Hörschelmann, Paul Eduard - Erster Advent. - Sieh, Dein König kommt zu Dir sanftmütig

Hörschelmann, Paul Eduard - Erster Advent. - Sieh, Dein König kommt zu Dir sanftmütig

Altar - Gebet.

Bis dahin, Gott und Herr, Du mächtiger König der Ehren, bis dahin reicht heute und immerdar wieder unser herzinniges Flehen, mit welchem wir vor Deinen Thron treten! Jeder aus Deiner Hand uns neu geschenkte Morgen erneuert auch in unserer Seele den frommen Ruf um Deinen gnädigen Beistand, ohne welchen wir nichts vermögen; ach! Alle nichts, die Großen, wie die Kleinen hier auf Erden. Denn vor Dir müssen sich beugen Beide groß und klein, und was sie bedürfen von Dir erflehen. So flehen wir denn um ein gnädiges, heilsames Jahr, an dessen Schwelle Du uns heute hinstellst; flehen darum zuerst für das teure, irdische Oberhaupt, dem Du uns anvertraut hast. Lass Ihm auch den heutigen Tag zu einem Segen werden für Seine unsterbliche, durch Jesum Christum um einen teuren Preis erlöste Seele! Hat Er doch auch Dich allein zu Seinem Troste in der Fülle Deiner göttlichen Güte und Barmherzigkeit, die auch Ihm, gleich allen Deinen gläubigen Kindern, erschienen ist in der Offenbarung Deiner Herrlichkeit in Deinem Gotteswerke der Schöpfung und der Erlösung durch Deinen eingeborenen Sohn und der Heiligung durch Kraft und Wirkung Deines Heiligen Geistes! Erhalte Ihn mit uns Allen in diesem teuren Glauben, und lass sich an uns wirksam erweisen in einem frommen, Dir gefälligen Wandel. Hierin wollest Du uns im Laufe dieses Jahres, zum Gedächtnis Deiner Gnade, mit besserem Gedeihen segnen, als bisher geschehen ist durch unsere Schuld; wollest uns um Jesu Christi Willen die Sünden des alten Jahres gnädiglich vergeben und uns durch Dein Wort und Deinen Geist ermuntern zum frommen Kampfe, um des evangelischen Wortes Willen, mit welchem Du uns heute begrüßt, da Du uns den König zeigst, der zu uns kommt sanftmütig! In Ihm lass uns Dir dienen! Amen!

