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Hubmaier, Balthasar - Schlussreden

Hubmaier, Balthasar - Schlussreden

Gnad und frid in Christo Jesu unserm herren wünsch ich Balthasar Frydberger Doctor etc. Pfarrer zu Waldtshut/ alle meinen Capitel brüdern und Capellanen daselbs

Geliebten Herren und brüder. Nachdem ein alter brauch von der zeyt der Aposteln her reichet/ wo schwer sachen ynfallen, den glauben betreffende. Das als dann etlich/ welchen das göttlich wort zu reden beuolhe/ sich Christenlicher meinung versamlen/ die geschrifften conferieren und erwegen. Uff das in weydng der Christliche schäfflin/ nach inhalt des worts gottes/ einhelligklich fürgefaren werde. Dise versamlung hat man vorzeyten Synodos/ aber yetzt Capitula oder brüderschafften geheyssen. Dieweyl aber yetzt zu disen letste geferliche zeyten sich groß irrung und spen yntragen/ unsern Christlichen glauben/ nit wenig betreffende. Auch darmit wir nit allein/ uns an den leib/ sunder auch an der seel speysen und trencken und fürhyn dest nützlicher unsern schäfflin/ in frid und einhelligkeit des göttlichen worts/ fürgeen mögen. Und auch alle nachrede und schendwort abgestelt werden/ darub bitt und erman ich euch lieben Herren und brüder/ durch das band brüderlicher liebe/ durch die heyligkeit des Christlichen friden/ und durch den namen unsers herren Jhesu Christi/ das ir euch in disen schllußreden/ In frages und underrichtungs weiß von mir ußgange/ ersehen/ die gerschrifften ergründent/ unnd uff das nechst Capitel/ so wir zu Waldtshut halten werden/ von disen Sachen mit mir freüntlich/ brüderlich/ und tugentlich underrede. Damit wir aber nit mitt menschlicher leer unsern guten meynungen und beduncken/ lange zeyt unnützlich verzeren/ wöllent ewere Bibel/ oder wo ir die nit habet doch ewere Messzbücher/ mit bringen. Uff das einer dem andern/ mit grundt des göttlichen geschriebnen worts/ Christenlichen underricht mitteylen mög. Darnach wil ich euch alle/ nach meinem vermögen/ mit einem brüderlichen mal/ in meinen kosten/ ungespeyßt und ungetrenckt/ nit hynweg lassen. Lebent wol in Christo Jhesu unserm einigen heylandt.

I Der eynig glaub macht uns frumb vor gott.
II Diser glaub ist die erkantnüß der barmhertzigkeit gottes/ so er uns in der darstreckung seins eingebornen suns erzeygt hatt/ da niderligen alle scheynende Christen/ die nichts dann ein historischen glauben von gott haben.
III Solcher glaub mag nitt müssig geen sunder müß ußbrechen gegen gott/ in dancksagung/ und gegen dem nmenschen in allerley werck brüderlicher liebe. Hie werden alle butzen werck nider gestossen/ als kertzen/ palmen und weychwasser.
IIII Die werck seind allein gut/ die uns gott geheyssen/ Und die allein böß die er uns hat verbotten. Hye fallent/ fisch/ fleysch/ eyer/ kutten/ blatten.
V Messz ist nit ein opffer/ sund ein wider gedechtnüß des todts Christi derhalb sye weder für todt noch für lebendig mag uff geopffert werden/ Hye geent zu grundt Seelgered/ Sybende/ Dreyssigsten und Jarzeyt.\\# VI Als offt solch gedechtnüß gehalten wirt/ sol der rodrt des herren nach eins yeglichen landszunge/ gepredigt werden. Hye fallent alle stumende messen miteinander zuhauffen.
VII Bilder seind zu nichte gut deßhalb sol solcher kosten fürrhyn nit meer an hiltz und stein sunder an die lebendigen dürfftigen bilder gottes gelegt werden. VIII Wie ein yeder Christ für sich selbs glaubt und getaufft wirt/ also sol ein yeder sehen und urteylen durch die geschrifft/ ob er recht von seinem hirten gespeißt und getrenckt werde.
IX Wie Christus allein für unser sünd gestorben/ auch in des namen wir allein getaufft/ also sol er allein von uns für ein einigen fürbitter unnd mittler angerufft werden. Hye fallent alle Walfarten.
X Es ist vil besser ein einigen verß eins Psalms nach eins yeden Landssprach dem volck zu vertolmetschen/ dan funff gantz psalmen in fembder sprach singen/ und nit von d' kirchen verstanden werden. Hye verschwinden Mertin/ prim/ Tertz/ Seyt/ Non/ Vesper/ Completen unnd Vigilien.
XI Alle leren/ so gott nit selbs gepflanzt seind vergeblich im Bau/ und sollen ußgereütet werden. Hie gond zu boden/ Aristoteles Schüllerer/ als Thomas/ Scotus/ Bonaventura und Occam/ auch alle leren/ so nit uß dem wort gottes herfliessen.
XII Es würt die stund kommen und ist yetzt/ dz keiner für ein priester geschetzt wirt/ dann der dz wort gottes prediget. Hye fallent/ Frümesser/ Votiver/ Requiemisten und mittelmesser.
XIII Die kirchgnossen seind schuldig/ mitt gebürlicher narung und kleydung zum underhalten / und zu beschirmen die/ so inen das wort gottes/ pur klar und lauter anzeydt/ hye gond zu grund Cortisanen/ Pensioner/ Incorporierer/ Absentzer/ Lugender und traumensch wetzer
XIIII Welcher sucht dz fegfewr/ so von denen deren gott der bauch ist/ bißhärlang jar gebawe/ sucht das grab Mosi/ das er doch nimmer meer finden mag.
XV Ee verbieten den priester unnd sunst fleyschliche unzucht inen zusehe/ ist Barnabam ledig lassen/ und Christum tödten.
XVI Uß menschlichen krefften keüscheit verheyssen/ ist nichts anders/ dann verheyssen on flügel über meer zufliegen.
XVII Welcher von zeytlichs nutz wegen das wort gottes verleügnet oder still schweyget/ der verkaufft den segen gottes mit dem roten Esau umb ein linsenmuß/ und Christus würt auch sein verleügnen.
XVIII Wer da nitt sucht in dem schweyß seins angesychts sein brot/ der ist im bann/ auch unwirdig der speiß die er yßt. Hie werden verflucht alle müssiggenger/ geb wer sye seyen.

Die warheit ist untödtlich.

M.D.XXIIII

Ipso die Barnabe.

Aus dem Original abgeschrieben.

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