Krummacher, Friedrich Wilhelm - Die Kananäerin.

Krummacher, Friedrich Wilhelm - Die Kananäerin.

Predigt über Matthäus 15,21-28., gehalten den 24. Oktober 1852.

Matth. 15,21-28.
Und Jesus ging aus von dannen und entwich in die Gegend von Tyrus und Sidon. Und siehe, ein Kananäisch Weib ging aus derselbigen Grenze, schrie ihn an, und sprach: Herr, du Sohn David erbarme dich mein! Meine Tochter wird vom Teufel übel geplaget. Und er antwortete ihr kein Wort. Da traten zu ihm seine Jünger, baten ihn und sprachen: Laß sie doch von dir, denn sie schreiet uns nach. Er aber antwortete und sprach: Ich bin nicht gesandt, denn nur zu den verlorenen Schafen vom Hause Israel. Sie kam aber und fiel vor ihm nieder, und sprach: Herr hilf mir. Aber er antwortete und sprach: Es ist nicht fein, daß man den Kindern ihr Brod nehme, und werfe es vor die Hunde. Sie sprach: „Ja, Herr; aber doch essen die Hündlein von den Brosamlein, die von ihrer Herrn Tische fallen.“ Da antwortete Jesus und sprach zu ihr: O Weib, dein Glaube ist groß! Dir geschehe, wie du willst. Und ihre Tochter war gesund seit derselbigen Stunde.

In der tief ergreifenden Geschichte, die ich euch eben verlesen habe, vernahmt ihr bekanntlich das Evangelium des Sonntags Reminiscere, welcher, wie euch gleichfalls bewußt ist, in die Passions- d.i. diejenige Zeit fällt, die ausschließlich der Betrachtung der Leidensgeschichte unsres Herrn gewidmet ist. Aus diesem Grunde geschiehts, daß jenes Evangelium, das uns so klar und bündig den Weg zu aller Hülfe und aller Rettung zeigt, viel seltener den Gegenstand kirchlicher Andacht bildet, als es seines reichen und höchst beherzigenswerthen Inhalts wegen dies sollte. Wir, die wir uns mit unsern Betrachtungen auf das abgegrenzte Gebiet der sonntägigen Evangelien und Episteln nicht beschränkt sehn, sondern mit freiem Segel und in beliebiger Richtung das weite und unergründliche Meer der ganzen heiligen Schrift befahren, wollen uns heute einmal wie die Perlenfischer in des Oceans Tiefen, mit den Netz unserer Gedanken in jenen lieblichen Vorgang versenken. Wir betrachten des Glaubens Natur, Kampf und Sieg in der Geschichte der Kananäerin, und schauen letztere an in der fünffachen Lage einer Hülfsbedürftigen; einer Zufluchtnehmenden; einer Abgewiesenen; einer siegreich Durchdringenden, und endlich einer mit reicher Gnade Gekrönten.

Begleite uns der Geist des Herrn mit seinem Licht, und lehre er uns die Schätze des Friedens heben, die unser Evangelium im Schoße trägt!

1.

“Und Jesus zog aus von dannen“, beginnt unsre Geschichte, “Und entwich in die Gegend von Sidon und Tyrus.“ Eine durch das Wort der Wahrheit, das er eben gepredigt hatte, im Kreise der Pharisäer und ihrer Partheigänger hervorgerufene neue widerwärtige Aufregung hatte es dem Herrn räthlich erscheinen lassen, für eine Weile sich zu entfernen und die Stille und Einsamkeit zu suchen. Wo aber fand Er diese? In welchem Winkel gerieth es Ihm, verborgen zu bleiben? Bis hoch an die entlegenen Grenzen Phöniciens, dieses bekannten Landes des Welthandels und der Erfindungen, hinauf, zog er sich aus Galiläa zurück; jedoch überschritt er diese Grenzen nicht, weil hier eine göttlich gezogene Schranke ihm Halt gebot. Es sollte den Phöniciern nicht einmal kund werden, daß er in der Nähe ihrer Marken weile. Aber wie mag die Morgensonne heimlich und unbemerkt am Horizont heraufziehn? Auch von jenem düstern Kananiterlande durfte es jetzt schon heißen: „Die da in Finsterniß sitzen, sehn ein großes Licht, und über denen in den Schatten des Todes scheinet es helle!“ – War doch ohnehin der “große Prophet“, der in dem benachbarten Palästina aufgestanden, auch in Phönicien schon längst kein unbekannter Mann mehr. Nicht wenige Tyrer und Sidonier hatten Ihn (nach Marcus 13 und Lucas 6) bereits persönlich in Judäa gesehen, und waren in seinem Lichte eine Weile fröhlich gewesen. Der Ruf seiner Thaten und Wunder durchscholl auch schon weit und breit dieses heidnische Land, das wohl nie gänzlich gegen die Offenbarungen des benachbarten Israels sich abzusperren vermochte. So darf uns denn auch die Erscheinung nicht zu sehr befremden, der wir jetzt begegnen werden. An die Marken Phöniciens schlägt brandend der Ocean der göttlichen Erbarmung; wie, daß demselben nicht die Bächlein des Heilsbedürfnisses von allen Seiten entgegen rauschen sollten? Vor den Thoren weilt der Magnet vom Himmel; ist’s ein Wunder, daß ringsum, wo Herzen Mühseliger und Beladener schlagen, dieselben seinen Zug verspüren?

