi. Dieses Zeugnis kann ein mündliches Bekenntnis sein, oder durch das Leben bekundet werden. Das erstere ist schon von großer Kraft bei gewissen Gelegenheiten. Laut und fest auszusprechen: Ich habe den Herrn gefunden, wenn man von diesem Herrn, den man gefunden hat, durchdrungen ist, solch ein Ausspruch schon kann einen Andern erschüttern. Die Wahrheit hat eine innere Kraft und selbst die Feinde des Evangeliums vermögen nichts gegen die Wahrheit. Aber es gibt ein Zeugnis, welches auf ganz andere Weise kräftig ist, und das ist das Zeugnis des Lebens. Es gibt Handlungen, welche ohne Worte die Seelen gefangen nehmen unter den Gehorsam Christi. Ein Christ, welcher seine Stellung oder seine materiellen Vorteile eher opfert, als seinem Glauben absagt, führt, ohne es zu wissen, mehr als eine Seele Christo zu. Es gibt noch andere, weniger in die Augen fallende Handlungen, welche noch besser als Predigten zeugen. Wenn man alte Gewohnheiten aufgibt, oder mit Personen abbricht, durch deren Umgang man dem Evangelium entfremdet wird, so ist das auch ein Zeugnis, das nicht verloren sein wird. Aber einzelne Handlungen genügen nicht, das ganze Wesen muss Zeugnis ablegen. Das ist der sicherste Beweis, dass man den Messias gefunden hat.

Was spricht so laut wie ein christliches Leben, das in allen seinen Handlungen vom evangelischen Geist durchdrungen ist, und das gleichsam, wie der Rock Christi, aus einem Zeug ist? Der wahre Christ ist derjenige, von welchem Ströme lebendigen Wassers fließen, was er auch tue, er spreche oder handle. Diese Stetigkeit im Leben und in der Gesinnung ist von allen Zeugnissen das hinreißendste. Ein solcher Mensch wird von Christo durchleuchtet sein, und der Erlöser wird von ihm sagen können: Ich bin in ihm verklärt. Durch sein Zeugnis führt Andreas den Simon zu Jesu. Nachdem Jesus Christus den Simon angeschaut hat, spricht er zu ihm; Du bist Simon, Jonas Sohn, du wirst Kephas heißen (das heißt Petrus). Alles, was Andreas tun kann, besteht darin, seinen Bruder zu Jesu zu bringen, aber das allein macht noch keinen Jünger. Der Verkehr mit Jesu, welchen wir „Glauben“ nennen, ist notwendig.

Jesus blickt Simon an, und Simon Jesum; wenn diese zwei Blicke sich in der Seele begegnen, bringen sie einen neuen Zustand hervor und machen aus der Seele eine von der Gnade berührte Seele. Eine so erneute Seele wird auch einen neuen Namen bekommen. Simon wird ein Petrus, der natürliche Mensch ein Kind des Herrn, ein Auserwählter, ein Heiliger, ein Geliebter. Jesus legt ihm diesen neuen Namen bei, und das Zeugnis Jesu ist auch das des heiligen Geistes. Derselbe Geist gibt Zeugnis unserem Geiste, dass wir Kinder Gottes und Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi sind.

