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Justin - Auszug: Erste Apologie

Justin - Auszug: Erste Apologie

4.

Wir werden angeklagt, Christen (Chresteu-Brave) zu sein; das Brave aber zu hassen, ist nicht recht. Und wiederum, wenn einer der Angeklagten zum Leugner wird und einfach mit dem Munde erklärt, er sei es nicht, so laßt ihr ihn gehen, als hättet ihr keine Verschuldung ihm vorzuwerfen; wenn aber jemand bekennt, er sei es, dann straft ihr ihn wegen des Bekenntnisses. Es wäre aber eure Pflicht, bei dem, der bekennt, wie bei dem, der leugnet, die Lebensführung zu prüfen, damit aus seinen Taten seine Schuld oder seine Unschuld sich ergäbe.

5.

Vor alters hatten böse Dämonen, die Gestalten angenommen hatten, Weiber entehrt, Knaben geschändet und den Menschen Schreckbilder vorgezeigt, so daß verwirrt wurde, wer nicht die Einsicht hatte, die Vorgänge zu unterscheiden. Von Furcht bedrückt, verkannte man, daß es böse Dämonen waren. Man nannte sie Götter und legte den einzelnen von ihnen Namen bei, wie ein jeder der Dämonen sie sich gab. Sokrates versuchte mit wahrer Vernunft und unter genauer Prüfung diese Dinge ans Licht zu bringen und die Menschen von den Dämonen abzuziehen. Deshalb haben es die Dämonen durch Menschen, die an der Schlechtigkeit ihre Freude hatten, zu erreichen gewußt, daß er als Gottesleugner und Religionsfrevler hingerichtet wurde. Sie brachten gegen ihn vor, er führe neue Götter ein. Ganz ebenso setzen sie gegen uns wieder dasselbe ins Werk. Denn es geschah nicht allein bei den Griechen, daß durch Sokrates diese Dinge ans Licht gebracht wurden; sondern dasselbe ging bei den Barbaren vor sich. Es geschah dort durch denselben Logos, der dort Gestalt angenommen hatte, Mensch geworden war und Jesus Christus hieß. Ihm folgen wir und erklären, daß die Geister, die diese Dinge vollbracht haben, durchaus keine richtigen Gottheiten, sondern böse und ruchlose Dämonen sind, die nicht einmal Handlungen aufweisen können wie die nach guter Tüchtigkeit strebenden Menschen.

6.

So heißen wir denn Gottesleugner. Wir bekennen, für derartig falsche Götter Gottlose zu sein, aber nicht für den wahren Gott, für den Vater der Gerechtigkeit, der Enthaltsamkeit und aller anderen guten Eigenschaften, für den Gott, in dem es keine Beimischung von Schlechtigkeit gibt. Nein: Ihn und den Sohn, der von ihm gekommen ist und uns dies gelehrt hat, und das Heer der anderen ihm anhängenden und ganz ähnlich guten Engel, und den prophetischen Geist verehren wir und beten wir an. Wir ehren sie in Vernunft und Wahrheit.

10.

Wir dagegen sind gelehrt worden, und wir glauben es fest, daß Gott nur die in Gnaden annimmt, die das in Gott wohnende Gute nachleben: Die Enthaltsamkeit! Die Gerechtigkeit! Die Nächstenliebe und alles andere, was Gott eigen ist, ihm, dem kein Name zugeteilt werden kann, mit dem er benannt werden könnte.

12.

Helfer und Bundesgenossen zum Frieden sind wir euch mehr als alle Menschen.

13.

Wir sind nicht gottlos, die wir den Schöpfer dieses Alls verehren. Welcher Vernünftige wird das nicht einsehen müssen? Und das wir dazu den, der unser Lehrer hierhin gewesen ist, ihn, der hierzu geboren worden ist, daß wir Jesus Christus, der unter Pontius Pilatus, unter dem Landpfleger von Judäa zur Zeit des Kaisers Tiberius gekreuzigt wurde, als den Sohn des wahrhaftigen Gottes erkannt haben und also an die zweite Stelle setzen, und daß wir an dritter Stelle den prophetischen Geist mit Grund und Recht ehren, das wollen wir darlegen.

14.

Hatten wir früher selbst an unzüchtigen Dingen Gefallen, so huldigen wir jetzt der Keuschheit allein. Gaben wir uns mit Zauberkünsten ab, so haben wir uns jetzt dem guten und ungezeugten Gott geweiht. Schätzten wir früher Geldmittel und Besitz über alles, so stellen wir jetzt alles, was wir haben, in den Dienst der Allgemeinheit und teilen jedem, der es braucht, davon mit. Haßten und mordeten wir früher einander, - hielten wir früher mit denen, die nicht zu unserer Volkseinheit gehören, wegen der verschiedenen Stammesgewohnheiten nicht einmal Herdgemeinschaft - so leben wir jetzt nach Christi Erscheinen als Tischgenossen zusammen - so beten wir jetzt für unsere Feinde und suchen die, welche uns mit unrecht hassen, zu gewinnen, daß auch sie nach Christi schönen Weisungen leben, daß auch sie in die Erwartung eintreten, daß sie von dem allbeherrschenden Gott dieselben Güter wie wir erlangen.

Kurz und bündig sind seine Aussprüche; denn er war kein Sophist; sondern sein Wort war Gotteskraft.

15.

Sehr viele Männer und Frauen, die von Jugend auf Schüler Christi gewesen sind, bleiben für immer keusch, auch wenn sie sechzig oder siebzig Jahre alt werden. Ich traue mir zu, solche in jedem Stande von Menschen nachzuweisen, - ganz zu schweigen von der unzähligen Menge derer, die nach einem zügellosen Leben umgekehrt sind und diese Grundsätze angenommen haben. Denn nicht die Gerechten und Enthaltsamen hat Christus zur Sinnesänderung gerufen, sondern die Gottlosen, die Ausschweifenden und die Ungerechten.

16.

Wir dürfen also nicht Widerstand leisten. Er hat es niemals gewollt, daß wir es dem Bösen nachtun. Er hat uns vielmehr aufgerufen, durch Geduld und Güte alle von der Schande und von der Lust am Schlechten abzubringen. Diese Umwandlung können wir tatsächlich an vielen nachweisen, die früher bei euch waren. Sie haben ihr gewalttätiges und herrisches Wesen abgetan. Sie wurden entweder durch den Anblick des geduldigen Lebens ihrer Nachbarn überwunden, oder sie wurden dadurch überzeugt, daß sie auf die außerordentliche Güte und Geduld übervorteilter Reisegefährten aufmerksam wurden, oder sie wurden dadurch überwunden, daß sie diese Gesinnung bei Menschen antrafen und erprobten, mit denen sie geschäftlich zu tun hatten. Leute, deren Lebensführung in dem allen nicht so getroffen wird, wie er es gelehrt hat, sollen nicht als Christen angesehen werden, auch dann nicht, wenn sie mit der Zunge die Lehre Christi bekennen. Denn er hat es ausgesprochen, daß nicht die, welche bloß reden, sondern nur die, welche auch die entsprechenden Taten vollbringen, zur Errettung gelangen werden.

20.

Wir stellen uns Gott den Schöpfer aller Dinge als erhaben über alles Vergängliche vor.

23.

Christus ist allein als der eigentliche Sohn Gottes gezeugt, weil er sein Logos, sein Erstgeborener und seine Kraft ist. Er hat, nach seinem Ratschluß Mensch geworden, uns diese Lehren zur Umwandlung und zur Hinaufführung des Menschengeschlechts gegeben. Alles, was wir als Lehren Christi und der ihm vorausgegangenen Propheten bezeugen, ist das allein Wahre. Und es ist älter als alle Schriftsteller, die es je gegeben hat; aber nicht aus diesem Grund, weil wir dasselbe wie sie aussprechen, verlangen wir Annahme unserer Lehre. Sondern wir verlangen es deshalb, weil wir die Wahrheit sagen.

27.

Bei jedem Volk steht eine große Menge von Weibern, Mannweibern und Schandkerlen zur Ruchlosigkeit bereit. Und hiervon zieht ihr (als römischer Staat) Miete, Steuern und Zölle, statt sie aus eurem Reiche auszurotten. Was bei euch öffentlich in Übung und in staatlicher Anerkennung steht, das schreibt ihr uns zu, als täten wir es nach Umstürzen des Lichtes im Dunkeln.

29.