Die Kämpferin, auf der heute unsre Blicke ruhen werden, beschreitet den Schauplatz. Auch zu ihr drang die Kunde: der Meister sei in der Nähe. Dies aber vernehmen, und sich aufmachen, und, wie beschwerlich und weit auch immer die Straße, Ihm entgegeneilen, war bei ihr eins. Dort kommt sie her, ein armes Kananäerweib, tief darniedergebeugt, die Schatten des Grams und Kummers in allen Zügen. Ein schweres Hauskreuz hat sie betroffen. Ihr Töchterlein, wie es scheint, ihr einziges, wird “vom Teufel übel geplagt.“ So sagt sie, und so war’s. Ich kenne die Empfindungen, mit denen eure “Aufklärung“, mit welchem Namen euer Unglauben so gerne ja sich schmücken mag, - vor evangelischen Aussagen jener Art zurückzuscheuen pflegt. Ihr werdet aber schon an das Dasein eines Reiches böser, und leiblich, wie geistig und moralisch auf die Menschenwelt einwirkender Geister glauben lernen. Eurer Ahnung kommt dasselbe oft schon nahe genug. Wie häufig begegnet uns nicht selbst auf dem Gebiete der Wissenschaft in unsern Tagen das Wort dämonisch als Ausdruck für die innerste Natur gewisser geheimnißvoller menschlicher Erscheinungen, Zustände und Vorgänge, für die man in der herkömmlichen Physik und Seelenkunde den Schlüssel nicht zu finden weiß. Man wittert den Teufel, aber hat nicht den Muth, beim rechten Namen ihn zu nennen. Das Prädikat “dämonisch“ wird den Leuten wie abgedrungen; aber sie tragen Scheu, in den Sinn und die Bedeutung ihrer eignen Bezeichnung tiefer einzugehn. O, es ist um die Scheu vor der Schriftlehre vom Satan und seinem Reich, die hoch Vernunftwiedriges eben so wenig in sich hält, wie die Lehre von der Existenz guter und heiliger Geister, etwas gar Eigenes, das ich schon selbst “dämonisch“ nennen möchte. Freilich ist bei denen, welche den Artikel von so mancherlei albernen Vorstellungen, die sich im Laufe der Jahrhunderte als menschlich ekles Schlinggewächs an dieselbe angesetzt, nicht zu trennen wissen, jene Abneigung erklärbar. Aber wer heißt sie dieses Dogma anderswoher, als unmittelbar aus dem Evangelium entnehmen? Daß aber der Herr Christus das Dasein einer gefallenen Engelwelt nicht allein überall voraussetzt, sondern wiederholt auf’s Nachdrücklichste und Geflissentlichste behauptet, dies steht außer jeder Frage. Und hätte der Herr in diesem einen Punkte selbst geirrt, oder auch nur dem Irrthum Anderer sich anbequemt, so wäre er überhaupt der König der Wahrheit nicht, sondern etwas gar Andres. Wir aber wissen, wer er ist, und was wir an ihm haben.

