Krummacher, Friedrich Wilhelm - Andachten

Krummacher, Friedrich Wilhelm - Andachten

2. Könige

Da sprach der Engel des HErrn zu Elia: Gehe mit ihm hinab und fürchte dich nicht vor ihm!
(2 Kön. 1,15.)

„Und er ging hin,“ heißt es von Elias. Herrliches Zeugnis! Lasst es auch von euch gesagt werden können, wohin der Herr auch rufen möge: und er ging hin! Ist der Gang auch sauer, geht nur hin! Zieht getrost im Glauben ab, seid stille, harrt; im Schauen werdet ihr enden, so oder so. Und wer nun abgestoßen ist auf Gottes Wort mit seinem Lebensschifflein und gegenwärtig auf der offenbaren See herumkreuzt, der zittere nicht, sondern werfe seinen Anker in den Grund der Treue Gottes und auf den Felsen Seiner ewigen Verheißungen und sei guten Mutes und spreche mit dem königlichen Sänger: Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott, denn du wirst ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist!

„Fürchte Dich nicht!“
So sprach der Erst‘ und Letzte
Dort zu Johannes, da er sich entsetzte
Vor Seinem Glanz und majestät‘schen Licht.
Ach, wo blieb' ich vor Seiner Höh‘ und Größe
Mit meiner Sündigkeit und jämmerlichen Blöße?
Gottlob! dass Er zu mir auch spricht:
„Fürchte Dich nicht!“

Amen.

Psalter

Dein Stecken und Stab tröstet mich.
(Ps. 23,4.)

David meint den Hirtenstab. Ihn beruhigt das Bewusstsein, dass er auch hier unter Seiner Hut und Leitung stehe. O, wenn der schon so sprechen konnte, der es noch nicht erlebt, dass der gute Hirte, auf dessen Schultern er sich lehnt, selbst vor ihm her ins dunkle Tal hinabstieg, um ihm zu zeigen, dass es einen Ausgang habe, der in lauter Licht und Herrlichkeit führe, wie weit näher ist es uns gelegt, die wir den guten Hirten tatsächlich über Tod und Grab triumphieren sahen, und Sein Wort, an Seine Schäflein gerichtet, haben: „Ob Ich hingehe, will Ich doch wieder zu euch kommen und euch zu Mir nehmen, auf dass ihr seid, wo ich bin!“ Ja, Er kann durch die Todestüren träumend führen. Er kann machen, dass schon durch das Dunkel des Todes selbst etwas wie festlicher Schimmer sich ergießt, dass das Scheiden unter freundlichem Lächeln und herzigem Küssen geschieht, dass der Seele nur holde, himmelschöne Bilder vorschweben, ja dass die Hinfahrenden uns zu Tröstern werden, statt wir ihnen. - O, Er kann Großes, Großes tun im finsteren Todestal: Wie lichtet und verklärt die Gemeinschaft mit dem guten Hirten uns schon das Dunkel dieses Erdenlebens! Wer Ihm gehört, „fürchte kein Unglück!“ (F. W. Krummacher.)

Und ob's auch geht durchs finstre Todestal,
Kein Unglück fürchten die von Ihm Erlösten,
Er selbst ist bei uns, lindert alle Qual,
Sein Stab und Stecken wird uns herrlich trösten.

Amen.

Dies ist meine Ruhe ewiglich; hier will ich wohnen; denn es gefällt mir wohl.
(Ps. 132,14.)

Ach, köstlich ist es nach getaner Arbeit ruhen! Und doch ist diese irdische Ruhe nur ein schwaches Abbild derjenigen, welche vorhanden ist dem Volk Gottes. Und im Hinblick auf diese Ruhe wünscht der königliche Sänger Glauben halten und treu bleiben zu können bis ans Ende. Denn nur die, welche glauben, gehen in die Ruhe. Er hatte keinen Frieden finden können und sein Herz war unruhig in ihm, bis dass es ruhte in Cott. Und so geht es auch uns allen, nach fast 3000 Jahren. - „Hier ist die Ruh', hier ist Vergnügen, Drum folg‘ ich Seinen sel'gen Zügen!“ — Möchte dies auch unser Bekenntnis sein und bleiben; dann werden unseren Augen Seine Wege wohl gefallen und wir werden die Verheißung: „einzukommen zu unserer Ruhe,“ nicht versäumen. (Friedrich Wilhelm Krummacher)

Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde mich doch Deine Hand daselbst führen und Deine Rechte mich halten.
(Ps. 139,8-9.)

Behalte mich in Deiner Pflege, Du der dem Tode mich entrückt, Dass nicht der Trug der eigenen Wege Mich kaum Erlösten neu umstrickt! Du kennst mein Herz in seinem Trutze, Du kennst's in seiner Kreuzesflucht; Behalte mich in Deinem Schutze, Behalt mich, HErr, in Deiner Zucht! Behalte mich in der Bereitung Des heilgen Geistes für und für: Ich schaffe ohne Deine Leitung Ein Zorngebilde nur aus mir. Die Keime selbst der Lieb' und Güte, Die Du mir neu ins Herz gelegt, Ach, sie verkümmern vor der Blüte, Wo Deine Rechte sie nicht pflegt. Du musst, was Du begannst, vollenden; Aus mir grünt Heil'ges nicht hervor. Behalt in Deinen Bildnerhänden Mich weichen Ton, mich schwankes Rohr! Wehn milde Lüfte oder Stürme, Ach, nirgends, nirgends lass mich los; Behalt mich, HErr, in Deinem Schirme, In Deiner Liebe Mutterschoß! Amen. (Fr. Wilh. Krummacher.)