Predigt über Mat. 21,1-9

Lass Dich den Schein nicht täuschen, als sei unser heutiges, fröhliches Advent-Lied durch Schuld eines Schlussworts mitten in seinem hohen, himmelanstrebenden Fluge mit gebrochenem Flügel niedergeworfen zur Erde, von dannen es sich erhoben hatte. Lass Dich nicht irren, dass auch nach dem Lobgesange heiliger Engel vor dem Throne des Herrn, doch auch Du noch aufgefordert wirst, Ihn zu erheben, den Himmel und Erde preisen. Du sprichst: Was ist der Mensch, dass man sein gedenkst neben denen, die den Thron der Herrlichkeit umringen? - Ja! aber doch hat der Höchste sein in Gnaden gedacht, und hat, wie wir auch heute sangen, als die Welt, diese Gemeinschaft der Staubgeborenen geliebt, dass Er auch seinen eingeborenen Sohn gab, damit sie durch den Glauben an Ihn selig würden. Und der Sohn des Allerhöchsten hat sich nicht geschämt, sie Brüder zu heißen, sondern ist ihnen in allen Dingen gleich worden, sammelt sie um sich her, tritt mit ihnen vor den Thron der Gnade und spricht: Siehe da, Ich und die Kinder, welche mir Gott gegeben hat! So mögen diese denn wohl ihre Stimmen mischen zu den Chören der Engel, und es wird im Himmel keinen Misslaut geben! Wie sollten sie auch schweigen, wenn es wieder, wie heute, Advent geworden ist in der Kirche Christi auf Erden, also die festliche Zeit eingebrochen, die ihr Licht und ihren Glanz eben so wohl von einer wunderherrlichen Vergangenheit, an die sie erinnert, als von einer seligen Zukunft erhält, auf die sie hindeutet? Oder, was sollte sie bewegen, zu verstummen, wenn der Herr selbst in seinem Worte, welches diese Festzeit von fern ersieht und voraus verkündigt, sie zum frommen Jubel ermuntert und spricht: Du Tochter Zion, freue Dich sehr, und Du, Tochter Jerusalem, jauchze! Weil denn der Herr ruft, so lasst uns Ihm folgen! Es ist Advent! Es ist das Fest Deiner Ankunft, Du unser König, den eine gesegnete Welt einst in ihrer Mitte schauen durfte, und den wir mit Augen des Glaubens sehen, sich uns nahen, in Herrlichkeit und in Sanftmut des Gottessohnes. Tue Du selbst uns die Herzen auf, sich Deiner zu freuen, und mache sie bereit, Dich würdig zu empfangen, damit uns nichts von dem Segen entgehe, den Du bringst. Erhalte uns immerdar in solcher heiligen Freude an Dir, und lass sie nimmer sich wieder verkehren in Lauigkeit und Dir entfremdeten Sinn. Wandle Du in uns Herz und Mut neu um, dass unser ganzes Leben ein Loblied Deines Namens werde, nach Deinem Wohlgefallen! Amen!

Des Festes Erbauung knüpft sich nicht bloß am leichtesten, sondern auch am liebsten an des Festes Wort und Text in der heiligen Schrift, zu lesen:

Matt. 21,1-9.
Da sie nun nahe bei Jerusalem kamen gen Bethphage, an den Ölberg, sandte Jesus seiner Jünger zwei, und sprach zu ihnen: Geht hin in den Flecken, der vor euch liegt, und bald werdet ihr eine Eselin finden angebunden, und ein Füllen bei ihr, löst sie auf, und führt sie zu mir, und so euch jemand etwas wird sagen, so sprecht: Der Herr bedarf ihrer; so bald wird er sie euch lassen. Das geschah aber alles, auf dass erfüllt würde, das gesagt ist durch den Propheten, der da spricht: Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir sanftmütig, und reitet auf einem Esel, und auf einem Füllen der lastbaren Eselin. Die Jünger gingen hin, und taten wie ihnen Jesus befohlen hatte, und brachten die Eselin und das Füllen, und legten ihre Kleider drauf, und setzten ihn. drauf. Aber viel Volks breitete die Kleider auf den Weg, die andern hieben Zweige von den Bäumen, und streuten sie auf den Weg. Das Volk aber, das vorging und nachfolgte, schrie und sprach: Hosianna! dem Sohne David, gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn; Hosianna in der Höhe!

Alles Festliche der Advent-Zeit, die ganze Freude des Tages und sein Segen liegt zusammengedrängt in einem Worte dieses Textes, welches wir zur erbaulichen Betrachtung hervorheben und uns vor Augen stellen wollen. Es ist das Wort:

Siehe! Dein König kommt zu dir sanftmütig!

