Hubmaier, Balthasar - 26 Schlussreden 1524

Hubmaier, Balthasar - 26 Schlussreden 1524

Schluszreden die Baldazar Fridberger/ Pfarrer zu Waltzhut/ ein bruder Huldrychs Zwinglis'/ dem Joanni Eckio zu Ingoldstatt/ die meysterlich zu examinieren fürbotten hat.

In dem span des gloubens/ wo zwen strytig sind/ wer doch sölle sin der recht Richter.

Die warheyt ist vndtödtlich.

I.

EIn jeglicher Christ ist schuldig rechnung zegeben siner hoffnung/ vnd also sins gloubens der in jm ist/ einem yeden begärenden.1)

II.

Wann welcher bekennt Christum vor den menschen nüts fürchtende die so den lyb tödend/ den selben wirt Christus bekennen vor sinem vatter. 2)

III.

Mit dem hertzen/ warlich/ gloubt man zu der gerechtigkeit/ mit dem mund aber geschicht die bekennung zu dem ewigen heil. 3)

IIII.

Es sye dann das ir werind glouben/ werdend jrs nit verston: ich hab gloubt/ derhalben hab ich geredt: wie werdend sy glouben dem/ den sy nit gehört habend?4)

V.

Aber das vrteil/ welcher vnder den zweyen rechter gesinnet sye/ ist by der kirchen in dem wort Gottes empfangen/ vnd vssz dem glouben geboren. So jr zusamen kumend. rc. die anderen sollend vrteilen. 5)

VI.

Doch darmit gehalten werde ordnung/ ouch vermydet vnordenliche klappery/ mögend dry oder vier menner eelich erwelt werden von der gemeind: als etwan warend Petrus/ Paulus/ Barnabas vnnd Jacobus: nit das sy von der warheit des wortes/ das eewig ist vnd onwandelbar/ vrteilind/ sonder welcher teil dem zweck des götlichen wortes näher zuschiesse/ oder vßfare.6)

VII.

Also habend die sendbotten Christi Concilia gehalten: nit vmb der Leer des gloubens willen/ sonder das einigkeit blybe vnder den brüderen. 7)

VIII.

Ir vrteil beschähe nach dem richtschyt der heiligen geschrifft/ sunst wirt das äben mit dem gwalt verworfen/ mit welchem es geredt ist/ vnd daß vß dem exempel Christi/ do er die äher durch die Apostel abgerupfft/ nach der gschrifft gemessen hat. 8)

IX.

Ergründend die gschrifft/ nit bäpstliche recht/ nit Concilia/ nit Vätter/ nicht Schulen/ diewyl die red so Christus geredt hat/ alle ding wirdt vrteilen. Er ist die warheit/ pflanzung/ vnd räbstock. 9)

X.

Also eruolgt/ das die Richter gotglernig vnd gotsgeystig sin söllend. 10)

XI.

Denn aber sind sy glert von Gott/ so sy allen menschlichen anmut hindan gesetzt/ mit Maria by den füssen des Herren sitzend/ mitt bittendem geist die Biblien vffthund/ mit den edlen Thessalonichern die gschrifft ersuchend ob die ding sich also habind: härfürtragende mit dem gelerten schryber nüws vnd alts/ welchen sy sich vnderwerffend on allen fürwitz vnd zanck/ empfahende nach dem sägen Mosi von der Leer des herrens. 11)

XII.

Die geschrifft ergründen ist nitt mit vngeistlichen nüwerungen des klapperens/ oder mit krieg der wörter biß zu der heysere kempffen/ sonder die finstern örter der gschrifft durch clärere vßlegen. Das hat vns Christus eigenlich gelert/ do er die gschrifft Mosy von der vermächlung des brüders hußfrowen mit der geschrifft von der vrstende vßgelegt hat. 12)

XIII.

Sälig also sind die/ vnnd werdend das ewig läben haben/ so die geschrifft also erlütrend/ vnd in dem gesatz des Herren sich übend tag vnd nacht. 13)

XIIII.

Das vrteil by denen erkenneren sol also sin/ das dem sitzenden/ welchem geoffenbaret ist sin gerechtigkeit/ fry blybe/ die ersten söllend ouch denn schwygen. 14)

XV.

Wo aber die vile der kirchen still schwygt/ yetzund wirt bestetiget der erkenner vrteil durch stillschwygung der kirchen. 15)

XVI.

Zehören ist one zwyffel die kirchen in denen dingen so ergernus oder brüderliche liebe antreffend: aber in dem handel des gloubens in gheinerlei wäg/ dann allein nach der regel der geschrifften. 16)

XVII.

Es mögend ja alle menschen sonderlich leeren/ darmit yederman lerne/ vnd all trost empfahen. 17)

XVIII.

