Herberger, Valerius - Gebet, wenn man in der Kirche sich befindet.

Herberger, Valerius - Gebet, wenn man in der Kirche sich befindet.

JESUS, Ein Gott über alle Götter, die heilige Dreieinigkeit, weihet alle Kirchen und Herzen, wo Er, als der Grundstein der Seligkeit und als die einzige Himmelsleiter erkannt und bekannt wird; da ist gewißlich Gott gegenwärtig, da sind die Herzen heilig, da ist Gottes Haus, da ist die Pforte des Himmels.

1. Buch Mos. 28, V. 16. 17. Gewißlich ist der Herr an diesem Orte (spricht Jakob. Gewißlich da ist Gott gegenwärtig, da ist die rechte christliche Kirche, wo Jesus Christus nach seiner Person, Amt und Wohlthaten recht geehret wird.) Wie heilig ist diese Stätte! (Alle Orte in der Welt sind vor Gott geweiht, wo das reine Evangelium von Jesu Christo schallet, denn Gottesfurcht ist der höchste Gottesdienst.) Hier ist nichts anderes, denn Gotteshaus (das sind die rechten Gotteshäuser, wo man allein Jesum Christum lässet unsern Seligmacher sein) und hie ist die Pforte des Himmels (wo Gottes Wort ist, da stehet der Himmel offen, wo man mit wahrem Glauben Jesum Christum ergreifet.)

Ach Herr JEsu Christe, hilf durch deinen heiligen Geist, daß ich dich allezeit für den bewährten Grundstein meiner Seligkeit achte, und dich für meine gewisse Himmelsleiter erkenne, so weiß ich gewißlich und wahrhaftig, daß dein lieber himmlischer Vater mit seiner Gnade nahe zu meinem Herzen werde treten. Hilf, daß ich mich allezeit zu der evangelischen Versammlung deiner Christen geselle. Denn da ist gewißlich die Gnade Gottes zu finden; gewißlich ist der Herr an diesem Orte, wo das Evangelium recht wird geprediget, und die Sakramente nach deiner Ordnung werden ausgetheilet. Heilig ist diese Stätte, wo man in deinem Namen, Herr JEsu, betet, von deinem Namen lehret; heilig sind alle Herzen, die dich lieb haben. Nun mag ich mit Freuden St. Augustin's Wort führen: „Ich bin heilig“; das ist kein Hoffartswort, sondern ein gläubiges Dankwort. Ich bin heilig durch dein heiliges Blut, damit ich in der Taufe bin gewaschen, bei der Predigt des Evangelii und Absolution besprenget, und im hochwürdigen Abendmahl getränket, und durch die Gabe deines heiligen Geistes.„ Wenn ich in deinem Namen bei dem Tische bete, so wird dadurch alle Speise geweihet, geheiliget und gesegnet. Nun weiß ich, daß mein Herz ist ein Gottes Haus. Denn ich erkenne dich für den rechten Jakobsstein meiner Seligkeit, für die rechte Himmelsleiter meiner Seelen. Ach Herr JEsu, laß mein Herz sein und bleiben ein heiliges Gotteshaus, darin du mit deinem Vater und heiligem Geiste gerne wohnest, nach deiner tröstlichen Zusage. Behüte mein Herz vor des Teufels Betrug, daß es nicht werde ein sündiges Schandhaus. Ach Herr JEsu, gib, daß sich Niemand in der ganzen Welt zum Gebet und zum Gottesdienste dünke zu stattlich sein, sondern daß sich auch alle hohen Personen in christlicher Demuth herunter lassen, und dir dienen. Derowegen singet auch die Kirche alle Sonntage frühe die Worte aus dem 95. Psalm in der Einladung zum Lobe Gottes: „Kommt herzu, lasset uns dem Herrn frohlocken, und jauchzen dem Hort unsers Heils! Lasset uns mit Danken vor sein Angesicht kommen, und mit Psalmen ihm jauchzen! Denn der Herr ist ein großer Gott, und ein großer König über alle Götter. Kommt, laßt uns anbeten, und knieen und niederfallen vor dem Herrn, der uns gemacht hat!“ Ach Gott verleihe, daß es alle Herzen sich selbst zur Seligkeit bedenken mögen! Denn durch dich, Herr JEsu, habe ich auch den Segen zu gewarten. Ein kleines Wort ist das, aber langer vielfältiger Trost wird meinem Herzen darinnen vorgetragen. Wenn du mich segnest, so bist du sammt deinem himmlischen Vater und heil. Geiste mit mir. Wenn ich bete, so hörest du mich; wenn ich Elend habe, so tröstest du mich; wenn ich angefochten werde, so schützest du mich; wenn ich sterbe, so machest du mich selig. Bist du mit mir, wer will wider mich sein? Du bist mir besser, als alle Macht dieser Welt, du segnest mich, du behütest mich, wo ich hinziehe; du bist mein getreuer Gefährte, du bist mein Wächter, du schläfest noch schlummerst nicht, wer will mich beleidigen? Du segnest mich, du willst mich nicht lassen. Herr JEsu, dein Segen ist mein Leben; ich will mich zu deiner Christenheit halten, ich will bei dir, dem Felsen meiner Seligkeit, allzeit bleiben, ich will dein Wort und Werk in Acht nehmen, das Evangelium hören, der Sakramente gebrauchen. Denn da lässest du gewiß alle deine Güte vor mir hergehen. Also werde ich dein Herz, Willen und Liebe klar sehen, und mich mit diesem Anschauen der Herrlichkeit deiner Gnaden unter dem Schutze deiner Hand behelfen, bis ich zur vollkommenen Erkenntniß deiner Herrlichkeit komme, und im Himmel deine göttliche Herrlichkeit von Angesicht zu Angesicht schauen werde. Amen!

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