Könnten wir den Text auch in Gedanken scheiden von Allem, was ihm noch folgt in der heiligen Geschichte, so hätten wir eine reine, ungetrübte Freude daran, ihn zu vernehmen. Wie es hier zugeht, so hat es Alles den erfreulichen Anschein, als ob, die damals versammelt waren, wirklich gesehen und erkannt hätten ihren, ihnen nahenden König in seiner Sanftmut, und als ob dieser Anblick ihre Herzen überwältigt hätte zum Lobgesange dessen, der da kommt in dem Namen des Herrn! Weil aber die Geschichte lehrt, dass dieser Schein bloße Täuschung sei, so ist es um so mehr Not, das Festwort recht ins Auge zu fassen, damit der Hosiannaruf der Christenheit unserer Tage sich nicht auch so bald und so traurig verkehre, als es damals geschehen, da unmittelbar darauf der Eine Teil befremdet fragte: Wer ist der, der da kommt? da nicht lange danach das gesamte Volk mit noch lauterer Stimme, als heute, rief: Kreuzige Ihn! kreuzige Ihn! sein Blut komme über uns und unsere Kinder! So leicht war es ihnen geworden, teils zu verkennen, teils zu vergessen, dass es ihr König sei, den sie vor wenig Tagen hatten herannahen sehen, und der zu ihnen gekommen war sanften Mutes bei aller seiner Herrlichkeit. Diese Gegensätze, in aller ihrer Schärfe hervorzuheben, und die damalige Welt wegen solcher Verkehrtheit nach aller Strenge zu richten, darauf betreffen wir, Geliebte, uns selbst immer gar leicht wieder, wenn uns diese Festbotschaft zur Advent-Erbauung in der Kirche Christi wieder entgegen tritt. Allein schon vor Alters sprach eines Weisen Mund: Strafe Dich zuvor selbst, ehe Du Andere beurteilst, so wirst Du Gnade finden, wenn Andere gestraft werden! - und der die Weisheit selbst war von Anfang, spricht, wie Du oft gehört hast: Was siehst Du aber den Splitter in Deines Bruders Auge, und wirst nicht gewahr des Balkens in Deinem Auge! Oder wie darfst Du sagen zu Deinem Bruder: Halt, ich will Dir den Splitter aus Deinem Auge ziehen? und siehe, ein Balken ist in Deinem Auge! - O! trifft denn dies tief dringende und meist Dein ganzes Leben in der Gemeinschaft der Brüder umfassende Wort, trifft es denn etwa Dich in dieser Sache nicht? Lasst uns der Wahrheit die Ehre geben und frei bekennen: wir haben es größere Sünde, als Jene, wenn wir den verkennen und vergessen, der als unser König und doch sanften Mutes zu uns kommt! Bedenke die Zeit, erwäge die Umstände, achte auf die vielen, vielen Täuschungen, die den damaligen Menschen geflissentlich bereitet wurden, merke auf die vielen Hindernisse, die ihnen von allen Seiten in den Weg traten, und wie ihnen die Augen gehalten wurden, dass ihnen des aufgehenden Morgensternes Strahlen verborgen blieben, die in das Dunkel damals zu leuchten begannen, und sprich, ob es wohl ihnen so leicht sein mochte, als Dir und uns, den König zu erkennen, der sanften Mutes zu ihnen gekommen war? Musste nicht selbst dieser große und herrliche Name, da er ein König gehießen ward, sie irre machen, da sie noch nie Einen gesehen hatten, dessen Reich nicht von dieser Welt gewesen wäre? nie Einen, für dessen Zepter es gar keine Grenzscheiden der Länder auf Erden gab, und dem von Morgen und von Abend her, von Mittag und von Mitternacht Völker aller Namen und Zungen zufielen? nie Einen, dessen Reich nicht immer auch mit äußerlichem Wesen und Gepränge gekommen wäre, und von dem man nicht hätte sagen können: siehe! hie, oder da ist es! So lange die ärmliche Erwartung, aus Missverstand der prophetischen Worte der