Farel, Wilhelm - Genfer Disputation mit Furbity, 29. Januar 1534

Farel, Wilhelm - Genfer Disputation mit Furbity, 29. Januar 1534

Über Hierarchien

Wollte Gott, daß ihr und alle, die den Namen Doctoren tragen, Liebe genug zur Kirche hätten, um sie zu erbauen und in ihrer Reinheit wieder herzustellen! In euern Universitäten und Versammlungen handelt ihr aber ohne Rücksicht auf Gott und sein Recht; ihr hört das christliche Volk nicht, das doch berufen werden sollte, sondern was ihr beschließt, es sei Recht oder nicht, das muß gehalten werden bei Todesstrafe; und will euch einer aus der Schrift widerlegen, so verweist ihr ihn mit seinen Gründen an den Henker. Die Schrift allein soll Autorität haben in der Kirche; so ist es nicht mehr, ihr allein seid Alles und thut Alles, ihr schneidet und näht wie es euch beliebt; auf das Volk wird so wenig geachtet als auf unvernünftiges Gethier. Ihr haltet die Fürsten unter eurer Gewalt, während ihr der Obrigkeit unterthan sein solltet. Eure Gebote sollen befolgt werden; die Gottes und der Obrigkeit tretet ihm mit Füßen. Die heilige Schrift weiß nichts von Papst, Kardinälen, Bischöfen. Wie könnt ihr eure Würden, Aemter, Grade, Benefizien dem heiligen Geiste zuschreiben? Wahrlich, nicht der Geist Christi, der sanftmüthig und demüthig ist, sondern der ihm feindselige Geist hat dies Alles eingeführt.

Ihr wollt einen Christus, der reich und mächtig sei in dieser Welt und diejenigen tödten lasse die ihm widerstehn. So war unser Herr nicht, er war arm, verfolgt, verspottet, und wurde getödtet von seinen Widersachern.

Ich staune, daß man zu sagen wagt die Kirche des Papstes werde wie die erste durch den heiligen Geist regiert und Christus lebe in ihr; in der That, der heilige Geist und Christus wären sonderbar verändert! Nein, er regiert vielmehr die welche in dieser Zeit verfolgt, vertrieben, verbrannt werden für sein Evangelium wie in den Zeiten der alten Kirche; mit diesen ist Christus; wie könnten sie sonst bestehn, da man sie grausamer behandelt als je? Der Herr hat uns dies vorausgesagt, wir tragen es in Glauben und Geduld, denn wir wissen, daß er vollenden wird was er begonnen hat, und das gerechte Blut rächen, das für sein Wort vergossen wird.

Quelle: Schmidt, Carl - Wilhelm Farel und Peter Viret.

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