Hohelied

Ich halte Ihn und will Ihn nicht lassen, bis ich Ihn bringe in meiner Mutter Haus, in meiner Mutter Kammer.
(Hohelied 3, 4.)

Ich halte Ihn und will ihn nicht lassen. Warum denn nicht? Weil Er dir helfen kann, dass du die Gerechtigkeit erlangst, die vor Gott gilt! Er muss und kann mich ganz allein in den Rock und die Kleider des Heils hüllen, in denen Gott uns sehen will. Darum halte ich Ihn und will ihn nicht lassen und gebe mich ganz in Seine Hände. Nun, liebe Brüder, es führe so der Herr uns samt und sonders, dass das Bewusstsein unseres Nichts die Fessel werde, die uns mit Ihm verknüpfe und Sein Verdienst und Seine Sünderliebe der Fels und Grund, worauf sich einzig unser Friede baue!

Von Gott will ich nicht lassen,
Denn Er lässt nicht von mir;
Führt mich auf rechter Straßen,
Da ich ging, in der Irr.
Er reicht mir seine Hand,
Den Abend wie den Morgen
Will Er mich wohl versorgen,
Wo ich auch sei im Land.

Auf Ihn will ich vertrauen
In meiner schweren Zeit,
Auf Seine Hilfe schauen;
Er wendet alles Leid.
Ihm sei es heimgestellt!
Mein Leib, mein Seel, mein Leben
Sei Gott dem HErrn ergeben;
Er schaff's, wie's Ihm gefällt!

Amen.

Matthäusevangelium

Bittet, so wird euch gegeben, sucht, so werdet ihr finden, klopft an, so wird euch aufgetan!
(Matth. 7,7.)

O, so klinge hin denn, mit neuem Klang in unsrer Mitte, die Glocke des Gebets, dass es zu Gottes Ehren auch dem Widersacher offenbar werde unter uns, dass wir zur Fahne eines lebendigen Gottes geschworen haben, eines Herrn, der Gebete erhört! Betet mit Macht und betet im Staube! Betet für euch und betet für alle und betet in Hoffnung; denn in dem Fels der Unvergänglichkeit ist es geschrieben, das große, ewige Wort, das Himmel und Erde überdauern muss, das Wort: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, so ihr den Vater etwas bitten werdet in meinem Namen Er wird's euch geben!“

Bittet, so wird euch gegeben,
Was nur euer Herz begehrt;
Was hier und zu jenem Leben
Nützlich ist, wird euch gewährt.
Sucht mit Fleiß, so sollt ihr finden
Rat und Trost für eure Sünden;
Klopft bei Gott im Glauben an,
So wird euch bald aufgetan!

Denn wer bittet, der erlanget,
Was sein Glaube hofft und will;
Wer Gott sucht und Ihm anhanget,
Findet Seine Gnadenfüll'.
Wer mit rechtem Ernst anklopfet,
Dem bleibt nimmermehr verstopfet
Gottes Ohr, das alles hört,
Sein Leid wird in Freud verkehrt.

Amen.

2. Korintherbrief

Darum, ist jemand in Christo, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe es ist alles neu worden.
(2 Kor. 5,17.)

Ach, nähme doch auch uns ein Wind des HErrn auf, zur lichten Höhe jener apostolischen Anschauungsweise uns hinanzutragen! Über Golgatha erhebt sie sich, diese Höhe; das blutige Kreuz bildet ihre Unterlage. - Welche Aussicht auf ihrem Gipfel! Was für liebliche, zum Himmel entzückende Blicke! Ja, von ihr herab, Gemeine des HErrn, darf ich dich segnen mit dem Segen des Mannes, der die Offenbarung des Allmächtigen sah und dem die Augen geöffnet waren: „Man sieht keinen Fehl in Jakob und keine Schuld in Israel. Der HErr, sein Gott ist bei ihm und das Trommeten seines Königs unter ihm!“ Und wäre es das Bild des gebrechlichsten unserer Christen, das mir hier erschien, oder träte auch das eigne mir hier vor's Auge, von diesem Standpunkt her erblicke ich's mit einem Schauer der Wonne und jauchze, in Selbstbewunderung versunken: „Siehe da, eine neue Kreatur. Das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden!“

Wohl, recht wohl ist meiner Seele,
Denn ich bin versöhnt mit Gott;
Wenn ich kummervoll mich quäle,
Tröste mich des Mittlers Tod!
Er hat ja die Strafen der Sünde getragen,
Drum darf ich nicht zittern, noch angstvoll verzagen.
Ich fühle den Frieden, den Er uns erwarb,
Als Er am Holze, der Friedefürst, starb.

Amen.

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