Vorwelt, noch unter ihnen bestand, den Sohn Davids auf dem Throne Davids unter sich sitzen zu sehen, musste ja wohl der Anblick dieses immer noch leer stehenden Thrones, an welchem der Sohn Gottes stets mit gleichgültigem Auge vorüberging, ihren Blick trüben, dass sie die viel höhere Königswürde an dem nicht zu erkennen wussten, der zu ihnen gekommen, war. So lange sich noch in irgend einer Seele Gedanken der Art regten, als sie am Ostermorgen unter Wehklagen laut wurden, da Einige sprachen: Wir aber hofften, Er sollte Israel erlösen! so musste es leicht sein, Ihn zu verkennen und sein zu vergessen. Uns aber ist es besser geworden! Seines Königtumes Glanz und Herrlichkeit begann, als die bloß irdischen Hoffnungen von Ihm alle untergegangen waren, gleich wie des Himmels Pracht und stille Majestät sich dann erst vor unseren Augen enthüllt, wenn es Nacht geworden ist. Seines Reiches Anfang war, als er sprach: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel and auf Erden, und siehe! ich bin bei Euch alle Tage bis an der Welt Ende! und sprechend von ihnen ging, um den Himmel wieder einzunehmen, diesen Thron der Herrlichkeit, der Ihm bei seinem Vater bereitet war von Ewigkeit her! - Von diesem Tage an gilt unser Adventwort in einem viel schöneren und höheren Sinne, als da es zum ersten Male hieß: Siehe! dein König kommt zu Dir sanftmütig! Erhebe Dich nur im Geiste und überschaue die vielen Länder der Erde, die bereits unter dem Schuhe seines Namens blühen, zähle die Völker, die ihm zugefallen sind, und von denen kein einziges ihm jemals wieder verloren gegangen ist, siehe! wie sich die Grenzen seiner Herrschaft auf Erden immer noch erweitern, ohne dass ein Schwert dafür gezückt wird, außer das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes, in seiner Welt- und Herzenbesiegenden Kraft, merke auf den Hauch des Lebens, der von Ihm ausgeht in alle Kreise, die sich dem Menschen auf Erden eröffnen, und der hier Alles neu schafft, so dass, wo Jesus Christus herrscht, man endlich in allen Stücken sagen kann: Das Alte ist vergangen; es ist alles neu worden! Alles neu im äußeren, wie im inneren Leben, wiewohl Er selbst gestern und heute und in alle Ewigkeit derselbe ist; bedenke seine wundervollen und segensreichen Einflüsse auf die Gemüter Aller, die man Ihm zuführt, so dass auf Wegen, die wir oft gar nicht nachzuweisen wissen, die Herzen auch der Unmündigen und der Säuglinge Ihm in Liebe zufallen, sein Lob verkündigen, sich in seiner Gemeinschaft selig fühlen, und, wenn Er ruft, sich glaubensstark und getrost selbst den Armen der Liebe auf Erden entreißen, um an sein Herz zu fallen, und ohne Zagen aus ihrer süßen Kindheitswelt scheiden, um zu ewiger Jugend in sein seliges Reich überzugehen. Alle diese Wunder seiner Macht und Gnade haben wir täglich vor Augen! Die ganze Christenwelt ist voll von Zeugnissen derselben. Überall wiederholt sich in ihrem Leben sein festlicher Einzug in Jerusalem, dessen höchster Schmuck die in Lob und Freude ausbrechenden Herzen sind. Jeder Tag ist eine Advent-Feier, denn ein Jeder, der da kommt oder geht, hat aus feiner Hand der erlösten Welt die Fülle seines Segens, Leben und volle Genüge gebracht. Fragst Du nun: wozu denn daneben noch ein einzelnes Advent-Fest in der Kirche Christi? wozu denn das Wort der Advent-Feier, an die einzelnen Glieder der Kirche gerichtet, noch wiederholen und Jedem zurufen: Siehe! Dein König kommt zu Dir sanftmütig!? - Wozu? zur