Grafe, Hermann Heinrich - Der Ältestendienst ist und bleibt eine göttliche Einsetzung für die Gemeinde

Grafe, Hermann Heinrich - Der Ältestendienst ist und bleibt eine göttliche Einsetzung für die Gemeinde

1859

Man braucht sich eigentlich nicht zu wundern, wenn man sieht, daß in unserer Zeit die Mißachtung göttlicher Ordnung im Staats- und Familienleben auch die im Worte Gottes ausdrücklich vorgeschriebene Ordnung für die Gemeinde des Herrn vielfach verkannt wird. Liegt es doch in dem Geiste der modernen Bildung auf allen Gebieten, mehr den eigenen menschlichen Eingebungen, als den positiven göttlichen Offenbarungen zu folgen.

Einerseits hält man fest an bestehenden falschen Ordnungen, die, als ein Vermächtnis der Väter mit dem geschichtlich gewordenen Rechte des Alters bekleidet, den klarsten unzweideutigen Aussprüchen der Heiligen Schrift gegenüber mit großer Zähigkeit aufrecht erhalten werden. Was einmal besteht, besteht deshalb mit Recht, weil es schon so und so lange bestanden hat. Die Reformation des sechzehnten Jahrhunderts soll alles zum bleibenden Abschluß gebracht haben; deshalb ist eine weitere Reformation auf Grund des Wortes Gottes gegen die einmal eingeführte Ordnung nicht gestattet.

Andererseits sagt man sich von jeglicher Ordnung los und propagiert mit keckem Mute für die Abwesenheit aller gegebenen bindenden Form für das Bestehen und die Organisation einer Gemeinde Gottes, in dem man die darauf bezüglichen Stellen der Heiligen Schrift ihrer dauernden Gültigkeit entkleidet und somit einer Freiheit huldigt, welche, gleich dem politischen Radikalismus, unter dem gleißenden Titel des allgemeinen Besten doch nur Parteizwecke verfolgt. Weil man jede bestimmte Ordnung und Form verwirft, kann auch von einer Reform im eigentlichen Sinne des Wortes nicht mehr die Rede sein. Alles ist dann der Willkür so weit überlassen, daß nur noch die größere Anmaßung des einen der geringeren Anmaßung des anderen Gesetze vorschreiben kann.

Es ist gewiß sehr zu bedauern, daß bekehrte Männer, die doch die Wahrheit lieb haben und sich derselben in anderen Punkten willig unterwerfen, in betreff der göttlichen Ordnung für die Gemeinde, namentlich des Dienstes der Ältesten, geradezu revolutionär verfahren und sich der biblischen Autorität nicht nur persönlich entziehen, sondern es auch zum Gegenstande ihrer Wirksamkeit machen, soweit ihr Einfluß reicht, das Amt des Ältesten zu verdächtigen und sogar grundsätzlich zu verneinen.

Ebenso wie wir uns gegen die falsche Ordnung ausgesprochen haben und stets aussprechen werden, fühlen wir uns jenen traurigen Bestrebungen des kirchlichen Radikalismus gegenüber in unserem Gewissen gedrungen, auf Grund des Wortes Gottes öffentlich davon Zeugnis abzulegen, daß der Ältestendienst für die Gemeinde eine göttliche Einsetzung ist und bleibt, um diejenigen, welche sich belehren oder warnen lassen wollen, durch des Herrn Gnade vor einer Gefahr für ihr inneres Leben zu bewahren, welcher unerfahrene und wenig befestigte Seelen leider nicht immer zu entgehen wissen.

Wir erachten es indessen nicht als unsere Aufgabe, hier eine ausführliche Polemik gegen jene Brüder zu eröffnen, welche wir lieben und achten, obgleich wir ihre Ansicht über die Gemeinde als eine irrige und unevangelische verwerfen und bedauern müssen. Wir wünschen vielmehr, die Einigkeit mit ihnen da festzuhalten, wo sie noch besteht, und die Gegensätze, ohne unwahr zu werden, durch herzliche aufrichtige Bruderliebe zu versöhnen. Aber wir geben ihnen vor dem Herrn, dem wir beiderseits zu dienen beanspruchen, und vor dem wir dereinst offenbar werden müssen, mit allem Ernste zu bedenken, wie sie es doch verantworten können, einen so wesentlichen und wichtigen Teil des Wortes Gottes zu verwerfen, wie der ist, welcher über den Ältestendienst in der Gemeinde handelt.

Möge der Herr das Zeugnis seines Wortes zu einem Zeugnis des Heiligen Geistes an den Herzen derer machen, die aus Mißverstand oder auch aus einem weniger verzeihlichen Grunde sich in dieser Beziehung an der Wahrheit der göttlichen Offenbarung versündigt haben. Wenn „alle Schrift, von Gott eingegeben, auch nütze ist zur Lehre, zur Strafe, zur Besserung, zur Auferziehung in der Gerechtigkeit, daß ein Mensch Gottes sei vollkommen, zu allem guten Werk geschickt“ (2. Tim. 3, 16. 17), wie kann dann jemand mit gutem Gewissen und ohne Nachteil für sein inneres Leben einen Teil der Heiligen Schrift ganz vernachlässigen, oder, was noch weit schlimmer ist, als nicht mehr zu Recht bestehend zu beseitigen suchen?

Doch wir wollen jetzt zur Sache selbst übergehen und vernehmen, was denn das Wort Gottes über den fraglichen Gegenstand sagt.

Um über die betreffenden Stellen der Heiligen Schrift eine allgemeine Übersicht zu gewinnen, wird es gut sein, wenn wir zunächst die verschiedenen Benennungen, je nach den verschiedenen Eigenschaften des Ältestendienstes vorführen.

Im Anschluß an die alttestamentliche Bedeutung des Wortes „Ältester“ finden wir diese Benennung im neutestamentlichen Sinne zuerst Apostelgeschichte 11, 30, von den Ältesten der Gemeinde in Jerusalem, die ja auch die erste evangelische Gemeinde überhaupt war. Wir lesen dann noch weiter von den „Ältesten der Gemeinde“ in Jerusalem (Apg. 15, 2.4.6.22.23; 16, 4; 21, 18) im Unterschiede von den „Ältesten der Juden“ (Apg. 25, 45; vergl. Apg. 23, 14; 24, 1), die noch zu gleicher Zeit mit den Ältesten der Gemeinde in Jerusalem bestanden. Bezeichnend ist hierbei, daß für die Ältesten der Gemeinde in Jerusalem, die aus bekehrten Juden bestand, auch allenthalben die jüdische Benennung von „Ältesten“ beibehalten ist.

Dagegen finden wir Apg. 20, 27. u. 28 bei der Gemeinde zu Ephesus, einer heidnischen Stadt in Ionien in Kleinasien außer der jüdischen Benennung von „Ältesten“ auch die griechische von „Bischöfen“ (Aufseher), die „der Heilige Geist“ in ihr Amt gesetzt hatte, „zu weiden die Gemeinde Gottes“, also Hirten an derselben zu sein. Es ergibt sich somit schon aus dieser Stelle, daß dieselben Personen Älteste, Bischöfe und Hirten waren, und daß es deshalb schon unbiblisch ist, wenn man zwischen Ältesten und Hirten (Pastoren) oder Bischöfen einen Rangunterschied macht. Wir wollen indessen zur Befestigung dieser Wahrheit, welche jeder unevangelischen Hierarchie widerstreitet, noch andere Stellen der Heiligen Schrift anführen, die zugleich dazu dienen werden, uns mit einigen ferneren biblischen Benennungen für die Ältesten der Gemeinde bekannt zu machen.

Titus 1, 5 u. 7 werden dieselben Personen auch das ein Mal „Älteste“ und das andere Mal „Bischöfe“ genannt.

1. Petrus 5, 1 u. 2 sagt der Apostel zu den „Ältesten“: „Weidet die Herde Gottes, so euch befohlen ist, und haltet Aufsicht, nicht gezwungen, sondern williglich.“ Wir haben hier also auch wieder Älteste, die als Hirten die Herde Gottes weiden und als Bischöfe über dieselbe Aufsicht halten sollen.

Unter den notwendigen Eigenschaften eines Bischofs nach dem Worte Gottes finden wir 1. Tim. 3, 2 auch die Lehrgabe (vergl. 2. Tim. 2, 24) . Paulus schreibt dieserhalb an Titus noch ausführlicher, wenn er sagt (Tit. 1, 9): „Und halte (der Bischof nämlich) ob dem Wort, das gewiß ist der Lehre gemäß, auf daß er mächtig sei sowohl zu ermahnen durch die gesunde Lehre, als zu strafen den Widersacher.“

Nehmen wir zu diesen Stellen der Heiligen Schrift nun auch noch die folgenden hinzu, so muß es jedem nüchternen und unparteiischen Bibelleser klar werden, daß mit dem Ältestendienst auch das Lehr- und Hirtenamt unzertrennlich verbunden ist, obgleich das Maß der Begabung wie auch der Ausübung sehr verschieden sein kann. Hierauf bezieht sich namentlich die Stelle 1. Tim. 5, 17: „Die Ältesten, die wohl vorstehen, halte man zweifacher Ehre wert; sonderlich die da arbeiten im Wort und in der Lehre.“ „Gedenket an eure Vorsteher“, ermahnt der Apostel (Heb. 13, 7), „die euch das Wort Gottes gesagt haben“, die also eure Lehrer sind. Demselben Ausdrucke, der hier mit „Vorsteher“ oder „Führer“ übersetzt ist, begegnen wir noch in Heb. 13, 17.24. Ebenso finden wir die „Hirten“ und „Lehrer“ noch ausdrücklich genannt in Eph. 4, 11 und 1. Kor. 12, 28; Apg. 13, 1; Jak. 3, 1.

Nach den angeführten Zeugnissen aus dem Neuen Testament wird wohl niemand leugnen wollen, daß es zur Zeit des Apostels Älteste oder Bischöfe oder Vorsteher oder Hirten oder Lehrer wirklich gegeben hat, und daß diese verschiedenen Benennungen nur verschiedene Eigenschaften und Verrichtungen derselben Personen sind.

Diese geschichtliche Tatsache anerkannt, könnte noch die weitere Frage aufwerfen: Bestanden denn jene Ältesten zur apostolischen Zeit auch wirklich nach dem Willen Gottes? Wer dürfte aber auch darüber noch in Zweifel bleiben, wenn wir ausdrücklich lesen: „Gott hat etliche gesetzt in der Gemeinde aufs erste zu Aposteln, aufs andere zu Propheten, aufs dritte zu Lehrern“ usw. (1. Kor 12, 28). „Er hat etliche gegeben zu Aposteln, etliche zu Propheten, etliche zu Evangelisten, etliche zu Hirten und Lehrern, daß die Heiligen zugerichtet werden zum Werke des Amtes, dadurch der Leib Christi erbauet werde“ (Eph. 4, 11.12).

„So habt nun acht auf euch selbst und die ganze Herde, unter welche euch der Heilige Geist gesetzt hat zu Bischöfen, zu weiden die Gemeinde Gottes, welche er durch sein eigenes Blut erworben hat“ (Apg. 20, 28). Es ist also der Ältestendienst eine Einsetzung Gottes und des Heiligen Geistes, so daß, wer ihn geringschätzt, nicht Menschen und „menschliche Ordnung“, sondern Gott und sein Wort verachtet.

Es war den Gemeinden zur apostolischen Zeit auch nicht freigegeben, ob sie Älteste als Vorsteher der Gemeinde haben wollten oder nicht. Der große Apostel Paulus selbst verordnete neben Barnabas „in jeglicher Gemeinde Älteste“ (Apg. 14, 23). In seinem Briefe an Tit. (1, 5) lesen wir: „Deshalb ließ ich dich in Kreta, daß du das Übrige solltest vollends einrichten, und in jeglicher Stadt Älteste bestellen, wie ich dir geboten habe.“ Und an Timotheus schreibt Paulus (2. Tim 2, 2): „Was du von mir gehört hast durch viele Zeugen, das befiehl treuen Menschen, die da tüchtig sind, auch andere zu lehren.“ Wer will bei solchen bestimmten Vorschriften so verwegen sein, zu behaupten, daß ihn das nichts angehe, daß mit dem Ablauf der apostolischen Zeit auch die Gültigkeit des apostolischen Wortes aufgehört habe? Es ist ein schwer zu erklärender Widerspruch, zu behaupten, daß man an die Heilige Schrift und ihre ewige Gültigkeit, die Himmel und Erde überdauert, glaube, und sich dann doch, unter welchem Vorwande es immer sei, herausnimmt, zu verwerfen, was einem nicht gefällt. Einem angenommenen System zulieb muß die Heilige Schrift, die doch nicht gebrochen werden kann, es sich dann gefallen lassen, von der Kurzsichtigkeit des in sich befangenen Menschengeistes gemeistert zu werden. Oh, ihr Brüder, die ihr diese abschüssige Bahn betreten habt, haltet ein! Bedenkt, was ihr tut! Folget nicht einem Menschen, und wäre er ein Engel vom Himmel, sondern folget dem Worte Gottes, „das da ewiglich bleibet“ (1. Pet. 1, 23), und unterwerft euch ihm in kindlichem Glauben! „Wer von Gott ist, der höret Gottes Wort“ (Joh. 8, 47).

Wir wissen wohl, welche Ausrede man gebraucht, um sich der Verpflichtung, Älteste zu haben, zu entziehen. „Wer gibt sie uns, da wir jetzt keine Apostel mehr haben?“ „Wir können sie doch nicht machen.“ „Gott hat gesetzt“ usw. Das sind die Worte des Zweifels in dem Munde derer, welche in Anerkennung dessen, daß der Ältestendienst eine göttliche Einsetzung ist, sich den Schein geben, dem Willen Gottes gern nachkommen zu wollen, aber nicht wissen, wie sie das anfangen sollen, ohne sich dabei zu versündigen. Wir fragen euch, die ihr diese Sprache führt, auf euer Gewissen vor Gott: Wie oft und wie ernst habt ihr darum gebetet, daß Gott euch Älteste geben möge? - Erkennt ihr nach der Heiligen Schrift wirklich an, daß der Ältestendienst in der Gemeinde eine göttliche Einsetzung und deshalb „je gewißlich wahr ist, so jemand ein Bischofsamt begehret, der begehret ein köstlich Werk“ (1.Tim. 3, 1); ihr aber in der Tat nicht wißt, wie ihr zu diesem „köstlichen Werke“ gelangen sollt, so halten wir euch einfach vor, was geschrieben steht Jak. 1, 5-7: „So aber jemand unter euch Weisheit mangelt, der bitte von Gott, der da gibt einfältiglich jedermann, und rückt´s nicht auf; so wird ihm gegeben werden. Er bitte aber im Glauben und zweifle nicht; denn wer da zweifelt, der ist gleich wie die Meereswoge, die vom Winde getrieben und gewehet wird. Solcher Mensch denke nicht, daß er etwas von dem Herrn empfangen werde.“ - Wo freilich der gute Wille fehlt, da fehlt auch der rechte Drang zum Gebet und das aufrichtige Verlangen, daß der Herr uns geben möge, was uns mangelt.

