Comenius, Johann Amos - Das allein Nothwendige - Beschluß.

Comenius, Johann Amos - Das allein Nothwendige - Beschluß.

Bewahrung des allein Notwendigen.

Noch will ich folgendes über den vornehmsten Gebrauch der Regel Christi hinzusetzen, welcher darin besteht, daß man nicht mit einigem wenigen oder einzigen außer sich, sondern mit sich allein und feinen inneren unverlierbaren Gütern zufrieden sei. Davon sagt Christus: was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und verlöre sich selbst? (Luc. 9, 25) und umgekehrt, wenn er Alles verliert, sich selbst aber gewinnt? - Nichts; der sich selbst hat, hat Alles. Dies erinnert mich an den Ausspruch des Biantis, der, als er sein Vaterland, Priene, verloren, und Andere mit Kostbarkeiten beladen davon flohen, auf die Frage: warum er allein nichts von seinen Sachen mitnehme, antwortete: ich trage alle meine Güter bei mir. Nemlich in der Brust trug er sie, nicht auf den Schultern; die mit dem Gemüthe und nicht mit Augen zu sehen waren. Wenn wir dies als heldenmüthige Rede und That bewundern und loben; warum nicht tausendmal mehr den Sohn Gottes, der um unseretwillen Mensch geworden, nichts von äußeren Dingen besitzen wollte; dem bei seinem Tode auch die Kleider ausgezogen, und vor seinen Augen vertheilt wurden; der endlich nicht ein eigenes Grab hatte, ob er schon der Herr Himmels und der Erden ist. - Die Seinigen nach solchem Muster zu bilden, sprach er: „Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes u. s. f. Und als einst ein reicher Jüngling nach dem Weg des Lebens fragte, und der Herr ihm den Weg der Gebote Gottes zeigte; jener aber erklärte, hierauf stets seinen Weg gerichtet zu haben, und nun nach ferneren Verhaltungsregeln forschte, antwortete ihm der Herr: „Willst du vollkommen sein, so gehe hin und verkauft, was du hast, und gieb es den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm' und folge mir (Mat. 19, 21).“ Daher die wunderbar klingenden Reden Christi: „Selig seid ihr Armen. - Wehe euch Reichen“ (Luc. 8, 20). Dergleichen lehrten auch die Apostel, und ermahnten die Christen, sich zu befleißigen, auf andere Art, als die Welt es beurtheilen kann, glückselig, reich und satt zu werden (2. Cor. 6, 8 - 10). Wer dergleichen scheinbare Widersprüche wohl versteht, der wird auch das ihm wahrhaft Nothwendige und den besten Theil, der nicht von ihm genommen wird, zu erwählen wissen.

Die Summe dieser geistigen Klugheit ist: 1) sich nicht mit Dingen, über das Bedürfniß des Lebens hinaus, zu beschweren, mit wenigem sich begnügen und Gott zu danken; 2) wenn es an der Bequemlichkeit fehlt, sich allein an dem Nöthigen zu halten; 3) wenn auch dies genommen wird, sich zu befleißigen, daß man sich selbst erhalte; 4) kann man auch dies nicht, sich selbst aufzugeben, und nur sich zu hüten, Gott zu verlieren. Denn wer Gott hat, kann Alles entbehren, indem er sein höchstes Gut und ewiges Leben mit Gott und in Gott in Ewigkeit besitzt. Und hier ist alles Verlangens Ende.

Viel Wissen blähet auf; nur Christum recht erkennen, Ist aller Künste Kunst, der Weisheit Kern zu nennen.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/c/comenius/comenius_dan_beschluss.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain