Corvinus, Antonius - Predigt am Ostermontage über Ev. Luc. 24

Corvinus, Antonius - Predigt am Ostermontage über Ev. Luc. 24

Erstlich ist hier wohl zu merken der Jünger, so von Jerusalem bis gen Emmahus gehen, Unglaube und Schwachheit. Denn wie es in der Historie der Auferstehung Christi fast allen Jüngern ging, also ist's diesen auch gegangen, und ist schwerlich zugegangen, dass sie diesen Artikel haben glauben und ergreifen können. Ja, es hat ihnen hier Christus mit Worten, mit Werken, mit Mirakeln, mit den Engeln und mit Zeigung seiner Wunden gedient. Noch sind sie schwerlich in diesem Artikel überredet worden, so unartig und böse ist das Fleisch, wenn es durch den heiligen Geist nicht erleuchtet und zu Gottes Erkenntniss geführet wird. Doch haben diese zween Jünger noch ein klein Fünklein der Liebe zu Christus gehabt, also, dass sie nicht unterlassen konnten, sie mussten dennoch von ihm reden und einer dem andern eine Noth klagen. Nun im selbigen Klagen gesellet sich Christus zu ihnen und das in einer Gestalt eines Fremdlings, grüsset sie und fragt Ursach ihrer Traurigkeit. er will uns damit lehren, dass er an gottseligem und christlichem Geschwätz gar grosses Gefallen habe, ja seine Lehre (wo Zween in meinem Namen versammelt sein, da will ich sein der Dritte) will er hier mit der That wahr machen und uns von faulem, unnützem Geschwätz abführen. Wollte aber Gott, dass Solches zu unseren Zeiten dem Volke gar wohl eingebildet wäre, dieweil es schier singend anders zu geneigt ist, denn zu schandbaren, unzüchtigen Worten, Afterkosen und faulem Geschwätz, also, dass man auch jetzt in heidnischen Geschwätzen mehr Zucht und Ehrbarkeit finden soll, denn bei uns, die wir Christen heissen wollen; gedenken wenig daran, dass wir von einem jeden unnützen Worte zum jüngsten Tage Rede und Antwort geben müssen, und dass St. Paulus den Christen so hart verboten hat, dass sie kein faul Geschwätz aus ihrem Munde gehen lassen sollen. Willst du aber bei deinem Geschwätz Christum selber haben und gegenwärtig, so thue wie die zween Jünger gethan haben, rede von Dingen, Gottes Ehre und deiner Seele Seligkeit belangend, habe deine Gedanken alle Zeit im Gesetz des Herrn, so wird Christus nicht fern von dir sein. Wirst du aber Gottes in deinem Geschwätz vergessen, so wirst du auch in deinem Geschwätz nicht Gott, sondern den Teufel gegenwärtig haben.

Zum Andern sehen wir in diesem Evangelio, nachdem sich Christus zu diesen Jüngern gesellet, was er bei ihnen ausgerichtet habe. Und zwar erstlich stellet er sich, als wisse er gar Nichts von den Dingen, so in den Tagen zu Jerusalem geschehen waren, will also den Unglauben dieser Jünger herauslocken, dass er sie zu strafen und zu unterweisen Ursach gewinne, wie denn auch geschehen. Denn sie fahren flugs heraus, reden dermaassen von ihm, dass man wohl verstehen konnte, dass sie sich seiner Zusagung zum Theil, wo nicht gar, ergeben hätten. Überdies heissen sie ihn einen Propheten, der wohl mit Worten und Werken vor Gott und der Welt gewaltig, aber doch der Mann nicht gewesen sei, welchen sie verhofft hatten; er sollte das Reich Israel wieder aufgerichtet haben.