Für diejenigen aber, die wirklich den guten Willen haben, sich in jeder Beziehung nach dem Worte Gottes zu richten, und deshalb auch von Herzen begehren, daß der Herr ihren Versammlungen oder Gemeinden rechte Älteste schenken möge, bleibt uns noch folgendes zu bemerken übrig:

Wo Brüder sich versammeln, um sich auf ihren allerheiligsten Glauben zu erbauen und in dem heiligen Geiste gemeinschaftlich zu beten (Jud. 20) oder, wie Petrus sagt (1. Pet. 2, 5), „als lebendige Steine sich zu erbauen zum geistlichen Hause, zum heiligen Priestertum, zu opfern geistliche Opfer, die Gott angenehm sind durch Jesus Christus“: da bilden dieselben auch ganz naturgemäß eine Gemeinde nach dem Wort des Apostels: „So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes, erbauet auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus selber der Eckstein ist; in welchem der ganze Bau ineinandergefügt, wächst zu einem heiligen Tempel in dem Herrn; in welchem auch ihr miterbauet werdet zu einer heiligen Behausung Gottes im Geiste“ (Eph. 2, 19 - 22). Was Gott durch den Heiligen Geist der Gemeinde im allgemeinen, als dem Leib Christi, für alle Zeiten geschenkt hat, gehört auch jeder einzelnen Gemeinde von Gläubigen zu ihrer Zeit und an ihrem Orte, als einem Gliede am Leibe des Herrn (1. Kor. 12, 27). „Denn gleichwie der Leib einer ist, und hat doch viele Glieder, alle Glieder aber des einen Leibes, wiewohl ihrer viele sind, sind doch ein Leib: also auch Christus. Denn wir sind durch einen Geist alle zu einem Leib getauft“ (1. Kor. 12, 12.13 ). Aber ist der Geist auch nur einer, so sind die Gaben doch mancherlei. Ist der Herr auch nur einer, so sind die Ämter oder Dienstverrichtungen doch mancherlei. Ist Gott auch nur einer, der da wirket alles in allem, so sind die Wirkungen doch mancherlei. „Einem jeglichen aber wird gegeben die Erweisung des Geistes zum gemeinen Nutzen“ (1. Kor. 12, 4-7 f.; Eph. 4, 15.16; Kol. 2, 19 u.a.) So wird es sich in den Versammlungen der Gläubigen nach 1. Kor. 14, 26 f. immer bald herausstellen, daß die Gaben verschieden sind nach der Gnade die einem jeden gegeben ist; denn der Geist „teilet einem jeglichen insonderheit zu, nachdem er will“ (1. Kor. 12, 11). „Hat jemand Weissagung, so sei es nach des Glaubens Maßgabe. Hat jemand ein Amt, so warte er des Amtes. Lehret jemand, so warte er der Lehre. Ermahnet jemand, so warte er des Ermahnens. Gibt jemand, so gebe er einfältiglich. Regieret jemand, so sei er sorgfältig. Übet jemand Barmherzigkeit, so tue er es mit Lust“ (Röm. 12, 7.8). „Dienet einander, ein jeglicher mit der Gabe, der er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes. So jemand redet, daß er es rede als Gottes Worte. So jemand ein Amt hat, daß er es tue als aus dem Vermögen, das Gott darreicht, auf daß in allen Dingen Gott gepriesen werde durch Jesus Christus, welchem sei Ehre und Gewalt von Ewigkeit! Amen“ (1. Pet. 4, 10.11). Es ergibt sich aus diesen und vielen anderen Stellen der Heiligen Schrift der enge Zusammenhang der Ämter oder Dienstverrichtungen in der Gemeinde mit den Gaben des Heiligen Geistes, so daß man dem Worte Gottes Gewalt antun muß, wenn man das eine von dem andern trennen will. Dies geschieht aber einerseits, wenn man Ämter will, ohne die betreffenden Gaben des Heiligen Geistes dabei zur Bedingung zu machen, und andererseits, wenn man die Gaben des Heiligen Geistes will, aber nicht die damit verbundenen Ämter. In den ersten Fehler verfallen die Massenkirchen, und in den letzten die Darbysten und ihresgleichen.

Selbst die Dreieinigkeit ist bei dieser Einheit der Gaben und der Ämter wesentlich beteiligt: „Es sind mancherlei Gaben, aber es ist ein Geist; und es sind mancherlei Ämter, aber es ist ein Herr; und es sind mancherlei Kräfte, aber es es ist ein Gott, der da wirket alles in allem“ (1. Kor. 12, 4-7). Wie darf man da die Gaben von den Ämtern trennen wo aus 18, 20), in unserer Zeit aufgehört haben, Ämter zu besetzen, welche nach seinem und des Vaters Willen durch die Wirkung des Heiligen Geistes zur Zeit der Apostel bestanden und von diesen ausdrücklich eingesetzt und anbefohlen sind? - Sagt doch Paulus dem Timotheus, nachdem er ihm in dem ganzen 3. Kapitel seines ersten Briefes von dem Ältesten- oder Bischofsamt und von dem Amt der Diener oder Diakonen gesprochen und deren notwendige Eigenschaften angegeben hat, am Schluß desselben (3, 14-15): „Solches schreibe ich dir und hoffe, aufs baldigste zu dir zu kommen; so ich aber verzöge, daß du wissest, wie du in dem Hause Gottes wandeln sollst, welches ist die Gemeine des Lebendigen Gottes.“ Wodurch will man uns doch beweisen, daß solche apostolischen Vorschriften jetzt keine Geltung mehr haben, und daß die rechtmäßigen Ämter oder Dienstverrichtungen in der „Gemeinde des lebendigen Gottes“ jetzt nicht mehr bestehen, oder sogar nicht mehr bestehen sollen? - Man hebt wohl hervor, indem man die Sache zugibt, sie aber in den Personen nicht anerkennen will, daß uns jetzt die Autorität der Apostel fehle, welche notwendig sei, um Älteste einzusetzen.