Wir sind entweder von vornherein einzig zu dem Zweck, Kinder aufzuziehen, eine Ehe eingegangen, oder wir haben auf das Heiraten ganz verzichtet und bleiben völlig enthaltsam. So hat einmal einer der Unsrigen in Alexandrien an den Statthalter Felix eine Bittschrift mit dem Ersuchen eingereicht, seinem Arzt zu erlauben, ihn durch Operation von seinen Geschlechtsdrüsen zu befreien. Die dortigen Ärzte nämlich erklärten, ohne Genehmigung des Statthalters dürften sie es nicht tun. Und als Felix unter keiner Bedingung unterschreiben wollte, blieb der junge Mensch ledig und gab sich damit zufrieden, welches Bewußtsein und welche Haltung er mit seinen Gesinnungsgenossen teilte.

31.

In den Büchern der Propheten finden wir nun prophezeit, daß Jesus, unser Christus, in die Welt gekommen, von einer Jungfrau geboren, zum Mann herangewachsen jede Krankheit und jede Schwachheit heilen und Tote auferwecken werde, daß er gehaßt, verkannt und gekreuzigt werden, sterben, auferstehen und in den Himmel auffahren werde, daß er Sohn Gottes sei und heiße, daß von ihm zu allen Völkern Sendboten mit dieser Botschaft geschickt, und daß die Menschen aus den Heidenvölkern an ihn glauben werden. Es wurde das teils 5000“ teils 3000, teils 2000, 1000 und 800 Jahre vor seiner Ankunft prophezeit; denn wie die Geschlechter aufeinander folgten, so traten immer neue Propheten auf.

Es sind also bei den Juden einzelne Männer als Propheten Gottes aufgetreten, durch die der prophetische Geist die Dinge der Zukunft, ehe sie wirklich eintrafen, prophezeit hat. Und die bei den Juden jedesmal regierenden Könige haben die Weissagungen, die von den Propheten selbst in genauem Wortlaut und in ihrer hebräischen Muttersprache schriftlich aufgezeichnet waren, in ihren Besitz gebracht und sorgfältig aufbewahrt. Siebzig Männer sollten sie in Griechische übertragen.

Das geschah, und nun blieben die Bücher auch bei den Ägyptern bis auf den heutigen Tag; außerdem befinden sie sich allerorten bei allen Juden, die aber, wenn sie darin lesen, ihren Sinn nicht verstehen.

32.

Der erste der Propheten war Moses. Er sagte wörtlich: „Nicht wird fehlen ein Herrscher aus Juda noch ein Führer aus seinen Lenden, bis der kommt, dem es vorbehalten ist. Dieser wird die Erwartung der Völker sein.“ „Er wird die Erwartung der Völker sein“ sollte darauf hinweisen, daß man unter allen Völkern seine Wiederkunft erwarten werde, was ihr mit Augen sehen und wovon ihr euch durch die Tat überzeugen könnt.

33.

Was unglaublich war, was bei den Menschen für unmöglich gehalten wurde, das hat Gott durch den prophetischen Geist vorhergesagt, daß es in der Zukunft eintreten wird. So sollte es, wenn es geschähe, nicht angezweifelt, sondern geglaubt werden, weil es vorhergesagt war.

36.

Wenn ihr jedoch die Worte der Propheten einer Person in den Mund gelegt findet, so dürft ihr sie nicht als von den geisterfüllten Menschen gesprochen ansehen, sondern von dem sie bewegenden göttlichen Wort - Gott. Bald verkündet er die Zukunft in dem Charakter einer Vorausverkündigung, bald redet er als in der Person Gottes, des Herrn und Vaters aller Dinge, bald in der Person Christi, bald wie aus dem Munde von Völkern, die dem Herrn oder seinem Vater antworten.

37.

Um euch davon Belege zu geben, so sind in der Person des Vaters durch den Propheten Jesaja solche Worte gesprochen worden: „Was für ein Haus wollt ihr mir bauen?“ spricht der Herr. „Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel meiner Füße.“ Und wiederum anderswo: „Eure Neumonde und Sabbate haßt meine Seele, den großen Fast- und Ruhetag ertrage ich nicht mehr und auch, wenn ihr vor mein Angesicht tretet, werde ich euch nicht erhören. Voll Blut sind eure Hände. Und wenn ihr mir Weizenmehl und Räucherwerk bringt, es ist mir ein Greuel. Fett von Lämmern und Blut von Rindern mag ich nicht. Denn wer hat das von euren Händen gefordert? Aber löse auf jedes Band der Ungerechtigkeit, zerreiße die Schlingen erzwungener Verträgt, gib dem Obdachlosen Herberge und bedecke den Nackten, brich dem Hungrigen dein Brot!“ Welche Wahrheiten also von dem Propheten im Namen Gottes ausgesprochen werden, könnt ihr hieraus erkennen.