Was thut hier Christus? Es ist dem lieben Herrn unser Unglaube und Schwachheit gar wohl bekannt, weiss auch, dass in unserm Fleisch nichts Gutes stecket. Demnach, wenn wir gleich nicht vollkommen im Glauben sind, will er uns dennoch nicht verwerfen, sondern unterweisen und gestraft haben, wie er hier selber thut, und uns auch dermaassen zu thun mit seinem Exempel lehret. Denn erstlich strafet er sie und sagt: O ihr Thoren und trägen Herzens, zu gläuben all Dem, das die Propheten geredet haben. Musste nicht Christus leiden und zu seiner Herrlichkeit eingehen? Christus thut nicht unrecht hier, dass er die Seinen Thoren heisst, welches er doch vorhin Matthäi am Fünften verboten hatte; denn was er hier thut, Das thut er in göttlichem Eifer und väterlicher Weise, in welchem Fall Solches wohl geschehen mag, sonderlich, wo es so herzlich gut gemeint wird, wie es hier Christus gemeint hat. Danach hebt er nun an von Mose und allen Propheten und legt ihnen die Schrift aus, die von ihm gesagt war. Strafen ohne Trost ist nicht fein, und wer den andern strafen will, soll nicht allein sagen, was er Unrechtes gethan habe, sondern auch dabei anzeigen, was wohl und recht gethan sei. Also thut hier der gütige Christus. Er straft erstlich der Seinen Unglauben, danach, dieweil der Glaube aus dem Gehör des Wortes kommt, beweiset er aus göttlicher Schrift, dass Christus also habe leiden müssen, treibt auch seine Predigt unterwegs mit solcher Gewalt, dass auch danach die Jünger selbst bekannten, ihr Herz wäre entbrannt, da er ihnen de Schrift so gewaltiglich ausgelegt hätte. O selig ist der Mann, der von Christus also durch sein Wort gezogen und durch seinen Geist so wohl unterwiesen wird!

Zum Dritten beschreibet nun der Evangelist, wie sich gemeldeter Christus seinen Jüngern offenbaret und auch ihnen die Augen aufgethan habe. Er spricht, da sie nahe bei den Flecken gekommen seien und er sich gestellt habe, als wollte er weiter gehe, da haben sie ihn genöthigt und gesagt: Bleibe bei uns; welches denn geschehen. Und es geschah, da er mit ihnen zu Tisch sass, nahm er das Brodt, sprach den Segen, brach's und gab's ihnen. Da wurden ihre Augen geöffnet, und er verschwand vor ihnen. Des Brodtbrechens, sonderlich aber der Danksagung waren sie an Christo gewohnt; aber dennoch hätten sie ihn dabei nicht erkennen können, wenn er ihnen die Augen nicht aufgethan hätte, welches denn eben um die Zeit solcher Danksagung und Brechens geschehen ist Eins lerne auf's Erste, nämlich, dass du für alle empfangenen Güter und Gaben, sie seien leiblich oder geistlich,alle Zeit Gott dankst. Denn was hast du, das dir Gott nicht gegeben habe? Hat dir aber Alles, was du hast, Gott aus Gnade ohne Verdienst gegeben, warum wolltest du denn nicht alle Zeit für solche Wohlthat danksagen? Paulus, da er in der Epistel zum Timotheus (1, Cap. 4) die Freiheit Essens und Trinkens handelt, sagt, dass die Christen Alles mit Danksagung zu sich nehmen sollen, wie er auch in der Epistel zu den Thessalonichern thut (1. Thess. 6). Weiter habe auch nun auf's Andere Acht, nämlich, dass Christus die Augen seiner Jünger aufgethan und sie zu seinem Erkenntniss geführt hat. Denn wie diese seine Jünger zum Erkenntniss Christi nicht kommen konnten, also könnten wir auch nicht recht glauben, wenn uns Christus durch sein Wort und seinen Geist nicht erleuchtet und herzubringt.

Zum Vierten sehen wir in diesem Evangelio, dass solche Gnade, wenn uns durch Christi Wort und Geist die Augen zum Erkenntniss Gottes eröffnet werden, nicht vergeblich sei, auch die Freude des Herzens nicht allein bei sich behalte, sondern Vielen mittheile; wie auch St. Paulus sagt (Röm. 10): Mit dem Herzen glaubt man zur Gerechtigkeit, mit dem Munde aber geschieht das Bekenntniss zur Seligkeit;und der Prophet David: Ich habe geglaubt, darum habe ich geredet (Ps. 116). Es ist die Predigt von dem Leiden und der Auferstehung Christi nicht ein solcher Schatz, dass man denselbigen, wenn er gefunden, wiederum verbergen und inne halten solle; nein, nein, er will und muss ausgetheilet sein, wie auch Christus sagt: Was ich euch ins Ohr gesagt habe, Das saget ihr auf den Dächern. Also thun auch hier die zween Jünger. Da sie Christum gesehen und erkannt hatten, liefen sie flugs wiederum gen Jerusalem und erzählten den Elfen, so bei einander waren, was ihnen widerfahren war, und wie sie auch den Herrn erkannt hatten. Also soll ein jeder Gläubige auch thun. Wenn er Christum erkannt hat und zum Glauben durch sein Wort kommen ist, soll er solchen Schatz Jedermänniglich mittheilen und allen Menschen zur Seligkeit und Gerechtigkeit behilflich und gerathen sein.

Quelle: Beste, Wilhelm - Die bedeutendsten Kanzelredner der lutherschen Kirche des Reformationszeitalters

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