Wenn man uns aber zugibt, wie wir eben gesagt haben, daß die Ämter, und namentlich auch das eines Ältesten, von den dazu nötigen Gaben des Heiligen Geistes bedingt werden, diese Gaben oder Eigenschaften aber von dem Heiligen Geiste selbst angegeben und uns in ihrer näheren Bezeichnung als ein untrügliches Wort Gottes von den Aposteln schriftlich hinterlassen sind: so wird es sich doch nur darum handeln können, ob wir persönlich imstande sind, diese angegebenen Eigenschaften richtig zu beurteilen, um danach die Ältesten zu bestimmen oder anzuerkennen. 1. Tim. 3, 2-7 und Tit. 1, 6-9 finden wir nun die Eigenschaften, die ein Ältester nach dem Willen Gottes außer den allgemeinen christlichen Eigenschaften besitzen soll, besonders angegeben. Es kann bei der meist äußerlichen Natur dieser Eigenschaften auch keinem Gliede einer gläubigen Gemeinde schwer fallen, danach zu beurteilen, ob jemand des Ältestendienstes würdig ist oder nicht: und so sehr es getadelt werden muß, Älteste einzusetzen, die diesen Eigenschaften nicht entsprechen, ebenso sehr ist es zu verwerfen, Männer mit diesen Eigenschaften nicht als Älteste von Gott gesetzt anerkennen zu wollen. Kennen wir also die von Gott selbst angegebenen Eigenschaften eines wahren Ältesten, so müssen wir dieselben auch bei denjenigen Personen, die sie besitzen, offen und in ausgesprochener Weise anerkennen, so daß wir sie für das halten und ausgeben, was sie sind. Von einem menschlichen „Machen“ der Ältesten, wie man sich hierbei wohl auszudrücken beliebt, kann um so weniger die Rede sein, als nur das anerkannt und mit dem Ansehen eines von dem Heiligen Geiste verliehenen Amtes bekleidet werden soll, was Gott selbst gemacht hat und seinen Vorschriften entspricht.

Vergleichen wir die 1. Tim. 3 und Titus genannten notwendigen Eigenschaften eines Ältesten mit dem, was wir in betreff der ersten sieben Diakonen in der Gemeinde zu Jerusalem Apg. 6, 3 lesen, so werden wir finden, daß bei der Wahl der letzteren von den Aposteln vorgeschriebenen Eigenschaften noch mehr verlangen und noch schwieriger zu beurteilen sind, als jene von Paulus dem Timotheus und Titus angegebenen Eigenschaften für den Ältestendienst. Es heißt an der erwähnten Stelle wörtlich: „Ihr Brüder, sehet unter euch nach sieben Männern, die ein gutes Gerücht haben und voll Heiligen Geistes und Weisheit sind, welche wir bestellen mögen zu dieser Notdurft … Und die Rede gefiel der ganzen Menge wohl, und erwählten Stephanus, einen Mann voll Glaubens und Heiligen Geistes, und Philippus. Diese stellten sie vor die Apostel, und beteten und legten die Hände auf sie“ (Apg. 6, 3-6). Wenn nun hier, wo die Apostel selbst anwesend und mit den persönlichen Eigenschaften der verschiedenen Brüder in Jerusalem aus eigener Anschauung und Erfahrung bekannt waren, es doch der „ganzen Menge der Jünger“ überlassen blieb, aus sich heraus diejenigen zu Diakonen zu erwählen, die sie nach den von den Aposteln angegebenen Eigenschaften für geeignet hielten: warum sollte es denn jetzt den Gläubigen nicht mehr freistehen oder ihnen nicht vielmehr zur Richtschnur dienen, in derselben Weise zu verfahren? - Wenn Titus „in jeglicher Stadt Älteste bestellen“ sollte, und ihm, wie auch Timotheus, von Paulus die zu diesem Amte erforderlichen Eigenschaften angegeben wurden, so wird es beiden aus Mangel an persönlicher Bekanntschaft wohl unmöglich gewesen sein, selbst die geeigneten Personen herauszufinden, um die Wahl derselben nicht den Brüdern an Ort und Stelle nach dem vom Apostel erteilten Anweisungen zu überlassen und dieselbe höchstens zu überwachen. - Gibt man dies aber für die Wahl der Diakone zu, warum denn nicht auch für die Ältesten, da die Umstände, wie die Bedingungen zur Wahl sich doch durch nichts voneinander unterscheiden? -

