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Hus, Jan - Begriff der Kirche

Hus, Jan - Begriff der Kirche

Die Kirche ist die Gesamtheit aller Prädestinierten, eine allgemeine (katholische), aber geteilt in drei Teile: die triumphierende; die schlafende (d.i. die im Purgatorium leidende, die Seligkeit erwartende); die noch auf Erden pilgernde, streitende … Am Tage des Gerichts wird aus ihnen allen eine große Kirche sein. Die streitende Kirche auf Erden ist die Zahl der Prädestinierten, die dem Vaterland entgegenpilgert … eins in der Einheit des Glaubens, der Tugenden und der Liebe in der Gegenwart … schließlich eins auch in der Seligkeit, eine allgemeine, apostolische, weil die Apostel sie mit der Lehre Christi und mit ihrem Blute gepflanzt haben, und ihre Vikarien mit dieser Lehre und Autorität sie, die jetzt noch jung ist und ihren Bräutigam sucht, leiten sollen … Die Prädestination, welche die Vorbereitung der Gnade in der Gegenwart und der Glorie in der Zukunft ist, macht zu einem Gliede der hl. Kirche … Christus ist das einzige allgenugsame Haupt der einen Kirche, das der Kirche selbst und jedem einzelnen Gliede geistliches Leben und Bewegung mitteilt, ohne dessen Einwirkung es nicht leben oder fühlen kann … es ist kein anderes Haupt außer ihm … Die Kirche - die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen - ist nur eine von Anfang der Welt an, die unvermischt in derselben ewigen Liebe von ihrem Bräutigam umfaßt ist; da sie also nicht andere Glieder nach dem Tage des Gerichts haben wird, als sie hat und haben wird vor demselben, sondern alle prädestiniert sind, die nach dem Gerichtstag selig werden, so sind auch keine von ihnen vor dem Gerichtstag vorhergewußt, folglich auch keine vorhergewußten Glieder der Kirche, auch ist unmöglich, daß Christus je seine Braut oder einen Teil derselben nicht liebte, da es ihm so notwendig ist, sie zu lieben wie sich selbst ….

Etwas anderes ist es, von der Kirche sein, etwas anderes, in ihr sein, es folge daher nicht, daß, wenn alle Sterblichen in der Kirche sind, sie dann auch von der Kirche sind, sondern umgekehrt. Eine vierfache Art des Verhältnisses der Menschen zur hl. Mutter Kirche ist zu unterscheiden. Einige sind in der Kirche dem Namen und der Sache nach, wie die Prädestinierten, Rechtgläubigen, die Christo gehorchen, einige weder dem Namen noch der Sache nach, wie die vorhergewußten Heiden, einige nur dem Namen nach, wie die vorhergewußten Heuchler, und einige der Sache nach, wenn sie auch dem Namen nach draußen zu sein scheinen, wie die prädestinierten Christen, welche die Satrapen (Bischöfe) des Antichrists angesichts der Kirche zu verdammen scheinen.

Die hl. Mutter Kirche wird aus drei Teilen gebildet. Der erste, der allgemeine und unterste ist das Volk, das von der erlaubten Arbeit lebt, und dieser Teil ist sicher, wenn er die Gebote hält und seiner Arbeit treu obliegt. Der andere Teil der Kirche sind die weltlichen Herren, und dieser Teil, so er seiner Arbeit obliegt, ist besser, aber auch gefährlicher. Sein Amt und Pflicht ist aber, das Gesetz Gottes zu verteidigen, die Diener Christi zu beschützen und die Diener des Antichrist einzuschränken und ferne zu halten, denn dazu tragen sie das Schwert nach Röm. 11.

Ein König soll in Kraft seines Amtes das Gesetz Gottes verteidigen, durch koaktive Macht die Widerstrebenden zwingen und in seinem Reiche die Widersacher des Gesetzes Gottes zerstören.

Es ist daher dieser Stand gefährlich, weil er so geneigt ist, sich vom Hochmut, von weltlicher Habsucht und von träger, sinnlicher Lust überwinden zu lassen. Der dritte Teil der Kirche und der beste ist der Klerus, wenn er wirksam seine Pflicht erfüllt, denn er soll die Welt verbessern, die Kirche beleben als die Seele derselben und nach allen Seiten Christus am nächsten folgen und insofern die Gebote Gottes beobachten und die Räte, um so die liebsten Söhne Gottes zu sein. So er aber abfällt, ist auch keiner schlimmer und böser, ja recht eigentlich der Antichrist, weil, wo der Grad oder Stand höher ist, da auch der Fall schwerer ist, wie an Luzifer sich zeigt und an den Priestern, welche den Herrn gekreuzigt haben, und an Judas.

Die Geistlichkeit

In der dreifachen Schar des christlichen Heeres bildet der Klerus die erste Schlachtlinie, müsse daher mit geistliche Waffen um so stärker gerüstet sein; … dreifache Bewaffnung:

1. die Lenden umgürtet mit Wahrheit, mit dem Gürtel der Heiligkeit, womit vor allem der Leib gegen die Schlüpfrigkeit umgürtet werden soll;

2. mit dem Panzer der Gerechtigkeit, der Tugend, welche jedem in der Tat gebe, was ihm gebühre. Wenn nun aber die Geistlichen den Herrn durch ihre Hoffart verachten, durch schändliche Gewinnsucht und durch Heuchelei die Kirche beflecken, wie erweisen sie Gott ihren schuldigen Dienst? … statt dem Volke zu helfen, berauben sie es, statt es zu verteidigen, unterdrücken sie es gleich den weltlichen Herren … noch grausamer … entgegen dem Gesetz des Herrn.