Mit einem großen dringenden Anliegen also eilt das arme Kananiterweib herzu. Sie muß wieder sorgen, seufzen und betteln, während ihr Mann daheim bei seiner Arbeit weilt. Wie oft wiederholt sich dieses Verhältniß! Ja, sagte doch einmal Einer unter euch zu mir in aller Einfalt: „Meine Frau betet, und ich arbeite!“ O du armer, beklagenswerther Mann, der du also sprachest! Dauert diese Herzenscheidung zwischen euch beiden fort, so mache dich nur gefaßt: auch in der Ewigkeit wird sie beten, und du, wenn anders das, was der reiche Mann in der Pein und Flamme that, ein Arbeiten heißen darf, wirst dich verurtheilt sehn, zu arbeiten ohne Ende. – Mir ist nicht bewußt, Geliebte, ob Aehnliches, wie jene Phönicierin, oder was etwa sonst euch drückt. Es hat ein jeder sein stilles Kreuz, und jede Hütte, wie freundlich sie nach außen gleiße, ihren heimlichen Sorgenwinkel. Und wird euch auch kein liebes Töchterlein, „vom Teufel übel geplaget“, so habt ihr doch eure arme Seele, und euer verschmachtetes Herz, und euer beladenes Gewissen, und euern sklavisch geknechteten Willen. Ja, Brüder und Schwestern, das Köstlichste, was uns verliehen ward, unsre sterbliche Seele, ist unsre kranke Tochter. Ach, wie krank ist sie von Natur, wie hülfsbedürftig! Meist wird man’s nicht so gewahr, so lange man noch in den Jahren der Jugend steht. Da verdeckt uns ein Scheinleben rosiger Hoffnungen für unsre Zukunft, phantastischer Pläne, und hundertfacher eitler Bestrebungen und Unternehmungen ihren wahren Zustand. Aber später, wenn die Hoffnungsblüthenzeit vorüber ist, und man denn halbwege dies und das errang, was man erstrebte, und erkennet, wie gar nichtig es sei, und eitel, und tausend süße Träume an der kalten Nordpolssonne der Wirklichkeit eben als Träume nur und leere Illusionen sich erzeigen: o dann beginnen wohl die Krankheitssymptome unserer Seele eins nach dem andern in unserm Bewußtsein aufzutauchen. Die arme hat keinen Frieden, ist unruhig und unstät, verdrossen und von Launen geplagt. Es durchzieht sie eine dunkle Empfindung, als habe sie ihr Ziel verfehlt. Sie fühlt sich leer, unbefriedigt, öde. Die Vergangenheit liegt hinter ihr als ein kurzer, bleicher Traum; die Gegenwart ist ihr kahl und langweilt sie; aus naher Zukunft drohen Tod und Grab herüber. Sie fühlt ein tiefes Unbehagen; und scheint das Licht des Heiligen Geistes drein, so entdeckt sie den innersten Grund von diesem Allem in dem Umstand, daß sie, die bejammernswerthe, mit Sünde beladen, mit den Stricken der Eitelkeit gebunden, und von Gott entfremdet ist, und dunkel ihr künftiges schreckensvolles Schicksal ahnet. O es steht sehr mißlich um die Tochter, die unsterbliche, in unsrer Brust; und wir sind, genau besehn, nicht minder hülfsbedürftig, ja hülfsbedürftiger noch, als das Kananäerweib in unsrer Geschichte.

Auf diese nun den Blick zurückgelenkt! Was beginnt sie? Kommt und sehet! Sie zeigt uns vorleuchtend den Weg, den wir Alle einzuschlagen haben, wenn wir von dem Weh, das an unserm Innern nagt, gründlich genesen, und den Schauern eines ewigen Todes entrinnen wollen. Sie nimmt ihre Zuflucht zu Jesu; und fürwahr! an dem vorbei, sei es zur Rechten oder zur Linken, führt keine Straße zu Heil und Frieden. Nein, todte Werke thuen’s nicht; todte Worte ebensowenig. Die Philosophie ist kein Heiland; die Kirchlichkeit auch nicht. Der einige Vermittler unserer Seligkeit ist Christus, und bleibt es. Nicht einmal die Liebe rettet, die vielgepriesene, geschweige ein levitischer Werkdienst mit Fasten, Beten, Communiciren, und was des mehr ist; sondern Er, nur Er. Solange wir Ihn nicht als innersten und wesentlichsten Gehalt in unser Leben aufgenommen haben, steht auf letzterem von Gottes Hand geschrieben die Inschrift: „Tekel, d.i. Gewogen und zu leicht befunden.“ O, die liebe Kananäerin, wie trefflich trägt sie uns die Fackel vor, uns, und Allen, Allen, vom König herab bis zum geringsten Knecht. Denn Alles ist beschlossen unter dem Fluch; und es löset den Bann nur Einer: Er. Die Welt wäre verloren, und würde zum Höllenpfuhl, wollte Er ihren Staub vom Fuße schütteln. Aber, Heil uns! Er wandelt noch in unsrer Mitte, ob auch seit Jahren schon eine Belialsbrut, wie weiland die Gergesener, ihm gegenüber steht und ihn, wie jene, bittet, er möge von unsern Grenzen weichen.