Rechtfertigung wäre eigentlich schon genug, zu sagen: Ist nicht die Erneuerung des Gedächtnisses überall eine heilsame Sache? Aber wir haben noch eine andere Antwort, die, ob sie Dir gleich weniger gefallen möchte, doch nicht verschwiegen werden darf! Es mögen Wenige sein, Keiner vielleicht, wenn man ihn nur recht fragt und führt, die nicht dieses Königs Reich und Herrschaft im Allgemeinen der Christenwelt anerkennen sollten. Spricht doch auch unser Advent-Text von dem ganzen voranziehenden und nachfolgenden Volke, welches ihm auf seinen Weg Kleider breitete, Zweige von den Bäumen hieb, sie auf den Weg streute, und die lauten Lobgesänge diesem Sohne Davids zu Ehren anstimmte, gleich als wäre die kleine Schar der 12 schon an jenem Tage zu einem mächtigen Volke angewachsen. Ach! ganz Ähnliches, wenn auch auf eine weniger geräuschvolle Weise, geschieht wohl täglich in der Christenheit. Der breite und mächtige Strom, durch 2 Jahrtausende angeschwollen und seinem Bette erweitert, reißt Viele dahin, die nichts weniger im Sinne hatten, als, von ihrem eigenen Herzen getrieben, diese Wege durch die blühenden Fluren des christlichen Glaubens zu suchen und zu wandeln. Viele von uns sind lebenslang und ohne Liebe für den heiligen Gegenstand nur für das gleiche laute, christliche Bekenntnis des Herrn bearbeitet worden, und haben es endlich gelernt, darin einzustimmen, oft mit großer Geläufigkeit, oft mit dem Anschein der Wärme und Freudigkeit, oft mit dem Anstrich einer solchen Natürlichkeit, dass sie wohl gar endlich in völliger Täuschung über sich selbst befangen stehen, und es ganz und gar vergessen, das eigene Herz darüber zu befragen, ob sich in ihm denn auch etwas rege bei dem großen und teuren Namen, den eine Welt trägt und lobpreist. Vielen ist das Hosiannarufen allmählig zu einer Gewohnheit geworden, der sie kaum mit einem höheren Bewusstsein Folge leisten, als mit dem, dadurch eine Rücksicht gegen den Christenverein zu erfüllen, welchem sie sind zugesprochen worden. So war es aber doch gewiss nie gemeint, wo irgend unser Advent-Wort ertönte. Die, denen zugerufen wird: Siehe! Dein König kommt zu Dir sanftmütig! die sollen sich des in ihren Herzen erfreuen und jauchzen mit der Tochter Jerusalem. Dazu gehört also mehr, als die, freilich schon aus der Geschichte, sich Dir aufdrängende Anerkennung seiner weit verbreiteten Herrschaft und seines kein Ende habenden Königreiches; sondern die Frage ergeht an Dich selbst, in Deiner besonderen Stellung im Leben, in Deiner ganzen Persönlichkeit, wie sie sich in Dir, eben unter den Einflüssen seines mächtigen Zepters, entwickelt hat. Schaust Du ihn denn auch mit solchen Augen an, dass Er Dir selbst als Dein König erscheint? Siehst Du ihn zu Dir kommen, als König und dennoch sanften Mutes? Hast Du in Deinem eigenen Leben die Spuren und die Früchte seiner Größe und Herrlichkeit in Gemeinschaft mit seiner Milde und Barmherzigkeit nachzuweisen? Fühlst Du Dich selbst im innigen und geheiligten Verbande mit Ihm, so fest und stark, dass nichts denselben mehr zu lösen vermag, nicht die Welt mit ihrer lockenden Lust, nicht die Sünde mit ihrer Gewalt, nicht der Tod mit seinem Grauen und mit seinen Schrecken? So müsste es sein, gingest Du wirklich, die Seele in festlichen Schmuck gekleidet, der Advent-Feier entgegen. Und so könnte es sein, denn als der Herr sprach: Ich bin bei Euch alle Tage bis an der Welt Ende! da hatte Er eben so wohl Dich im Sinn, als jene 12, zu denen