Nach Simon zeigt uns unser Text die Vorbereitung des Philippus. Sie ist wieder anderer Art. Philippus hatte weder einen Prediger, noch einen Bruder, der ihn zu Jesu führte. Jesus spricht unmittelbar zu Philippus; er findet Philippus allein und spricht zu ihm: Folge mir. Das ist eine jener Bekehrungen, welche sich ohne menschliche Beihilfe vorbereiten. Wie Jesus diejenige der Samariterin unternahm, wie er allein mit Saul auf der Straße nach Damaskus sprach, so auch stellte er sich allein vor Philippus und sagte zu ihm: Folge mir. Und Philippus kehrt von seinem Wege ab und bekehrt sich oder kehrt sich zu Jesu. Das bloße Wort Jesu Christi gibt dem Leben des Philippus eine andere Richtung. Aber dieses Wort haben wir noch. Es ist das Wort, welches uns im Evangelium angekündigt worden ist; es ist die ganze Schrift göttlicher Eingebung. Das Lesen des neuen Testaments allein hat schon mehr als eine Seele zu Jesu Christo geführt. Es braucht nicht einmal so viel. Ein Mensch kann diese oder jene Stelle der Schrift gelesen haben, er geht fort, Jahre vergehen vielleicht, bis plötzlich in einer besonderen Lage dasselbe Wort ihm in den Sinn kommt und lebendig wird. Vielleicht hatte dieser Mensch ein schlechtes Vorhaben, und dieses Wort, das ihm Wahrheit und Leben wurde, tritt ihm in den Weg. Er wird angehalten, betroffen, ein anderer Geist bemeistert sich sein; es ist Jesus Christus, der zu ihm sagt: Folge mir. Übrigens dürfen wir keineswegs glauben, dass, wenn Jesus Christus Einen beruft, er den Namen wie aus einer Urne ziehe mit geschlossenen Augen, auf gut Glück. Die Gnade ist nicht Willkür; es ist ein inniger Zusammenhang zwischen der Gnade, welche den Menschen überkommt, und dem Menschen, der durch sie ergriffen wird. Philippus konnte Jesu nachfolgen, oder auf seinem alten Wege fortfahren; wir können uns durch die Gnade anziehen lassen, oder unser Eigenes vorziehen, der Herr zwingt Niemanden. Wird unser Wille von der Gnade ergriffen, so haben nicht wir den Herrn, der Herr hat uns erwählt. Widerstehen wir, und steifen wir uns gegen einen solchen Ruf, so stößt nicht der Herr uns, wir aber den Herrn zurück. Die Erlösten werden erkennen, dass ihre Erlösung eine Gabe Gottes ist; eine Gabe aber schließt jedes persönliche Verdienst aus; die Verdammten werden erkennen, aber zu spät, dass die heilsame Gnade allen Menschen erschienen ist, dass sie auch an ihre Türe geklopft hat, aber keinen Eingang finden konnte.

Noch bleibt Nathanael übrig.

Dieser Fall vereinigt die zwei vorhergehenden in sich. Das ist eine durch den Herrn begonnene Bekehrung, ohne menschliche Hilfe, zu welcher ein Mensch später den letzten Stoß gibt. Ehe dich Philippus rief, sagt Jesus, als du unter dem Feigenbaum warst, sah ich dich. Was bewegte Nathanael in sich unter diesem geheimnisvollen Feigenbaum? Offenbar etwas, auf das Jesus Christus antworten kann und nur Er. Nathanael sucht; eine suchende Seele ist eine Seele, in welcher Jesus Christus sein Werk angefangen hat; eine Seele, in welcher sich Leben regt, und welche ihre wahren Bedürfnisse zu fühlen anfängt. Aber diesen Jesus, welcher uns unter dem Feigenbaum sieht, sehen wir nicht gleich. Man mag von der Gnade bearbeitet werden. Diese Arbeit kann Jahre dauern, ehe man sagt: Herr, zu wem sollte ich gehen? Du hast Worte des Lebens! Der Advent des christlichen Lebens verlängert sich. Vielleicht hat man nur noch einen Schritt zu tun und dieser letzte Schritt kostet mehr als alle andern. Doch man sei nur aufrichtig, und der letzte Anstoß wird auch kommen. Nathanael ist ein rechter Israelite, in welchem kein Falsch ist. Das ist nicht immer der Zustand einer Seele, welche sich zu bekehren anfängt. Bei geistigen Erschütterungen, welche nicht vorwärts gehen, hindert sehr oft Mangel an Aufrichtigkeit. Man hängt an irgend Etwas, man hat irgend einen verborgenen Bann, und wird auf diese Weise nie zum Frieden kommen. Nathanael hatte etwas Anderes, was ihn Anfangs zurückhielt: seine Vorurteile. Er hatte sich in den Kopf gesetzt, dass nichts Gutes aus Nazareth kommen könne; er ist gegen diesen Ort eingenommen, nicht dort hätte er den Erlöser gesucht. Und wer kennt nicht die unselige Macht der Vorurteile.