3. Die Beschuhung der Neigungen des inneren Menschen zur Verkündigung und Vorbereitung des Evangeliums des Friedens … wenn er Christo ähnlich lebe, nicht gezwungen, sondern freiwillig … um der Ehre Gottes und seines eigenen und des Heils des Nächsten willen die Wahrheit der Schrift verkünde und fromm und demütig die Sakramente dem Volke zudiene … Viele laufen und sind nicht gesandt, predigen nicht aus göttlichem Trieb und Rat, sondern nur um Lob, Lohn oder Geschenke zu erhalten … verkündigen dem Volke seine Sünden nicht, sondern predigen Lügen, Possen, falsche erdichtete Mirakel … Viele auch sind, die Geschenke suchen durch Bruderschaftsbriefe, durch ausgesuchte Ablässe, durch erdichtete Reliquien, durch schön gemalte Bilder … Viele auch, die nicht evangelisch, sondern simonistisch für Chrysam (Salbung), Taufe, Kommunion, Ordination, Konsekration der Altäre, Begräbnisse, Geschenke oder bar Geld fordern … Viele endlich sind, welche, mit der Notdurft des Lebens nicht zufrieden, nach mehreren Benefizien zugleich streben.

Die fünf Pflichten des Priesters sind: das Evangelium Jesu Christi wahrhaft predigen; für das Volk unausgesetzt beten; die Sakramente Gottes umsonst bedienen; in der hl. Schrift studieren; ein gutes Exempel anderen geben.

Die da die ersten sind in der Verwaltung des Heiligtums, müssen auch vor allen übrigen gestraft und gewarnt werden, wenn sie irren oder sündigen.

Wollte Gott, wir wären nicht feilere Baalspriester als die Priester der Heiden! … Die Gnade, käuflich und feil, wird so zur Hure gemacht … Sehet zu, ihr Priester, ob es unter euch nicht Gefäße gibt, die Gott ein Greuel sind … Unsere heutigen Bischöfe und Priester und namentlich die Domherrn und faulen Meßstecher können leider kaum das Ende des Gottesdienstes abwarten und eilen aus der Kirche, die einen in die Wirtshäuser, die andern hin und her, um sich auf eine der Priester unwürdige Weise zu unterhalten … die Priester predigen wohl gegen unsere Unzucht und unsere Laster, aber von den ihrigen sagen sie nichts, also ist es entweder keine Sünde, oder sie wollen das Privilegium haben.

Der Papst

Ich nehme an, daß das Wort Papst im geistlichen Sinne jenen Bischof bedeutet, der aufs höchste und ähnlichste die Stelle Christi vertritt, wie Petrus nach der Himmelfahrt getan hat; wenn aber Papst jede Person genannt wird, welche die abendländische Kirche als den römischen Bischof annimmt, um Kirchensachen in letzter Instanz zu entscheiden, den Gläubigen vorzuschreiben, was ihm beliebt, so ist das ein Mißbrauch des Namens … So ist nur der Mensch ein wahrer Stellvertreter dessen, dessen Stelle er vertritt, und von dem er eine Stelle zu vertreten empfangen hat. Niemand führt daher auf wahrhafte, Christo annehmliche Weise die Stelle Christi oder Petri, als wenn er ihm in Werk und Wandel und Lehre folgt; keine andere Nachfolge läßt sich denken; sondern nur unter dieser Bedingung hat man von Gott die stellvertretende Gewalt. Wenn in ihm ein Christo entgegengesetztes Leben sich zeige in Hochmut, in Geiz, in Ungeduld, in Ehrsucht, in Erhebung der Macht und seines Gesetzes über das Gesetz Christi, sein er nach den Worten Christi ein Dieb, ein Mörder, ein Bote des Antichrist … Es zeige also der Papst mit seinen Kardinälen jene geistige Gewalt, wie wir es von den Aposteln wissen, und dann ist Evidenz, daß Christus in ihm spricht … Hat man einmal den Begriff, was ein Apostel ist, so hat man auch den: was apostolisch ist.

O diese gelehrten Theologen mit ihren Schmeicheleien, falschen Erdichtungen, Entschuldigungen, die da lehren, daß der Papst von unbegrenzter Macht sei, denn er vermöge alles, was Christus nach seiner menschlichen Natur vermocht habe; daß er weder Gott noch Mensch sei, sondern ein gemischter Gott, ein irdischer Gott, die lehren, daß der Papst mir eine fremde Sprache geben könne und ich sicher sein solle; daß der Papst einen Bischof ohne Grund absetzen, daß er dispensieren könne von apostolischen Vorschriften, von einem Eid, einem Gelübde, vom natürlichen Rechte, und daß niemand ihm sagen dürfe, warum tust du das? weil er befugt sei zu sagen: so will ich es, so befehle ich es, der Wille gelte statt eines Grundes; und daß er somit unsündlich sei und keine Simonie begehen könne, weil alles sein sei, daß er auch den Engeln befehlen und die Menschen, die er wolle, retten oder verdammen könne!

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