Die Kananäerin nähert sich mit ihrem gepreßten Herzen ihrem letzten Hoffnungsstern, und schreit ihn an: “Herr, du Sohn Davids, erbarme dich mein; denn meine Tochter wird vom Teufel übel geplaget“! – Hört nur, wie israelitisch dies klingt. Man muß gestehen, daß sie mit den Samenkörnlein göttlicher Wahrheit, die der Flügel eines guten Windes aus Judäa zu ihr herübertrug, trefflich gewuchert hat. “Herr“, beginnt sie. Einen solchen Majestätstitel hat sie für Den, der so anspruchslos und unscheinbar vor ihr steht. Aber hier könnt ihr schauen, wie scharf das Auge des Bedürfnisses sieht, und dann, wie auch der Schleier der Knechtsgestalt nicht im Stande war, das Diadem der Gottheit um die Stirn des Friedensfürsten ganz zu verdecken.- “Sohn Davids“ nennt sie ihn. Wie sie so sorgsam aus den paar Bruchstücken von Erzählungen, die bis zu ihr gedrungen, sich’s gemerkt hat, wie die Krüppel und Lahmen in seiner Heimath in anzurufen pflegten. O, das Heilsverlangen, das der Geist wirkt, ist immerdar geschäftig, um, der Ameise gleich, Alles, was sich auf Ihn bezieht, und wäre es das scheinbar Geringfügigste, in sein verborgenes Vorrathskämmerlein einzuheimsen. - “Erbarme dich meiner“! schreit sie ihm entgegen. O, wie so tief aus dem Staube heraus, und so recht vom Armensünderbänklein her tönt dieser Ruf! eine bleiche sterbende Pflanze streckt in ihr zaghaft aber in entschiedener Richtung aus dunkler Felskluft ihre welken Zweiglein dem Alles belebenden Sonnenlicht entgegen. – Aber „erbarme dich meiner“? ruft sie? Ja, hier seht ihr wieder, wie die rechte Liebe aus Zweien Eins macht. Die Mutter bittet in ihrer Bitte für das Töchterlein zugleich für sich selbst. Zwei Seelen, aber Ein Weh; zwei Herzen, aber der Schlag nur Einer. Erweiset der Herr dem Kinde Gnade, so ist die Mutter mit begnadigt. Hilft er jenem, so verherrlichte er sich auch an dieser; und sie ist es, die ihn bekennen, loben, preisen, und als lebendiges Dankopfer sich Ihm zu Füßen legen wird.

3.

„Erbarme dich meiner“! Sie ruft’s, und giebt damit den Ton an, in welchen wir Alle einzustimmen haben, wenn man nicht einst die grauenvollen Jammerlaute jenes in den Abgrund der ewigen Nacht Verstoßenen auch auf unsrer Lippe finden soll. „Erbarme dich mein“, seufzt sie. – Und der Meister? – Die Geschichte meldet, und zwar, wie es scheint, selbst nicht ohne alle Befremdung: “Und er antwortete ihr kein Wort.“ – Auffallend dies; ja, in so hohem Maaße unerwartet, daß, wenn ich dessen noch bedürfte, ich schon in diesem einem scheinbar geringfügigen Zuge das ausreichendste und unwidersprechlichste Zeugniß für die historische Wahrheit unsres Vorgangs erkennen würde. Menschliche Dichtung würde nimmermehr so widersprechend und folgewidrig verfahren sein, dem Herrn in solchem ergreifenden Momente, diese stumme Rolle zuzutheilen. Sie hätte sonder Zweifel vielmehr geglaubt, ihn hier alsobald seine ganze Leutseligkeit bethätigen lassen zu müssen. Aber die Geschichte berichtet: “Und er antwortete ihr kein Wort.“ O wie viel Wahrheit liegt in diesem Zuge, und wie viel Tiefe läßt derselbe ahnen! Auch da, wo es helfen und segnen galt, war der Heiland seines Muthes Herr. Er hatte sich, wie mit seiner That, so auch mit seinem Herzen und dessen innersten und heiligesten Bewegungen seinem himmlischen Vater zu unbedingtem Gehorsam untergeben. Nimmer überließ er sich den Regungen seines Mitleids und Retterdranges, bevor er wußte, ob die Woge des Gefühls ihn nicht etwa über eine ihm göttlich gesetzte Schranke hinausreißen würde. Der Kananäerin gegenüber versenkte er sich erst mit der forschenden Frage in sein Herz, ob die väterliche Instruktion, die ihn mit seinen Heilswundern zunächst an die verlorenen Schafe vom Hause Israel, ihm wohl gestatte, schon jetzt auch an den Heiden, als deren eigentlicher Erstling jene Bittende vor ihm stand, seine Herrlichkeit zu erzeigen, und hiemit in ein neues Stadium seiner Wirksamkeit einzutreten. Seht hierin den Grund seines Schweigens, und suchet denselben nicht etwa, wie gewöhnlich geschieht, nur in der Absicht, das Weib zu prüfen, oder wohl gar in einem Mangel an Geneigtheit, ihrer Noth ein Ziel zu setzen. O wie sehr war er zu Letzterem geneigt! Aber er beschränkte sich selbst in seiner Liebesbethätigung, um erst in tiefster Unterthänigkeit den Wink und die Weisung seines himmlischen Vaters abzuwarten. Aus diesem Gesichtspunkt angeschaut, wird sein Verstummen erst ganz erklärlich, und gewinnt nun eine tiefe, seinem Wesen und seiner Würde vollkommen entsprechende Bedeutung. Seine Jünger freilich begriffen sein Verhalten nicht. Ungeduldig treten sie an ihn heran, und sprechen: “Laß sie doch von dir, denn sie schreiet uns nach.“ Wie viel Anlaß war dem Herrn hier wieder gegeben, die Vorwitzigen, wie bei einer andern Gelegenheit geschah, mit den Worten: „Meine Zeit ist noch nicht hie; eure Zeit aber ist allewege“, in die Schranken der geziemenden Bescheidenheit zurückzuweisen. Aber er überläßt es hier der weiteren Entwicklung der Scene, sie zu beschämen. Allerdings hätte es so scheinen können, als ob die Jünger barmherziger wären, als ihr Meister. Aber geht der Sache nur etwas tiefer auf den Grund. Was wollen sie eigentlich? Ihr Begehren geht dahin, daß er die Heidin nur eilends mit Gewährung ihrer Bitte abfertigen, und also sich selbst, sonderlich aber sie („sie schreiet uns nach“ hören wir sie sagen) von dem lästigen Geleite der Bettlerin befreien möge. Sie glauben ja schon zu sehen, wie die Schreiende die unerwünschte Aufmerksamkeit allerlei Gesindels auf sie lenke, und sie schämen sich eines so niedrigen und gemeinen Gefolges. Freilich, helfen soll der Herr, ehe er sie entläßt; aber nur, damit auch hier, wie überall, ein verklärender Strahl Seiner Herrlichkeit verklärend mit auf sie, seine Vertrauten, falle. Wie viel Egoismus also in der gleißenden Schale ihres scheinbaren Wohlmeinens! Gehen wir jedoch hier nicht vorüber, Geliebte, ohne in diesem Spiegel unser eignes Antlitz beschaut zu haben. Wie oft zuckt unter ähnlichen Verhältnissen, wie das, in dem sich die Jünger hier befinden, auch in unsren, namentlich der Prediger oder Missionare, Herzen solch ein “Laß sie doch von dir“ auf, das sicher nicht verlauten würde, wenn die Leute, die heilsbegierig uns umdrängen, und sich uns anzuschließen wünschen, etwas respektirlicher wären nach dem Fleisch, als sie es in der Regel sind! Und wie manchmal werden auch wir versucht, lediglich aus dem Grunde zu wünschen, daß der Herr in recht hervorragenden Thaten und Wundern, namentlich in der Heidenwelt, sich offenbaren möge, damit wir dieselben als einen Ehrenkranz um unsre Stirnen winden, und darin als Solche uns presentiren können, die doch keiner sogar unhaltbaren Sache das Wort reden, und mitnichten zur Fahne eines bloßen Schattenköniges geschworen haben. Unglaublich ist es, in welche seinen Lichtengelsgestalten der alte Adam sich verkleiden, und bis in welche entlegenen Winkel er sich verkriechen kann. Aber hier gilt’s, bis in die heimlichsten Verstecke mit dem Schwerdte des Geistes ihm nachzudringen, und ihm nicht Rast zu gönnen noch Ruhe, bis er zu den Füßen Jesu verblutet. –