Diese Beteiligung der Gemeinde durch Wahl bei Besetzung von Ämtern oder Aussendung von Arbeitern, sowie ihre Mitwirkung bei wichtigen Beschlüssen, selbst da, wo die Apostel persönlich zugegen waren, bestätigen uns auch noch folgende Stellen der Heiligen Schrift: „Da dünkte es gut die Apostel und Ältesten, samt der ganzen Gemeinde (zu Jerusalem), Männer aus ihnen zu erwählen und gen Antiochien zu senden … Und sie gaben Schrift in ihre Hand, also: Wir, die Apostel und Ältesten und Brüder … hat es uns gut gedünkt, einmütiglich versammelt, Männer zu erwählen und zu euch zu senden … denn es gefällt dem Heiligen Geist und uns“ (Apg. 15, 22-28). „Laß keine Witwe erwählt werden (zur Diakonissin) unter sechzig Jahren“ (1. Tim. 5, 9). „Wir haben aber einen Bruder (wahrscheinlich Lukas) mit ihm (Titus) gesandt, der das Lob hat am Evangelium durch alle Gemeinden. Nicht allein aber das, sondern er ist auch von den Gemeinden erwählt zu unserem Gefährten“ (2. Kor. 8, 18.19). Dasselbe griechische Wort (cheirotoneo), das sich in dieser Stelle findet und mit „wählen“ übersetzt ist, kommt noch einmal im Neuen Testamente vor, und zwar Apg. 14, 23, wo eben von der Einsetzung der Ältesten „in jeglicher Stadt“ die Rede ist. Wer mit der eigentlichen Bedeutung und dem üblichen Gebrauche dieses Wortes im Griechischen bekannt ist, wird wissen, daß dasselbe hier nur soviel heißen kann: als in der Gemeinde durch Aufheben der Hand von Seiten der Mitglieder abstimmen oder erwählen oder beschließen.

Endlich müssen wir noch den Punkt kurz zur Sprache bringen, auf den die Gegner der dauernden göttlichen Einsetzung des Ältestendienstes besonderes Gewicht legen, indem sie in demselben ihr ganzes Streben zu einem bestimmten Systeme gipfeln. Den traurigen Christen gleich, welche infolge fortwährend niederschlagender Erfahrungen des Lebens zu dem verzweifelten Schlusse gekommen sind, daß es auf dieser Erde nicht besser werden können, und daß man deshalb, trotz aller schriftmäßigen Aufforderungen zur persönlichen Heiligung, bei dem allgemeinen menschlichen Verderben selbst nach dem Willen Gottes in seinem Elende liegen bleiben müsse, sehen gewisse Brüder in allem, was sie umgibt, nicht nur in ihrer eigenen Anschauungsweise, den Abfall, unter dem nach ihrer Meinung auch der Ältestendienst schon längst begraben liegt und zu dessen Wiederherstellung nach dem Worte Gottes man auch nichts mehr tun könne, noch dürfe, als wenn das, was ist, darüber entscheiden dürfte, was sein soll.

Wir tragen dem, was die Heilige Schrift über die „letzten Zeiten“ sagt, auch vollkommen Rechnung; wir suchen dabei aber jede Nüchternheit zu bewahren, welche uns gerade der Ernst der letzten Zeit einflößen soll, nach dem Worte des Herrn: „Darum wachet!“ Zu dieser Nüchternheit in Beziehung auf die letzten Zeiten und die letzten Dinge müssen wir auch deren richtige Anwendung auf den Ältestendienst in der Gemeinde rechnen.

Da lesen wir denn Apg. 20, 28 -30, daß Paulus im Blick auf sein nahes Ende, und daß die Brüder sein Angesicht nicht mehr sehen werden, den Ältesten der Gemeinde zu Ephesus sagt: „So habt nun acht auf euch selbst und die ganze Herde, unter welche euch der Heilige Geist gesetzt hat zu Bischöfen, zu weiden die Gemeinde Gottes, welche er durch sein eigenes Blut erworben hat. Denn das weiß ich, daß nach meinem Abschied werden unter euch kommen grausame Wölfe, die der Herde nicht verschonen werden. Auch aus euch selbst werden aufstehen Männer, die da verkehrte Dinge reden, die Jünger an sich zu ziehen.“

Wenn hier der Apostel seine Ermahnung an die Ältesten zu Ephesus, acht zu haben auf sich selbst und die ganze Gemeinde, und diese zu weiden, damit begründet, daß später grausame Wölfe kommen, und aus ihrer eigenen Mitte Männer aufstehen werden, die da verkehrte Dinge reden, die Jünger an sich zu ziehen: so kann man in dieser Begründung der Aufforderung zur Ausübung des Ältestendienstes verständigerweise doch nicht zugleich den Grund finden wollen, weshalb derselbe aufhören soll. Im Gegenteil: weil Gefahren für die Gemeinde kommen werden, sollen die Ältesten, als Aufseher und Hirten derselben, soviel mehr ihr Amt wahrnehmen und den hereinbrechenden Wölfen in Schafskleidern nach außen, sowie den falschen Lehrern und Rottenmachern im Innern mit aller Macht widerstehen. „Darum seid wacker“, oder „darum wachet“, setzt Paulus in unmittelbarer Folge hinzu, und schließt dann mit den ermunternden und verheißungsvollen Worten : „Und nun, lieben Brüder, befehle ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade, der (oder das) da mächtig ist, euch aufzubauen (aufzuerbauen, weiter zu erbauen) und zu geben das Erbe unter allen, die geheiligt werden“ (Apg. 20, 31).

