Coerper, Heinrich - Dienstanweisung für Reichgottesarbeiter

Coerper, Heinrich - Dienstanweisung für Reichgottesarbeiter

Die allererste Voraussetzung für einen, der ein rechter Knecht oder eine rechte Magd des Herrn sein will, ist die, dass sein Leben eine deutliche Predigt sei, eine Bestätigung seiner Worte, ein Zeugnis für seinen Herrn, ein Wohlgeruch Christi. Es darf bei ihm unter keinen Umständen so sein, wie schon Augustin von den Lehrern seiner Zeit klagt: „Mit ihrer Lehre bauen sie, und mit ihrem Leben reißen sie nieder.“ Taten reden lauter als Worte, und wenn unsere Taten dem Evangelium nicht entsprechen, wenn wir ein Doppelgesicht haben, eins beim Dienst an anderen und ein anderes im eigenen Leben, so traut man uns nicht, und das mit Recht. Wir haben dann kein Anrecht, von Gott zu erwarten, daß er unsere Arbeit segne.

Nur ein demütiges Herz kann wirklich völlig dem Dienste Gottes geweiht sein, nur ein Solches kann sich in alle Aufgaben, auch in diejenigen, welche voll Selbstverleugnung sind und bei welchen für Genuss, Bequemlichkeit, Erwerb und Ehre nichts herauskommt, in kindlichem Gehorsam schicken. Ein solcher Mensch wird dann nicht ein unzuverlässiger Bote für den Herrn sein, der gerade dann versagt, wenn er nach Gottes Willen dienen sollte, weil er eben nicht von sich selbst bekehrt ist (Hos. 7,16).

Die Demut ist vielmehr für jede Gnade, deren sie sich unwert hält, dankbar und achtet jede Aufgabe, auch die unscheinbarste, groß und übt darin Treue. Einen solchen Menschen kann Gott auch segnen ohne Gefahr, dass ihm der Segen schaden werde.

Wo dagegen diese Tugend fehlt, da gelingt es dem Feind leicht, Erfolge oder den Einfluss, welchen ein Reichgottesarbeiter zu haben berufen ist, zu benutzen, um denselben hochmütig oder herrschsüchtig zu machen. Man wird ein kleiner König oder Papst, und es schleicht sich ein anspruchsvolles Wesen ein mit seinen Begleiterscheinungen der Unfehlbarkeit und Rechthaberei, der Unzufriedenheit, Empfindlichkeit, der Selbstentschuldigung und Verkleinerung der eigenen Sünden und vielleicht auch Vergrößerung der fremden Sünden. Dazu kommt auch liebloses Richten und Neid ändern gegenüber. Da ist dann der Segen Gottes bald unterbunden. Manches Geheimnis der Unfruchtbarkeit in Reichgottesarbeiten findet in dem Mangel an Demut der Reichgottesarbeiter seine ausreichende Erklärung.

Die wahre Liebe besitzt einen Streitergeist, der sich hingibt an die Sache des Herrn und dafür eintritt, koste es, was es wolle. General Booth sagte einmal folgendes: „Ein Knecht Gottes muß einen Streitergeist haben, d. h., er muss ein solches Herz haben, welches im tiefsten Grunde einem Streiterleben zustimmt, um Seelen zu retten; er wird sich selbst zur Seelenrettung hergeben, er braucht nicht dazu angetrieben zu werden. Er wird vielmehr ein solches Leben jedem andern vorziehen, ja es wird dies seine Freude und sein Ergötzen sein. Er will lieber zum Kampf ausziehen, als bequem zu Hause bleiben; wenn er diesen Streitergeist hat, wird er auch imstande sein, Spott, Selbstverleugnung, Leiden und mancherlei Entbehrungen, welche ein solches Leben erfordert, zu ertragen.“

Wenn wir nach dem Geheimnis wirklich gesegneter Arbeiter im Reich Gottes forschen, so werden wir gewiss hineingeführt in die Stille ihres Gebetskämmerleins.