“Laß sie doch von dir!“ So die Ungeduldigen. Da entgegnet der Meister, und zwar den Jüngern sagt Er’s, woraus ihr abnehmt, daß er wenigstens nicht blos, um die Kananäerin zu versuchen, seine Hülfe verzieht: “Ich bin nicht gesandt, denn nur zu den verlorenen Schafen von dem Hause Israel.“ – Ja, dies Wort bestätigt vollkommen alles das, was wir vorhin über jene Erhörungsverzögerung und deren innerste Ursache bemerkt haben. “Gesandt“ war der Herr, und als Gesandter angewiesen, während seines Erdenwallens, und bis zum Momente seiner schließlichen Erhöhung, „ein Diener zu werden der Beschneidung, um der Wahrheit Willen Gottes zu bestätigen die Verheißungen den Vätern gegeben“, - wie Paulus bezeuget Röm. 15,8. Dieser väterlichen Ordnung unterwarf Jesus sich unbedingt, und erachtete sich ohne ausdrückliche Genehmigung von Oben auch in einem einzelnen Falle, wie der vorliegende, nicht für befugt, von derselben irgend abzuweichen. Aber geduldet euch, die väterliche Genehmigung wird ihm schon werden. Das Weib hat die zu den Jüngern gesprochenen Worte des Herrn gehört. “Er muß aber dennoch helfen“, denkt sie, und tritt näher an Ihn heran, fällt anbetend vor ihm nieder, und redet ihn jetzt freilich nicht mehr mit dem Namen “Sohn Davids“ an, als wollte sie sagen: „Allerdings haben ich und meine armen Stammgenossen solcher Ansprüche, wie sie das Haus Israels an dich hat, uns nicht zu rühmen. Aber wohl ruft sie auf’s Neue ihr “Herr!“ Sie denkt: „Du kannst ja nicht allein für Israel gekommen sein; du bist ja der allgemeine Herr; dein Herz ist geräumiger, als für ein Volk nur, und deine Sünderliebe reicht weiter als die Grenzen Judäas und Galiläas!“ - “Herr, hilf mir!“ ruft sie. Da tönt denn der wundersame Bescheid daher, welcher den Glauben der armen Bittstellerin freilich auf die äußerste Feuerprobe stellt. “Es ist nicht sein,“ spricht der Herr, (buchstäblich: es ziemt sich nicht, d.i.: es ist der Ordnung Gottes nicht gemäß,) “daß man den Kindern ihr Brod nehme und werfe es vor die Hunde.“ Wir stehen stutzend vor dieser zermalmenden Rede; und wie könnten wir anders? Denn nicht etwa nur scherzweise und sich verstellend spricht hier der Herr, was seiner ganzen Art und Natur widerstreiten würde. Auch hat sich die Sache nicht so, wie Etliche sie fassen möchten, als habe er nur sagen wollen: „Ich darf nicht; es möchten sonst die Juden sprechen: „Es ist nicht fein, daß man den Kindern das Brod nehme und werfe es vor die Hunde.“ Nein, die Worte sind zu nehmen, wie sie lauten. Längst waren die Heiden gewohnt, Seitens der Juden sich “Hunde“ schelten zu hören. Der Herr, dessen Liebe auch in ihrer leutseligsten Herablassung stets eine heilige war und blieb, und in dessen Verhalten überall ein richterlicher Ernst mit freier Gnade Hand in Hand ging, nennt nun die verkommenen Götzendiener mit demselben Namen und stempelt sie dadurch allerdings auf der einen Seite zu Kreaturen, die in sich schlechthin verwerflich seien, während er auf der andern, die väterliche Willensmeinung für den gegenwärtigen Fall schon ahnend, die Hand der Erbarmung nach ihnen ausstreckt. „Die Hand der Erbarmung“? fragt ihr zweifelnd. – O, wohl, wohl! Das Herz wallt ihm schon vor Mitleid und Retterlust. Die helfende Liebe steht bereits gegürtet hinter der Thür; ja schaut schon, den Schleier lüftend und erkennbar, aus ihr hervor. „Aber wo doch“? fragt ihr? In einer einzigen Sylbe. Nein, nicht “Hunde“ nennt er die Heiden. Mit solchem wegwerfenden Ausdruck hat er sie nie genannt. Er gebraucht vielmehr im Grundtexte das Wort in der Verkleinerungsform der Zärtlichkeit, und redet selbst schon von “Hündlein“. Da stellt sich denn ein ganz anderes Bild heraus. Der Begriff der Unreinheit, und vollends der des Verworfen- und Preisgegebenseins tritt nun völlig wieder zurück. Die Hunde laufen im Morgenlande sich selbst gelassen und herrnlos auf den Gassen umher, während die Hündlein, zärtlich gepflegt, gleichsam mit zur Hausgenossenschaft und zur Familie gehören. O, der leutselige Herr! Wie er mit so liebreichem Bedacht bis auf Sylbe und Jota seine Worte wägt und setzt! Für immer darniederschmettern hätte es die Kananäerin müssen, wenn auch er von Hunden geredet hätte. Nun aber ist ihr in seinem Worte eine Handhabe geboten, die sie ergreifen und an der sie sich aufrecht halten könne.