38.

Wenn der prophetische Geist in der Person Christi redet, läßt er sich vernehmen: „Ich streckte meine Hände aus nach einem ungehorsamen und widersprechenden Volk, nach Leuten, die auf Wegen gehen, die nicht gut sind.“ Und wiederum: „Meinen Rücken gab ich zu Geißelhieben und meine Wangen zu Backenstreichen hin. Ich wandte mein Antlitz nicht ab von der Schmach der Anspeiungen. Und der Herr wurde mein Helfer, darum wankte ich nicht. Ich hielt mein Gesicht hin wie einen harten Stein; und ich erkannte, daß ich nimmer zuschanden werde, weil nahe ist, der mir Recht verschafft.“ Und wieder, wenn er spricht: „Sie haben über mein Gewand das Los geworfen und meine Füße und Hände durchbohrt. Ich aber schlief ein, schlummerte und bin wieder aufgestanden, weil der Herr sich meiner angenommen hat.“ Und wiederum, wenn er sagt: „Sie schwätzten mit den Lippen, schüttelten den Kopf und sagten: „Er mag sich selber helfen.“ Daß dies alles Christus von den Juden widerfahren ist, könnt ihr wissen; denn als er gekreuzigt war, verzogen sie die Lippen, schüttelten die Köpfe und sagten: „Der Tote erweckt hat, helfe sich selber!“

39.

Wenn sich aber der prophetische Geist als Verkünder der Zukunft hören läßt, spricht er: „Von Zion wird ausgehen das Gesetz und das Wort des Herrn von Jerusalem. Und er wird richten mitten unter Nationen und viel Volk zurechtweisen. Und sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Lanzen zu Sicheln umschmieden. Und sie werden nicht mehr Volk gegen Volk zum Schwert greifen. Den Krieg werden sie verlernen.“ Daß das jetzt eingetroffen ist, davon könnt ihr euch überzeugen; denn von Jerusalem gingen Männer in die Welt hinaus, zwölf an der Zahl, ganz ungebildet und der Rede nicht mächtig; aber es geschah durch die Kraft Gottes, daß sie dem ganzen Menschengeschlecht offenbar gemacht haben, daß sie von Christus gesandt waren, allen das Wort Gottes zu verkündigen. Und wir, die wir früher einander gemordet haben, enthalten uns jetzt jeder Feindseligkeit gegen unseren Gegner. Und mehr als das: wir gehen, um nicht zu lügen und um die Untersuchungsrichter nicht zu täuschen, freudig für das Bekenntnis zu Christus in den Tod

40,41.

Höret, was über die Verkünder seiner Wahrheit, die Herolde seines Erscheinens, geweissagt wurde. Der Prophet und König sprach auf Eingebung des prophetischen Geistes: „Der eine Tag ruft dem anderen die Nachricht zu. Die eine Nacht gibt der anderen Kenntnis; das ist kein Sprechen oder Reden, deren Rufe man nicht vernähme. Über die ganze Erde ging ihr Schall, und bis zu den Grenzen der Erde reichen ihre Worte. In der Sonne hat er sein Lagerzelt aufgeschlagen. Sie freut sich, wie ein Bräutigam aus der Kammer hervorzutreten, wie ein Riese ihre Bahn zu durchlaufen.“ Und wieder in einer anderen Weissagung verkündet der prophetische Geist durch denselben David an, daß Christus nach seiner Kreuzigung als König herrschen wird; denn er sagt: „Freude soll herrschen unter den Völkern. Der Herr ist Herrscher geworden vom Holze her!“

44.