Besonders ist diese Stille zu üben vor und nach der Verkündigung des Wortes Gottes, abgesehen von den regelmäßigen, festgesetzten Gebetszeiten und abgesehen von den Gebetszeiten, zu welchen der Geist Gottes besonders mahnt. Je mehr jemand darin Treue übt, desto mehr wird allmählich das ganze Leben zu einem Gebet; d. h. zu einem liebevollen, gebeugten, verständnisvollen Stehenbleiben vor dem Herrn und zu einem Verkehren mit Ihm in Bezug auf alle Anliegen des Lebens und des Berufs. Der Segen dieses stillen, fortgesetzten Schöpfens wird gewiss offenbar werden in der neuen Kraft, im eigenen Leben und durch tiefere Erkenntnis der Herrlichkeit der Erlösung und der Führungen Gottes.

Je stiller ein Herz ist, Je mehr es sich in der Gegenwart Gottes befindet, desto einfacher und leichter wird das Abweisen aller Zerfahrenheit und Zuchtlosigkeit auch in Gedanken sein. Darum ist besonders darauf zu sehen, dass man durch den Heiligen Geist des Fleisches Geschäfte, also auch die zerstreuenden und unnützen Gedanken und verkehrten Phantasien, tötet. Es gilt, sich bewahren zu lassen vor einer Art geistiger Landstreicherei. Solches Vagabundieren der Gedanken ist ein Zeichen einer geistigen und geistlichen Zucht- und Ziellosigkeit und ist eine Verarmung, während uns doch der Zugang zu den Schätzen Gottes erschlossen ist und offensteht.

Besonders gilt es für einen Diener und eine Dienerin Gottes, jede Gelegenheit zu benutzen, um sich selbst zu verleugnen. Kann man doch ohne Selbstverleugnung überhaupt gar nicht Jesu Jünger sein. Ein wahrer Jünger des Herrn trachtet nicht danach, immer größere Ansprüche zu verringern und immer kleiner zu werden. Denn er kann nicht vergessen, dass sein Meister, auf dessen Erscheinung er hofft und wartet, nicht hatte, da er sein Haupt hinlegen sollte; und wenn ihm auch diese oder jene Bequemlichkeit angeboten oder geschenkt werden mag, so wird er gewiss vorsichtig sein mit der Annahme und dem Gebrauch derselben; besonders aber wird er nie sein Herz daran hängen dürfen und wird dadurch, daß er ebenso zufrieden ist, wenn er jene Dinge entbehrt, als wenn er sie hat, beweisen, dass er in der Tat davon los ist und daß solche Dinge nicht sein Gutes oder Seine Schätze bilden, sondern dass er in Jesus etwas viel Besseres besitzt.

Ein Diener Gottes soll stets ein ganz bereites Werkzeug seines Meisters sein und ein lebendiges Opfer für ihn, zu allem guten Werk völlig geschickt; er soll alle Gelegenheiten und Augenblicke recht auskaufen. Es soll von ihm für jeden Auftrag vom Herrn und seinem Geist die unwiderstehliche Gewalt der Wahrheit und Liebe gesucht und empfangen werden, wie unser Herr sie besessen hat.

Das Zeugnis sowohl im Wort als auch im Wandel soll stets überzeugend und überführend sein, getragen von dem Bewusstsein des großen Wertes und der Bedeutung des Augenblicks oder des Heute und eingegeben von der Erkenntnis, wie hoch die Seelen von Gott geschätzt sind. Keine Gelegenheit sollte vorbeigelassen werden, um einen Erfolg für die Sache Gottes zu gewinnen, kann man doch nie wissen, wie entscheidend eine Stunde, ein Augenblick, ein Wort, ein Blick, auch eine scheinbar ganz unwichtige Handlung sein kann. Vielleicht kann Gott irgend etwas dergleichen gebrauchen, um Seelen zu retten oder dieselben in eine Bahn zu bringen, auf welcher sie des Herrn auserwählte Gefäße und Rüstzeuge werden können. Versäumte Augenblicke und Gelegenheiten, wo ein Diener Gottes aus Gleichgültigkeit oder Trägheit, aus Lieblosigkeit oder Furchtsamkeit sich gehen lässt, anstatt auf der Hut zu sein und in der Kampfesrüstung zu stehen, können vielleicht nie mehr wiederkehren, und Seelen können infolge solcher Versäumnisse verlorengehen.

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