4.

Es ist wahr, höchst verhängnißvoll ist die Lage, in der man sich befindet, wenn man den Herrn um Erbarmen anschreit, und er in andauernder Weise, als ob er sich nicht um uns bekümmere, hart und schweigend sich gegen uns verhält. In solcher Erfahrung stand eine Klippe, an der schon Mancher gestrandet ist, und für immer mit seinem Glauben Schiffbruch gelitten hat. Der König Saul, in solche Situation hineingestellt, dachte am Ende bei sich selbst: „Wohl, verschmähest Du’s denn, auf mein Gebet zu achten, so gehe Du zur Rechten, und ich zur Linken!“ Er dachte es, und ward des Satans Beute. Ach, es geht auch unter uns wohl Mancher mit dämonisch verbittertem Geiste umher, der, wollte er aufrichtig sein Innerstes zu Tage geben, sprechen müßte: „Saget mir nicht mehr von euerm Gott! Ich habe es mit ihm versucht; aber ich habe erfahren, daß er nicht Ohren hat zu hören, noch Hände zu helfen. Behaltet ihn für euch! Er existirt, er lebet nicht!“ – O Brüder, ob der Herr auch noch so spröde thäte, ja, in seinem Verhalten gegen uns sogar uns “Hunde“ schölte; - seien wir auf unsrer Hut vor dem Verzagen und der Resignation, wozu uns dann der Satan versuchen wird. Geben wir um keinen Preis unsre Sache vor dem Herrn auf. er wirft uns in solchen Momenten nur einen Felsblock in die Straße, an dem unser letztes Meinen von irgend eigner Würdigkeit zerschellen soll. Lassen wir dann solch’ Wähnen immerhin in Scheiter gehn; nur scheitre unser Glaube, unser Vertrauen nicht! Ersehen wir uns das Kananäerweib zu unsrer Führerin. Sie zeigt uns in solcher Lage die rettende Fährte. –

