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Heliand - 36 - Der Fischfang

Heliand - 36 - Der Fischfang

Nun gieng der waltende Christ
Der gute, von Galiläa zu einer Judenburg.
Da fanden sie in Kapharnaum einen Königsdiener,
Der brüstete sich pralerisch ein gewaltiger Bote
Des Kaisers zu sein. Er kam und sprach
Zu Simon Petrus: „Ich bin gesandt hierher,
Daß ich mahnen solle der Männer Jeglichen
Des Kopfgelds wegen, das an des Kaisers Hof
Als Zins zu zahlen ist. Es zögert Niemand
Der Gaubewohner, sie geben es willig
Aus der Menge der Schätze: euer Meister allein
Hat es unterlaßen. Uebel geliebt das wohl
Meinem hohen Herrn, wenn es am Hofe kund wird
Dem edeln Kaiser.“ Da beeilte sich
Simon Petrus: er wollt es sagen gleich
Seinem holden Herrn. Da hatt es im Herzen
Schon der Waltende gewahrt: ihm mochte kein Wort
verborgen bleiben: bis aufs Kleinste wust er
Der Menschen Gedanken. Dem hehren Degen gebot er,
Dem Simon Petrus, in den See sogleich
Eine Angel zu werfen: „Den ersten, den du da
Fängst, den Fisch, zieh aus der Flut zu dir,
Und klüft' ihm die Kinnlade: zwischen den Kiemen wirst du
Goldmünzen finden: mit diesem Gelde
Magst du den Mann befriedigen für meinen und deinen
und jeglichen Zins, den er uns zahlen heißt.“
Das braucht' er nicht erst zum andern Male
Ihm zu befehlen. Der gute Fischer gieng,
Simon Petrus, und warf in den See
Hinab die Angel, und herauf zog er
Einen Fisch aus der Flut; sofort mit beiden Händen
Klüftet' er ihm die Kinnlade und nahm aus den Kiemen
Die goldenen Münzen: damit that er, wie des Gottessohns
Wort ihn angewiesen. Da ward des Waltenden
Kraft aufs Neue kund, und daß künftig Jeder
Willig und unweigerlich seinem weltlichen Herrn
Schoß und Schatzung so viel ihm beschieden ist
Zahle und zinse. Er zögere nicht damit,
Murre nicht in seinem Muth, sondern sei ihm mild im Herzen,
Dien ihm in Demuth; darin mag er Gottes
Willen wirken und des weltlichen Herrn
Huld sich erhalten.

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