Gott weiß die zukünftigen Handlungen aller Menschen voraus, und es ist sein Grundsatz, jedem der kommenden Menschen nach dem Verdienst seiner Taten zu vergelten. Deshalb sagt er es durch den prophetischen Geist vorher, was ihnen dem Wert ihrer Handlungen entsprechend von ihm aus begegnen wird. Dadurch führte er allezeit das Menschengeschlecht zur Überlegung und zur Besinnung, indem er ihm zeigt, daß er sich um die Menschen kümmert und daß er Vorsorge für sie trifft. Das Betreiben der bösen Geister ging dahin, für alle die Todesstrafe bestimmen zu lassen, welche die Bücher des Hystaspes, der Sibylle oder der Propheten lesen. So sollten durch Furcht die Menschen, welche diese Bücher in die Hände bekommen, davon abgehalten werden, Kenntnis des Guten aus ihnen zu schöpfen. So sollten sie so im Dienst der Dämonen festgehalten werden. Das für immer zu erreichen, waren sie freilich nicht imstande. Denn wir beschäftigen uns furchtlos mit diesen Schriften; und mehr noch: wie ihr seht, bieten wir sie auch euch zum Einsehen an. Denn wir sind überzeugt, daß sie die Zustimmung eines jeden finden werden.

45.

„Ein Zepter an der Macht wird dir der Herr aus Jerusalem senden.“ Das ist eine Prophezeiung des mächtigen Logos, den seine Apostel, von Jerusalem ausgehend, überall verkündigt haben. Ihn verehren und lehren wir überall. Trotz dessen, daß über die Lebenden, ja über alle Bekenner des Namens Christi der Tod verhängt ist.

52.

Alles, was geschehen ist, war vor dem Geschehen vorhergesagt worden, so muß man denn für ähnlich noch nicht erfüllte Weissagungen der Zuversicht sein, daß sie durchaus in Erfüllung gehen. Die bereits erfüllten Weissagungen sind, auch wenn sie nicht begriffen wurden, eingetroffen. So werden auch die anderen, auch wenn man sie nicht begreift, wenn man ihnen auch keinen Glauben schenkt, mit Sicherheit in Erfüllung gehen. Die Propheten haben ein zweimaliges Kommen Christi vorhergesagt. Das eine gehört schon der Geschichte an als das eines mißachteten, leidensfähigen Menschen. Das andere aber wird stattfinden, wenn er der prophetischen Verkündigung gemäß vom Himmel her in Herrlichkeit mit seiner Engelschar erscheinen wird, - wenn er die Leiber aller Menschen, die je gelebt haben, wieder auferwecken, wenn er die Leiber der Würdigen mit Unverweslichkeit bekleiden, die der Ungerechten aber in ewiger Empfindungsfähigkeit mit den bösen Geistern ins ewige Feuer verweisen wird.

55.

Die Kreuzigung ist, wie der Prophet vorausgesagt hat, das größte Geheimnis Seiner Macht und Herrschaft. Auch an den sinnfälligen Dingen läßt es sich zeigen. Denn betrachtet alles, was in der Welt ist, ob es ohne diese Formung gehandhabt werden kann, ob es ohne sie Zusammenhang haben kann. Das Meer kann nicht durchschnitten werden, wenn auf dem Schiff nicht dieses Siegeszeichen - hier bei dem Segel - unversehrt bleibt. Ohne dies wird die Erde nicht gepflügt, Grabende und Handwerker tun ihre Arbeit nicht ohne Werkzeug in dieser Form. Und die menschliche Gestalt unterscheidet sich in nichts Anderem von der der unvernünftigen Tiere als dadurch, daß sie aufrecht die Hände ausspannen kann. Auch die bei euch üblichen Sinnbilder bekunden die Macht dieses Zeichens; ich meine die Feldzeichen und Siegeszeichen, mit welchen ihr überall aufzieht; tragt ihr doch damit, wenn auch unbewußt, die Abzeichen Seiner Herrschaft und Macht zur Schau.

59.

Moses war der älteste Prophet. Er hat früher gelebt als alle griechischen Schriftsteller. Durch ihn hat der prophetische Geist kundgetan, wie und woraus Gott im Anfang die Welt gebildet hat. „Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde.“

60.

Es ist also nicht so, daß wir dasselbe lehrten wie die anderen. Sondern alle anderen sprechen nur das Unsrige nach. Bei uns kann man die Wahrheit von Menschen hören und lernen, die nicht einmal die Züge der Buchstaben kennen, von einfältigen, in ihrer Sprache ungehobelten Menschen, deren Sinn aber verständig und gut ist. Einige unter ihnen sind Krüppel und Blinde. Daraus kann man ersehen, daß das Wort nicht menschlicher Einsicht entsprungen ist, sondern mit Gottes Kraft ausgesprochen wird.

