Hörschelmann, Paul Eduard - Zweiter Advent.

Hörschelmann, Paul Eduard - Zweiter Advent.

Altar-Gebet.

So erheben wir denn die Herzen und die Augen auch heute wieder zu Dir, Du Geber aller Güter, der Seelen treuer Hüter, und flehen abermals um dieses Brot des ewigen Lebens, das wir, als Eine seiner teuren Gaben, aus der Hand Deines eingeborenen Sohnes, unsers Herrn Jesu Christi, empfangen haben, und das Du täglich in Deiner Kirche darreichst durch Kraft des heiligen Geistes, den Du, o Vater, zu uns sendest auf Deines Sohnes heilige Fürbitte. Mache uns den heutigen Tag hierin zu einem Tage der Gnade, damit wir Dir im Geistigen, wie im Leiblichen, als einstige Bürger Deines Himmels, und als Kinder eines irdischen Reiches und Vaterlandes aufs Neue mit Dank verfallen sind. Denn auch hier ist es Dein Segen, dass wir uns an unserem teuren irdischen Oberhaupt heute des Namens freuen, in welchem Er ehemals den Bund des Glaubens und der Liebe mit Dir, in Jesu Christo, durch die heilige Taufe eingegangen ist; auch hier haben wir Dir zu danken für alle segensreiche Gaben, die Du uns durch Seine Hand hast darreichen lassen, seitdem Du Seinen Namen unter uns erhöhtest, dass die Völker dieses Reiches ihre irdischen Hoffnungen mit Lust und Zuversicht daran knüpfen! Erwecke uns denn heute aufs Neue zu herzinnigem Danke vor Dir, wie es Dir gefallen kann! Ach! Herr, wie ist er so lange ausgeblieben! So. oft wir Dein Angesicht schauen, haben wir vor Dir unsere Sünden zu bekennen, und zu flehen, Du wollest sie uns in Jesu Christo vergeben! Reiche uns heute auch diesen Trost dar, dass wir Kraft gewinnen, Dir in der Besserung zu dienen, und uns Dir für alle unsere Lebenszeit zu ergeben, in guten, wie in bösen Tagen, vertrauend auf unsern Herrn, in welchem wir Dein Volk sind nun und in Ewigkeit! Amen!

Predigt über Röm. 15,4-13.