Darumb hat Gott der propheten geist den propheten vnderworffen: welcher nit der zertrennung ein Leerer ist/ sonder des fryds/ als in allen versamlungen der heiligen. 18)

XIX.

Hütend üch also vor den valschen propheten/ sehend das üch nit yemandts verfüre/ erfarend die geist ob sy vssz Gott sygind/ vnd habend acht vff die so da zenck vnd ergernuß vsserhalb der leer die ir gelernet/ machend: vnd wychend von den selben/ wann Christo dienend sy nit/ sonder iorem buch. Vnd durch süß reden vnd sagen verfürend sy die hertzen der vnschuldigen/ vff das sy vom Bapst empfahind ducaten zwölff mal hundert. 19)

XX.

Wee inen/ wann sün Heli sind sy one zwyfel/ oder wilt du mer Samuelis/ mit gaben vblent/ die vrteil Gottes gotlößlich verkerende/ pfuch Simon/ vah Jezi. 20)

XXI.

In disem geistlichen kampf sol ein jeder fluß ankeren das er lere/ vnd mit dem harnesch des heiligen geysts sol er gerüstet sin/ das er wider den Sathanam mitt Christo vff die ban vnerschrockenlich trätte. 21)

XXII.

In diser versälung söllend die wyber schwygen/ vnd im huß von jren mennern lernen/ vff dz alle ding zimlich vnd nach ordnung geschehe. 22)

XXIII.

Wo aber die mann durch forcht erschreckt vnd zu wyberen worden/ da sollend reden die wyber/ vnd manen werden glych/ wie Debora/ Olda/ Anna/ Wyssagerin die vier töchtern Philippe deß Euangelisten vnd Argula zu vnsern zyten. 23)

XXIIII.

Darumb söllend die richter sin menner/ gotzglernig/ gesund in der leer/ nit ghüblet/ nit Cappet/ sunder durch die Göttlichenn leer von Gott vnderricht den brustlatz Aaronis tragende an jren brüsten. 24)

XXV.

Aber doch die glerten sind zehören: die sind aber gelert/ die täglich mit dem Josya das buch der gesatz läsend/ ouch Mosen vnd die Propheten habend. 25)

XXVI.

Welche nit läsend das buch des gesatzes vnd den Propheten/ in dem selben verrsprochen vnd vns vorlägest von Gott dem vatter geben nit hörend/ in dem handel des gloubens/ sollend noch mögend sy nit Richter sin. 26)

Wo ist nun der wyß? Der gschrifft glert? Der disputierer diser welt? Eckius Joh? Er kumme zu vns der herlich Hercules von Ingoldstatt/ mit Herculanischer kranckheyt (ich irre dann) besiechet/ vnd halte ein schulrecht in dem handel des gloubens. Kumm er nun/ so wöllend wir jnn loben.

Druck: Christoph Froschauer, Zürich. 1524

Aus dem Original abgeschrieben.

1)
1. Petri
2)
Matthei. 10. Marci. 8.
3)
Romano. 10
4)
Esaie 6. Psalm. 115. Romano. 10
5) , 17) , 18)
1. Corinth. 14
6)
Actu. 15. 1. Petri. 1. Luce. 12.
7)
Act. 15.
8)
Act. 15. Matthei. 15. Matthei. 12. Marci 2. Lucae. 6. 1. Reg. 21.
9)
Ioan. 5. Ioan. 12. Ioan. 14. Ioan. 15. Matth. 15.
10)
Ioan. 6.
11)
Lucae. 14. Lucae. 10. Iac.1. 2. Timot. 3. 1. Reg. 3. Ioan. 5. Matth. 13. 1. Corinth. 11. Deutero. 33
12)
1. Timot. 6. Deuter. 25. Matth. 22. Marci. 12. Lucae. 20
13)
EcelCus. 14, Psalm. 1.
14)
1. Corinth. 14.
15)
Act. 15
16)
Matth. 18. Deutr. 4. Romano. 14.
19)
Matthaei. 7. Matth. 24. 2. Ioan. 4. Roma. ultimo.
20)
1. Reg. 2. 2. Reg. 3. Act. 3. 4. Reg. 5.
21)
1. Corinth. 1. Ephes. 6. Matthaei. 4.
22)
1. Corinth. 14. 1. Timo. 2. Kohel. 2.
23)
1. Corinth. 11. Iudicum 4. 2. Para. 34. Lucae. 2. Act. 21. Act. 18.
24)
Deutero. 1. Tit. 1. Ioan. 6. 2. Petr. 1. Exod. 23.
25)
4. Reg. 22. 2. Para. 34. Lucae. 16.
26)
Deutero. 18. Lucae. 9. Matthei. 3. Marci. 1. 1. Corinth. 5.
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