61.

Alle, die sich von der Wahrheit unserer Lehren und Aussagen überzeugen lassen, haben den Glauben und versprechen, daß sie die Kraft haben werden, ihr Leben danach einzurichten. Wer sich untertauchen läßt, muß die Kraft der Selbstüberwindung in sich fühlen. Die das bezeugen, werden zum Beten geführt, daß sie unter Fasten von Gott Verzeihung für ihre früheren Sünden erflehen. Auch wir beten und fasten mit ihnen. Dann werden sie von uns an einen Ort geleitet, wo Wasser ist. Sie werden neu geboren. Sie erleben eine Wiedergeburt, wie wir sie alle selbst an uns erfahren haben. Es geschieht im Namen Gottes, des Vaters und Herrn aller Dinge, und im Namen unseres heilenden Erretters Jesus Christus und des Heiligen Geistes, daß sie nun im Wasser ein Bad nehmen. Christus hat gesagt: „Wenn ihr nicht wiedergeboren werdet, werdet ihr nicht in das Reich der Himmel hineingehen können.“ Daß es für einmal Geborene unmöglich ist, in ihrer Mutter Leib zurückzukehren, ist allen klar. Durch den Propheten Jesaja ist es ausgesprochen worden, wie die, welche gesündigt haben und Buße tun, von ihren Sünden loskommen werden. Es sind hier die Worte gemeint: „Waschet, reinigt euch. Schafft die Bosheiten fort aus euren Herzen. Lernt Gutes tun. Seid Anwalt der Waisen und helft der Witwe zu ihrem Recht. Und dann kommt und laßt uns rechten“, spricht der Herr. „Und sollten eure Sünden sein wie Purpur, ich werde sie weiß machen wie Wolle; sind sie wie Scharlach, ich werde sie weiß machen wie Schnee. Wenn ihr aber nicht auf mich hört, wird das Schwert euch verzehren; denn der Mund des Herrn hat gesprochen.“ Hierfür haben wir von den Aposteln folgende Begründung überkommen. Bei unserer ersten Entstehung sind wir ohne unser Wissen - nach Naturzwang aus feuchtem Samen infolge gegenseitiger Begattung unserer Eltern - gezeugt worden und in schlechten Sitten und unter bösen Grundsätzen aufgewachsen. Damit wir nicht Kinder der Notwendigkeit und der Unwissenheit bleiben, sondern nun Kinder des freien Entschlusses und der Einsicht werden und die Vergebung unserer früheren Sünden gewinnen, wird im Wasser über dem, der nach der Wiedergeburt Verlangen trägt, der sein Vergehen bereut hat, der Name Gottes, des Allvaters und Herrn, ausgesprochen. Hierfür gebraucht der, welcher der Täufling zum Bad führt, nur eben diese Bezeichnung. Denn einen Namen für den unnennbaren Gott vermag niemand anzugeben. Sollte jemand behaupten wollen, es gäbe einen solchen, so wäre er mit unheilbarem Wahnsinn befallen. Dieses Bad heißt bei uns Erleuchtung, weil die, die es an sich erleben, im Geiste erleuchtet werden. Aber das Abwaschen dessen, der die Erleuchtung empfängt, geschieht auch im Namen Jesu Christi, des unter Pontius Pilatus Gekreuzigten, und im Namen des Heiligen Geistes, der durch die Propheten alles prophezeit hat, was auf Jesus hinweist.

66.

Die Apostel haben es in den von ihnen herstammenden Denkwürdigkeiten, welche Evangelien genannt werden, überliefert, es sei ihnen so befohlen worden: Jesus habe das Brot genommen, habe gedankt und gesprochen: Dieses tut zu meinem Gedächtnis.

67.

Bei uns werden die Denkwürdigkeiten der Apostel oder die Schriften der Propheten vorgelesen, solange wie es immer möglich ist. …Wir erinnern in der Zeit unserer Gemeinsamkeit einander hieran, und wir helfen, wie wir können, allen, die Mangel leiden, und wir halten einträchtig zusammen. Bei allem, was wir zu uns nehmen, rühmen wir den Schöpfer des Alls durch seinen Sohn, Jesus Christus, und durch den Heiligen Geist.

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