Den ersten Schritt in den, uns aufs Neue sich eröffnenden Kreis kirchlicher Erbauung haben wir unter Erwägung des Festwortes der Adventzeit getan, da einem Jeden beim Eintritt in dieselbe zugerufen wird: Siehe! Dein König kommt zu Dir sanftmütig! Wo dieses Wort in einem Herzen Wurzel gefasst hat, da ist das ganze christliche Leben geborgen, ihm die Kraft beigelegt, sich mit Früchten der Gerechtigkeit zu schmücken, ihm der Geist eingeflößt, zu trachten nach dem, das droben ist, ihm die Weihe gegeben, um jenes Kleinod zu erringen, dessen unser Lied erwähnt hat, nämlich den Frieden Gottes mitten in dem Unfrieden dieser irdischen Zeit, und einen Blick auf jenes Lebens Freuden, zum Trost wider die Schmerzen und Trübsal des gegenwärtigen. Da es nun mit jeder Andachtsstunde einer christlichen Gemeinde auf Einen dieser drei Punkte abgesehen ist, so können wir sagen, in der Kirche Christi auf Erden hört es nimmer auf, Advent zu sein, und so oft sie in irgend einem versammelten und Erbauung suchenden Kreise sich sichtbarlich darstellt, sei der Gedanke: mein König kommt zu mir sanftmütig! der zündende Funke, welcher ins Herz fallen muss, um jenen Brand anzurichten, der drinnen Alles belebt bis zu einer treibsamen Kraft, und Alles drinnen von den Schlacken läutert, bis zum leichten und fröhlichen Aufschwunge in die Höhe, und Alles drinnen durchdringt mit seinem warmen Hauche, bis zum Gefühle der Seligkeit im Gottesfrieden. Auch wirst Du, wenn Du nur schärfer hinhorchst, in jedem, von den Vätern der Kirche für die Erbauung der Gemeinden auserwählten Text einen Anklang dieses Advent-Wortes vernehmen, worin eben jenes reiche und mannigfaltige Einerlei besteht, dessen der Apostel Paulus erwähnt, und wovon er sagt: Es verdrießt mich nicht und macht Euch desto gewisser! Gibt es doch auch im Reiche der Natur für uns nur diese Eine Sonne, die doch allerlei Leben, in unzählbaren Gestalten hervorruft! Und hat dieselbe doch auch in allen ihren Ausströmungen nur den Einen weißen Lichtstrahl zu geben, der gleichwohl die ganze Fülle und Pracht der Farben hervorzaubert! - So ist in dem Reiche der Gnade auch in der Einheit des Advent-Wortes alle jene wunderbare Mannigfaltigkeit begründet, in welcher auch hier allerlei Leben in Gott, in Gestalt und Kraft und Schönheit verschieden, sich Deinem Auge darstellt. So wollen wir uns denn auch heute freuen und fröhlich sein, dass Du, o unser Herr und König, zu uns gekommen bist, sanftmütig und von Herzen demütig, nach Deinem eigenen Worte. Wollen uns, verlangend nach Dir, abermals um Dich sammeln mit Gebet und Flehen, und zugleich mit Loben und Danken, dass Du in Dir erfüllt und bestätigt hast alle göttliche Verheißung, die den Vätern geschehen ist, und alle Gnade und Barmherzigkeit unsers Gottes, durch welche auch wir Friede und Freude im Glauben und eine völlige Hoffnung haben. Mache uns heute reich an diesen teuren Gaben, damit, ob auch im Leben die Herzen verschmachten wollen vor Furcht und Warten der Dinge, die kommen sollen, dennoch die gläubige Seele den Aufblick zu Dir finde in der gewissen Zuversicht, dass sich die Erlösung nahe! Sei mit uns nun und immerdar. Amen!

Sehen wir von den beiden Texten, welche die Väter der Kirche für jede sonntägliche Erbauung auserwählt haben, den Einen stets als die Ergänzung des Andern an, wie die Sache das mit sich bringt, so wird uns nicht entgehen, dass überall der Segen des göttlichen Wortes, welches uns vorgelegt wird, daran geknüpft ist, dass in der Gemeinschaft der Kirche Christi einen Jeden von uns das Bewusstsein begleitet: siehe! mein König kommt zu mir sanftmütig! So steht neben dem Evangelio des Tages, welches die, dem Volke Gottes nahenden, schweren und verhängnisvollen Tage verkündigt, als Ergänzung desselben zu dem eben genannten Zwecke, unsere heutige Epistel da, in einem Worte des Apostels Paulus verfasst, wie wir lesen

Röm. 15,4-13
Was aber zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, auf dass wir durch Geduld und Trost der Schrift Hoffnung haben. Gott aber der Geduld und des Trostes, gebe euch, dass ihr einerlei gesinnt seid unter einander nach Jesu Christo; auf dass ihr einmütiglich mit Einem Munde lobt Gott und den Vater unsers Herrn Jesu Christi. Darum nehmt euch unter einander auf, gleich wie euch Christus hat aufgenommen zu Gottes Lobe. Ich sage aber, dass Jesus Christus sei ein Diener gewesen der Beschneidung, um der Wahrheit willen Gottes, zu bestätigen die Verheißung, den Vätern geschehen. Dass die Heiden aber Gott loben um der Barmherzigkeit willen, wie geschrieben steht: Darum will ich Dich loben unter den Heiden und Deinen Namen singen. Und abermal spricht er: Freut euch, ihr Heiden, mit seinem Volk. Und abermal: Lobt den Herrn, alle Heiden, und preist Ihn alle Völker. Und abermal spricht Jesaias: Es wird sein die Wurzel Jesse, und der auferstehen wird zu herrschen über die Heiden, auf den werden die Heiden hoffen. Gott aber der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, dass ihr völlige Hoffnung habt, durch die Kraft des heiligen Geistes.

Es ist nicht schwer zu sehen, dass auch hier der Mittelpunkt dieses apostolischen Wortes und der ganzen Rede, die Paulus an uns tut, Jesus Christus sei, der gekommen ist, wiewohl in Herrlichkeit des Gottessohnes und unsers Königs, doch überkleidet mit der Dürftigkeit unseres Wesens, und angetan, gleich den Vätern und Brüdern Seines Volkes, als Diener des nämlichen Gesetzes, damit wir Alle durch Ihn Leben und volle Genüge hätten. Derselbe ist es, zu welchem in schwerer und verhängnisvoller Zeit, nach Inhalt unseres heutigen Evangeliums, sich die Häupter erheben sollen, um zu sehen, dass eine Erlösung naht. Und so werden wir das zweifache Gotteswort für diesen Tag des Advents zusammen gefasst haben, wenn wir den

Herrn darstellen, als unsere Hoffnung in verhängnisvoller Zeit.

So müsste der Ausdruck gewählt werden für jede Zeit im Leben, da der Herr unsere Hoffnung sein soll, auf dass wir entweder entfliehen mögen dem, das da geschehen soll, oder doch wackeren und frommen Mutes stehen dem, das über uns kommt. So musste er gewählt werden, zunächst unserem heutigen Evangelio zu Liebe, welches im eigentlichen Sinne des Wortes von einer verhängnisvollen Zeit spricht, da es Jerusalems und des Jüdischen Volkes letzte Tage schildert nach dem ganzen Ernste und Gewichte, nach welchem die Hand Gottes auf dem nämlichen Geschlechte ruhen würde, zu welchem der Herr spricht. Sei es denn auch, dass wir solche Schickungen Gottes für uns nicht zu befürchten haben, weil im Reiche der Gnade, wie im Reiche der Natur, des Tages Anbruch, der immer auch ein Durchbruch durch ein Heer feindlicher Gewalten ist, unter Wehen und Brausen, unter Bewegen der Kräfte des Himmels, also immer unter einem furchterfüllten Warten der Dinge, die da kommen sollen, erfolgen muss, sei es, dass wir in diesem Sinne nunmehr, nachdem das Reich Gottes sich auf Erden gegründet hat in großer Herrlichkeit, und zu einer Dauer, die alle irdische Zeiten überleben wird, nicht mehr von solchen verhängnisvollen Zeiten sprechen können, so kehren doch auch im Leben derer, denen im Reiche Christi solche Welterschütterungen erspart worden sind, Augenblicke wieder, die wir verhängnisvolle nennen dürfen, weil sie auch, wiewohl in kleineren Kreisen, und mit weniger niederschmetternder Stimme, als damals, von dem Ernste Dessen Zeugnis ablegen, dessen Wort, wo es dessen bedarf, wie ein Feuer ist, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmettert. In diesem Sinne wissen ja auch wir selbst in diesen unseren Tagen von solchen Zeiten zu reden, und nach dem Eindrucke, den sie auf uns machten, als sie vorhanden waren, wird sich schwerlich Jemand von uns weigern, sie so zu nennen, noch die einzelnen Schilderungen für zu stark halten, deren sich unser Herr im Evangelio bedient, um seinen Zeitgenossen ein Bild davon zu geben, was ihrer damals wartete. Wenn aber nun Paulus unseren heutigen Text damit beginnt, zu sagen: Was aber zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, auf dass wir durch Geduld und Trost der Schrift Hoffnung haben! und wenn wir heute diese Worte als eine Ergänzung dessen ansehen und behandeln wollen, was das Evangelium des Tages enthielt, so folgt daraus, dass wir auch für die verhängnisvollen Zeiten unseres Lebens an Denjenigen gewiesen sein müssen, von Dem hier Alles abgeleitet ist, und in Dessen Lobe Beide, die da nahe und die ferne von Ihm waren durch ihre Geburt, gleicher Maßen einstimmen. Offenbar ist des Apostels Meinung die, wir sollen in solcher Zeit auf diesen unseren Herrn hoffen. Als Grund dieser Hoffnung gibt er aber hier ein Dreifaches an. Zuerst das Allgemeine einer jeden wiederkehrenden Advent-Feier. Denn das ist ja wohl ihr festlicher Ruf, dass Jesus Christus gekommen und ein Diener geworden ist der Beschneidung um der Wahrheit Willen Gottes, dass Er bestätigte die Verheißung, den Vätern geschehen, dass die Heiden aber Gott lobten um der Barmherzigkeit Willen! Und schon hierin haben. wir zunächst Grund genug, in verhängnisvoller Zeit unsere Hoffnung auf Ihn zu sehen. Wenigstens ist dieser Zusammenhang dem Apostel Paulus so wenig entgangen, dass er ihn vielmehr an anderen Orten gar deutlich in dieser doppelten Rücksicht nachweist, da nämlich sowohl überhaupt das Kommen des Gottessohnes zu uns, als auch insbesondere die in Ihm erfolgte Vereinigung der fremden und in sich selbst zerfallenen Welt ihm der Felsgrund seiner Hoffnung auf Ihn geworden ist. „Ist Gott für uns, sagt er, wer mag wider uns sein? Welcher auch seines eigenen Sohnes nicht hat verschont, sondern hat Ihn für uns Alle dahin gegeben, wie sollte Er uns mit Ihm nicht Alles schenken!