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Hus, Jan - An mehrere Freunde.

Hus, Jan - An mehrere Freunde.

Constanz Im J. 1415.

Der Herr sei mit Euch! Ich liebe den Rath Gottes mehr als Gold und Edelstein. Deßhalb hoffe ich aus die Barmherzigkeit Jesu Christi, daß er mir seinen Geist zur festen Behauptung der Wahrheit verleihen werde. Bittet den Herrn; denn der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. Der Allmächtige sei der ewige Lohn meiner Herren, die standhaft, fest und treulich für die Gerechtigkeit einstehen, denen Gott der Herr im Reich Böhmen die Wahrheit zu erkennen geben wird, demzufolge sie nach Böhmen zurückkehren müssen, eitlen Ruhm hintansetzend und nicht dem sterblichen, elenden König, sondern dem König der Herrlichkeit folgend, welcher das ewige Leben gibt.

O welch ein Trost war es für mich, daß mir mitten unter meinen Qualen der gute Herr Johann von Chlum die Hand reichte, mir, dem elenden Ketzer, der in Ketten und Banden lag und schon von Allen verdammt war! Ich werde nun vielleicht nicht mehr viel mit Euch reden; darum grüßet alle treuen Böhmen, wann Ihr sie sehet.

Paletz kam zu mir und begrüßte mich in meiner großen Schwachheit vor den Commissarien mit den Worten: „Seit der Geburt Christi ist kein gefährlicherer Ketzer aufgestanden als Wikleff und du.“ Ebenso sagte er, alle, die meine Predigt besuchten, seien von jener Irrlehre angesteckt worden, daß die wirkliche Substanz des Brods im h. Abendmahle bleibe. Ich antwortete ihm: „O Magister, wie hart hast du mich begrüßt, und wie schwer versündigst du dich! Siehe, ich werde sterben und vielleicht verbrannt werden: was für ein Amt wird dir in Böhmen ertheilt werden?“ Ich hätte dies vielleicht nicht schreiben sollen, damit es nicht scheine, als hasse ich ihn. Ich hatte immer in meinen: Herzen: „verlasset euch nicht auf Fürsten“ rc. und wiederum: „verflucht ist der Mensch, der sich auf Menschen verläßt, und hält Fleisch für seinen Arm.“

Seid um Gotteswillen vorsichtig bei Eurem Stehen und Zurückkehren; traget keine Briefe, schaffet die Bücher da und dorthin durch die Freunde.

Wisset, daß ich einen großen Kampf mit Träumen hatte, daß ich nicht bei demselben laut aufschrie. Mir träumte kürzlich von der Entweichung des Papstes, und nachdem ich es dem Herrn Johann erzählt hatte, sagte er sogleich: der Papst wird zu Euch zurückkehren: sodann träumte es mir auch von der Gefangenschaft des Magister Hieronymus, obwohl nicht im Bild, sowie von allen meinen Kerkern. Da erschienen mir öfters viele Schlangen, die auch am Schwanze Köpfe hatten, keine aber konnte mich beißen, und noch manches Andere.

Ich schreibe dieß, nicht weil ich mich für einen Propheten halte, oder um mich zu erheben, sondern um Euch zu sagen, daß ich an Leib und Seele Anfechtungen hatte und die größte Besorgniß, ich möchte das Gebot des Herrn Jesu Christi übertreten. Ich denke nun an jenes Wort des Magister Hieronymus zurück: werde ich zum Concil kommen, so halte ich dafür, daß ich nicht mehr zurückkommen werde. So sagte zu mir auch ein braver Schneider, Andreas von Polen, als er von mir Abschied nahm: Gott sei mit dir, denn schwerlich wirst du, wie mir däucht, unversehrt zurückkehren, mein theuerster, in der Wahrheit feststehender Herr Johannes: der König, nicht der von Ungarn, sondern der himmlische verleihe dir alles Gute für deine treue und sorgfältige Unterweisung.

Quelle: Renner, C. E. - Auserlesene geistvolle Briefe der Reformatoren

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