Liegt denn in diesen Worten des Apostels etwas von der Ermutigung des Kleinglaubens, welcher sich darin zu erkennen gibt, daß man behauptet, es sei bei der vielfachen Verwirrung und dem fortwährenden Sektenwesen unter den Gläubigen nicht mehr möglich, die apostolische Vorschrift zu befolgen und die angegebene Ordnung in der Gemeinde durch den Dienst von Ältesten in evangelischer Weise zu handhaben, und es habe also der Ältestendienst von selbst aufgehört?-

In ganz ähnlicher Beziehung zueinander steht der Inhalt des dritten zu dem des vierten Kapitels im ersten Brief an Timotheus. Am Schlusse des dritten Kapitels sagt Paulus: „Solches (über die Ämter in der Gemeinde) schreibe ich dir, und hoffe aufs baldigste zu dir zu kommen; so ich aber verzöge, daß du wissest, wie du im Hause Gottes wandeln sollst, welches ist die Gemeinde des lebendigen Gottes, ein Pfeiler und Grundfeste der Wahrheit“. Und das vierte Kapitel fängt damit an: „Der Geist aber saget deutlich, daß in den letzten Zeiten werden etliche von dem Glauben abtreten, und anhangen verführerischen Geistern“ usf. Daß man sich hier aber unter den „letzten Zeiten“ nicht bloß unsere Zeit, in der wir jetzt leben, zu denken hat, sondern auch schon die damalige Zeit, in welcher die Apostel und ihre Gehilfen standen, geht aus vielen Stellen der apostolischen Briefe klar hervor. Wir wollen nur die folgenden Stellen anführen. 2. Tim. 3, 1-5 schreibt Paulus an Timotheus: „Das sollst du aber wissen, daß in den letzten Tagen werden schlimme Zeiten kommen; denn es werden die Menschen sein selbstliebig, die da haben einen Schein von Gottseligkeit, aber ihre Kraft verleugnen sie. Und solche meide.“ Wie hätte nun Timotheus solche meiden können, wenn sie noch nicht dagewesen wären? - Waren sie aber schon da, warum soll denn in der jetzigen Zeit des „Abfalls“ die apostolische Regel in betreff der Gemeinden und ihrer Ämter weniger Gültigkeit haben, als in der damaligen Zeit des „Abfalls“? - Will man dagegen das Wort „solche meide“ nur auf die spätere Zeit beziehen, so kann man in dem gegebenen Zusammenhange von dieser späteren Zeit auch das nicht trennen, was Paulus dem Timotheus über die Einsetzung und den Dienst der Ältesten und Diakonen sagt. Vergleichen wir hiermit, was Paulus dem Titus Kap. 1, V. 5f. sagt, so muß uns die Sache noch klarer werden. Zunächst heißt es da: „Deshalb ließ ich dich in Kreta, daß du das Übrige solltest vollends einrichten, und in jeglicher Stadt Älteste bestellen, wie ich dir befohlen habe.“ Dann werden die erforderlichen Eigenschaften eines Ältesten angegeben, unter welchen die letzte also lautet: „Und halte ob dem Wort, das gewiß ist der Lehre gemäß, auf daß er mächtig sei, sowohl zu ermahnen durch die gesunde Lehre, als zu strafen die Widersprecher. Denn es sind viel freche und unnütze Schwätzer und Verführer, sonderlich die aus der Beschneidung; welchen muß man das Maul stopfen, die da ganze Häuser verkehren und lehren, das nicht sein soll.“ „Sie sagen, sie erkennen Gott, aber mit den Werken verleugnen sie es.“ Hier finden wir bei derselben Veranlassung, daß Paulus über die Einsetzung von Ältesten „in jeglicher Stadt“ Vorschriften erteilt, auch dieselben Anzeichen des „Abfalls“ angeführt, wie in der obigen Stelle des zweiten Briefes an Timotheus, nur mit dem Unterschiede, daß es hier heißt: „ es sind viel freche und unnütze Schwätzer und Verführer“ usw., und daß wir bei Timotheus lesen: „in den letzten Tagen werden schlimme Zeiten kommen; denn es werden die Menschen sein selbstliebig“. Müssen wir hieraus nicht notwendigerweise erkennen, daß der so oft genannte „Abfall“ der „letzten Zeiten“, welcher den Ältestendienst jetzt unmöglich gemacht haben soll, zur Zeit der Apostel schon ebenfalls da war, und daß daraus jenes vorgeschützte Hindernis, um Älteste zu haben, nicht allein durch den ausdrücklichen Befehl des Apostels an Timotheus und Titus, sondern auch durch die Ähnlichkeit der Verhältnisse von damals und jetzt gerichtet ist?