“ Alles! hieß es. Ausdrücklich: Alles! also doch wohl auch, was wir in verhängnisvoller Zeit bedürfen, nämlich Hoffnung durch Geduld und Trost der Schrift! Und sein heutiges Wort von der andern Seite betrachtet, da es den Herrn darstellt, wie Er in sich zu einerlei Lobe Gottes die vereinigt, die durch die größte Kluft von einander geschieden waren, nämlich Juden und Heiden, die einander in ihrem Glauben nicht zu fassen oder zu verstehen wussten auch von dieser Seite sein Wort betrachtet, wohin wird es uns anders führen, als zu demselben Grunde unserer Hoffnung hin auch für die verhängnisvollen Zeiten unseres Lebens? Denn wem jenes Größte und Schwerste gelungen ist, dass er aus Zweien Eins gemacht, die Scheidewand, die dazwischen war, abgebrochen und durch seine Erscheinung im menschlichen Leben die Feindschaft weggenommen hat, so dass Er Beide versöhnte mit Gott in Einem Leibe durch das Kreuz und hat im Evangelio Frieden verkündigt Jenen, die ferne waren, und Diesen, die nahe waren, so dass sie nun durch Ihn alle Beide in Einem Geiste den Zugang zum Vater haben, Wer dies vermocht hat, was kann Dem unmöglich sein? Hier muss ja wohl das Losungswort der schwer geprüften und bewährt erfundenen Frommen wieder eintreffen, nach welchem es heißt: je größer Not, je näher Gott! Lass denn in Deinem Leben kommen, was Gott sendet. Er hat Dir längst zuvor wider dieses Alles eine Hilfe und einen Trost gesandt, den Du nur zu fassen brauchst, auf dass Dir geholfen werde. Sagt nicht Er selbst, auf Den wir Dich für jede verhängnisvolle Zeit verweisen, sagt Er nicht selbst von jenen Tagen, da die Menschen verschmachten würden vor Furcht und vor Warten der Dinge, die kommen sollen auf Erden, und da auch der Himmel Kräfte sich bewegen werden, sagt Er nicht selbst von jenen Tagen: Alsdann werden sie sehen des Menschen Sohn kommen mit großer Kraft und Herrlichkeit! und wiederum: Wenn ihr dieses Alles seht angehen, so wisst, dass das Reich Gottes nahe ist! So weist er also damit ausdrücklich auf sich selbst hin, und will, Du sollst in verhängnisvoller Zeit die Augen zu Ihm erheben, und sehen, dass Deine Erlösung herannahe. Denn das gehört eben zu seiner wunderbaren, und doch so natürlichen Ordnung, dass je schwerer eine verhängnisvolle Zeit auf diejenigen herabsinkt, die Ihm angehören, um so enger und inniger Er dieselben auch zusammen führt. Da werden sie wach, geweckt durch eine Stimme, die sie aus der Höhe ruft. Da fühlen sie sich ergriffen von flammender Begeisterung für die Kleinode ihres Lebens und ihrer heiligen Liebe, für Gott und seine ewige Wahrheit, für die von ihm stammende Tugend und das von ihm geheiligte Recht, für sein sichtbares Ebenbild, was in der Menschheit überhaupt und zunächst in Deinem Stamm und Glaubensverwandten Volke Dir vor Augen steht; da eilen sie auf den Ruf des Herrn aus allen Gegenden herbei und bilden eine Gemeinde des Herrn, eine unsichtbare Kirche, in welcher es gilt, um des Einen Herrn Willen zusammen zu halten, und um so eifriger Ihm zu dienen, je treuloser die Welt sie verlässt, oder je feindseliger sie sich wider sie erhebt. So erfüllt Er sein Wort, dass wir durch viel Trübsal in das Reich Gottes eingehen müssen. So gebührt es denn uns, in solcher Zeit unsere Hoffnung fest zu gründen auf den, der gekommen ist, ein Sohn Gottes, um uns allerdinge gleich zu werden; mit uns zu leiden, um uns mit sich zu erheben zu seiner Herrlichkeit! In verhängnisvoller Zeit soll es also zuerst in Deinem Herzen heißen: Christ ist gekommen! Drum darf ich nicht zagen. Denn wie derselbe die Welt überwunden hat, und dazu noch die Sünde und den Tod, so wird es diesem Mächtigen ein Leichtes sein, auch dieses Leid, den Feind meiner Ruhe und meines Glückes, zu überwinden, um sich in seiner Herrlichkeit zu zeigen!