Er damals redete. Was sein himmlischer Vater im Reiche der Natur alle Macht und Güte an jede einzelne Blume des Feldes verwandt hat, und als er sie schuf, auch an diesem Geringsten seiner Wunder nichts davon erspart hat, damit dem suchenden und sich nach ihm sehnenden Herzen auch hier eben so wohl, wie an der Sternenpracht des Himmels sich seine Größe und Herrlichkeit offenbarte; so hat der Sohn es im Reiche der Gnade auch getan. Ob Du Dir selbst in dieser höheren Schöpfung eben so gering erscheinst, als die Wiesenblume mitten in den unzähligen Welten voll Glanz und Leben, so bist Du doch hier eben so wenig vergessen, als sie dort; sondern wie zu ihr mit jedem neuen Tage auch die wunderherrliche Sonne kommt, und sie sucht mit ihren Liebesblicken, und des Himmels Tau und Regen auch sie findet in ihrer Verborgenheit, so kommt auch in Dein armes, beschränktes, von den Augen der Menschen ganz übersehenes Leben täglich doch derselbe König voll sanften Mutes, dessen sich die ganze Kirche Christi auf Erden und im Himmel erfreut. Alles hat Er an Dir getan von Deiner Wiege an, hat Dich mit Liebe und Sanftmut in allen Denen geleitet, die ihre Sorge um Dich als eine durch Jesum Christum geheiligte ansehen und auf sich nehmen; hat zu Dir geredet in seinem Worte, dessen Geist er überall einzuhauchen wusste, wo fromme Eltern und treue Lehrer den Mund auftaten Dir zur Lehre, zur Strafe, zur Besserung, zur Züchtigung in der Gerechtigkeit, denn von dem Seinen haben sie es genommen und es Dir gegeben; hat sich an Dir mächtig bezeugt in jeder heiligen Stunde, da das Herz in Dir brannte vor irgend einem frommen Gedanken, unter irgend einem ernsten Gelübde, in Sehnsucht nach seiner Gemeinschaft, in Freude und Bewunderung seines herrlichen, seligen Reiches, das Er auch Dir eröffnet hat; hat warnend neben Dir gestanden in jeder Stunde der Versuchung, da die Welt Dir ihre lockenden Bilder vor Augen hielt, um Dich für ihren Dienst zu gewinnen; ist tröstend zu Dir getreten in jeder herben Stunde Deines Lebens, in jedem bitteren Schmerze, an jedem lieben Krankenlager, an jedem teuren Sterbebette, und hat Dir die Seele aufgerichtet in dem Glauben an Den, in welchem wir Alle das ewige Leben haben; und will einst kommen in nie gesehener Herrlichkeit zu allen treuen Kindern seines Reiches, dass sie Gnade um Gnade von Ihm nehmen - darum freue Dich sehr und jauchze Ihm, der da kommt im Namen des Herrn; selbst ein Herr und König Dir in Ewigkeit und doch sanftmütig bis zur Erbarmung auch über Deine Schwachheit und Sünde, wenn Du in kindlichem Glauben Dich seiner unendlichen Liebe ergibst! Mache Dich auf, Ihm entgegen, der Dich heute ruft, und gib Ihm in Deinem Herzen die Ehre, bekenne Ihn in Deinem Wandel vor den Leuten, und lass Dich von Ihm auf den Flügeln des Gebetes täglich tragen vor den Thron der Gnade, vor Deinen Thron, Vater unsers Herrn Jesu Christi rc. Amen!

Schluss-Gebet.

So rufen sie, Alle, die Erlösten im Himmel und auf Erden! Und wir mit ihnen, gleiches Segens teilhaftig durch Deine Gnade, Ewiger und Barmherziger! Dir danken wir, dass Du den König der Ehren hast zu uns kommen lassen, sanften Mutes, als unsern Herrn und Heiland zugleich, in welchem unsere Hoffnung steht für Zeit und Ewigkeit! O! gib uns Deinen Geist, dass wir in Treue an ihm hangen allezeit! Gib, dass wir Ihm dienen in Gerechtigkeit und Heiligkeit zu Lobe Deines Namens, in Ewigkeit! Amen.!

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