Zur weiteren Bestätigung des Gesagten verweisen wir noch auf 2. Pet. 3, wo es Vers 3 heißt: „Und wisset das aufs erste, daß in den letzten Tagen kommen werden Spötter, die nach ihren eigenen Lüsten wandeln“ usw., und Vers 17: „Ihr aber, meine Lieben, weil ihr das zuvor wisset, so verwahret euch, daß ihr nicht durch den Irrtum der ruchlosen Leute mit verführet werdet und entfallet aus eurer eigenen Festung.“ Also hier wieder sind die Zustände „in den letzten Tagen“ als solche dargestellt, deren Gefahr zur Zeit des Apostels Petrus schon so groß war, daß dieser die Gläubigen davor warnt, auf daß sie nicht durch den Irrtum der ruchlosen Leute mit verführt werden, und aus ihrer eigenen Festung entfallen.

Auch der Apostel Judas, dessen kurzer Brief ganz besonders von den traurigen Erscheinungen des „Abfalls“ handelt, läßt uns keinen Augenblick darüber in Zweifel, daß die von ihm beschriebenen Zustände nicht erst in späterer Zeit kommen würden, sondern auch schon zu seiner Zeit da waren. „Daß ihr ob dem Glauben kämpfet, der einmal den Heiligen übergeben ist. Denn es sind etliche Menschen neben eingedrungen“ usw. (V. 3.3). „Ihr aber, meine Lieben, gedenket an die Worte, die zuvor gesagt sind von den Aposteln unseres Herrn Jesu Christi; daß sie euch sagten, daß zu der letzten Zeit werden Spötter sein, die nach ihren eigenen Lüsten wandeln“ usw. (V. 17. 18). „Ihr aber, meine Lieben, erbauet euch auf eurem allerheiligsten Glauben“ usw. (V. 20-25).

„Kinder, es ist die letzte Stunde“, sagt Johannes (1. Joh. 2, 18); „und wie ihr gehöret habt, daß der Widerchrist kommt, und nun sind viele Widerchristen geworden; daher erkennen wir, daß die letzte Stunde ist.“ Aber weit entfernt, daß diese letzte Stunde des Widerchristentums die Gaben und Ämter in den Gemeinen aufhebt, finden wir vielmehr bei Petrus (1. Pet. 4, 7.10.11), wenn es heißt: „Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge“, gleich darauf: „Und dienet einander, ein jeglicher mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes. So jemand redet, als rede er Gottes Worte. So jemand ein Amt hat, daß er es tue als aus dem Vermögen, das Gott darreicht; auf daß in allen Dingen Gott gepriesen werde durch Jesum Christum, welchem sei Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.“

Nirgendwo im Neuen Testament finden wir auch nur eine Andeutung davon, daß infolge des früheren oder späteren „Abfalls“ die Ämter in den Gemeinden in Frage gestellt werden. Man lese dieserhalb mit Aufmerksamkeit namentlich die Sendschreiben an die sieben Gemeinden Kleinasiens in der Offenbarung. Der „Engel“, als Diener der Gemeinde, kommt noch gerade so gut bei der letzten Gemeinde, in Laodicea, vor, als bei der ersten, in Ephesus, was um so bedeutungsvoller ist, als man doch fast allgemein annimmt, daß unter den sieben Gemeinden in der Offenbarung sieben aufeinander folgende Zeitabschnitte der Gemeinde Jesu Christi auf Erden überhaupt zu verstehen seien. Die Ämter der Gemeinde sollen also, anstatt infolge des hereinbrechenden „Abfalls“ aufzuhören, vielmehr dazu dienen, den „Abfall“ soviel wie möglich zu verhüten; und wo dies dennoch nicht möglich sein sollte, wo der „Abfall“ überhandnimmt, da sind es zunächst nicht die Vorsteher der Gemeinden, als die „Sterne“, sondern vielmehr die Gemeinden selbst, als die „Leuchter“, welche der Herr wegstoßen will (Off. 1, 20; 2, 5). Wo aber noch eine Gemeinde oder Versammlung von Gläubigen in der Gemeinschaft des Heiligen Geistes besteht, da sollen auch nach den Gaben des Geistes die Ämter des Geistes der apostolischen Vorschrift zufolge in Anwendung kommen.

Seht, liebe Brüder, das ist unsere Stellung zu den Gaben und Ämtern in einer evangelisch geordneten Gemeinde. Wir stehen darin mit unserm Gewissen vor dem Herrn und, wie wir meinen, auch nur auf seinem allein gültigen Worte. Kann man uns aber durch dieses eines andern überzeugen, so erklären wir uns im voraus zur Annahme jeder Belehrung gern bereit. Sollten wir aber bei näherer Prüfung der angeregten Frage darin recht haben, daß die leider meistens bestehende falsche Ordnung in den sogenannten evangelischen Gemeinden die Möglichkeit und Notwendigkeit einer biblischen Ordnung in den Gemeinden von Gläubigen nicht aufhebt: so wolle man auch nicht länger anstehen, dem Worte Gottes nachzukommen und mit der Einsicht und Kraft, welche der Herr darreicht, ihm und seiner Gemeinde in Geduld und Hoffnung auf seinen Beistand zu dienen. „Es ist“ und bleibt doch „je gewißlich wahr, so jemand ein Bischofsamt begehret, der begehret ein köstlich Werk.“

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