Aber dazu noch gibt Dir Gott der Geduld und des Trostes noch einen festeren Grund Deiner Hoffnung auf diesen Deinen Herrn in jeder verhängnisvollen Zeit, indem er Dir in seinem heutigen Worte zurufen lässt: Derselbe hat Dich aufgenommen zu Gottes Lobe! O! frage Dich nur selbst, was es sei, dass in verhängnisvoller Zeit die Menschen verschmachten vor Furcht und vor Warten der Dinge, die kommen sollen auf Erden? Siehe zu, ob es nicht das sei, dass sie sich in solcher Zeit vereinzelt fühlen, sich verlassen sehen von jeder Freundeshand, sich ausgeschieden dünken von jeder höheren und besseren Gemeinschaft? Es regt sich in ihren Herzen das nämliche schmerzliche, wehmutsvolle und niederbeugende Gefühl, dem Salomo eine Sprache gab in den bekannten Worten: Wehe dem, der allein ist; denn wenn er fällt, so ist kein Anderer da, der Ihm aufhelfe! Und das eben ist die trübeste Seite, welche eine verhängnisvolle Zeit im Leben uns darbietet. Indem sie Viele derer von uns zurückscheucht, die wir sonst um uns sahen, indem sie macht, dass unter der Menge der größere Teil sich fern hält, aus Furcht, selbst mit verwickelt zu werden in die Schlingen, die uns das Unglück gelegt hat, oder aus Scheu, sich selbst zu allen großen Opfern aufgefordert zu sehen, macht eine solche Zeit uns des Einen Freundes vergessen, von dem gesagt ist: Den Elenden wird er aus seinem Elende erretten und dem Armen sein Ohr öffnen in der Trübsal! und der gelobt hat: Aus sechs Trübsalen will ich Dich erretten, und in der siebenten wird Dich kein Übel rühren! Wessen Wort aber das sei, bringt Dir der heutige Text wieder in Erinnerung. Es ist Dessen, der Dich aufgenommen hat zu Gottes Lobe! Es ist Dessen, von dem Ihr gehört habet, da Er sprach: Ich will Euch nicht als Waisen zurück lassen; ich komm zu Euch! und Er sprach es, da den Seinigen eben eine verhängnisvolle Zeit bevorstand, die Zeit, da er von ihnen gehen musste. Weißt Du nun aber Solches, was hindert denn Dich, dass Du Dich nicht daran aufrichtest? Hat Er doch selbst Dich erwählt und gesetzt, dass Du viel Frucht bringst zu Lobe Gottes und zu Nutz und Frommen Seines Reiches! Hat Er doch dazu die verhängnisvolle Zeit in Dein Leben gesandt, damit sich in derselben die Kraft seiner Gemeinschaft an Dir unter Kampf und Sieg bewähre! Hat Er Dich nicht ausdrücklich zu Gottes Lobe aufgenommen in seinen heiligen Bund? Nein! nimmermehr wird Er ihn fallen lassen, oder Dich in demselben, sondern will, Du sollst um so viel mehr Deine Hoffnung auf Ihn sehen wider allen Augenschein vor den Menschen, damit Er sich an Dir so viel mächtiger erweisen könne, so viel Dir eine schwerere Prüfung auferlegt ward! - Und ob Du wolltest sprechen, wie die ihm fremd gewordene Welt es stets getan hat: Wo ist Er? dass ich Ihn sehe und eine Hoffnung auf Ihn sehe! - so steht Dir Paulus heute Rede und ruft Dir in verhängnisvoller Zeit zu: Gott aber