Die Kananäerin hört das abweisende Wort. Ja, die Rede ist hart, und beugt sie tief darnieder. Aber schnell besinnt sie sich, ergreift den in dem “Hündlein“ ihr dargereichten Finger der Erbarmung, und mit wahrer Klugheit der Gerechten den Herrn in seinen eignen Worten fahend, spricht sie – was? – Etwa ein trotziges: „Ich bin kein Hund! – Zeuch hin! Ich habe mich an dir versehn?“ – O nicht doch! In tiefster Demuth Sein Urtheil über sie bestätigend, entgegnet sie mit liebenswürdiger Naivität, und unter sinnreichster Ausdeutung Seiner scheinbar abweisenden Rede: “Ja, Herr; aber doch essen die Hündlein von den Brosamlein, die von ihrer Herren Tische fallen.“ – Freunde, ich trage Scheu, auf eine nähere Erörterung dieser unbeschreiblich rührenden Worte einzugehen. Ist mir’s doch, als liefe ich dadurch Gefahr, den himmlischen Duft und Schmelz auf den Blättern einer Paradiesesblume zu verwischen. Ihr fühlt ja selbst die Fülle von Anspruchlosigkeit, Kindeszuversicht und anschmiegendem Vertrauen, die sich darin kund giebt. Ihr athmet ja Alle den Hauch eines neuen wahrhaft göttlichen Lebens, der, wie „Geruch eines grünen Feldes, das Gott gesegnet hat“, euch daraus entgegenschlägt. Nur auf das Eine laßt mich euch aufmerksam machen, wie zwischen dem “Ja, Herr“ und dem “Aber doch“ der Kananäerin das ganze lebendige Christenthum sich bewegt. Wo Jemand mich fragen wollte, welches die Grundtöne des vom Geiste Gottes gewirkten Glaubenslebens seien, ich würde nicht besser darauf zu antworten wissen, als: Sie heißen: Ja, Herr, aber doch. Wenn Einer spräche: „Wie rette ich meine Seele?“ – ich erwiederte: „Sprich: Ja Herr zu dem, der durch das Gesetz dich verdammt; und wirf alsdann mit einem Aber doch dich in den Schooß der freien Gnade.“ Wenn Jemand zu erfahren begehrte, woran zu erkennen sei, ob er im Stande der Gnade stehe; ich riethe ihm: „Erforsche dein Inneres; und tönt daraus ein lebenskräftiger Wiederhell jenes “Ja Herr“, - „Aber doch“ dir entgegen, so jauchze Hallelujah.“ - Ja, Herr, ich gestehe Alles, Alles zu; aber doch verzage ich nicht: denn du büßtest und vergiebst ja Alles. - Ja Herr, ich liege unter dem Fluche des Gesetzes; aber doch bleibt Verzweiflung von mir fern: denn du wurdest ja ein Fluch für mich. - Ja Herr, keines Dinges bin ich würdig, als der ewigen Verwerfung; aber doch bin ich getrosten Muths: denn deines Blutes Macht ist größer, als diejenige aller meiner Missethaten! – Merkt’s, Freunde: in der lebendigen Verknüpfung des “Ja Herr,“ mit welchem ich mich der Schlachtbank des göttlichen Gerichtes überliefere, mit dem “Aber doch“, in dem ich gläubig das Kreuz umfasse; des “Ja Herr“, womit ich hinabtauche in das Meer der Buße, mit dem “Aber doch“ mit welchem ich, wieder heraufsteigend, den Anker meiner Hoffnung auf den Fels der göttlichen Erbarmung werfe; ja, in der lebendigen Zusammenfügung dieser beiden Herzenslaute liegt die ganze Ordnung des Heils. Die Pforte des Himmelsreichs bewegt sich in diesen beiden Angeln.

5.

Der Herr vernimmt das reiche, sinnige Wort der Beterin zu seinen Füßen; und nun steht’s Ihm freilich außer Frage es habe der Vater selbst Ihm diese Heidentochter zugeführt, daß er seine Herrlichkeit an ihr erzeige. “O Weib“, ruft Er, freudigst überrascht durch die holdselige Herzensgestalt, die sich hier so unerwartet vor ihm entschleiert, und mächtiglich gehoben von der Hoffnung der reichen Heidenerndte die für die Zukunft seiner harre, “dein Glaube ist groß, dir geschehe, wie du willst!“ Hört, hört dieses „Brausen der Eingeweide Seiner Barmherzigkeit!“ – Und sein Wort; - ihr wißt, im Geleite allmächtiger Heilkraft fuhr es dahin, und das arme hart geplagte Töchterlein „ward gesund zu derselbigen Stunde.“ Herrlicher Ausgang des heißen, schweren Kampfes des ringenden Mutterherzens! Beneidenswerther Triumph der kühn andringenden, tapferen Streiterin! Wer nun auch unter uns wie sie zu glauben weiß, wird ohnfehlbar auch wie sie gekrönt. Aus welchem Grunde der Herr ihren Glauben “groß“ nannte, brauche ich nicht erst zu sagen. Groß mußte er heißen um der lauterlichen Demuth willen, in der er jedes eigenen Rechtsanspruches sich begab; groß ob der erhabenen Vorstellung von dem Umfang Seiner Gnade, in der er wurzelte; groß wegen der durchhaltenden Kindeszuversicht, womit er die Wahrheit umklammerte, daß des Menschen Sohn gekommen sei, zu suchen und selig zu machen, was verloren sei; und groß endlich der Beharrlichkeit halber, womit er, je schwerer er angefochten wurde, nur um so hartnäckiger und tiefer sich in Ihn verankerte.

“Gehe hinaus auf die Fußtapfen der Schafe“, spricht der Bräutigam im Hohenliede zu seiner Braut, der gläubigen Gemeine. In den in der heiligen Schrift uns überlieferten Führungen seiner Kinder hat der Herr allen denen, die nach ihnen kommen würden, scheinende Lichter und aushelfende Richtzeichen an- und aufstecken wollen. Auch die Kananäerin ward von Ihm ersehen, namentlich im Dunkel banger Sorgen und Leidensnächte uns zum Leitstern und zur Wegweiserin zu dienen. Tausende schon sind ihrer Spur gefolgt, und wie sie, gekrönt, wie sie gesegnet worden. Wer du immer seist, der du mit einem Anliegen betend vor dem Herrn liegst, halte, zumal wenn dein Anliegen ein solches ist, das dein Glaubensleben, und somit die Interessen deiner unsterblichen Seele berührt, im Gebete an und aus. Halte aus selbst dann, wenn du meinen solltest, Ihn, der deine einige Hoffnung ist, wieder von „Hündlein“ reden zu hören, denen auf Kosten der Kinder das Brod zu brechen sich nicht gezieme. Ob tausendmal von Seines Thrones Stufen nichts als das leere, luftige Echo deiner Bitte dir zurückzutönen scheint, sende sie auf’s neue, und immer wieder, zu Seinem Thron empor. Und wenn du schon mit David sprechen müßtest: „Mein Hals ist mir heisch, und mein Gesicht vergehet mir, daß ich solange muß harren auf meinen Gott“; ermüde nicht; klopfe an; ringe, ringe! Dem ringenden Jakob konnte der Herr die Hüfte verrenken, daß er auf eigenen Füßen nicht mehr zu stehn vermochte; aber die Arme, womit der Gelähmte jetzt seinen Hals umfaßte, zerbrach Er nicht; denn damit hätte er ja sein eigen Wort und Werk zerbrochen. Die Kananäerin nöthigte er zum unbedingten Aufgeben des letzten Rechtsanspruchs an Ihn, den sie etwa noch in sich selbst zu tragen hätte wähnen mögen. Aber wie weit entfernt war Er davon, den Rechtsanspruch verkennen, oder gar verneinen zu wollen, welcher von der Welt her dem Glauben göttlich zugestanden ist, und ewig zugestanden bleibt. Freilich trat die dem Glauben gegebene Verheißung in der Sache der Kananäerin mit einer dem Sohne ertheilten göttlichen Instruktion in Conflikt und Widerstreit. Aber siehe da, es muß die letztere der ersteren weichen, und ehe der Glaube beschämt werden sollte, wird die Schranke der göttlichen Satzung durchbrochen. Nirgends dürfte es jemals stärker hervorgetreten sein, daß der Glaube Alles vermöge und Alles überwinde, als eben an diesem Orte. Gilt doch dem Glauben das unerhörte Zeugniß: „Du hast mit Gott gerungen, und du bist obgelegen!“ - Durch denn! mein angefochtener, mein bedrängter Bruder! Mit dem Glaubens-Appell an Seine Gnade durch Alles durch! Binde den Herrn, deinen Gott, mit Seinen eigenen Verheißungsworten; denn in diesen goldnen Ketten will Er sich dir unbedingt gefangen geben. Sprich mit David im 27 Psalm: „Mein Herz hält dir vor dein Wort: Ihr sollt mein Antlitz suchen, darum such ich auch, Herr, dein Antlitz!“ Und ist dir, als hörtest auch du ihn sagen: „Laß mich gehen;“ o, so umklammre Ihn nur noch um so fester, und entgegene mit Israel: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn!“ Laß dir’s gefallen, daß Er dich demüthige, und jedes Recht an seine Hülfe dir bestreite; aber steife dich darauf, es beruhe dein Recht in Seiner Gnade, und überwinde Sein Nein mit dem unabweislichen Ja Seiner Zusagen. Unter so beharrlicher Berufung auf die von Ihm selbst dir an die Hand gegebenen Ermuthigungsgründe behaupte deinen Platz zu Seinen Füßen, und fahre fort zu betteln und zu seufzen. Was gilt’s, die Stunde schlägt, da auch du ein Aehnliches vernehmen wirst, wie das zur Kananäerin gesprochene: “Dir geschehe, wie du willst“, und da nach Kampf und Thränen auch du, wie weiland Jakob, irgend eine Stätte “Pniel“ nennest, und mit ihm jauchzen und frohlocken wirst: “Ich habe den Herrn von Angesicht gesehen, und meine Seele ist genesen.“ Amen. –

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