Wie viele Seelen, die auf gutem Wege sind, werden auf diese Weise aufgehalten! Oft sind es nur Kleinigkeiten, wegen derer man sich nicht ergeben will, aber nichts ist zäher als eben diese Kleinigkeiten; der Eigensinn ist in geringen Sachen oft viel stärker als in wichtigen. Jedoch zeigt uns Nathanael, dass auch diese Hindernisse gehoben werden können. Philippus sagt zu ihm: Komm und siehe; und Nathanael folgt diesem Rat. Er befolgt den Grundsatz: Prüft Alles, und das Gute behaltet. Das ist auch der Weg, der von den Vorurteilen losmacht und zum Herrn führt. Wenn wir genauer betrachteten, was uns oft aufhält, würden wir über unsere Vorurteile lachen und der letzte Schritt wäre getan. Philippus ist das menschliche Werkzeug, welches dem Nathanael den letzten Anstoß gibt und ihn von seinen Vorurteilen abbringt. Man muss nur eine aufrichtige Seele und wohl empfundene Bedürfnisse haben, damit diese ganze innere Arbeit sich abkläre und man ausrufe: Meister, du bist Gottes Sohn, du bist der König von Israel. Die Überraschung, dass Jesus ihn unter dem Feigenbaum, unter welchem er sich allein glaubte, gesehen hat, presst Nathanael diesen Ruf aus. Wenn man endlich den Herrn gefunden hat, macht man allerlei Vergleiche, welche in Erstaunen sehen. Man erinnert sich der Bedürfnisse, welche sich bekundeten, und welche nun so wohl verstanden werden. Man findet staunens- und bewunderungswürdig, wie Jesus Christus das Herz kennt, und wie das Herz für Jesum geschaffen wurde. Und man wird dem geben, der da hat, sagt der Herr anderswo. Eine erste Gunst zieht eine zweite nach sich, wenn sich das Herz nach der ersten ergeben hat. Nathanael erhält die Versicherung: Du wirst noch Größeres denn das sehen. Und was? Den Himmel offen, sagt Jesus, und die Engel Gottes hinauf- und herabfahren auf des Menschen Sohn. In der Christnacht öffnete sich der Himmel und stiegen die Engel Gottes hinauf und herab auf die Krippe zu Bethlehem. Die Adventszeit hatte der Erfüllung Raum gemacht; und wenn die vorbereitende Gnade ihr Werk getan hat, so macht der Advent noch Raum dem offenen Himmel und dem Dienst der Engel. Eine Seele, welche Jesum Christum gefunden hat, wird Gemeinschaft haben mit allen Schätzen Gottes und unter dem Schutze der Engel leben. Wird uns Gott etwas abschlagen, wenn er uns seinen Sohn gegeben hat, und wenn dieser Sohn lebendig in uns ist? Christus ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferweckt ist, welcher ist zur Rechten Gottes, und vertritt uns.

Und diese Engel, dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die ererben sollen die Seligkeit; werden sie uns nicht auf allen unsern Wegen behüten, und werden sie uns nicht auf den Händen tragen, dass unser Fuß nicht an einen Stein stoße?

Wir werden den Unterschied sehen zwischen Allein-Laufen und mit Jesu vorangehen. Lasst uns glauben, dass Jesus nicht ferne von uns ist, dass er ebenso lebendig für uns ist als für seine ersten Jünger. Man zeigt es dir in jeder Predigt, wenn man dir zeigt, wie das Lamm Gottes die Sünden der Welt trägt. Oder suche in deiner Familie, unter deinen vielen Erinnerungen. Hast du da Niemanden gesehen, welchen das Evangelium verändert hat und welcher dir ein Wunder war? Das spricht zu dir: Suche auch den Messias. Oder ist Jesus dir nie in den Weg getreten und hat an dein Herz geklopft und zu dir gesagt wie zu Philippus: Folge mir? Oder ist gar kein Feigenbaum in deinem vergangenen Leben, unter welchem deine beunruhigte Seele ohne sichtbaren Zeugen geseufzt hat? Befleißige dich der Ehrbarkeit, und du wirst auch einen Philippus finden, und durch ihn den Meister, der Gottes Sohn ist und König von Israel. Jesus ist überall; aber kommt und seht. Stelle dich vor sein Angesicht, und du wirst sehen, wo der Herr zur Herberge ist. Entfalte so vor ihm deine inneren Bedürfnisse und dein irdisches Leben, und er wird dir ein vorbereitendes Werk zeigen. Mehr als eine Gnadenwirkung wird aus dem Schatten hervortreten, und, wenn du dich ihr hingibst, wirst du noch Größeres sehen. Du wirst den Himmel und seine Fülle offen, und unter Führung Jesu überall Wunder, überall Engel sehen. Dein Advent hat dich denjenigen finden lassen, von welchem Moses ein Gesetz und von dem die Propheten gesprochen haben; du wirst keinen Anderen mehr erwarten, du wirst mit Allen, die ihn kennen, zu ihm sagen: Dennoch bleibe ich stets an dir, den du hältst mich bei meiner rechten Hand; du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich endlich mit Ehren an.

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autoren/l/lobstein/lobstein-christliche_festtage_-_erstes_fest_-_2.txt · Zuletzt geändert: von aj
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