gebe, dass Du mit aller Freude und Frieden im Glauben erfüllt werdest, und dass Du völlige Hoffnung hast durch die Kraft des heiligen Geistes. So lenkt Er denn in verhängnisvoller Zeit Deine Blicke alle ab von Deiner Umgebung und richtet sie in die Tiefen Deines Herzens und in die Verborgenheit Deines inneren Lebens. Er will nicht, dass es unter denen, die des heiligen Geistes Zöglinge sind, in solcher Zeit heiße: Siehe! hier ist Christus, oder dort ist Er! sondern sie sollen sich los und ledig machen von dem Verlangen des sinnlichen Menschen, der von dem Glauben in seiner Hoheit und Herrlichkeit nichts weiß! Sie sollen sich dessen getrösten, woran die frommen Seelen aller Zeiten sich aufrichteten in der Zuversicht eines höheren Schauens, als das mit leiblichen Augen; von denen die Eine in ihrer verhängnisvollen Zeit des Lebens rief: Ich weiß, dass mein Erlöser lebt! und die Andere: Ich weiß, an welchen ich glaube und bin gewiss, dass er kann mir meine Beilage bewahren bis an jenen Tag! - Das ist die rechte Höhe auch für Dich in Deiner verhängnisvollen Zeit. Das ist des Herrn Wort, das er einst sprach: Ich will den Vater bitten, und er soll Euch einen andern Tröster geben, dass er bei Euch bleibe ewiglich, den Geist der Wahrheit, welchen die Welt nicht kann empfahen! Er kommt von dem Herrn, ein Bote zu Dir gesandt, so oft Du fühlst, Du kannst Dir selbst nicht helfen. Da gilt es, Deine Hoffnung auf Deinen Herrn setzen, und Dich der Kraft des heiligen Geistes ergeben, zur freien Wirksamkeit an Deiner Seele. Da gilt es, allen Zweifel und alles Zagen weit von Dir werfen und denken: der Herr wird es wohl machen! Da gilt es, dem eigenen Rate misstrauen und der eigenen Kraft entsagen, und von nichts wissen wollen, als Raum zu lassen der Kraft des heiligen Geistes, worin der Herr Dir fühlbar nahe tritt und sich an Dir mächtig beweist mit Heben, Tragen und Erretten! - Dorthin wende Dich in verhängnisvoller Zeit, so wird sie Dir zu einem neuen Segen werden und Du zu Lobe Gottes sie bestehen und alle ihre Anläufe überwinden. Lass den Herrn Deine Hoffnung sein, so wird sich Alles wenden, Dir selbst zum Heile und Alles zur Verherrlichung Deines großen Namens, allmächtiger und ewiger Gott rc. rc.

Schlussgebet

Mit dieser Zuversicht der Frommen nahen wir auch heute Deinem Thron, Gott der Geduld und des Trostes, in welchem wir unsere Hoffnung haben durch Jesum Christum unseren Herrn! Kommen gerufen durch die Botschaft Deiner Gnade, da Du den König unserer Seelen zu uns gesandt hast sanftmütig und von Herzen demütig, dass wir Ihm ganz vertrauen! Hilf Du durch Kraft des heiligen Geistes, dass wir auch alle unsere Hoffnung auf Ihn sehen, der gekommen ist, um uns Dir zu versöhnen, und uns aufgenommen hat zu Deinem Lobe! Hilf uns in Ihm auf zu unwandelbarem Vertrauen nun und immerdar! Amen!

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